Freitag, 16. Juni 2023
Also die Abdunklung der USB-Steckdosen funktioniert wunderbar - die erste Nacht ohne Discobeleuchtung. Der Start in den Tag verläuft langsam, denn wir sind auch wieder erst deutlich nach Mitternacht ins Bett gegangen. Daran ist Mama nicht ganz unschuldig, denn sie hat uns mit vielen und schönen Kreuzworträtselheften versorgt. Und immer, wenn wir dachten – es wird Zeit fürs Bett – haben wir uns überlegt: Na, ein Rätsel geht noch… und flugs ist die halbe Nacht rum. Nach dem (späten) Frühstück entscheiden wir uns, die Räder zu nehmen und nach Hammerhavn zu fahren. Dort starten Bootstouren an der Küste entlang. Es gibt eine Standard-Rundfahrt (40 min) und eine Große Rundfahrt mit 60 min. Wir buchen noch nichts, denn erst mal schauen, ob wir mit den Rädern bis dahin kommen. Laut Google Maps ist die Strecke extrem steil, und wir wissen nicht, was Peters Knie sagt bzw. ob meine mangelnde Kondition uns einen Strich durch die Rechnung macht. Wir nehmen beide Rucksäcke mit, genug zu trinken, ein bisschen Knäckebrot und Salamis, mehr brauchen wir nicht. Los geht es – erst einmal auf der Hauptstrasse bis zum Ortsausgang. Dann ist auch schon der Radweg ausgeschildert. Es geht gut los – 17 % Gefälle. Aber bekannterweise kommt nach steil runter auch steil rauf. Erst einmal fahren wir ein Stück direkt neben dem Strand lang und haben einen tollen Blick aufs Wasser. Dann kommt wie erwartet ein sehr steiles Stück bergauf. Und so geht es weiter – rauf und runter – und nie einfach mal ein bisschen Steigung und Gefälle. Nein, immer direkt mehr als 10 % - das heisst also schieben bzw. Bremsen. Landschaftlich ist der Weg allerdings sehr schön, abseits der Hauptstrassen und oft im Wald. Dann erreichen wir endlich Hammershus. Die Festung steht zwar auch noch auf unser To Do Liste, aber nicht heute. Wir fahren noch ca. 3 km weiter bis nach Hammerhavn. Der Hafen ist überschaubar, es gibt ein kleines Café und zwei Verkaufsstände für Bootstouren. Peter hat vorab schon mal recherchiert, daher wissen wir, dass die Online Tickets ca. 1,5 € günstiger sind als wenn wir vor Ort buchen. Ja, ist nicht viel, aber auch Kleinvieh macht Mist, wie es so schön heisst. Mittlerweile ist es kurz nach 2 Uhr mittags, und um 14.30 Uhr soll die nächste Tour starten. Peter bucht schnell 2 Tickets für uns online, allerdings muss er die Tickets trotzdem noch am Ticketschalter im Hafen vorzeigen. Die Dame dort sagt uns, dass wir kurz vor Abfahrt am Schiff sein sollen, das noch im Hafenbecken liegt. Wir nutzen die verbleibende Zeit für ein paar Photos der Festung, die wir teilweise sehen können. Um 14.30 Uhr kommt die Dame vom Ticketverkauf noch mal kurz angeflitzt und bittet uns, schon mal an Bord zu gehen, der Kapitän würde sich leider einige Minuten verspäten. Ausserdem hätten wir eine Privattour, ausser uns hat keiner ein Ticket gebucht. Das sind ja tolle Aussichten! Wir hatten allerdings vermutet, dass die Fahrt dann ausfällt – nur zwei Passagiere statt 12, das kann sich ja eigentlich nicht lohnen. Also besteigen wir schon mal das recht neu aussehende Elektroboot. Das Boot sieht edel aus, rundherum befinden sich dick gepolsterte Sitzbänke, ein schicker Boden, ein großer Tisch mit Getränkehaltern. Alles sehr luxuriös. Nach wenigen Minuten kommt ein gut gelaunter Kapitän an Deck geklettert. Er entschuldigt sich, er hat erst spät erfahren, dass die Tour stattfindet – da er aber heute noch nicht gefahren ist, freut er sich auf eine sonnige Fahrt. Er spricht exzellent englisch, und erzählt uns erst einmal, dass der Hafen ursprünglich zum Transport des hier abgebauten Granits diente. Es handelte sich dabei um eine deutsche Firma, die den