Dienstag, 18. Juni 2019
Die erste Nacht in unserem - immer noch Namenlosen - WoMo ist gut. Die Kopffreiheit ist zwar noch gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem haben wir beide richtig gut geschlafen. Als die Sonne uns wachkitzelt mache ich erst einmal einen leckeren Kaffee. Auch wenn die Makita-Kaffeemaschine als Behelf für unterwegs toll ist, so schmeckt ein dampfend heisser Kaffee aus unserer „Reise-Nespresso“ um Welten besser. Dann lecker Brioche und selbstgemachte Marmelade, so kann der Tag kommen. Schwierig ist gerade nur die Auswahl morgens. Neben selbstgekochter Apfel-, Mango- und Pfirsichmarmelade sowie Vanillehonig aus der Imkerei meiner großen Schwester hat uns unsere Nachbarin kurz vor der Abfahrt noch Erdbeermarmelade gebracht, damit wir beim Frühstück auch immer an sie denken. Aber wir sind ja lange unterwegs, das bekommen wir schon leer  Dann die kleinen Rucksäcke gepackt und ab aufs Fahrrad. Denn die Sonne lacht, wozu also mit den öffentlich Verkehrsmitteln rumschlagen. Als erstes geht es auf die sogenannte Museumsinsel Bygdøy. Wir starten mit dem Vikingskipshuset, also dem Wikingerschiffmuseum. Na super, direkt vor uns ist ein ganzer Bus Touristen angekommen. Aber egal, die machen halt auch Urlaub hier. Genialerweise gibt es vor dem Museum eine Art Container mit Schliessfächern für Taschen, Rucksäcke etc. Also ab mit den Rucksäcken und Fahrradhelmen ins Schliessfach und nur mit Kamera und Handy „bewaffnet“ ab ins Museum. Zu sehen sind dort drei Schiffe (Wracks), und zwar das Oseberg-Schiff, das Gokstad-Schiff und das Tune-Schiff. Weiterhin sieht man dort den sogenannten Borre-Fund, der zu dem Schiffsgrab eines sehr mächtigen Mannes gehört hat. Leider ist das Schiff jedoch nicht mehr erhalten. Dazu wird dort auch ein Film gezeigt, der die „Reise“ eines Wikingerschiffes zeigt. Zuerst den Bau, dann die Zeit in der es als Wikingerschiff auf dem Meer genutzt wird und wie es zum Schluss zu einem Grabschiff für eine meist sehr reiche und mächtige Persönlichkeit wird. Auf dem Schiff wird – natürlich auch aus Holz - eine Art Verschlag gebaut. Dort wird die Leiche abgelegt und das ganze Schiff mit Grabbeigaben beladen. Wobei Grabbeigaben nicht einfach nur Schmuck oder Waffen sind. Ganze gebratene Ochsen, Brote, Gemüse und Getreide. Dann komplette Küchenausstattungen, Geschirr, Stickereien, Tücher, Schlitten, Betten, Boote und und und. Dazu Pferde, Hunde, Greifvögel und sogar Pfauen. Absolut unglaublich. Dann wird das Schiff vergraben oder im Moor versenkt. Gefühlte 500 Photos später haben wir uns dann schweren Herzens von den Wikingerschiffen getrennt, obwohl es noch so viel zu lesen und zu schauen gegeben hätte. Aber wir wollen ja noch weiter. Also ab auf die Räder und zum nächsten Tagesordnungspunkt. Jetzt steht das Fram Museum auf dem Plan. Die Fram ist ein Expeditionsschiff aus dem Jahr 1892, das von dem Polarforscher Fridtjof Nansen in Auftrag gegeben wurde. Insgesamt wurde die Fram bei 3 bekannten Expeditionen genutzt. Als erstes 1893-1896 bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen, dann 1898-1902 bei der Expedition von Otto Sverdrup zu der nach ihm benannten Inselgruppe Sverdrup-Inseln in Nunavut und als letztes bei der vielleicht bekanntesten von Roald Amundsen zum Südpol. Das Schiff wurde mehrmals umfassend umgebaut, ausgestellt ist es mit den Aufbauten von 1902. Die anderen Versionen sind als Modelle vorhanden. Neben der Fram, die man