Donnerstag, 20. Juni 2019
Da wir gestern Abend bereits die Tanks geleert und frisch gefüllt haben, können wir direkt nach dem Frühstück starten. Los geht es auf der E39 Richtung Norden. In Mortavika endet die Strasse am Fährhafen. Wir haben Glück, denn als wir ankommen bereitet sich die Fähre gerade schon aufs ablegen vor. Noch schnell bezahlen (529 NOK – also mehr als 50 €!), rauf auf die Fähre und schon schliesst sich die Luke. Das war eine Punktlandung. Der Kapitän scheint es eilig zu haben, denn ruckzuck sind wir drüben in Arsvågen. Von dort orientieren wir uns immer Richtung Nord-Ost, fahren gemütlich an Fjorden und Seen entlang und vorbei am Folgefonne Nasjonalpark. Das Wetter meint es heute leider nicht richtig gut mit uns. Es ist frisch draussen, regnerisch, und die Wolkendecke hängt tiefer als jeder getunte Manta. Aber für Sonnenanbeter ist Skandinavien einfach Was ich bis jetzt nicht erwähnt hatte: Unser Navi lispelt! Also ich meine natürlich die nette Dame, die uns sagt wann wir abbiegen müssen – die lispelt. Damit hatte das Navi auch direkt einen Namen: die lispelnde Lizzy  Eigentlich ist Lizzy gut drauf, allerdings verliert sie in den Tunneln manchmal ein wenig die Orientierung. Wobei wir direkt beim Thema wären: Tunnel. Kurze, lange, helle, dunkle, nasse, grob in den Fels gehauene, mit Beton ausgekleidete, schnurgerade, kurvige, tief unter einem Fjord durch oder steil zu einem Pass hoch führende Tunnel: Die Norweger lieben Tunnel. Wir haben heute mal mitgerechnet, auf unserer Strecke von knapp 400 km hatten wir mehr als 60 km Tunnel! Und das abenteuerlich daran: Die bauen in den Tunneln zum Teil riesige Kreisverkehre mit einer Beleuchtung wie auf der Kirmes. Da wir heute wie gesagt eh Schietwetter haben, ist das zum Teil ganz angenehm - und im Winter bei Schneesturm bestimmt auch. Bei tollem Wetter würde ich aber sicherlich mehr Landschaft sehen wollen. Neben Seen, Fjorden und Bergen gibt es heute auch ein paar Wasserfälle zu sehen. Der Langfoss z. B. ist schon sehr spektakulär. Auf dem Parkplatz haben sie auch noch eine Ausstellung mit Steinen und Fossilien die es dort in der Umgebung gibt. Kaum zu glauben das solche Schmuckstücke im Fels verborgen liegen. Als wir weiterfahren sehen wir den nächsten imposanten Wasserfall, den Låtefossen. Aber wir haben keine Chance anzuhalten. Die Strasse ist supereng, entgegenkommende Wohnmobile passen kaum aneinander vorbei und der vorhandene Parkplatz ist mit 4 Autos bereits überbelegt. Aber nicht so schlimm, halt ein Wasserfall-Photo weniger im Photobuch. Wir geniessen das, was wir im Vorbeifahren sehen können und freuen uns an der Fahrt. Weiter geht es am scheinbar endlosen Hardangerfjord. In Kvanndal halten wir am Fährhafen an und picknicken gemütlich. Dann fahren wir weiter. Da die Zeit fortschreitet nehmen wir einen Wegpunkt aus unserer Routenplanung raus und bleiben auf der 7 Richtung Bergen. Das spart uns zwar nur 35 km aber auf Grund der Streckenführung eine knappe Stunde. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir den Campingplatz Lone. In Bergen selbst gibt es nur einen Platz mit 18 Stellplätzen, der fast immer belegt ist. Also versuchen wir es gar nicht erst sondern fahren einen der vier etwas ausserhalb liegenden Campingplätze an. Die nette Dame an der Rezeption drückt uns direkt den Fahrplan und die Wegbeschreibung in die Hand, so können wir morgen früh direkt mit dem Bus los und Bergen erkunden. Bericht folgt 



Mittwoch, 19. Juni 2019
