Donnerstag, 9. Mai 2024
Der Tag startet bedeckt aber halbwegs warm. Wir quatschen noch ein wenig mit Eileen und Laurent, bevor wir uns verabschieden und auf den Weg zum Loop Head machen. Allerdings fahren wir nicht den direkten Weg, sondern neben noch den Aussichtspunkt „Bridges of Ross“ mit. Dort müssen wir ein bisschen laufen, aber bei dem Wetter macht das ja auch Spaß. Zuerst haben wir wieder mal tolle Klippen zu bestaunen – das ist das Irland, wie ich es mir immer vorgestellt habe. So langsam versöhne ich mich mit Irland, wobei Schottland trotz allem noch in Führung liegt. Am Ende des geschotterten Pfades erreichen wir nun die einzige noch bestehende Steinbrücke, die beiden anderen sind bereits im 19. Jahrhundert kollabiert. Die Brücke ist riesig, und wenn man drauf steht, hat man das Gefühl, einfach auf einer großen Wiese zu stehen. Erst auf dem Photo – von vorne aufgenommen – sieht man die Dimensionen der Brücke. Wir gehen zurück zu Tatzel und setzen unsere Fahrt fort – weiter auf kleinsten Strassen direkt entlang der Küste. Dann erreichen wir den Loop Head mit seinem Leuchtturm. Hier gibt es auch wieder ein erhaltenes Eire Zeichen, und zwar „EIRE 45“. Der Leuchtturm kostet mal wieder Eintritt, aber die steinerne Kennzeichnung liegt ausserhalb und darf kostenlos besichtigt werden. Dazu müssen wir den Klippenweg laufen, der zu Beginn jedoch sehr sumpfig ist. Aber wir haben keine Lust umzukehren, und die Wanderstiefel rauszukramen, also laufen wir weiter. Der Weg ist deutlich länger als gedacht, aber schön und die Sonne wärmt uns mehr als erwartet. Wir versuchen Photos von dem toll restaurierten Signalzeichen zu machen, aber das ist ohne Drohne natürlich schwierig, da es riesig ist – es sollte ja auch aus großer Höhe klar erkennbar sein. Nach knapp 40 Minuten sind wir zurück am Womo, und machen uns auf die Weiterfahrt. Als wir die Straße kreuzen, über die wir gekommen sind, sehen wir wie Eileen und Laurent auch gerade zum Loop Head fahren, allerdings kommen sie gerade nicht weiter, weil sich ein Tourist mit seinem Auto nicht an Ihrem Wohnmobil vorbei traut. Die beiden haben uns auch erkannt und winken freudig zu uns rüber. Wir nehmen nun den nächsten empfohlenen Aussichtsunkt ins Visier, die Carrigaholt Bay. Die Bucht ist wirklich schön, und der sehr kurze Umweg hat auch diesmal gelohnt. Jetzt erreichen wir Kilrush, hier gibt es direkt zwei Discovery Points. Den „Kilrush Marina“ und den „Cappagh Pier“ und wir haben schon die Befürchtung, dass wir hier wieder mal nicht erwünscht sind. Aber nein, hier werden wir jetzt erst einmal total überrascht. Beim ersten Punkt gibt es neben einem tollen Blick über den Hafen auch einen großen – nicht höhenbegrenzten – Parkplatz. Weiterhin gibt es hier auch einen Wohnmobilstellplatz, der für 25 € den Service eines Campingplatzes biete, also Strom, Duschen, Sanitär und Entsorgung. Das brauchen wir zwar gerade nicht, ist aber trotzdem eine schöne Sache. Und der Blick über den Hafen ist auch wirklich schön und ein Photo wert. Dann fahren wir weiter zum nur 1,5 Kilometer entfernten zweiten Aussichtspunkt, dabei können wir einen Blick in die Stadt werfen, die sehr nett aussieht. Beim zweiten WAW Marker ist dann wieder mal eine Höhenbegrenzung (wir bleiben frech kurz auf der Strasse