Sonntag, 24. März 2024
Es ist soweit, unser Urlaub beginnt. Wobei - da der beste Ehemann von allen ja nun seine wohlverdiente Pension genießt und ich ein Jahr Sabbatical habe, ist es nicht wirklich Urlaub, sondern einen von (hoffentlich) mehreren aufregenden Reisen in diesem Jahr. Am Vorabend waren wir noch bei unseren lieben Nachbarn eingeladen, Sanny hat seinen 25. Geburtstag gefeiert, und haben uns bereits von ihnen verabschiedet. Nun ist also unser Abreisetag gekommen. Ich bin unendlich aufgeregt, obwohl wir schon so viele Reisen gemacht haben. Aber bei einer so langen Reise ist wirklich viel zu planen und zu bedenken. Wir stehen zur gewohnten Zeit auf, dann beginne ich damit, den Kühlschrank umzuräumen. Alles, was in den nächsten Wochen abläuft oder verderben kann, kommt mit. Das ist das praktische, wenn man seinen Hausstand mit in den Urlaub nimmt. Dann fülle ich unsere Sigg Trinkflaschen, und anschliessend gehen Peter und ich nochmal durch alle Räume und schauen, ob alles aus / in Ordnung ist. Um die Post kümmert sich während unserer Abwesenheit eine Freundin von uns, den Garten übernimmt dankenswerterweise wie üblich unser Nachbar. Die Fähre geht zwar erst morgen Abend von Rotterdam aus, aber da in 11 Bundesländern gleichzeitig die Schulferien beginnen, wollen wir lieber einen Tag Puffer einbauen, bevor wir auf Grund einer Panne oder Vollsperrung unsere Fähre verpassen. Als erstes geht es wie gewohnt auf die A9 Richtung Norden, später wechseln wir hinter Nürnberg auf die A3. Wir haben Glück, in unserer Richtung läuft der Verkehr problemlos. Wir haben vorgezogenes Aprilwetter, entweder blendet uns die Sonne so, dass wir kaum etwas sehen, oder der Himmel ist binnen Minuten schwarz wie die Nacht und es schüttet sturzbachähnlich vom Himmel, dazu tobt die ganze Zeit Sturm. In Weiskirchen-Süd legen wir einen ersten kurzen Stop ein, und essen die üppig belegten Eibrote, die ich uns für die Fahrt vorbereitet habe. Weiter geht es bei gleichbleibend wechselhaftem Wetter bis Mönchengladbach-Wickrath – also quasi Peters alter Heimat. Hier machen wir einen Tankstop. 1,669 € ist ein fairer Preis. Nicht mehr lang und wir erreichen Venlo und damit die Grenze zu den Niederlanden. Kurz vor Nijmegen - in Cuijk - habe ich auf Google eine Fritture ausfindig gemacht, leider habe ich mir aber den Weg dorthin nicht detailliert angeschaut. Also gibt es für Peter bereits einen Vorgeschmack auf schottische Straßen. Eine schmale einspurige Landstrasse führt uns durch Felder, und in Cuijk selber schickt uns Google durch winzig schmale Gässchen und wir enden irgendwann in einer Sackgasse. Ich will abbrechen und zurück zur Autobahn, aber mein Mann hat Hunger und riecht vermutlich schon die holländischen Pommes. Also wendet er unseren „Cityflitzer“ in einer kleinen Hofeinfahrt, und versucht ohne Navi den Parkplatz zu erreichen, den wir zwar sehen aber wegen der Fußgängerzone nicht erreichen konnten. Und tatsächlich, nach ein paar Mal - für mich willkürlich - rechts und links abbiegen, stehen wir auf einem Parkplatz nur 500 m von der Imbissbude entfernt. Zum Glück lässt der Wolkenbruch etwas nach, und wir kommen halbwegs trocken bei „De Schalkse Vlaming Fritture“ an. Der Laden ist winzig klein, aber es riecht himmlisch, und man kann sogar dort sitzen. Peter bestellt sich seine geliebten friet special, also Pommes mit rohen Zwiebeln, Curryketchup und Mayo, ich nehme normale Pommes. Und während Peter sich für Frikandel special entscheidet, freue ich mich über eine Rindfleischkrokette – Erinnerung an meine Zeit in Belgien. Bevor es satt und glücklich zurück zum Womo geht, mache ich noch ein Foto von der imposanten St. Martinus Kirche, die hier am Platz steht. Dann startet der Endspurt, noch gut 150 km bis zum Europoort. Gegen 22 Uhr erreichen wir unser Ziel, den Fähranleger von P&O Ferries. Direkt daneben ist ein Parkplatz für PKW-Dauerparker, aber mittlerweile schüttet es wieder wie aus Eimern, ausserdem ist der Parkplatz fast leer, also wird es hoffentlich niemanden stören. Wir telefonieren noch eine Runde mit Mutter, dann krabbeln wir ins Bett. Die Nacht ist unruhig, es stürmt und regnet, das Womo wackelt und knirscht die ganze Nacht. Wir haben Sorge, dass eventuell die Fähre ausfällt, aber als wir heute früh aus dem Fenster schauen, steht die Fähre bereits in Sichtweite quasi vor dem Womo. Und eine Überprüfung auf der Website bestätigt: Alles in Ordnung, die Abfahrt findet wie geplant um 20.30 Uhr statt. Nach dem Frühstück parken wir um und stellen uns schon mal am Check-In an. Nun haben wir stundenlang Zeit, denn der Check-In startet um 16 Uhr. Also hol ich meinen Rechner raus und tippe den ersten Tagesbericht.



Donnerstag, 18. Januar 2024
Es ist soweit, nachdem Peter mehr oder weniger glücklich in sein Dasein als Pensionär gestartet ist, hat vor wenigen Wochen mein lang ersehnter Sabbatical begonnen. Mitte / Ende März startet dann auch unsere erste große Reise auf die andere Seite des Kanals. Unsere Rundreise beginnt (natürlich) dahoam im schönen Bayern-Ländle, weiter über Rotterdam nach Hull. Dann entgegen dem Uhrzeigersinn - an der Küste entlang, aber natürlich mit Abstechern ins Inland - bis Cairnryan. Von dort geht es mit der Fähre rüber nach Belfast, und dann wieder entgegen dem Uhrzeigersinn einmal um / durch (Nord-)Irland bis Dublin. Dann zurück auf die große Insel und weiter geht es in Wales. Die Rückfahrt lassen wir uns offen, mit Fähre oder durch den Eurotummel - wie es sich ergibt. Im ganzen soll die Reise zwischen 6 und 8 Wochen dauern. Zum Glück brauchen wir uns um unser Zuhause keine Sorgen zu machen, das wird während unserer Abwesenheit bestens betreut. Also heisst es nun, Routen zu planen und Packlisten zu schreiben. Denn so eine lange Tour haben wir bis jetzt noch nie gemacht. Fortsetzung folgt...



Samstag, 24. Juni 2023
Nach der Shoppingtour in Rønne ist heute wieder ein ruhigerer Tag geplant. Aber als erstes müssen wir uns (erneut) der Ameisenplage widmen. Leider gibt es tausend Möglichkeiten, wie die Ameisen reinkommen, schliesslich haben wir eine Markise, und deren Stangen stehen nun mal auf dem Rasen. Oder dem was die Sonne vom Rasen übriggelassen hat. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Supermarkt. Das, was ich dort allerdings als Ameisenspray gesehen habe, ist leider ein Fugenmittel um draussen die Terrasse nach einem „Ameisenangriff“zu versiegeln. Ameisenpulver nutzt uns leider nicht viel, also bleiben wir bei Essig und Zitrone. Zitronen finden wir sofort, aber es gibt hier nur Gurkenessenz zum Einkochen, keinen puren Essig. Nun gut, also schnappen wir uns wenigstens schon mal die Zitronen. Nebenan gibt es noch einen Spar, dort finden wir dann auch einfachen Essig. So bewaffnet geht es zurück zum Womo. Wir verteilen kleine Schälchen mit Essig und Zitronensaft, mal schauen ob es hilft. Dann packen wir unsere Badesachen und haben mal wieder den Pool für uns alleine. Nach einer guten Stunde kommen die ersten Familien, und wir machen uns von dannen. Am Womo werfen wir den Grill an. Gerade als