Heute Morgen sind wir zum Glück nicht wieder um halb sechs wach geworden. Der Wecker hat uns um 7 Uhr unsanft aus dem Schlaf geholt. Aber nach der ersten Tasse Kaffee sind wir munter und packen unsere sieben Sachen für unsere Tour nach Stavanger. Da für den Nachmittag Regen angesagt ist, ziehe ich direkt meine gute GoreTex Jacke an, die hat sich in den letzten Jahren schon bei diversen Regengüssen und Wolkenbrüchen bewährt. Peter packt sich seine Regenjacke erst einmal nur in den Rucksack. Dazu für jeden eine Thermoskanne mit kalter Limo bzw. Eistee. Noch ein bisschen was zu essen, wer weiss wann wir zurück sind. Dann auf die Räder und los. Und wie bereits in Oslo ist auch Stavanger eine sehr Radfahrer-freundliche Stadt. Entweder gibt es parallel zu den Straßen separate Fahrradstrassen, wenn nicht dann zumindest breite Radwege. Das man auf der Straße fahren muss ist definitiv die Ausnahme. Aber selbst wenn, nehmen die norwegischen Autofahrer sehr viel Rücksicht, bremsen sofort wenn sie merken dass man die Fahrbahn wechseln muss und winken einen rüber. Ganz anders als bei uns. Und wir merken dass wir vielleicht daheim auch etwas geduldiger mit Radlern sein sollten, mal schauen ob wir unsere guten Vorsätze bis nach Hause retten können . Die Strecke führt uns über den Campingplatz vorbei an dem See Mosvatnet, dann durch eine Parkanlage die mich sehr an die Bonner Rhein Auen erinnert. Alles ist toll angelegt, die Fusswege sind geschottert und separat von den geteerten Radwegen. Nach kurzer Zeit sind wir in Gamle Stavanger, dem alten Ortskern. Was für verwunschene kleine Holzhäuschen – alle nett zurechtgemacht, mit vielen Blumen und kleinen Vorgärtchen. Direkt am Hafen. Es wäre wunderschön wenn – ja wenn das Ganze nicht von den Schornsteinen von drei riesigen Kreuzfahrtschiffen überragt werden würde. Was für riesige Pötte, und es gibt ja noch viel größere! Wir sind uns einig – Kreuzfahrten sind nicht unser Ding. Wir sehen wie die Passagiere der Viking Sun von Bord gehen, in 40 Gruppen aufgeteilt werden und dann die Stadt fluten. Nein, da möchten wir nicht mit dabei sein. Wir fahren die letzten Meter zum Hafen. Dort liegt bereits das Schiff auf dem wir eine dreistündige Rundfahrt durch den Lysefjord gebucht haben. Und wie befürchtet ist ein großer Trupp Passagiere der drei Schiffe bei unserer Tour mit dabei. Aber egal, das Boot ist groß genug für alle und Peter kapert uns ganz vorne auf dem Oberdeck tolle Plätze direkt an der Reling. Zwar nur Stehplätze, aber wir zahlen ja dafür dass wir was sehen und nicht dafür dass wir drinnen bequem sitzen. Die ersten zehn Minuten denke ich noch: puh, viel zu warm angezogen, die Sonnencreme habe ich auch vergessen. Meine Fleecejacke knuffel ich noch irgendwie in den Rucksack. Dann legen wir ab und nach 5 Minuten krame ich hektisch meine Jacke wieder raus. Sonnencreme brauchen wir auch nicht mehr, denn nun ist der Himmel komplett wolkenverhangen. Doch frischer als gedacht, aber dafür ist die Landschaft wunderschön. Die Tour dauert knappe drei Stunden, die Fahrt geht in den Lysefjord der gute 40 km lang und bis zu 500 m tief ist. Drei Highlights stehen auf dem Programm: die Vagabond’s Cave, der Hengjane Wasserfall und natürlich der Preikestolen – ein Felsplateau hoch oben über dem Fjord. Um 13 Uhr sind wir zurück, noch ziemlich durchgefroren, aber an Land ist es deutlich wärmer und wir tauen schnell wieder auf. Dann gehen wir noch eine Runde durch die Altstadt bevor wir uns wieder auf die Räder setzen und zum Petroleum Museum fahren. Dort verbringen wir den restlichen Nachmittag. Das Museum ist super interessant und hat jede Menge Modelle und Filme zu bieten. Um 18 Uhr reicht es uns jedoch und wir machen uns auf den Heimweg. Der zum Teil starke Regen ist glücklicherweise zu einem leichten Tröpfeln geworden, so dass wir halbwegs trocken zurück zum Campingplatz kommen. Während Peter die Räder wieder hinten drauf verstaut, koche ich uns einen Kaffee und hole ein paar Brownies aus dem Vorrat. Dann fahren wir zur Dump Station, leeren alle Tanks und füllen mit Frischwasser auf. Da wir nichts vorgebucht haben, sind wir immer drauf vorbereitet zur Not mal ein oder zwei Nächte auf Parkplätzen stehen zu bleiben. Dann kümmer ich mich um das Abendessen. Heute gibt es schnelle Küche: Ravioli und die letzten Schnitten Eiweissbrot. Während ich den Rechner starte um zu schreiben, geht Peter zu dem kleinen Supermarkt um die Ecke und kauft Brot. Damit sind wir die nächsten Tage wieder versorgt. Jetzt noch die Route für morgen anschauen und dann heisst es Feierabend!