stehen) und die Aussicht ist nicht ganz so schön wie wenige Minuten vorher. Wir entscheiden uns spontan, in die Stadt zu fahren und nach einem Parkplatz zu suchen. Und wir müssen gar nicht suchen, es gibt reichlich Parkplätze – und vor allem lange Parkplätze für Wohnmobile! Und gegenüber zwischen den Wohnhäusern und Pubs gibt es auch noch einen Supermarkt. Als erstes gehen wir also einkaufen und füllen den Kühlschrank wieder etwas auf. Dann verstauen wir alles und machen uns auf die Suche nach etwas Leckerem zu essen. Bereits nach wenigen Metern sehen wir das „Bowman Lane“, das eigentlich recht unscheinbar aussieht. Dort kommt gerade ein (vermutlich) Einheimischer raus der Essen abgeholt hat. Das ist ein gutes Zeichen. Aussen hängt auch eine Speisekarte, das Angebot gefällt uns, die Preise sind vollkommen ok. Bereits beim Reingehen sind wir überrascht, wie groß das Restaurant ist. Der Speiseraum ist voll, es findet eine Geburtstagsfeier stat. Aber im gemütlichen Wintergarten ist noch Platz. Wir schauen mehr oder weniger unauffällig, was die anderen Gäste so auf dem Teller haben. Und die Fish & Chips sehen einfach richtig toll aus, also ist die Sache klar. Nach kurzer Zeit kommt die Bedienung uns teilt uns mit, dass es leider etwas länger dauern könnte, denn der Fisch sei alle und sie bekommen gerade erst eine frische Lieferung, die sie noch zubereiten müssen - ob das für uns ok sei. Wir lächeln und sagen ihr, dass wir keine Eile haben. Als Dankeschön bekommen wir jeder einen großen Becher dampfend heissen Kaffee auf Kosten des Hauses. Dafür warten wir doch gerne! Und das Warten lohnt, das Essen ist einfach köstlich. Wie fast immer gibt es als Beilage Erbsen, diesmal als stückiges Püree. Gut gestärkt geht es zurück zum Auto und weiter nach Kilimer zur Fähre. Gerade als wir ankommen, sehen wir, dass die Fähre kurz vorm Anlegen ist. Ein Onlineticket ist 10% günstiger, als wenn wir auf der Fähre zahlen, also buchen wir in Windeseile unser Onlineticket, und schon können wir auch auf die Fähre rollen. Die Überfahrt über den Shannon dauert knapp 20 Minuten und erspart uns dem riesigen Umweg über Limerick. Und Limerick wollten wir von Anfang an aussparen, touristisch überlaufen, laut und dreckig. Wir geniessen die Fahrt über den Shannon, dessen Mündungstrichter fast 100 Kilometer lang ist und dessen Breite an einen riesigen See erinnert. Nun erreichen wir Tarbert und fahren wieder eng an der Küste entlang. Das erste Ziel ist die Ruine von Carrigafoyle Castle. Gerade als wir ankommen, huscht ein Mietwagen auf den Parkplatz und wir haben keine Chance mit Tatzel und wollen schon weiter. Aber plötzlich setzt der Wagen zurück, der Fahrer winkt uns rein auf den Parkplatz und setzte sich dann noch hinter uns. So kommen wir zwar erst raus, wenn er fährt, aber die werden ja auch nicht ewig hier bleiben. Natürlich kommen wir sofort ins Gespräch, die beiden kommen aus Australien und sind ebenfalls unterwegs Richtung Süden. Wir stromern quasi gemeinsam durch die imposante Ruine, und während die beiden bereits wieder fahren, kletter ich noch Peter hinterher auf die höchste Ebene des Turmes. Die Sonne lacht noch immer und wir überlegen uns, heute abend einen Campingplatz anzufahren und direkt für zwei Tage zu bleiben, um mal wieder etwas