Zum Start in den Tag gab es erst einmal ein leckeres Frühstück mit Nutella und Erdnussbutter. Nein, nicht auf der gleichen Scheibe Brot😊 Danach hat Peter mit der Mietwagenfirma telefoniert. Die wollen sich direkt kümmern dass wir schnellstmöglich einen Werkstatt Termin am Ort bekommen. Allerdings frühestens morgen, da ja heute Sonntag ist. Da wir diesmal aber nicht jeden Tag weiterfahren sondern 5 Tage am Stück in Hella bleiben, ist das kein Problem. Und heute brauchen wir das Auto eh nicht, da wir eine Super Jeep Tour mit Abholung gebucht haben. Kurz vor 10 Uhr hören wir dann schon einen Nissan Patrol grollend den Weg runterfahren. Was für ein Karren! Unser Guide für den heutigen Tag ist Einur. Als erstes geht es zur Base in Gljúfrabúi, ca. 30 km entfernt. Dort steigt ein Ehepaar aus Washington DC dazu. Aber der Jeep hat hinten zwei Sitzreihen, so ist genug Platz für alle. Peter sitzt vorne, ich in der Mitte und Robin & Dan machen es sich hinten gemütlich. Da man dort aber die Fenster nicht öffnen kann, und Robin begeisterte Photografin ist, setzt sie sich beim nächsten Stop zu mir. So können wir beide wie wild Photos machen, während unsere Männer fast mehr ins Auto schauen und die ganze Technik bewundern. Die Tour führt in das Gebiet Þórsmörk, das zwischen den drei großen Gletschern Eyjafjallajökull, Mýrdalsjökull und Tindfjallajökull liegt. Nachdem wir eine Weile gefahren sind, und auch schon einige Photostops eingelegt haben, steht die erste Wanderung an – irgendwo im Nirgendwo von Þórsmörk. Zuerst geht es runter durch ein fast trockenes Flussbett, hinein in eine riesige Schlucht. Die Wände ragen steil auf, die Sonne die uns die ganze Zeit begleitet malt tolle Bilder aus Licht und Schatten. Auf der einen Seite sieht man an den kalten Felsen Eiskristalle glitzern, und an anderen Stellen rieselt das Schmelzwasser im Sonnenschein ins Tal runter. Wunderschön! Die Tour ist eine tolle Mischung aus Landschaft, Offroad fahren, etlichen kürzeren und auch mal längeren Wanderungen sowie viel Informationen zur Geographie und dem Ökosystem Island. Sehr cool sind natürlich die diversen Querungen der Gletscherflüsse. Nach einer zweiten längeren Wanderung mitten durch leuchtend rote und goldene Birkenwälder– mittlerweile ist es 14 Uhr durch – sind wir am Volcano Hut angekommen. Das ist ein kleines Camp mit Zeltunterkünften mitten in Þórsmörk. Dort wartet (zwar nur lauwarme) aber dafür leckerer Suppe auf uns. Und vor allem gibt es das bekannte isländische Erdbrot. Gebacken in der heissen Erde, hat es eine sehr dunkle Farbe und einen leicht süsslichen Geschmack. Mal schauen ob ich das zuhause (im Ofen natürlich) nachbacken kann. Nachdem wir gestärkt sind, geht es langsam wieder zurück. Und jetzt kommt ein absolutes Highlight, das wir bereits vorab auf Youtube angeschaut haben: Die Querung des grossen Gletscherflusses. Wir Mädels steigen aus, und stellen uns auf die Fussgängerbrücke. Von dort aus filmen wir, wie die Männer mit dem Jeep durch den knapp 1 m tiefen Fluss fahren. Und damit wir nicht zu kurz kommen, wendet unser Guide und fährt mit uns dann direkt noch mal hin- und zurück durch die Furt. Mitten im Wasser stoppt er, öffnet die Fahrertür und schöpft sich mit einer leeren Plastikflasche Wasser zum trinken aus dem Gletscherfluss. Das nenne ich cool 😉 Zurück geht es dann zum Base Camp dort steigen Robin & Dan aus, sie haben nur die „kurze“ Tour gebucht. Für uns beide geht es weiter zum Eyjafjallajökull. Dem Vulkan, der 2010 in ganz Europa den Flugverkehr zum Stillstand gebracht hat. Doch eigentlich sieht er gar nicht so sehr wie ein Vulkan aus. Oder zumindest nicht so, wie ich mir typischerweise einen Vulkan vorstelle. Für mich ist ein Vulkan ein schwarzer Berg der Feuer spuckt. Aber der Eyjafjallajökull ist einfach ein riesiger weisser verschneiter Gletscher. Er strahlt eine ungeheure Ruhe und einen Frieden aus. Von der gewaltigen Zerstörung der Natur, die er damals gebracht hat, ist rein gar nichts mehr zu spüren. Aber übersehen lässt es sich nicht. Der Gletschersee, der sich typisch für die meisten Gletscher direkt am Fuss des Gletschers befindet, ist nichts mehr da. Durch die ungeheure Wucht des Ausbruchs ist der Damm, der einen Gletschersee umgibt, einfach durchbrochen worden. Die Wassermassen haben sich zusammen mit Stein, Asche und Geröll einen breiten Weg durch die Landschaft gebahnt und alles, was im Weg war, einfach vernichtet. Zum Glück gab es keine Verletzten, da rechtzeitig evakuiert werden konnte und die Menschen vorbereitet waren. Die Auswirkungen auf die Natur waren jedoch enorm und sind auch 8 Jahre später noch deutlich zu sehen. Jetzt soll es also direkt rauf auf diesen weissen Riesen gehen. Der Super Jeep kämpft sich zuerst über Geröll, dann über immer größere Felsbrocken hoch. Immer wieder verändert Einur über den eingebauten Kompressor den Reifendruck, um guten Grip zu erzielen. Wir sind jetzt auf dem Gletscher angekommen. Man hört den verharschten Schnee unter den Reifen knarzen. Zum Teil geht es so steil rauf und runter das ich gar nicht hinschauen kann. Ich liebe zwar Offroad Touren – aber am liebsten mit meinem Mann am Steuer… Rechts von uns haben wir plötzlich einen traumhaften Blick auf die Vestmannaeyjar Inseln. Von hier oben sehen sie aus, als hätten ein paar Riesen einfach ein paar dicke Steinbrocken ins Wasser plumpsen lassen. Das auf der Hauptinsel knapp 5.000 Menschen wohnen, lässt sich von hier nicht einmal erahnen. Ein kurzer Stop für ein paar tolle Photos, und weiter geht es Richtung Gipfel. Doch dann stoppt unser Guide plötzlich. Der Jeep überhitzt und wir müssen ihm etwas Zeit zum abkühlen geben. Also Zeit für weitere Photos im Schnee. Nach ein paar Minuten geht es weiter. Jedoch nicht lange und das Auto verlangt nach einer weiteren Pause. Doch irgendwann ist es geschafft und wir haben den höchsten Punkt erreicht. Was für eine Aussicht. Die Wettergötter sind uns treu und wir haben in alle Richtungen einen wundervollen Ausblick. Doch es ist schon spät und so machen wir uns auf den Rückweg. Gute 45 min später sind wir dann zurück an unserem Cottage. Müde aber sehr glücklich fallen wir auf die Couch.
eowynrohan am 01. Oktober 2018