Freitag, 28. Juni 2019
Heute ist bereits der 14. Tag unserer Reise und damit haben wir heute Abend „Bergfest“. Aber irgendwie läuft nicht alles wie geplant. Die Nacht ist schrecklich, es ist ein Orkan aufgezogen. Das WoMo rappelt, schaukelt, quietscht und knarrt, das man Angst hat gleich über die Klippen geweht zu werden. Der Wind ist unglaublich, dazu Regen und große Wellen die ans Ufer peitschen. Eigentlich wollen wir ja die Walbeobachtungstour machen, aber da die gestern bereits bei deutlich besserem Wetter ausgefallen ist, machen wir uns gar nicht erst die Mühe, den Kilometer bis zum Anleger zu gehen. Heute findet ganz sicher kein Bootsausflug statt, nicht bei dem Wellengang. Wobei sich mittlerweise die Sonne durchgesetzt hat und es sogar knapp zweistellig von den Temperaturen ist. Wir verräumen alles und entscheiden uns, es in Andenes zu probieren. Die letzte Chance in diesem Urlaub für Whale Watching. Vielleicht haben wir ja Glück. Ich gehe noch schnell den Müll wegbringen, als ich zurück komme sitze Peter schon leicht genervt hinterm Lenkrad. Allerdings ist er nicht genervt weil ich lange gebraucht hab – sondern weil der Karren wieder nicht anspringt. Er wollte ihn gerade von den Keilen runterfahren – und nichts! So ein Mist! Das Paneel zeigt wieder dass die Batterien sowohl fürs Fahrzeug als auch für den Camper beide geladen sind. Wenn er jedoch versucht zu starten ertönt ein freundliches Klack Klack und die Anzeige fürs Fahrzeug geht schlagartig auf 11 V zurück. Da wir noch am Strom hängen, lädt das interne Ladegerät zwar direkt nach, aber starten tut er trotzdem nicht. Der freundliche „Nachbar“ kommt direkt mit dem Fremdstartkabel gelaufen, und siehe da – damit springt das WoMo direkt an. Ok, also bloss erst mal nicht abstellen! Wir klemmen schnell vom Strom ab, und dann fahren wir los. Nach 55 km kommt ein Peugeot-Händler mit Werkstatt. Die Hilfsbereitschaft dort ist jedoch eher bescheiden. Zuerst müssen wir warten da der Ansprechpartner für Peugeot noch in der Pause ist und die anderen Kollegen dafür nicht zuständig sind. Der meint dann nur, dass die Werkstatt gerade ausgelastet ist. Wir könnten mal in 3 Stunden wiederkommen, eventuell hat er dann Zeit die Batterie kurz zu überprüfen. Wir bedanken uns – und fahren 2 km weiter zum nächsten Bauhaus. Dort kaufen wir kurzerhand ein Fremdstartkabel, zum Glück ist auf den Strassen ja recht viel los. Wir finden im Notfall bestimmt jemanden, der uns Starthilfe gibt. Weiter geht es nach Andenes bei toller Sonne und herrlicher Landschaft. Toll wäre ja eine Waltour mit so einem Rib Boot. Das sind Schlauchboote mit festem Boden und ordentlich PS, damit sind wir bereits in Island gefahren. Auf Grund der Wellen haben aber auch die alle Touren für heute und morgen abgesagt. Nebenan gibt es noch einen Anbieter, der die Touren mit großen Booten macht. Dort ist dann auch eine Museumsführung inbegriffen und die Fahrt wird von Walforschern verschiedener Institute betreut. Wir werden auf die Tour morgen früh gebucht. Um 9 Uhr einchecken, um 9.30 Uhr Museum und dann ab 11 Uhr aufs Boot. Aber bereits beim Ticket Kauf müssen wir vorsichtshalber unsere Handynummer angeben. Denn ggfs. fällt die Tour auf Grund schlechten Wetters aus. Warten wir es ab. Nun haben wir zwei Möglichkeiten: wir fahren ca. 8 km zurück zu einem kleinen Wohnmobilstellplatz mit sanitären Einrichtungen und Strom. Sollte allerdings morgen früh wieder die Batterie versagen, verpassen wir vermutlich die Tour. Also bleiben wir am besten einfach auf dem Parkplatz vor dem Schiffsanleger stehen. Wir schauen dreimal nach, aber dort steht kein Schild das Parken über Nacht verboten ist. Perfekt! Sollte also morgen früh das Fahrzeug nicht anspringen, machen wir trotzdem erst mal die Tour und sehen dann weiter. Da es noch recht früh ist gehen wir noch eine Runde spazieren, klettern über die Mole und machen beim Leuchtturm ein paar Photos. Dann ziehen wir uns in unsere „4 Wände“ zurück. Ich tipper jetzt noch schnell ein bisschen, dann schau ich gleich mal was der Kühlschrank so her gibt. Morgen dann der Bericht vom Whale Watching – oder auch nicht, wir werden sehen…