Pause zu machen. Mit Hilfe von Google finden wir einen schönen Platz in Tralee, aber erst einmal wollen wir noch ein bisschen fahren und den sonnigen Tag genießen. Der nächste View Point auf unserer Tourenkarte ist Beale Strand. Mal schauen wie es hier mit parken ausschaut oder ob wir direkt weiterfahren müssen, mit Stränden haben wir ja eher schlechte Erfahrung gemacht bzgl. Parken. Es kommt dann tatsächlich noch heftiger als sonst, denn wir fahren die knapp zwei Kilometer bis Beale Strand, wohlwissend das es eine Sackgasse ist, wie oft bei Stränden. Aber es gibt keine Parkmöglichkeit für uns (mal wieder eine Höhenbegrenzung) und KEINE Wendemöglichkeit. Na, nun stehen wir aber erst mal da, also schauen wir uns de Strand auch an und machen das übliche Photo: orange leuchtende Schuhe an einem rostigen Pfahl. Dann mache ich mich zu Fuß auf den Weg hoch zur Hauptstraße, um eventuellen Gegenverkehr auf der einspurigen Strasse zu stoppen, und Peter setzt rückwärts langsam die Strasse hoch, denn wenden geht hier unten schon mal nicht. Auf halber Strecke entdecke ich dann doch eine Möglichkeit zum Wenden, und weise Peter kurz ein, den es stehen einige große Steine außerhalb seines Sichtfeldes. Zurück an der Hauptstrasse schauen wir nochmal, aber es gibt keine Hinweis, dass man nicht wenden kann und auch nicht auf die Höhenbegrenzung. Mal schauen wie oft uns das noch passiert – denn es geht direkt weiter zum nächsten Strand, dem Ballybunion Beach. Doch hier sind sind wir wieder mehr als angenehm überrascht, Parken ist kein Problem und es gibt direkt zwei tolle Strände. Es ist viel los, scheinbar ist der halbe Ort am Strand, aber das Wetter ist auch toll und die 18° fühlen sich wie 25° an. Und während ich nochmal kurz zum Supermarkt laufe, weil ich doch etwas vergessen habe, ruft Peter den Campingplatz an und fragt nach einem Stellplatz für zwei Tage. Wir schauen dem Strandgetümmel noch ein bisschen zu, und dann machen wir uns langsam auf den Weg. Zuerst wollen wir noch zum Kerry Head fahren, aber es ist bereits 18 Uhr durch und wir entschliessen uns dann nach einigen Kilometern, nun doch direkt zum Campingplatz in Tralee zu fahren. Um den Platz zu erreichen, müssen wir einmal durch den Ort samt verkehrsberuhigtem Bereich fahren. Kleine Läden und Pubs wechseln sich ab, alles ist bunt, hübsch und einladend. Und das Beste ist – zu Fuss können wir das alles in nur einem Kilometer erreichen, denn der Campingplatz ist von der „Innenstadt“ nur durch einen Park getrennt. Der Check-In ist schnell erledig, und wir bekommen direkt noch Tips zum Essen gehen und für Live-Musik. Aber für heute machen wir es uns in der Sonne gemütlich und setzen uns mit einem Cider vors Womo. Vielleicht bummeln wir morgen mal durch Städtchen…



Mittwoch, 8. Mai 2024
Die Nacht auf dem Parkplatz des Besucherzentrums ist ruhig, aber ab 7 Uhr rauschen die ersten Autos rein. Als wir um 8 Uhr aufstehen, ist schon richtig was los. Wir starten ohne Frühstück, um nun die südliche Klippenwanderung bis zum Hag’s Head zu machen Dort steht die Ruine eines alten Wachturms, des Moher Towers. Hin und zurück ist die Strecke 8,8 Kilometer lang, aber wir entscheiden uns, nichts mitzunehmen, und kalkulieren mit ca. 3 Stunden Laufzeit, da wir ja auch schauen und geniessen wollen. Der