Donnerstag, 14. Juni 2018
Heute begann der Tag eine Stunde früher als sonst. Wir hatten eine Buggytour im Myvatn Gebiet gebucht. Da wir spätestens 9.30 Uhr am Treffpunkt sein mussten, und mindestens eine Stunde Fahrt kalkulieren mussten, wollten wir vorsichtshalber um 8.15 Uhr unterwegs sein. In Absprache mit der Hotelbesitzerin konnten wir auch schon um 7.45 Uhr zum Frühstück im Haupthaus erscheinen. Perfekt. Das Frühstück war ähnlich spannend wie gestern. Allerdings hatte sie ein kleines dunkles Brot gebacken, das zwar einen für uns ungewohnten süssen Touch hatte – und auch vom Aussehen eher einem Schokokuchen denn einem Brot glich – aber trotzdem ziemlich lecker war. Dazu Kaffee und wir waren startbereit. Um 9.15 Uhr standen wir dann pünktlich vor den Buggys. Wenige Minuten später kam dann auch unser Guide und gleichzeitig auch Anbieter der Tour. Da sich ausser uns niemand weiteres angemeldet hat, gab es also eine private Tour für uns. Scheinbar ist die „kleine“ Buggy Tour mit einer Stunde Fahrzeit sehr gefragt, aber wir waren die ersten, die die „große“ Runde mit zwei Stunden Fahrspaß gebucht hatten. Eigentlich hatten wir geplant, dass Peter und ich je einen Buggy fahren, aber ich hab mich dann vor Ort umentschieden und „Beifahrer“ gespielt. Erstens weiss ich, dass die Männer meist zügiger unterwegs sind und dann halt immer warten müssen. Ausserdem hab ich total Spaß daran, die Landschaft zu geniessen, Photos zu machen und Videos zu drehen, wenn meine bessere Hälfte durch Pfützen tobt und querfeldein kurvt. So haben wir beide mehr davon. Unser Tourguide war spitze. Er hat zwischendurch kurze Stops gemacht und uns viel zur Entstehung der Lavafelder und der Geologie Islands erklärt. Dann hat er uns zu einem beeindruckenden Krater gebracht und uns die Geschichte des Mannes, erzählt der während eines Blizzards in das Kraterloch gestürzt war und erst nach 3 Tagen gefunden wurde. Und obwohl schon Sommer in Island ist – auch wenn wir das gerade leider kaum merken – liegt eines der Kraterlöcher immer noch voll Schnee. Aber gut, wir haben noch so viel mehr bei der Fahrt gesehen. Weiter ging es bergauf und bergab. Quer über gigantische Lavafelder, dann wieder Schlamm und Geröll. Über Weiden – begleitet vom empörten Blöken der Schafe – weiter auf Schlammpisten und durch Wasserfurten. Alles was großen Jungs (und Mädchen) halt Spaß macht. Und dann irgendwann war leider doch Schluss - obwohl unser Guide unsere geplante Fahrzeit großzügig überzogen hat. Wahrscheinlich weil er auf eine gute Bewertung im Internet hofft, damit in Zukunft mehr Leute die große Tour buchen. Aber er hat sich wirklich auch eine Topbewertung verdient, es war ein grandioser Start in den Tag. Mittlerweile war es kurz vor 13 Uhr und wir wollten noch ein wenig den Nordosten der Insel erkunden. Da jetzt nur noch ein kleiner Schauer kommen sollte, haben wir noch den Tip bekommen, die Wasserfälle Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss heute noch zu besichtigen. Morgen soll Starkregen kommen. Also haben wir die geplante Route etwas erweitert und sind als erstes Richtung Dettifoss. Dort waren dann auch bereits wieder Scharen von Touristen unterwegs. Und der kleine Schauer erwies sich leider als heftiger Dauerregen. Aber nun waren wir schon mal da. Also ab in die Goretex Klamotten und losgelaufen. Wow, wir haben ja bereits einige Wasserfälle hier gesehen, aber der war wirklich schön. Zum Selfoss ging es nur zu Fuss, aber bei dem Regen nochmal 3 km laufen war es uns einfach nicht wert. Also zurück zum Auto, die pitschnassen Jacken direkt im Kofferraum ausgebreitet. Dann weiter zum Hafragilsfoss. Dort war spannenderweise kein Mensch weit und breit! Kurz angehalten, hingeflitzt – gestaunt – Photo gemacht – und ab wieder ins Auto. Und ja – der kleine Schauer war immer noch am abregnen. Dann weiter Richtung Norden. Langsam knurrte auch der Magen recht deutlich. Allerdings gab es weit und breit weder Tankstellen