Granit nach Kiel verschiffte. Später gab es zwischen diesem Hafen und Sassnitz eine Fährverbindung, allerdings war das Anfang des 20. Jahrhunderts, ist also schon eine Weile her. Die Tour führt vorbei an Hammershus und wir haben einen sensationellen Blick auf die Ruine. Weiter geht es zu den Granitfelsen, die angeblich so aussehen wie ein Kamel, ein Löwenkopf oder ein Bär. Nun erreichen wir den Vogelfelsen - wir haben Glück und sehen eine kleine Alk-Kolonie am Felsen und anschliessend auch eine Gruppe auf dem Meer schwimmender Alks. Das sind Brutvögel, die lange Zeit verschwunden waren und erst seit Ende der 90er Jahre zurück auf der Insel sind. Die Vögel sehen auf den ersten Blick aus wie kleine Pinguine und sind wirklich hübsch anzusehen. Dann geht es langsam wieder zurück. Aber ein großes Highlight steht uns noch bevor – die Fahrt in den „nassen Ofen“. Dabei handelt es sich um eine schmale Grotte, und es passt keine Handbreit mehr zwischen Bordwand und Felsen, unglaublich wie weit unser Kapitän in der Düsternis und Enge das Boot manövriert. Dann ist die Stunde fast rum, und es geht langsam zurück zum Hafen. Eigentlich wollten wir wieder zurück, aber wir bekommen den Tip, noch zum Leuchtturm Hammeren Fyr zu radeln. Der ist nicht weit weg, knapp 3 km. Der Weg führt am Hammersø entlang, danach geht es dann den letzten Kilometer einfach nur steil bergauf. Wir steigen ab und schieben. Während wir uns den Berg hochkämpfen, überholt uns ein Trupp Polizisten auf e-Bikes. Ja, so geht es natürlich schneller! Wir schieben weiter und erreichen dann auch irgendwann den Leuchtturm. Neben den Fahrradpolizisten stehen auch vier Polizeimotorräder und ein ziviler Wagen der Polizei dort. Die Polizisten wurden vermutlich extra für das große Festival aus anderen Bezirken Dänemarks angefordert. Auf jeden Fall stehen sie zusammen oben auf dem Leuchtturm und machen eifrig Photos wie alle Touristen. Die zwei Polizisten, die mit dem Auto da sind, führen gerade eine Luftüberwachung des Festivals durchs mittels zweier Drohnen. Die Polizeipräsenz gerade ist auffallend groß, allerdings wirkt alles ruhig und friedlich. Auch bei uns auf dem Campingplatz und das große Zeltlager gegenüber der Ruine Hammershus wirken eher wie eine Jugendfreizeit. Die Polizisten mit den Motorrädern und Fahrrädern machen sich wieder auf den Weg, und wir klettern auf den Leuchtturm. Der Blick ist wirklich spektakulär und wir machen noch ein paar Photos. Anschliessend folgt noch ein kurzer Schwatz mit den dänischen Polizisten, wovon einer fast akzentfrei deutsch spricht. Bevor wir den Rückweg antreten, klettern wir noch kurz auf die Felsen, denn angeblich soll man von hier oben nicht nur den Hammersø sondern auch den deutlich kleineren Opalsø sehen. Aber scheinbar klappt das nur im Herbst – wir sehen nur Bäume, wohin wir auch schauen. Wir trinken noch etwas, und dann starten wir den Rückweg oder Teil 2 unsere Berg- und Talfahrt. 15 km, wovon die letzten 10 km human sein sollen, aber die ersten 5 km wieder nur ein auf und ab. Und so ist es auch – rauf und runter, schieben und bremsen, aber dann erreichen wir die Hauptstraße, und nun rollt es wirklich gut. Natürlich ist der schmale Radweg direkt an der Landstrasse nicht so idyllisch, aber dafür wechseln sich Steigungen und Gefälle immer ab, so dass wir mit dem Schwung jedes Mal unproblematisch die nächste Steigung erklimmen. Unerwartet zügig erreichen wir dann doch wieder Hasle und den Campingplatz. Als erstes mach ich uns einen Kaffee, dann heisst es duschen und Brotzeit machen. Nach dem Abendessen schnappe ich mir den Rechner, heute gibt es ja tatsächlich einiges zu berichten. Morgen wird sicherlich ruhiger.