Weg führt an den steilen Klippen entlang, und wie gestern ist alles mit Hinweisen gepflastert, dass man nicht über die Brüstung klettern soll, bei Suizidgedanken die Telefonseelsorge anrufen kann und und und. Wir haben Glück und es ist noch recht wenig los. Zu den Klippen hin ist man auf etlichen Teilstrecken durch hohe Steinplatten abgeschirmt, nachdem es viele Todesfälle gegeben hat. Dadurch wurde aber der ursprüngliche Wanderweg recht schmal, denn scheinbar ist der Bauer nicht bereit, seine Kuhweide zu verkleinern. Also läuft man auf einem schmalen Weg, der auf einer Seite durch Felsplatten und auf der anderen Seite durch einen Stacheldrahtzaun begrenzt ist. Nicht optimal, aber der Blick über die Klippen ist es einfach wert. Aber für Kinder oder kleine Menschen sind die Sicherheitsbegrenzungen nicht optimal, da sie recht hoch sind. Doch Sicherheit geht nun mal vor. Wobei das nichts bringt, wenn dann Eltern mit Kleinstkindern über die Brüstung klettern und vor den Steinplatten langlaufen, so ein lebensgefährlicher Irrsinn. Aber es gibt tatsächlich auch etliche Abschnitte der Wanderung, bei der man wie über eine Wiese läuft und viel Platz hat. Dort sollte man sich dann tunlichst an die empfohlenen 5 m Sicherheitsabstand zur Klippe halten, um sicher zu sein. Aber Menschen sind oft unvernünftig, wollen sich dann direkt an den Rand setzen oder klettern auf einen der vielen Felsvorsprünge und stürzen in den Tod. Ob das auch der Fall war bei der jungen Belgierin, die hier vor drei Tagen ums Leben gekommen ist, ist noch unklar. Wir haben das vorhin nur mitbekommen, als sich die Küstenwache den Absturzort noch einmal angeschaut hat und nun prüft, wie man den Weg sicherer machen kann. Auf jeden Fall ein weiteres tragisches Opfer der Klippen und es hinterlässt einen traurigen Beigeschmack an diesem sonst wirklich schönen Tag. Wir haben auf jeden Fall eine tolle Wanderung, halten immer viel Abstand zur Klippe, bleiben hinter den Steinplatten, sofern vorhanden, und geniessen das Donnern der Wellen an die Felsen. Wir laufen gemütlich, bis wir den Turm erreichen, und auf dem letzten Kilometer kommen uns plötzlich viele Leute entgegen. Allerdings sind die nicht bereits auf dem Rückweg, sondern die werden mit Bussen bis etwas unterhalb des Hag’s Head gefahren, laufen nun von hier bis zum Besucherzentrum und werden dort wieder abgeholt. Tja, so geht es auch, aber wir laufen die Strecke hin und zurück. Das hat den Vorteil, dass man die Landschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln sieht. Der Turm ist leider baufällig und daher eingezäunt und gesperrt, aber auch das hält manche nicht davon ab, über den Zaun zu klettern und in der Ruine rumzutoben. Es ist unglaublich wie dumm manche Menschen sind. Wir machen uns nun wieder auf den Rückweg, und bis auf den letzten Kilometer ist es wirklich toll. Aber dann kommen uns Menschenmassen entgegen, scheinbar sind gerade einige Schulklassen angekommen. Der Weg ist schmal und es schieben sich weit über 100 Menschen an uns vorbei, das ist so unglaublich furchtbar. Wir sind froh, als wir zurück am Besucherzentrum sind. Nun überblicken wir auch den Parkplatz, der bis auf den letzten Platz belegt ist und in Zweierreihen stehen schon weiterer Fahrzeuge an und warten auf