geschweige denn irgendwas wo man hätte essen können. Der nächste Ort auf der Karte der aussah als hätte er mehr als drei Häuser war dann Kópasker. Und ja, wir hatten Glück. Ein Mini-Tante-Emma Laden, der aber eine Kaffeetheke hatte und auch Sandwiches gemacht hat. Für jeden zwei Schnitten Toast mit Käse, Schinken und Röstzwiebeln. Das ganze kurz erhitzt, fertig. Manchmal braucht es nicht mehr um glücklich zu sein. Dann sind wir weiter an der Küste lang. Langsam wurde der Regen weniger, zum Teil blitzte sogar der ein oder andere Sonnenstrahl weit hinten auf dem Meer. Der nächste „Ort“ war Raufarhöfn. Dort waren oben auf dem Hügel vor der Stadt große Felsentore zu erkennen. Sah spannend aus – nichts wie hin. Ok, 1996 kam wohl jemand auf die Idee, ein steinernes Monument zu errichten – einen Polarsonnenkreis. Was ist das denn??? Für alle Interessierten Esoteriker – bitte mal im Internet nachlesen. Ist eine etwas seltsame Idee und hat was mit Zwergen und der Edda zu tun. Ist auch noch nicht vollendet – und wird schätzungsweise genauso unvollendet bleiben wie das Crazy Horse Monument in South Dakota. Aber gut, das war in einem anderen Urlaub. Nachdem wir noch die Infotafel am Monument abfotografiert haben ging es schnell wieder zurück ins warme Auto. Da unser Mietwagen mittlerweile echt eingedreckt war- und wir jedes Mal beim Ein- und Aussteigen aufpassen mussten, uns nicht vollkommen die Klamotten zu versauen – hat Peter noch kurz an einer Waschstelle angehalten - die findet man unterwegs überall. Ein paar Schläuche mit Waschbürsten, aus denen einfach permanent Wasser läuft. Wozu auch Wasserhähne, wenn das Wasser hier überall aus dem Boden blubbert oder in großen Wasserfällen von den Bergen herabrauscht – Sarkasmus Ende! Das Auto sah jetzt echt wieder gut aus – und dieser Eindruck hielt auch ganze 3 km. Denn dann wurde die Straße wieder zur Schlammpiste und naja – man hätte sich die Arbeit durchaus sparen können. Aber nun gut, weiter ging es über Asphalt, Schotterpisten und Feldwege in einem großen Bogen über Husavik zurück zu unserem Hotel. Morgen geht es dann an die Ostküste. Hm, und wenn das heute nur ein kleiner Schauer war sind wir gespannt, was die Isländer unter Starkregen verstehen…



Da wir nicht genau wussten, wann es in unserem Farm-Hotel Frühstück gibt, hatten wir die Wecker mal auf 7.30 Uhr gestellt. Dann sollten wir ca. 45 min später bereit sein zum Frühstücken. 8.15 Uhr erschien uns eine gute Zeit. Aber als wir dann im Haupthaus ankamen, waren die beiden anderen Paare, die aktuell Gäste waren, gerade schon fertig. Aber verständlich, denn das Frühstück war leider mehr als übersichtlich. Laut den Bewertungen auf booking.com und weil es ja eine privat geführte Farm ist, haben wir irgendwie mit ein bisschen mehr gerechnet. Toast mit und ohne Körner. 2 Sorten (niederländische!) Marmelade, Schokocreme und Erdnussbutter. Dann zwei hartgekochte Eier, die bereits in Scheiben geschnitten waren. Einige schon ziemlich angetrocknete Scheiben Gurken und Tomaten. Dann noch ein paar Scheiben Wurst und Käse, die auch schon eine etwas längere Liegezeit hatten. Und 3 selbstgebackene kalte Waffeln. Hm, daher waren wir auch recht schnell fertig. Dann zurück aufs Zimmer und noch ein bisschen Routenplanung betrieben. Denn bis zu der geplanten Whale Watching Tour um 17 Uhr hatten wir noch massig Zeit. Also erstmal los Richtung Myvatn See. Ohhh, der See trägt den Namen Mückensee zu recht. Wie furchtbar – man traut sich kaum aus dem Auto auszusteigen um Photos zu machen. Das ist echt krass. Sobald man länger als 30 s mit dem Auto anhält, hängen schon die Autoscheiben von aussen voll mit den Viechern. Zwar stechen die Biester nicht, aber sie krabbeln in Nase und Ohren und überall hin. Na, das gibt aber morgen einen Spaß wenn wir 2 Stunden mit Buggys durch das Myvatn Gebiert fahren. Apropos – erstmal nach Reykjahlíð und geschaut, wo morgen unsere Buggy Tour startet. Kurz nach dem Ortseingang