Mittwoch, 19. Juni 2019
Heute ist Tag 4 unserer Reise durchs Nordland. Wir sind schon seit 5.30 Uhr wach, um 6 Uhr haben wir uns entschieden aufzustehen. Schnell Kaffe gemacht, gefrühstückt, dann geht es los. Als erstes steht heute der Spiraltunnel von Drammen auf dem Plan. Die Idee, zu bzw. durch den Tunnel zu fahren, kam von Mama. Die war vor (knapp 60 Jahren) mit ihrem Bruder in Norwegen und sie sind damals mit dem Moped oder Motorrad (da muss ich glatt nochmal nachfragen) durch die 6 Spiralen gefahren. Also haben wir natürlich die Aufgabe bekommen, die Fahrt quasi zu wiederholen und zu filmen. Im Internet haben wir uns vorher informiert, dass man auch mit einem Wohnmobil durchfahren darf. Die Höhenbegrenzung liegt bei 3,50 m, das schaffen wir mit dem WoMo locker. Mit unserer Lotte wäre das mehr als knapp gewesen… Vor der Einfahrt zum Tunnel steht ein Ticket-Automat. Wie (fast) überall in Norwegen muss man auch hier einen Obolus entrichten. Aber die 35 NOK (umgerechnet ca. 3,20 €) sind uns der Spaß wert. Schnell das Ticket bezahlt, die GoPro startklar gemacht und los geht es. Im Gegensatz zu früher ist der Tunnel heute beleuchtet. Das erleichtert das filmen ungemein. Wobei, so richtig viel sieht man wohl trotzdem nicht auf dem Video. Aber egal, Mama kennt den Tunnel ja schon und wir jetzt auch. In sechs 360 ° kehren schraubt sich der Tunnel von 50 m auf 213 m in die Höhe. Oben erreicht man einen Parkplatz, vom dem aus man einen phantastischen Blick über den Fjord hat. Allein für den Ausblick lohnt das Ticket. Schnell einige Photos gemacht und weiter geht es. Landschaftlich wird es immer schöner. See reiht sich an See und Fjord an Fjord. Dazwischen Felder, Wälder und immer wieder steil aufragende Felsen. Von der E18 gehen immer wieder Park- und Rastplätze ab. Knapp zwei Stunden nachdem wir Drammen hinter uns gelassen haben, fahren wir raus um uns die Füsse zu vertreten - und landen einen Volltreffer. Der Rastplatz befindet sich direkt an dem Øygardstjørnane, einem wunderschönen kleinen See. Umgeben von Wäldern und mit vielen Bänken und Tischen lädt der Parkplatz zum Verweilen ein. Dazu kommt die Sonne raus und tanzt über den See. Herrlich. Doch wir wollen weiter. In Kristiansand wechseln wir von der E18 auf die E39, landschaftlich geht es wunderschön weiter. Und eh wir uns versehen nähern wir uns bereits Mandal, unserem eigentlich Tagesziel. Den Ort haben wir ausgesucht weil er (angeblich) einen der schönsten Badestrände Süd-Norwegens hat. Aber bei dem Wetter nutzt das nicht viel. Unsere Begeisterung bei 15°C schwimmen zu gehen ist eher suboptimal. Da es gerade erst Mittag durch ist (der Vorteil wenn man vor 6 Uhr wach ist), entschliessen wir uns kurzerhand direkt bis Stavanger durchzufahren, unsere eigentlich erst für den nächsten Tag geplanten Etappe. So gewinnen wir einen Tag Puffer für was auch immer. Zur Not heben wir den „gewonnen“ Tag für die Lofoten auf oder für Kopenhagen. Da fällt uns schon was ein  Also an Mandal vorbei und weiter auf der E39 Richtung Stavanger. Dann folgt das nächste Highlight. Zuerst geht es durch den Teistedals Tunnel. Aus dem Tunnel raus geht es direkt auf die Fedafjordenbru mit einem spektakulären Ausblick über den Fjord. Und am Ende der Brücke verschwindet die Straße direkt wieder in dem nächsten Tunnel. Und so geht es weiter, manchmal scheinen die Tunnelstrecken länger zu sein als die Strassen zwischen