Freitag, 28. Juni 2019
Heute lassen wir es ruhig angehen, denn wir haben nur eine Strecke von ca. 150 km vor uns und eine Überfahrt mit der Fähre von Fiskebøl nach Melbu. Das Wetter in der Nacht war wieder durchwachsen, aber der Morgen startet trocken und mit – wie es in der Tagesschau immer so schön heisst – aufgelockerter Bewölkung  Wir packen zusammen, da kommen die netten Schweizer/Liechtensteiner von gegenüber um Adé zu sagen, die wollen auch weiter. Und dann quatschen wir uns erst mal wieder fest. Aber das ist ja das Schöne am campen, es treibt einen nichts. Wir haben die letzten zwei Tage schon viel mit den beiden geratscht. Er ist selbständig als Bergführer und Psychotherapeut, sie hat eine medizinische Ausbildung im Bereich Onkologie und ebenfalls Psychotherapie. Um sich den Traum von zwei Monaten Urlaub im VW Bus zu ermöglichen, hat sie kurzerhand ihren Job gekündigt. Bei dem Pflegenotstand, der auch die Schweiz erfasst hat, ist sie sich sicher, binnen Tagen wieder eine Festanstellung zu bekommen. Jetzt touren die beiden erst mal durch Skandinavien – ohne Plan und da wo sie der Wind hintreibt. Absoluter Respekt dafür: Erst einmal ist so ein VW Bus wirklich „kuschelig“ und das dann für mehr als 8 Wochen. Und ausserdem würde mir der Mut fehlen so einfach zu kündigen. Wobei – wenn ich recht überlege – in Aachen habe ich ja auch genau das gemacht. Der Job fühlte sich so falsch an und hat mich so krank gemacht – da habe ich ja auch einfach so gekündigt ohne irgendetwas Neues in Aussicht zu haben. Aber ganz ehrlich – ohne die Unterstützung von den Eltern zu dem Zeitpunkt hätte ich nie den Mut gehabt! Danke dafür!!!! – denn der Umzug nach Bayern gehört ganz sicher zu einem Meilenstein in meinem Leben und hat alles verändert. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel im Buch meines Lebens. Jetzt sind wir erst einmal im Norden – und zwar im hohen Norden. Das Wetter verwöhnt uns zu Beginn des Tages mit Sonne und streichelt die Seele. Aber nicht lange und das uns bekannte Brausen des Windes begleitet uns, dazu das Trommeln der Regentropfen. Wir kommen in Fiskebøl an und versuchen rauszubekommen wann die Fähre geht. Hm, laut Fahrplan um 12.30 Uhr. Die 40 Minuten können wir warten, um den Fjord rum ist es deutlich länger zu fahren. Aber irgendwie kommt uns das ganze komisch vor. Denn alle Norweger die ankommen, werfen einen Blick auf den Fahrplan, wenden und nehmen die Strasse um den Fjord, obwohl es ja bereits kurz vor halb ist. Also fragen wir die nette Dame, die dort auf einer Bank sitzt. Sie versteht unsere Frage, aber wir leider ihre Antwort nicht. Kurzerhand nimmt sie einen Kugelschreiber und schreibt sich 14.30 Uhr auf die Hand. Ups, dann fahren wir wohl auch lieber drum rum als noch weitere 2 Stunden zu warten. Aber wir haben Glück, zwar nicht unserer geplante Route aber die Strecke ist auch wunderschön, zwischendurch spitzt auch nochmal die Sonne durch. Unterwegs kommen wir an einem Rema1000 vorbei, so etwas wie der norwegische Aldi. Auch wenn eigentlich alles so unendlich teuer hier ist, frischer Fisch ist tatsächlich günstiger als bei uns. Als gönnen wir uns ein großes Stück frischen Lachs. Mit unserer üblichen Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 50 km/h kommen wir dann kurz nach 16 Uhr in Stø an. Als erstes fahren wir an die Anlegestelle vom Whalewatching, wo wir morgen gerne eine Tour machen würden. Aber da hängt nur ein Schild Closed. Wir fahren noch den knappen Kilometer weiter zu dem Bobilparkering (Wohnmobil-Parkplatz), da können wir kurz stehenbleiben um erstmal anzurufen ob noch etwas frei ist. Denn wenn wir morgen keinen Platz mehr bekommen, können wir auch direkt noch weiterfahren bis Andenes, unserem nächsten Ziel und brauchen auch nicht nach einem Stellplatz für heute Nacht zu fragen. Dann sehen wir, dass an der Rezeption des Campingplatzes ein Schild bzgl. Whalewatching hängt. Also fragen wir direkt mal nach, ob wir vielleicht direkt auch da buchen können. Und wir haben Glück, der Campingplatzbesitzer sichert uns zu das die Tour ganz ganz ganz bestimmt nicht ausgebucht ist. Er und der Anbieter der Tour kennen sich – bei einem Dorf mit 50 Einwohnern kein Wunder. Es klärt sich auch, warum das Buchungsbüro schon geschlossen war: Die Tour heute ist ausgefallen wegen schlechtem Wetter und darum war das Büro gar nicht besetzt. Bei dem Sturm und Wellen ist das nachvollziehbar. Aber angeblich soll es morgen deutlich besser werden, wir sollen einfach um 9.30 Uhr am Anleger sein. Schaun mer mal – die Tour soll 6-8 Stunden dauern, aber dazu dann morgen mehr… jetzt zahlen wir erstmal den Stellplatz, stöpseln uns an den Strom und starten die Heizung. Ach ist das gemütlich wenn draussen der Wind rüttelt und man selbst mit einem Becher heissen Kaffee auf der Couch hockt. Als der Regen etwas nachlässt kramt Peter mutig den Grill raus und zaubert uns ein tolles Abendessen. Frisch gegrillter Lachs – soooo lecker. Nach dem Essen wasche ich schnell ab, mache uns Brote für die Tour morgen und dann packen wir den Rucksack – und vorsichtshalber auch die Regenklamotten mit ein. Gut’s Nächtle und schickt uns bitte mal etwas Sonne!!!



Mittwoch, 26. Juni 2019
Heute ist der erste „Faulenzertag“. Und wie ich uns kenne auch der letzte. Aber mal ein Tag ohne Programm und Fahrerei tut wirklich gut. Das Wetter wechselt schneller als in Island. Eben sitzen wir noch am See, mit einem Becher lecker heissen Kaffee in der Hand – aber innerhalb von Minuten ist der Himmel schwarz und es beginnt zu regnen. Aber kein Problem, zack – die Stühle in die „Garage“ und ab ins WoMo auf die Couch. Dort machen wir ein bisschen Routenplanung für die kommenden Tage. Zwischendurch tappse ich zum Waschhaus um zu Duschen. Mittags sind die Waschhäuser immer recht leer, denn die einen sind schon abgereist während die neuen selten vor 17 Uhr einen Stellplatz anfahren. Auf dem Weg zur Dusche komme ich an einem Camper vorbei, der hinten einen dicken Aufkleber drauf hat mit einem Bild von der Skyline von Köln und dem Spruch: Drieß op d`r Driss. Also auf jeden Fall ist es Kölsch. Sowohl am Dialekt als auch am Kölner Dom klar zu erkennen. Und Driss heisst soviel wie Mist. Irgendwo kenne ich den Satz auch her, aber mir fällt nicht ein woher… also frag ich einfach mal die Dame die vor dem Camper sitzt. Die schaut mich erst recht verständnislos an, als ich frage ob sie aus Köln ist. Nein, sie kommt nicht aus Köln. Ok, also frag ich weiter was das denn heisst. Sie schaut immer noch verständnislos. Dann zeige ich nochmal auf den Aufkleber und erkläre ihr dass ich wohl das Wort Driss kenne, aber den Sinn nicht verstehe. Ah, und dann löst sich das Rätsel (fast). Der Camper ist gebraucht gekauft, den Aufkleber haben sie nicht abmachen wollen aber was das heisst und das das die Skyline von Köln ist, ist ihnen nicht klar. Aber nun hat den Mann die Neugier gepackt. Er schnappt sich sein Handy, gibt den Text ein, startet Youtube- und es erklingt ein kölsches Karnevalslied von den Paveiern. Genau das war es!!! Scheiss auf den Scheiss ist die wörtliche Übersetzung, gemeint ist. Was soll’s… ist doch egal…. Wir kommen von Hölzken auf Stöcksken und quatschen uns herrlich fest. Die beiden sind am gleichen Tag wie wir gestartet, allerdings entgegen dem Uhrzeigersinn erst nach Schweden mit traumhaftem Wetter. Das lässt uns