sehen wir schon die Buggys stehen, Parkplätze gibt es auch genügend, also wissen wir da schon mal Bescheid für morgen früh. Dann weiter die Gegend erkunden – allerdings möglichst vom Auto aus, denn die Mücken sind wirklich überall. Als nächstes wollen wir eigentlich nur mal kurz einen Abstecher in eine Sackgasse machen – aber scheinbar ist der Abstecher lohnend, denn es ist ungewöhnlich viel Verkehr. Ah, deshalb - hier ist das große Kraftwerk. Spektakulär. Einige Bilder gemacht und weiter. Dann fahren wir an dampfenden Feldern vorbei - es sieht aus wie im Yellowstone National Park. Aber trotz des starken Schwefelgeruchs immer noch alles voller fliegender Biester. Also weiter. Aber der nächste Krater sieht so spannend aus – trotz Mücken müssen wir da halten und raufklettern um einen Blick in den Krater werfen zu können. Und es hat gelohnt. Blaugrün schimmert der See im erloschenen Vulkan, wirklich sehenswert. Dann wieder zurück zum Auto. Gerade als wir wieder am Kraftwerkvorbei fahren wollen (vielmehr müssen wir eigentlich durch das Kraftwerk durchfahren), sehen wir eine Hinweisschild zum Visitorcenter Engine Plant. Kraftwerke sind immer spannend – also angehalten und geschaut. Und das war dieses Mal wirklich super gemacht. Viel Infomaterial, dazu ein kurzer Film wie die Hitze der Lava und die unterirdischen Wasservorräte zu Wasserdampf und damit zur Energiegewinnung genutzt werden. Dazu gab es leckeren Kaffee und weitere Reisetips. Auf jeden Fall ein lohnender Stop. Dann weiter auf Schotterpisten Richtung Húsavík. Überall neben uns dampft und brodelt es aus dem Boden. Da möchte man am liebsten mal einen Beutel Reis rein werfen und schauen was passiert… Aber auch wenn es toll ausschaut – zu dicht sollte man sicherlich nicht rangehen, das haben sie uns im Kraftwerk ja gerade recht anschaulich erläutert. Als wir weiterfahren kommen wir an großen Gewächshäusern vorbei. Klar, in einem Geothermalgebiet kann man Gewächshäuser natürlich fast kostenlos (in Bezug auf die Energiekosten) betreiben. Dann wird die Strasse wieder breiter und wir haben wieder Asphalt unter den Rädern. Wir erreichen Húsavík. Da wir immer noch viel Zeit haben, laufen wir erst noch eine große Runde durch den Hafen – denn mehr gibt es dort leider nicht zu sehen. Am tollsten fanden wir einen Ford Ranger mit festem Wohncontainer statt Ladefläche. Das müssen wir mal googeln – das wäre wirklich eine toll Alternative zu einem Wohnmobil. Aber jetzt ist erstmal Whale Watching angesagt. Noch schnell etwas wärmeres angezogen und dann los zum Treffpunkt. Dort gab es die obligatorischen wind- und wasserdichten Anzüge. Dann rauf auf unser Schiff mit Elektroantrieb. Zum Glück war nicht viel los und so hatten wir tolle Plätze direkt am Bug bekommen. Und die Fahrt hat sich wirklich gelohnt. Nicht nur dass das Wetter in der Bucht vor Húsavík deutlich besser war als an Land – wir waren gerade 10 min unterwegs da kreuzte ein großer Wal direkt unseren Bug. Leider hab ich es nur aus den Augenwinkeln gesehen, da ich gerade mit dem Rücken zum Bug stand – unser Tourguide war noch dabei die Sicherheitsinfos zu geben. Und dann ging es munter weiter. Wale, Delphine, Papageientaucher und wieder Wale und Delphine… dazu die Sonne auf dem Wasser. Die drei Stunden sind wie im Flug vergangen. Zum Abschluss gab es noch heissen Kakao und Zimtschnecken für alle zum Aufwärmen. Denn trotz der Anzüge wird es irgendwann echt frisch auf dem Wasser. Dann aus den Anzügen rausgepellt, zum Auto und zurück Richtung Godafoss. Wir sind echt gespannt wie die Photos geworden sind, da die Wale und Delphine ja immer nur kurz zu sehen sind und man es meist nicht schafft, im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. Aber wir werden sehen – allerdings erst zu Hause da unser Mini-Laptop keinen Kartenleser für die SD -Karten unserer Kameras hat. Nun müssen die Akkus erstmal laden – denn morgen gibt es sicherlich viele weitere spannende Photomotive.