wir mit Essen fertig sind, kommt eine Dame von der Reception, die wir allerdings noch nicht gesehen haben. Die Information bei unserer Ankunft, dass wir den Gasgrill nutzen dürfen, war so leider nicht korrekt. Sie bittet uns daher, nicht mehr zu grillen. Nun gut, für die letzten zwei Tage kein Problem. Nach dem Abwasch putzen wir den Grill und Peter verpackt ihn schon mal. Nachmittags laufen wir eine Runde zum Hafen, und wollen schauen, ob für abends für das Sankt Hans Fest irgendetwas geplant ist. Und tatsächlich werden gerade Tische und Stühle aufgebaut, eine Bühne, ein Stand mit Kaffee und Apfelküchlein. Aber es wird langsam frisch. Also laufen wir erst einmal zurück, und machen ein gemütliches Kaffeepäuschen. Gegen 18.30 Uhr ziehen wir uns etwas Wärmeres an und laufen wieder Richtung Hafen. Langsam füllen sich Tische und Stühle, im Hintergrund läuft schon Musik. Aber irgendwie ist alles noch sehr überschaubar. Eigentlich hatten wir uns drauf gefreut, ein bisschen von den Apfelküchlein zu naschen, aber leider kann man nur in dänischen Kronen oder mit Mobile Pay bezahlen. Hm, das haben wir beides nicht. Langsam knurrt aber unser Magen. Aber hier hinten im Hafen ist noch ein kleines Café / Grill. Üblicherweise schliessen die wohl um 17 Uhr, aber durch das Hafenfest haben die scheinbar verlängerte Öffnungszeiten. Zum Abschluss des Urlaubs gönnen wir uns Burger & Pommes. Wir bekommen einen Dongle, der vibriert, wenn das Essen fertig ist, Wartezeit angeblich 30 min. Na mal schaun, wir haben heute ja nichts mehr vor. Nach bereits knapp 20 min ist unser Essen aber bereits fertig. Ok, was für eine riesige Portion! Heiss, lecker, knusprig, aber Peter muss mir bei meinem Burger helfen. Zusätzlich hat mich mein Mann mit einem Gin Tonic überrascht. Hab ich noch nie getrunken, ist etwas herb, aber wirklich mal was anderes statt immer nur so süßes Zeug wie Lillet oder Hugo. Satt und zufrieden mischen wir uns wieder unters Volk. Gerade ist ein Bus mit einem Schulkorps aus Oslo gekommen. Tja, ich nenn es mal skandinavischen Mix, denn die Truppe ist aus Norwegen, wir sind in Dänemark und das erste Stück, das gespielt wird, ist von Abba. Die spielen wirklich gut, alle haben Spaß und der Wind pustet die dusteren Wolken schnell über die Insel weg. Mittlerweile ist auf dem eigentlichen Festplatz alles belegt, aber auf dem Damm stehen zwei rote Bänke. Eine ist von einem sichtlich angeschickerten Pärchen belegt, aber die zweite kapern wir uns. Dabei kommen wir direkt mit den beiden ins Gespräch, und damit ist der weitere Verlauf des Abends festgelegt. Um 21 Uhr kommt die obligatorische Rede vom Bürgermeister, und um kurz nach 21 Uhr dann der Moment, auf den hier alle warten: das Sankt Hans Lied wird gesungen. Das Lied über den Midsommer, das Jahr in seinem Lauf und den längsten Tag des Jahres. Allerdings war das wohl nicht die gewohnte Liedversion, sondern sehr hoch gesungen und kirchlich interpretiert. Kaum einer singt mit, wie es sonst üblich ist, viele schütteln den Kopf. Wir können das aber natürlich nicht beurteilen, bei unserem letzten Sankt Hans Fest klang es aber tatsächlich deutlich anders. Mittlerweile ist es fast halb Zehn, und wir wollen uns auf den Heimweg machen. Die Verabschiedung mit den beiden von der zweiten roten Bank dauert etwas, die wollen uns am liebsten noch dabehalten. Aber irgendwann schaffen wir es doch noch und laufen den knappen Kilometer zurück. Schön war es – nicht zu vergleichen mit letzten Jahr Maihaugen in Lillehammer, aber trotzdem sehr schön!