Einlass, zusätzlich parken auch bereits ein knappes Dutzend Reisebusse. Bloss weg hier ist unser erster Gedanke. Aber trotzdem bummeln wir noch eine kleine Runde durch die Shops am Besucherzentrum und erstehen noch einmal Ansichtskarten für unsere Sammlung sowie ein kleines Souvenir für unsere Vitrine daheim. Zurück am Womo koche ich uns einen Espresso und wir essen jeder eine Banane, bevor wir starten. Tagesziel ist der WAW Marker am Loop Head, mal schauen ob wir so weit kommen. Als erstes geht es natürlich wieder direkt an der Küste entlang und wir versuchen einige der Aussichtspunkte des Wild Atlantik Way anzufahren, aber sicher nicht mehr alle. Die beiden ersten sind Clahan und Lehinch Beach, und dort haben wir einen tollen Blick über die Bucht von Liscannor. Am Spanish Point sind wir mal wieder mit unserem Womo nicht willkommen, also fahren wir weiter, aber es ist zum Glück kein Umweg, sondern der Strand liegt quasi direkt an der Strasse. Anhalten können wir leider nicht, aber ich mache ein Photo aus dem Fenster. Dann geht es zur Dougmore Bay, dort steht der rostige Pfahl direkt neben dem Trump Golf Resort – und ja es ist das Golfresort von Dold Trump. Wir werden beim Photographieren von einem Mitarbeiter des sehr luxuriös aussehenden Hotels angesprochen. Zuerst haben wir Sorge, dass er uns vertreiben will, da wir aus Platznot quasi direkt am Eingang zum Hotelparklatz stehen Aber er mag einfach nur ein Schwätzchen halten. Nun fahren wir weiter zum George‘s Head und auch hier gibt es mal wieder eine Höhenbegrenzung. Also fahren wir durch zu den Klippen von Kilkee, die sich hier über etliche Kilometer entlang der Küste erstrecken. Dort parken wir, laufen ein wenig über ein Plateau und schauen begeistern den Wellen zu, die sich wild an den Felsen brechen. Weiter geht es jetzt gut zwei Kilometer bis zum Wild Atlantik View Point von Kilkee, und dort finden wir einen großen Parkplatz. Um uns rum sind bizarre Klippen, der Atlantik rauscht und donnert und ist einfach unbeschreiblich schön – und wir beschliessen spontan, hier über Nacht zu stehen. Wir laufen eine Runde über das große Gelände, aber halten immer ordentlich Abstand zu den glatten Felsen, denn es gibt hier mehr als eine Steinplatte, die an einen tödlichen Unfall gedenkt. Zurück am Womo versucht Peter, Tatzel in Waage zu bringen, aber vergeblich, denn es sind einfach alle Parkbuchten sehr steil. Hier steht nun noch ein großes Womo aus England, der ist bereits auf Keile gefahren, und auch Peter packt nun zum ersten Mal seit sieben Woche unsere Keile aus. Selbst damit schaffen wir es nicht so ganz in Waage zu kommen, aber für eine Nacht reicht es. Wir plaudern eine Runde mit dem Ehepaar aus England, er ist jedoch gebürtiger Belgier, sie ist Schottin, und sie sind mit drei Labradoren unterwegs. Aus dem Plausch wird ein langer, gemütlicher und feuchtfröhlicher Abend. Der Sonnenuntergang fällt leider aus, da Wolken aufziehen, aber das tut der Geselligkeit keinen Abbruch. Es ist bereits spät, als wir zurück in Tatzel sind und unsere Laptops auspacken. Morgen müssen wir als erstes noch gut 20 Kilometer zum Loop Head zurücklegen, unserem eigentlichen Ziel für heute, dann geht nach Kilimer und zur Fähre nach Tarbert, und langsam nähern wir uns dem Ring of Kerry. Bericht folgt.