Donnerstag, 15. Juni 2023
Der Rest des Tages verläuft ruhig – wir rätseln, trinken Kaffee und abends werfen wir den Grill an. Wie gefordert stellen wir den Grill mitten unter die Markise, so dass wir zu allen Seiten 1 m Sicherheits-Abstand haben. Anschliessend ist abwaschen angesagt, sonst haben wir nichts mehr geplant. Es ist hier deutlich windstiller – und vor allem gibt es fast keine Mücken. So bleiben wir noch eine Weile draußen sitzen und geniessen den Abend samt einem wunderschönen Sonnenuntergang bei einer leckeren Flasche Lambrusco. Sobald die Sonne weg ist, wird es frisch, und wir verziehen uns nach drin. Den Rest des Abends rätseln wir noch ein bisschen, dann geht es ab ins Bett. Am nächsten Morgen frühstücken wir in aller Ruhe – allerdings drin, denn draussen ist es düster und windig. Dann ziehen wir uns unsere Badesachen an, denn bis zum 19.06. dürfen wir das Schwimmbad auf dem Campingplatz gratis nutzen. Ok, es ist auch noch unbeheizt und das Laub könnte auch mal aus dem Pool gefischt werden. Wobei vermutlich nach 10 min das nächste drin liegt. Uns stört es jedenfalls nicht sonderlich, und wir haben das Becken für uns alleine. Nachdem wir einige Runden geschwommen sind, springen wir unter die heisse Dusche zum Aufwärmen. Zurück am Womo fangen wir an, das Mittagessen vorzubereiten. Wir haben Pizzateig mitgenommen, der bereits abgelaufen ist und daher dringend weg sollte. Der Fertigteig ist rechteckig, wir teilen den und haben dann zwei fast quadratischen Pizzen. Also als erstes mal Tomatensauce würzen, dann ein bisschen Gemüse schnibbeln, dazu Speck und noch Reste von Grillwürstchen. Auf so einer Pizza kann man ja wunderbar Reste verarbeiten. Alles mit Käse zudecken und ab auf den Grillstein. Nach 5 min duftet es herrlich und genauso schmeckt es dann auch. Während ich nach dem Essen die Küche auf Vordermann bringe und zum Abwaschen gehe, baut Peter schon mal die Fahrräder hinten runter, und hängt die Fahrradcomputer dran. Dann schnappen wir uns unsere Rucksäcke und radeln los. Die ersten gut 200 m sind Schotter – boah jetzt versteht ich wieder, was Mama meint, wenn sie so über Schotter schimpft. Das fährt sich furchtbar. Aber zum Glück sind wir ruckzuck auf Asphalt. Wir kurven nur mal eine Runde durch Hasle und den Hafen, als es anfängt zu regnen, fahren wir zurück. Nach einer kurzen Kaffeepause entscheiden wir uns, nochmal schwimmen zu gehen. Super, gerade sind Badehose und (mein toller neuer und BUNTER) Badeanzug trocken gewesen - aber egal. Ab in die Badesachen, und nochmal zum Schwimmen - und wieder haben wir das Becken für uns alleine. Danach erneut eine heisse Dusche und zurück am Womo dann noch heissen Kaffee, um auch von innen aufzuwärmen. Angeblich sollen wir draussen 18° haben, aber es fühlt sich deutlich kälter an. Mittlerweile ist es 19 Uhr, und während ich tippe, bastelt Peter mit dem gerade gekauften Isolierband an den USB-Steckdosen und versucht die abzudunkeln. Denn das ist zwar jetzt total praktisch, dass wir abends unsere Handys in das kleine Regal überm Bett stellen können, zum Laden, nur diese installierten Steckdosen leuchten, als gelte es eine Startbahn zu befeuern. Und die Rückseite des Regals ist auch noch verspiegelt. Nachdem ich jetzt ganz pragmatisch angefangen habe, Socken davor zu legen, möchte Peter das ganze nun doch etwas professioneller lösen. Heute Nacht sehen wir, ob es geklappt hat. So, mehr passiert heute nicht – und für morgen haben wir noch keine Pläne. Mal schauen was das Wetter so sagt, ich werde berichten.