Dienstag, 12. Juni 2018
So, nachdem wir gestern eine große Tour mit mehr als 500km hatten, wollten wir den heutigen Tag ruhiger angehen lassen. Also die Wecker auf 7 Uhr gestellt und dann erstmal gemütlich in der großen Küche Kaffee gekocht. Dann ab unter die Dusche. Und das ist der Zeitpunkt wo ich ein bisschen was über Hotelzimmer, Motels und Appartements in Island erzählen möchte. Denn wir haben in den letzten 9 Tagen auf der Insel viel gesehen. Und damit meine ich nicht nur Hotels und Gästehäuser sondern auch Cafés, Tankstellen mit „Restaurant“, Fähren und auch ganz simpel die Tourist-Informationen. Eines haben fast alle in Island gemeinsam: Viel Potential es besser zu machen!!! Die Isländer haben weder viel übrig für „ordentlich“ noch für „gemütlich“ oder einfach für „geschäftstüchtig“. Man könnte da so viel mehr draus machen. Unser erstes Gästehaus zum Beispiel: Eigentlich nett, zwar einfach, alte und gebrauchte zusammen gestellte Möbel. Aber es muss doch nicht sein, dass das Bettlaken am Rand zerrissen ist und halb unter der Matratze hervorhängt. Aber das stört keinen. Die Tourist-Informationen bestehen aus einem Mini-Schreibtisch und einer alten zerfledderten Karte auf der man nichts mehr lesen kann. Die Fährfahrt zum Beispiel begann um 9 Uhr und dauerte 3,5 Stunden. Wenn die clever wären würden die nicht nur Kaffee, Schokoriegel und eine Handvoll Croissants verkaufen sondern für ein paar Euro (oder auch Islandkronen) ein tolles Frühstück anbieten. Und dazu einen kleinen Souvenirshop mit Plüschwalen und Kuschelkissen in der Form eines Papageientauchers für die Kiddys und Ansichtskarten und sonstigem Schnickschnack. Jede Menge Leute die bei schlechtem Wetter 3,5 Stunden nichts tun können – da könnte man meiner Ansicht nach echt Geld machen. Die Fähren in Kanada und USA sind da wirklich geschäftstüchtiger. Dann das kleine Cafè in dem wir uns vor einigen Tagen bei einem heissen Kakao aufgewärmt haben: Ein tolles altes Gebäude, ein riesig großer Sitzbereich mit kuscheligen großen Sofas. Zwar schon alt und abgewetzt, aber trotzdem mit Charme. Und dann nackte weisse Wände an denen 3 Poster hingen. Das sah schlimmer aus als ein Bahnhofs Wartesaal. Und nun der Bogen zurück zu unserem aktuellen Appartement – das eigentlich sogar ein kleines Haus mitten im Ort ist. Und genau da fängt mein Problem an. Mitten im Ort – aber keine Gardinen. Erstens wirkt es von innen dadurch auch super ungemütlich. Ausserdem hat man durch die Haustür (mit großem Fenster) direkten Blick auf Dusche und WC. Intimsphäre gleich null. Und wir haben Mittsommer, das heisst es bleibt hell. Im Schlafzimmer gab es nur eine Lamellenjalousie, leider nicht sehr hilfreich. Und so gibt es jede Menge Beispiele wo ich denke: Ein paar Gardinen oder ein nettes Kissen auf der Couch und alles würde direkt netter sein. Aber das ist natürlich meine rein persönliche Meinung dazu. Scheinbar stehen Isländer halt auf Linoleumboden, Plastiktischdecken und die Gemütlichkeit eines Schiffkutters. Gut, zurück zum heutigen Tag. Nach dem Duschen lecker gefrühstückt und dann gepackt und los. Und heute war das Wetter zu beginn dann wirklich so, wie wir uns Island vorgestellt hatten. Kalt (9°), regnerisch, neblig und bäh. Und so blieb es auch die ersten beiden Stunden. Fahrtechnisch war am ersten Teil des Tages eigentlich die 4 Tunnel am spannendsten – zwischen 3,1 km und 6,9 km lang. Und manchmal (nicht unbedingt bei Hotelzimmern) ist Pragmatismus gar nicht so schlecht. Denn da machen Isländer keinen Schnickschnack - einfach ein Loch in den Fels, ein paar Lampen und jede Menge Radarfallen – dazu ein paar Ausweichbuchten weil die Tunnel ja zum Teil nur einspurig zu befahren sind. Funktioniert! Allerdings gibt es auf Island so gut wie keinen LKW-Verkehr. Wenn man pro Tag mal 3 LKW