Dienstag, 7. Mai 2024
Eigentlich wollen wir den Tag mit einem kleinen 5 Kilometer langen Rundweg starten, der bei unserem Übernachtungsplatz beginnt. Aber es regnet, und wir wollen erst einmal los. Wir entscheiden uns, weiter an der Küste entlang zu fahren, und nur noch die Aussichtspunkte „mitzunehmen“, die quasi auf der Route liegen oder maximal 5 Kilometer entfernt. So fahren wir nicht an allen vorbei, aber wir haben auch nicht so viel Umwege wie die letzten Tage. Als erstes geht es nach Südosten und - entgegen unseres Planes - biegen wir noch doch ab zu einem weiter entlegen Aussichtspunkt, der Bunowen Bay. Aber der Abstecher lohnt, der Blick auf die Küste ist wie fast überall beeindruckend. Nun geht wieder auf die Hauptroute Richtung Cliffs of Moher, unserem Tagesziel. Doch bis dahin ist ein weiter Weg und wir erreichen nun die Gorteen Bay. Ein wirklich schöner Strand, und man kann dort sogenannte Foraminiferen finden, das sind Jahrmillionen alte einzellige Fossilien aus dem Meer. Viele sind mit Sieben, Netzen und Eimern unterwegs und wir überlegen kurz, uns ihnen anzuschliessen. Aber uns juckt es, weiter zu kommen, und so machen wir uns wieder auf den Weg. Wir fahren immer dicht an der Küste lang, die Straßen sind wirklich eng und ab dem späten Vormittag nimmt der Verkehr ordentlich zu. Aber der Fahrer meines Vertrauens hat alles im Griff und huscht immer rechtzeitig in Lücken oder zirkelt uns mit ruhiger Hand dicht am entgegen kommendem Verkehr vorbei. Der Aussichtspunkt Glynsk Pier ist ein kleiner Hafen, der auch zu Zeiten der großen Hungersnot Bedeutung bekam, denn das war der Zeitpunkt als die Regierung anfing, Piere zu bauen und den Fischfang zu unterstützen und zu forcieren. Die Landschaft hat sich in den letzten Stunden stark verändert, und man merkt, dass wir dem Burren immer näher kommen, einer riesigen Karstlandschaft. Das ganze Land wird deutlich felsiger, statt Zäune gibt es wieder riesige Steinmauern, und auch die Grundstücke in den kleinen Ortschaften sind wieder durch Steinmauern begrenzt und nicht mehr durch Zäune. Große Felsen werden teils in die Gärten oder Auffahrten „integriert“ da man sie vermutlich nicht so einfach beseitigen kann. Es sieht wirklich „wild“ aus. Was uns auch auffällt – viele halten hier Esel. Ich habe in den letzten 50 Jahren nicht annähernd so viele Esel gesehen (ich meine tierische) wie hier in den vergangenen 10 Tagen. Wir fahren immer weiter auf dem Wild Atlantik Way, und erreichen nun Galway, eine der größeren Städte hier. Und es ist recht chaotisch, die Ampelschaltung ist eine Katastrophe und wir stauen einfach mal locker eine dreiviertel Stunde oder mehr, bis wir den Ortsausgang erreichen. Und Galway ist nicht einmal halb so groß wie Ingolstadt. Aber das gute ist, wir finden hier auch eine halbwegs günstige Tankstelle und Tatzel bekommt nun erst einmal Futter. Nachtisch in Form von Adblue gibt es erst heute Abend. Ein Stück hinter Galway biegen wir noch einmal vom Atlantik Way ab und fahren zur Schokoladen Fabrik von Hazelmountain. Ausser der kleinen und verglasten Schauküche gibt es auch einen Laden und ein Café. Angeblich unbedingt einen Stop wert! Aber wir können nun leider sagen – kann man machen, aber es ist auch nicht schlimm, wenn man dran vorbei fährt. Der heisse Kakao war lecker und das Stück Kuchen bzw. Törtchen war auch lecker. Aber zu wenig bzw. sehr sehr langsames Personal, und die Preise sind doch recht hoch, wobei das Café akzeptabel war. Aber im Laden der Fabrik kosten 6 kleine Pralinchen 14 €! Und nein, die sind nicht mit Gold gefüllt…. Da sind wir dann postwenden wieder raus. Also zurück auf die Straße, wir nähern uns immer mehr den