auch von innen komplett besichtigen kann, sind über 3 Etagen an den Wänden unendlich viele Exponate, Texte, Photos, Skizzen und und und. Selbst zwei Tage würden nicht reichen, sich alles anzuschauen. So müssen wir leider an dem einen oder anderen Ausstellungsstück schneller vorbei als uns lieb ist. Aber immerhin schaffen wir es noch, uns im Untergeschoß die ausgestellte Gjøa anzuschauen, das erste Schiff dass die Nordwestpassage bezwungen hat. Es hat übrigens mehr als 400 Jahre gebraucht, um überhaupt diese Passage zu finden. Denn der erste Versuch startete – so vermutete man – bereits 1473. Aber erst einer Expedition unter der Leitung Roald Amundsen in den Jahren 1903-1906 gelang eine komplette Durchfahrt. Ohhhh, warum ist der Tag so schnell vorbei, es gibt noch sooo viel zu sehen, lesen und entdecken. Aber es nutzt nichts, morgen früh müssen wir Oslo bereits verlassen. . Schweren Herzens schwingen wir uns auf die Räder. Mittlerweile ist es schon kurz vor 17 Uhr, damit hat sich ein Besuch des Freilichtmuseums erledigt, denn das schliesst gleich. Also fahren wir erstmal für einen kurzen Zwischenstop zum WoMo. Schnell etwas essen und trinken, dann nochmal auf die Räder und zur Festung Akershus. Die Festung befindet sich direkt am Oslofjord auf der Halbinsel Akersneset. Die Anlage ist riesig. Aktuell ist ein Teil abgesperrt. Dort findet ein riesiges PublicViewing für die Damen-Fussball-WM statt. Da Norwegen aber erst heute Abend spielt, ist der Andrang aktuell noch eher überschaubar. Bei dem immer noch tollen Wetter macht es uns unheimlich Spaß, mit den Rädern durch die Festungsanlage zu fahren. Zwischendurch lassen wir die Räder immer mal stehen um auf den alles umgebenden Wall zu klettern und einen Blick auf das tolle Panorama des Hafens und des Fjords zu werfen. Und natürlich auch das eine oder andere Photo zu machen. Was für ein herrlicher Tag. Bevor es zurück zum Stellplatz geht strampeln wir noch eine kurze Runde am Hafen lang. Aber langsam knurrt der Magen und der Popo tut uns ungeübten auch schon weh. Also ab „nach Hause“.



Sonntag, 16. Juni 2019
Gestern Abend ging es auf die Fähre von Rostock nach Trelleborg. Wir hatten Glück und gehörten zu den ersten Fahrzeugen die aufs Schiff gelassen wurden. Der uns zugewiesene Parkplatz auf Deck 5 war ganz hinten in der letzten Ecke. Aber ich bin ja mit einem exzellenten Fahrer unterwegs, also alles kein Problem. Unsere Kabine war noch nicht fertig, darum sind wir als erstes kurz über das "Hauptdeck" geschlendert. Naja, das ganze Schiff machte eher einen etwas ungepflegten Eindruck. Komischerweise war alles als erstes in Polnisch beschriftet, und auch die Durchsagen waren polnisch, deutsch und englisch. Da die Fähre aber ja nur zwischen Rostock und Trelleborg verkehrt hatte ich doch eher mit schwedisch gerechnet. Aber auch das gesamte Personal war polnisch und ungarisch, obwohl die TT Line eine deutsche Reederei ist. Entweder weil der Großteil der „Kunden“ osteuropäische LKW-Fahrer sind oder weil das Personal aus dem Osten billiger ist. Wie dem auch sei, freundlich waren alle, sauber war es auch. Dann konnten wir in die Kabine. Klein, aber ordentlich und sauber. Geschätzt hatten mindestens 95% der Passagere eine Kabine gebucht, denn es gab nur einen kleinen Aufenthaltsraum für die Überfahrt mit nur wenigen Sitzplätzen. Abgesehen davon dass die Kopfkissen ungefähr die Größe eines Gästehandtuchs hatten, können wir uns nicht beschweren.