sieht ist es schon viel. Das heisst die Unfallgefahr in den Tunnel ist von Grund aus deutlich geringer als bei uns in Deutschland und daher gibt es keine zweite Tunnelröhre, keine Ventilatoren unter den Decken, geschweige denn eine Notfallbeleuchtung wie es in Deutschland in jedem Tunnel vorgeschrieben ist. Ja, nach der Tunnelfahrerei, die bei Schietwetter auch Vorteile hat, ging es weiter mehr Richtung Landesinnere. Der nächste große Ort war Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Und dort haben wir das erste Mal ein Einkaufszentrum in Island gesehen. Schnell angehalten – und schnell wieder weiter. Ein Juwelier, eine Apotheke, ein paar Imbissrestaurants, ein Supermarkt und fünf Läden mit Kleidung. Und nichts los. Gut, dann lieber wieder Natur geniessen. Bevor wir wieder aus der Stadt raus waren mussten wir aber noch ein paar Photos schiessen – denn alle Ampeln (ok, so viele sind es auch nicht) in Akureyri haben das Rotlicht der Ampeln in Herzform. Da macht das stehen bleiben doch direkt mehr Spaß – was für eine nette Idee. Gut, aber dann weiter Richtung Hotel bzw. zuerst Richtung Godafoss, einem weiteren Wasserfall der in jedem Reiseführer erwähnt wird. Ja, schon von weitem sehen wir einen großen und gut belegten Parkplatz, da mussten wir richtig sein. Aber trotz der vielen Autos verliefen sich die Leute recht gut und wir haben es geschafft Photos zu machen, ohne eine Busladung Touristen drauf zu bekommen. Das Wetter war zwar mittlerweile etwas besser, aber die Wolkendecke hing trotzdem noch recht niedrig über uns. Vom Godafoss aus waren es dann nur noch 4 km und wir haben unser Hotel auf dem Bauernhof erreicht. Das ganze wirkt sehr familiär, wir sind direkt in ein Familientreffen reingeplatzt bei unserer Ankunft und wurden direkt mit an den Tisch gebeten zu Rhabarberkuchen und Schokotorte und dampfend heissen Kaffee. Wow, der erste Kaffee hier der wirklich mal geschmeckt hat. Die Schlüssel bekommen und schnell einen Blick in unser Zuhause für die nächsten drei Tage geworfen. Hm, also modern stimmt, komplett neu (in einem renovierten Schafstall) stimmt auch. Aber irgendwie wirkt auch das hier wieder sehr kühl. Und leider wirkt es nicht nur so, sondern wie wir später feststellen – ist es auch echt kühl hier drin. Trotz der Fussbodenheizung fröstelt uns. Aber gut, erstmal stellen wir schnell unsere Sachen rein und dann fahren wir nochmal los. Um im Zimmer rum zu sitzen ist es definitiv zu früh. Also noch ein bisschen die Gegend erkunden. Vom Hotel aus ging es nach Süden runter immer an einem Fluss entlang. Die Strasse war größtenteils nur geschottert, die Landschaft wie überall hier ein Traum. Ab und zu blitzten Sonnenstrahlen aus den Wolken und haben das Flusswasser funkeln lassen. Dann wurde die Strasse immer schmaler und irgendwann standen wir vor einem Gatter. Aber wir hatten uns informiert – wenn die Gatter nicht abgeschlossen sind, darf man durch. Man muss nur immer wieder hinter sich zumachen damit die Tiere nicht ausbüxen können. Also sind wir weiter. Dann wie längst erwartet die große Warntafel: F-Road, ab hier nur noch für Jeeps. Hm, aber sooo schlecht sah die Strasse jaa noch nicht aus. Also ein bisschen was geht ja immer noch. Ausserdem sollte in 4 km noch ein Wasserfall sein. Und wir hatten ja erst gefühlt 327 gesehen 😊. Also weiter. Und – war ja klar – oben hinter der nächsten Kurve stand ein Skoda Oktavia. Klar, fällt natürlich genauso wie unser Kia Sportage in die Kategorie FETTER JEEP. Aber wo kein Kläger… trotzdem haben wir dann dort auch gestoppt, einen kleinen Ausflug zu dem wirklich tollen Wasserfall gemacht, und dann wieder zurück in die Zivilisation. Um 18.45 Uhr waren wir dann wieder im Hotel und haben uns wie jeden Abend eine leckere Brotzeit gebastelt. Und morgen geht es dann nach Husavik.