Mittwoch, 14. Juni 2023
Heute müssen wir weiterziehen – und den wundervollen Sandstrand von Dueodde hinter uns lassen. Aber wir ziehen nicht weit – nur bis nach Hasle an die Westküste. Nach dem Frühstückskaffee hängt Peter noch den Strom ab, den Rest haben wir gestern bereits alles abgebaut und verstaut. Dann geben wir an der Rezeption die Duschkarten ab und zahlen noch 24 Kronen – also umgerechnet gut 3 €. Nicht billig – aber hier ja alles extrem teuer. Bevor wir nach Hasle fahren, machen wir einen Abstecher über Nexø, um zu tanken und nochmal kurz zum Netto einkaufen zu fahren. Zum einen starten wir einen erneuten Versuch, den Kirschwein zu ergattern. Und ausserdem haben wir vor einigen Tagen dort super leckeres Brot gekauft. Aber als erstes geht es zum Tanken. Der Diesel kostet 11.69 Kronen, das sind umgerechnet 1,57 €. Weiter geht es zum Netto – dort haben wir dann direkt ein doppeltes Erfolgserlebnis. Zum einen finden wir den dänischen Kirschwein – und der Preis ist mit knapp 4€ durchaus ok. Und bei dem Brot schlagen wir direkt doppelt zu, denn dass Brioche-Brot (nicht zu verwechseln mit dem Frühstücksbrioche) ist bis Ende Juli haltbar, dann haben wir direkt noch ein Paket für daheim. Dazu noch ein Pfund frische dänische Kirschen und dänische Erdbeeren. Ab ins Womo damit und dann geht es zum Campingplatz. Wir haben die Befürchtung, dass der Platz sehr voll ist, denn wir sind vor einigen Tagen dran vorbei gefahren, und da war eine Menge los. Aber überraschenderweise ist es gerade sehr ruhig. Wir können zwischen 6 oder 7 Plätzen frei wählen, aber unser Favorit ist schnell klar. Wir nehmen Platz 138, der ist windgeschützt, sehr groß und wir stehen recht mittig zwischen beiden Waschhäusern. Die Dame an der Rezeption informiert uns, dass auf Grund der höchsten Waldbrandstufe Grillen verboten ist. Auf Peters nachfrage, ob sich das tatsächlich auch auf Gasgrills bezieht, bekommen wir erst einmal einen fragenden Blick. Aber Peter hat sich die Gefahrenhinweise extra durchgelesen, und dort sind Gasgrills vom Grillverbot ausgenommen. Die Hinweise wurden zwar dreisprachig verteilt (dänisch, englisch und deutsch) aber er hat sich explizit auch die englische Version durchgelesen. Die ist oft genauer übersetzt. Die deutschen Übersetzungen sind oft lustig und missverständlich (aus unseren Campingplatzinfos: Am Meer gibt es eine große abgesperrte Fläche wo sie ihren Hund lüften können). Wie auch immer - die Dame fragt bei der Behörde nochmal nach und das Ergebnis: Gasgrills sind erlaubt, wenn man 1 m Abstand zu brennbarem Material hält. Sie bedankt sich, denn das Grillverbot hat doch bei dem ein oder anderen für leichten Frust gesorgt. Wobei es gar nicht schlimm gewesen wäre – denn zum einen hat der Campingplatz „sichere“ Grillplätze eingerichtet, die jeder benutzen darf. Ausserdem gibt es zur Not große Gemeinschaftsküchen und unser Tatzel hat ja auch eine gut ausgestattet Küche. Also verhungern würden wir nicht – aber so ist natürlich schöner. Denn Urlaub bedeutet für uns tatsächlich auch immer Grillparty. Unser Platz ist nicht nur groß, sondern auch etwas vom Zeltplatz weg. Es wird die kommenden 2 Tage vermutlich etwas lauter als gewöhnlich. In Allinge findet ein riesiges Volksfest statt – es werden 60.000 Besucher erwartet. Zum Vergleich: Allinge hat knapp 1.500 Einwohner und gesamt Bornholm gute 40.000 Einwohner. Aber mal schaun, vielleicht radeln wir mal hin, es sind nur gut 10 km. Jetzt richten wir uns hier erst einmal ein. Also das übliche Programm: als erstes Strom, dann Teppich hin, Markise raus, Sturmstangen rein, Seitenwände rein, alles fest verankern, Sturmbänder dran, Tisch und Stühle und fertig! Dann fangen wir an, die nähere Umgebung zu erkunden. Als erstes schauen wir uns den Campingplatz an, und die Ecke mit den Campingfässern. Was uns hier immer wieder fasziniert ist, dass dieses Vertrauensprinzip so toll funktioniert. Unter einem großen Dach ist ein Tisch mit Mikrowellen, Grill, Wasserkocher, Kaffeemaschine etc. Also alles, was man so als (Rad-)Wanderer für einen komfortablen Aufenthalt brauchen kann, wenn man mit ganz leichtem Gepäck reist. In Deutschland (würden wir wetten) wäre nach 2 Tagen alles geklaut. Hier ist ganz klar die Erwartungshaltung, dass man fremde Sachen pflegt und nichts nimmt, was einem nicht gehört. Fast wie früher auf dem Dorf – toll dass das in Skandinavien so gut klappt. Ok, aber genug abgeschweift. Weiter laufen wir nun zur Fischräucherei, die quasi in Wurfweite liegt – gut 300 m vom Campingplatz entfernt. Dann zum Hafen, durch den Ort und zurück zum Campingplatz. Den Rest des Tages wollen wir es uns gemütlich machen. Nach einer Stunde in der Sonne (der erste wirklich warme Tag heute!) schnappe ich mir schon mal den Rechner und tipper – denn viel mehr wird heute nicht passieren.