hoffen. So, da es aber (bis jetzt) nicht viel weiteres vom Tag zu berichten gibt, werde ich noch kurz über ein paar allgemeine Dinge hier in Norwegen berichten. Starten wir mal bei Campingplätzen: als erstes gibt es hier prinzipiell extrem viele Campingplätze, und zusätzlich sehr viele spezielle Wohnmobilstellplätze. Das sind oft einfach große Parkplätze mit Waschhaus-Containern, wenig Komfort und Angebot, dafür günstig und oft zentral gelegen. Einfach asphaltiert, nix zum gemütlich abends raus setzen. Aber als reiner Übernachtungsplatz absolut ausreichend. Meist mit Stromanschluss – ganz wichtig damit unserer Nespresso funktioniert. Ja, wir haben auch unsere Makita-Kaffeemaschine mit, die läuft mit den 18V Akkus aus Peters Akku-Schrauber. Aber die Nespresso ist schon fein. Und da die Heizung elektrische Lüfter hat, wird die Batterie auch mehr geschont als beim Wildcampen. Dann gibt es die normalen Campingplätzen. Und im Gegensatz zu deutschen haben die (scheinbar fast immer) große vollausgestattete Küchen. Von uns aus kenne ich es, das jeder abends vor seinem Zelt kocht, oder im Wohnwagen oder WoMo. Hier ist es üblich dass jeder seine Sachen nimmt und in der Gemeinschaftsküche kocht. Dort gibt es neben großen Spülbecken (ausgestattet mit Spülmittel, Geschirrtüchern, Putzschwämmen, Spulbürsten etc.) auch Wasserkocher, Herd, Backofen, Mikrowelle… alles was man/Frau zu Hause auch in der Küche hat. Und das ganze meist mehrfach. Dann gibt es jede Menge Tische und Stühle, alles immer überdacht und oft sogar beheizt. So macht Camping selbst mit dem Zelt Spass. Auch in den Waschhäusern gibt es oft Föne, Shampoo und Duschzeug. Zwar sind die Gebäude oft sehr sehr einfach, aber es gibt alles was man braucht. Ausserdem hat man meist recht viel Platz um sich rum, denn laut norwegischem Gesetz müssen die Fahrzeuge mindestens 3 m Abstand haben aus Brandschutzgründen. Von daher ein Paradies für Camper. Dann als nächstes Einkaufen: ohhh und wir dachten Island sei teuer. Aber ich bin mir sicher Norwegen toppt das noch deutlich! Ein 4er Pack Coke (1,5 l Flaschen) knappe 10 € (im Billig Supermarkt wohlgemerkt). 100 gr Schinken 4,50 €, ein 150 gr Becher Joghurt 1,69 €. Gut dass wir jede Menge Lebensmittel eingepackt haben, nur Brot und ein bisschen Limo müssen wir auffüllen. Denn ich hatte keine Lust das ganze Leergut durch Norwegen, Schweden und wieder zurück zu schleppen. Wobei die Norweger und Schweden mittlerweile auch ein Pfandsystem eingeführt haben. Aber dann können wir das Leergut direkt immer wieder abgeben und müssen es nicht die ganze Zeit mitrum fahren. Ja, ich weiss, ich muss es ja nicht selbst tragen. Aber auch hinten in der Garage vom WoMo steht das Zeug irgendwann im Weg rum. Aber das gibt die Urlaubskasse gerade noch so her  Uns graut eher vor der Mautabrechnung. Die Kennzeichen werden gescannt und die Rechnung wird einem am Ende des Monats per Post zugeschickt, in unserem Fall unserem Fahrzeugvermieter. Und da wird ordentlich was zusammenkommen. Fast jede Strasse hier ist – zumindest auf Teilstrecken - kostenpflichtig. Dem zu entgehen hat man keine Chance. Und das läppert sich vermutlich ganz schön zusammen. Hier 36 NOK, da 28 NOK und das ganze mehrmals täglich. Wir sind gespannt… Das gleich gilt für die Fähren: Vom Festland auf die Lofoten sind mehr als 200 € fällig, bei den drei kürzeren Strecken waren es zwischen 30 € und 60 €. Am Ende werden wir mal zusammenrechnen, was der Spass gekostet hat. Was uns in Bezug auf Kosten jedoch sehr angenehm überrascht ist der Spritverbrauch des Weinsberg. Wir bleiben deutlich unter 10 l, kalkuliert haben wir mit knapp 13 l. Das entspannt das Budget wieder und kompensiert die Maut und Fähren. Jetzt machen wir es uns noch etwas gemütlich, hören zu wie der Wind durch die Birken rauscht und träumen von einem eigenen Wohnmobil.