Sonntag, 10. Juni 2018
Heute war die längste Tagesetappe unserer Reise. Aus den Westfjorden in das westliche Nordland. Ohne weitere Abstecher auf Backcountry Roads sollten es 495 km sein. Da wir heute nur einen kleinen Schlenker gemacht hatten, waren es dann letztendlich 520 km. Da auf der Strecke keine besonderen Zwischenstopps geplant waren und auch das Wetter eher als durchwachsen vorher gesagt wurde, haben wir uns in der Früh Zeit gelassen. Also ausgeschlafen, in Ruhe gefrühstückt, das Auto geladen und dann los. Eigentlich war das Wetter dann sogar doch besser als erwartet. Auf der 61 ging es los, durch Súðavík und entlang des Álftafjörður. Wunderschön – schneebedeckte Gipfel die unten in grünen Tälern auslaufen. Wasserfälle die sich über die Hügel ergiessen und Moos das in einem strahlendem grün entlang der Bachläufe wächst. Dann am Ende des Fjords um die Landzunge herum in den nächsten Fjord, den Seyðisfjörður. Auch hier wieder der beeindruckende Kontrast zwischen dem Wasser und den Gipfeln. Diesmal ging es jedoch nicht ganz um den Fjord rum. Da die Hügelkette zwischen diesem und dem nächsten Fjord nicht sehr hoch war, führte die Straße vom Fuss des Tales über die Bergkuppe zum nächsten Fjord, dem Hestfjörður. Und so haben wir uns von Fjord zu Fjord gehangelt. Doch wer glaubt das es auf Dauer eintönig wurde, der irrt. Denn jeder Fjord hat seine eigene Schönheit. Während der eine – wie bereits beschrieben – in den Niederungen viele Weiden und Grünflächen hat, ist beim nächsten Fjord der Kontrast mit dem kargen Fels beeindruckend. Und so bietet sich nach jeder Kurve wieder eine vollkommen neue Landschaft. Was überall gleich ist, sind die ungezählten Schafe und Lämmer die kreuz und quer durch die Gegend springen. Es gibt zwar Zäune, aber ehrlicherweise springen ausserhalb der Zäune mindestens genauso viele Schafe rum wie innerhalb. Gleiches gilt übrigens auch für die allgegenwärtigen Islandpferde. Mit ihren langen Mähnen und verschiedenen Farben toll anzusehen. Aber auch hier scheinen sich die Tiere an den Zäunen nicht wirklich zu stören. Scheinbar zeigen die Zäune nur den Bereich an, wo es Futter gibt und bei Bedarf einen warmen Stall. Nach etlichen Photostops erreichen wir dann am späten Nachmittag bzw. frühen Abend unser Appartement in Hofsós, einem kleinen Ort mit etwa mehr als 150 Einwohner. Allerdings gibt es recht viele Tagestouristen, denn der Ort hat ein Freibad / Hotpot mit einem tollen Blick aufs Meer. Da aber zum einen viel im Bad los ist und die Aussicht durch den mittlerweilen dicken Nebel bzw. Regen stark eingeschränkt, haben wir uns spontan gegen Schwimmen entschieden. Wir werden den Abend lieber gemütlich bei einer Flasche Sekt ausklingen lassen und noch ein bisschen meinen Geburtstag feiern.