Über Nacht ist ein Sturm aufgezogen, damit ist der ursprüngliche Plan – mit der M/S Thor zu den Helligdomsklipperne zu fahren und von dort zurück nach Gudhjem wandern – hinfällig. Denn alle Bootstouren sind mindestens für heute und morgen abgesagt. Als erstes tipper ich den noch überfälligen Tagesbericht von gestern, dann starten wir gemütlich mit Frühstück und probieren das Weissbrot, dass wir gestern im Lidl mitgenommen haben. Was nun? Wir blättern nochmal durch Reiseführer und Kartenmaterial und bleiben wieder bei Almindingen hängen. Dort befindet sich der größte Wald Bornholms mit einem Bisongehege. Also packen wir beide Rucksäcke mit Jacken, Trinkflaschen und etwas zu knabbern, dann starten wir. Die Fahrt dauert nicht lang, nach etwa 30 min sind wir mitten im Wald, noch über ein Viehgatter und schon sind wir mitten im Gehege. Nach gut 150 m kommt der Parkplatz, es stehen nur 2 Autos dort. Wie schön, wir hätten erwartet, dass deutlich mehr los ist. Ein Blick auf die Wanderkarte und los geht es. Zum Glück habe ich noch einen Pulli drüber gezogen, es ist frisch. Als Back-Up hab ich auch noch meine Daunenjacke dabei. Der Weg ist schön zu laufen, und führt mitten durch das Gehege. Allerdings darf man sich dass jetzt nicht irgendwie wie einen Zoo vorstellen. Das Gehege umfasst mehrere hundert Hektar Wald, Seen, Moore und Wiesen, ist also riesig. Die Chance, wirklich auf einen der 14 Bisons zu treffen, ist eher gering. Wichtig: es handelt sich hierbei um die europäischen Bisons, also Wisente. Das sind immerhin die größten in der Wildnis lebenden Säugetiere Europas, aber nicht mit den amerikanischen Bisons zu vergleichen. Nach einigen Kilometern kommen wir an einem schönen Rastplatz vorbei. Es gibt dort eine Feuerstelle, ein Holzbock mit Säge, um sich Feuerholz zu machen, einen kleinen Notunterschlupf für die Nacht und ein paar Bänke. Wir machen es uns gemütlich, naschen jeder ein Schokohörnchen und Knäckebrot. Dann geht es weiter. Manche Passagen sind recht steil, dann wieder geht es über breite Holzstege, ab und zu wird der Weg sehr schmal und ist nur mehr ein Trampelpfad. Aber immer ist er gut gekennzeichnet mit dicken lila Punkten an Bäumen und Pfählen. Nach einer weiteren Stunde machen wir erneut eine kurze Pause und nehmen die letzten Kilometer in Angriff. Wisente haben wir leider nicht gesehen, aber dafür haben wir bei Sonnenschein eine wunderschöne gut 12 km lange Wanderung gemacht. Zurück am Auto programmieren wir nicht den direkten Weg, sondern machen noch einen kleinen Loop durch den Südosten, dann geht es zurück zum Camapingplatz. Der Sturm hat einige Heringe rausgerissen, mehr ist aber in unserer Abwesenheit zum Glück nicht passiert. Als erstes mach ich uns einen Espresso, danach hol ich direkt den Rechner raus und schreibe schon mal. Denn gleich ist Zeit zum Abendessen und ich muss noch Kartoffeln schnibbeln, wir wollen heute mal wieder Bratkartoffeln machen. Der Plan für morgen steht noch nicht, also heisst es heute Abend noch mal, Reiseführer lesen.