bekanntesten Klippen Irlands. Die letzten 15 Kilometer vor den Cliffs of Moher sind allerdings auch schon atemberaubend, es gibt einige tolle Aussichtspunkte, und Peter schafft es jedesmal, Tatzel in eine kleine Bucht zu zwängen, so dass wir tatsächlich beide aussteigen und Photos machen können. Bzgl. Fahren ist es heute eh speziell. Es sind viele Linienbusse und noch mehr Reisebusse unterwegs. Die Fahrer der Linienbusse wissen was sie tun, alles unproblematisch. Die Fahrer der Reisebusse sind jedoch oft maßlos überfordert, und der Gegenverkehr muss schauen dass es sich irgendwie dran vorbei mogelt. Einmal wird es richtig eng, und zwei PKW und ein Kastenwagen verzweifeln fast, während Peter sich dicht links an eine Mauer ankuschelt, und einen kleinen Haken schlagend binnen Augenblicke an dem riesigen Bus vorbeimogelt. Das war so filmreif, dass ihm selbst der Fahrer im Auto hinter dem Bus ein Lachen und ein „Daumen hoch“ schenkt. Ja, auch wenn man Mann durchaus mal ungeduldig oder auch mal etwas schneller genervt sein kann, ich möchte mit niemand anderen hier im Womo sitzen. Wir sind nun am Doolin Pier um das übliche Photo von Peter turnend am WAW Marker zu machen. Hier starten auch die Fähren mit ihrer Fahrt entlang der Klippen von Moher. Aber wir wollen die Klippen lieben zu Fuss erkunden, also weiter geht es. Nun erreichen wir auch schon den Parkplatz der „Cliffs of Moher“. Wir zahlen unseren Obolus, und Peter fragt sehr freundlich, ob wir denn auch über Nacht hier stehenbleiben dürfen. Der Parkplatzwächter meint dann nur, es würde nicht empfohlen, wäre aber nicht verboten. Dann lächelt er und gibt uns einen Tip, welche Parklücke wir nehmen sollen. Und erst viel später stellen wir fest, dass er uns genau den Patz gezeigt hat, der als einziger eben ist, alle anderen Plätze haben ein nicht zu verachtende Gefälle, was im Womo nachts nervig sein kann. Freundlich fragen hilft manchmal… Es ist schon fast 18 Uhr, und wir nutzen noch ein wenig die Zeit, und erkunden als erstes das Besucherzentrum. Neben Informationen zur Geologie, Fauna und Flora gibt es Läden, Cafés und Restaurants. Aber wir brauchen nichts und kochen heute Abend selbst. Im großen Souvenirshop bekommen wir Ansichtskarten – aber leider keine Briefmarken. Nun nutzen wir noch das letzte Tageslicht und laufen an die Klippen. Wow, kaum zu glauben, dass die Klippen hier nur ein drittel so hoch sind wie Sleave League, die sind wirklich unfassbar schön und mein Mann ist beim photographieren kaum zu stoppen. Aber es ist auch atemberaubend schön! Wir laufen den nördlichen Teil der Klippen quasi komplett, aber den südlichen Teil laufen wir nur ein kleines Stück. Es ist nach 20 Uhr und langsam haben wir Hunger. Wenn wir Lust haben, laufen wir morgen früh noch den ganzen südlichen Teil. Aber auch so haben wir hier sicherlich hunderte Photos heute Abend gemacht. Die Klippen sind mittlerweile im Bereich, der zum Besucherzentrum gehört, sehr gut abgesichert. Dann kommen riesige Warntafeln, dass es ab nun lebensgefährlich ist und man auf eigene Gefahr weitergeht, man auf den Pfaden bleiben soll, keinesfalls klettern und und und. Im Schnitt sterben pro Jahr zehn Menschen an den Klippen, oft durch Leichtsinn, manchmal auch gewollt. Daher hängen wohl auch alle hundert Meter Tafeln mit der Telefonnummer der irischen Telefonseelsorge. So dicht liegen die Freude über die wundervolle Landschaft und auch das Leid, das die Toten hinterlassen, beieinander. Wir machen uns nun aber auf den Rückweg. Zum Essen gibt es Würstchen mit Baked Beans und dazu Brot. Ich hole meinen Rechner für den Tagesbericht und später planen wir noch den morgigen Tag – uns wird schon etwas einfallen…