Ein neuer Tag beginnt. Um 6 Uhr die Durchsage zum Wecken, aber da sind wir bereits wach. Punkt 7 Uhr legen wir an und bereits um 7.30 Uhr sind wir unterwegs in Schweden. Als erstes suchen wir uns einen Parkplatz um das erste Mal lecker und in Ruhe in unserem Spaßmobil zu frühstücken. Dann das wichtigste: Kaffee kochen! Einfach Wasser heiss machen und Kaffee aufschütten ist ja langweilig. Also haben wir kurz vorher noch eine Makita-Kaffeemaschine erstanden. Funktioniert mit den Standard-Makita Akkus. Davon haben wir ja wahrlich genug. Und tatsächlich, klappt hervorragend. Dazu selbstgemachte Marmelade, leckeres Brioche, so lässt es sich aushalten. Danach schnell alles zusammenräumen und los auf die Autobahn in Richtung Oslo. Der erste Teil ist schon mal vollkommen unspektakulär. Mittags dann wieder eine Pause – und es regnet wie aus Eimern. Aber bei einem Wohnmobil ja gar kein Problem. Nur die Sitze drehen und schon ist man im Wohnbereich. Wieder lecker Kaffee kochen, mit Eiweissbrot, Wurst und Käse stärken und gut gelaunt wieder auf die Piste. Auch der weitere Verlauf ist eher unauffällig. Schöne Wälder, ein paar Seen - und Regen. Aber auch das gehört dazu. Kurz vor der Grenze zu Norwegen suchen wir uns eine Tankstelle. Dort befindet sich auch ein riesiges Einkaufszentrum. Und davor nur Fahrzeuge aus Norwegen die günstig in Schweden einkaufen wollen. Vor allem Süßigkeiten, Zigaretten und Alkohol. Erinnert uns an die Einkaufszentren in Venlo, die von Deutschen aus dem grenznahen Gebiet jedes Wochenende überfallen werden. Weiter geht es auf die letzte Etappe für diesen Tag. In Oslo knubbelt sich der Verkehr ein bisschen, aber alles noch besser als die tägliche Rushhour in Ingolstadt. Dann erreichen wir den Wohnmobil Stellplatz am Segelboot-Hafen von Oslo. Einfach ein großer Parkplatz mit ein paar Stromkästen und Toiletten-Containern. Der Platz ist gut gelegen, denn nur wenige Schritte entfernt ist eine Bushaltestelle mit mehreren Direktverbindungen in die Innenstadt. Aber die brauchen wir erst morgen. Jetzt ist Abendessen angesagt und dann das erste Mal im WoMo schlafen. Gut‘s Nächtle…



Samstag, 15. Juni 2019
Der gestrige Tag war noch recht hektisch - kurzfristig nachmittags noch ein Meeting und im Anschluss ein Date mit meinem Zahnarzt. Dann die letzten Sachen packen, noch schnell durch's Haus putzen und noch dies und das. Plötzlich festgestellt dass der Kühlschrank auf der Stellung Batterie nicht kühlt. Ärgerlich, aber jetzt können wir es nicht mehr ändern. Schaun mer mal ob er morgen auf der Fahrt funktioniert. Tja, dann noch die Unterlagen für die Fähre rausgesucht und ZACK war Mitternacht vorbei. Aber egal, irgendwie sind wir ja doch noch fertig geworden. Dafür haben wir uns heute früh eine Stunde länger im Bett gegönnt als geplant, denn der Tag wird lang - soviel steht fest. Als erstes heute früh den Kühlschrank gefüllt in der Hoffnung, dass er später doch noch mitspielt, die Thermoskannen mit Kaffee und Limo fertig gemacht und dann sind wir abfahrbereit. Der erste Tag wird vermutlich / hoffentlich recht unspektakulär. Auf die A9 und immer Richtung Norden. Die Bahn ist größtenteils frei, keine größeren Staus, nur unendlich viele Baustellen. Aber erfreulicherweise sind die recht gut zu fahren. Nach knapp der Hälfte der Strecke kommen wir an einem Ms Pepper vorbei. Ohhh, erster Urlaubstag und wir liegen gut in der Zeit: Burger Time!!!! Wir teilen uns einen Krug hausgemachte Melonen-Limo, jeder einen kleinen Burger mit Pommes und satt und gut gelaunt geht es weiter. Ach ja, und der Kühlschrank kühlt - also alles gut! Ca. 80 km vor Rostock - in Malchow - fahrne wir ab zum Tanken. Wir haben zur Buchung des Wohnmobils einen Tankgutschein von Aral im Wert von 100€ bekommen. Da bei uns die Aral die teuerste Tankstelle am Ort ist, hoffen wir drauf das die Preise hier besser sind. Und wir haben Glück - 1,229 - gekauft! Tja, und es passt wie die Faust aufs Auge, die erste Tankfüllung kostet genau 100,61 € :-). Dann weiter auf den letzten Abschnitt für heute. In Rostock halten wir noch an einem Aldi, ich hab Scheibletten Käse für die Käse Sahne Sauce vergessen. Und ausserdem haben wir noch (fast) unendlich viel Zeit. Dann machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Fährterminal. Wir haben bereits gestern online eingecheckt, also sollte die Registrierung schnell gehen. Ups, nix geht schnell, wir sind einfach noch zu früh. Aber eine halbe Stunde später akzeptiert der Automat dann unseren Bordingpass, die Schranke geht auf und nun stehen wir an vordester Front und warten auf die Fähre. Ich freu mich schon, ich mag Fähren - aber das ist ja bekannt :-) Bis morgen...