den Tunneln. Dann plötzlich steht alles. Zumindest in unserer Richtung. Aus der Gegenrichtung kommen immer wieder mehrere Autos, mal ein Lkw, dann wieder eine riesige Lücke. Haben die uns einfach vergessen??? Nach einer gefühlten Ewigkeit hört der Gegenverkehr auf und bei uns ruckt es langsam an. Und dann sehen wir was los ist: der Lindlandstunnel ist gesperrt. Und um 250 m Tunnel zu umfahren werden wir alle abgeleitet auf die Fv804. Da die Strecke aber sehr schmal und recht steil ist, ist die Umfahrung nur einspurig ausgelegt. Das erklärt warum teilweise große Lücken im Gegenverkehr sind. Denn bei einer Umleitung von knapp 5 km verliert sich der Pulk zum Teil und erst wenn alle durch sind darf der Gegenverkehr fahren. Also alles im allem lief es noch ganz gut für uns – das wird uns allerdings erst bewusst als wir die lange Blechlawine am anderen Ende der Baustelle sehen. Die werden noch eine Weile länger da gestanden haben. Weiter geht es jetzt Richtung Flekkefjord, weiter am Lindevatnet vorbei und zum Hovsvatnet. Dort wieder eine Pause eingelegt mit lecker Kaffee und Kuchen. So ein Wohnmobil hat schon was – man hat sein Wohnzimmer und seine Küche immer dabei  50 km vor Stavanger übernehme ich das erste Mal das Lenkrad. Peter ist müde und so schwer kann es ja nicht sein das Ding zu fahren - bin ja schliesslich große Autos gewöhnt. Und in der Tat, der Weinsberg fährt sich wirklich prima. Natürlich wäre eine Automatik toll, aber die Schaltung geht gut und ich komme gut zurecht. In Stavanger schliesslich heisst es erstmal tanken. Den letzten Kilometer bis zum Campingplatz übernimmt Peter wieder. Das ist nicht meins – und da steh ich zu. Gerade rangieren bei schlechter Sicht nach hinten überlasse ich gerne meiner besseren Hälfte. Wenn ich schon kurz vorm Herzinfarkt bin, hat er noch locker den Ellbogen raus hängen und in der anderen Hand seine Thermoskanne mit Kaffee. Da der Campingplatz voll ist bekommen wir das Angebot uns entweder ganz vorne noch mit auf den Behelfsplatz zu quetschen, oder den Wohnmobilparkplatz vor der Schranke zu nehmen. Abgesehen davon dass die WoMo-Plätze ausserhalb etwas günstiger sind (hier sind es 10%), hat es den Vorteil dass wir komplett eben stehen, nichts mit Auffahrkeilen ausgleichen müssen und trotzdem alle Annehmlichkeiten des Platzes nutzen können (Strom, sanitäre Einrichtungen etc.). Also parken wir „draussen“. So können wir übermorgen auch abreisen wenn der Campingplatz noch geschlossen ist. Ausserdem sind wir nah am Waschhaus. Als soweit alles eingerichtet ist starten wir die Pläne für den morgigen Tag. Schnell entscheiden wir uns für den Besuch des Petroleum-Museums und einer dreistündigen Fahrt auf dem Lysefjrd. Wir haben Glück, für die Abfahrt um 10 Uhr gibt es noch ein paar freie Plätze. Schnell online gebucht, danach drehen wir noch eine Runde über den Platz und spazieren zum See. Während ich essen mache (Spiegelei von Achsheimer Hühnern) macht Peter schon mal die Plane von den Rädern. Denn Morgen ist wieder Fahrradfahren angesagt. Bis zum Hafen ist es nicht weit, zum Museum auch nicht. Wir sind echt froh dass wir uns doch entschlossen haben die Räder einzupacken. Wir haben lange überlegt und hatten Sorge die mitzunehmen und nie zu nutzen. Aber das erweist sich als unbegründet. Gerade wenn man mit dem WoMo unterwegs ist, sind Fahrräder super praktisch. Aber für heute genug, ich bin müde… Morgen mehr 