Die Nacht auf dem Parkplatz des Besucherzentrums ist ruhig, aber ab 7 Uhr rauschen die ersten Autos rein. Als wir um 8 Uhr aufstehen, ist schon richtig was los. Wir starten ohne Frühstück, um nun die südliche Klippenwanderung bis zum Hag’s Head zu machen Dort steht die Ruine eines alten Wachturms, des Moher Towers. Hin und zurück ist die Strecke 8,8 Kilometer lang, aber wir entscheiden uns, nichts mitzunehmen, und kalkulieren mit ca. 3 Stunden Laufzeit, da wir ja auch schauen und geniessen wollen. Der Weg führt an den steilen Klippen entlang, und wie gestern ist alles mit Hinweisen gepflastert, dass man nicht über die Brüstung klettern soll, bei Suizidgedanken die Telefonseelsorge anrufen kann und und und. Wir haben Glück und es ist noch recht wenig los. Zu den Klippen hin ist man auf etlichen Teilstrecken durch hohe Steinplatten abgeschirmt, nachdem es viele Todesfälle gegeben hat. Dadurch wurde aber der ursprüngliche Wanderweg recht schmal, denn scheinbar ist der Bauer nicht bereit, seine Kuhweide zu verkleinern. Also läuft man auf einem schmalen Weg, der auf einer Seite durch Felsplatten und auf der anderen Seite durch einen Stacheldrahtzaun begrenzt ist. Nicht optimal, aber der Blick über die Klippen ist es einfach wert. Aber für Kinder oder kleine Menschen sind die Sicherheitsbegrenzungen nicht optimal, da sie recht hoch sind. Doch Sicherheit geht nun mal vor. Wobei das nichts bringt, wenn dann Eltern mit Kleinstkindern über die Brüstung klettern und vor den Steinplatten langlaufen, so ein lebensgefährlicher Irrsinn. Aber es gibt tatsächlich auch etliche Abschnitte der Wanderung, bei der man wie über eine Wiese läuft und viel Platz hat. Dort sollte man sich dann tunlichst an die empfohlenen 5 m Sicherheitsabstand zur Klippe halten, um sicher zu sein. Aber Menschen sind oft unvernünftig, wollen sich dann direkt an den Rand setzen oder klettern auf einen der vielen Felsvorsprünge und stürzen in den Tod. Ob das auch der Fall war bei der jungen Belgierin, die hier vor drei Tagen ums Leben gekommen ist, ist noch unklar. Wir haben das vorhin nur mitbekommen, als sich die Küstenwache den Absturzort noch einmal angeschaut hat und nun prüft, wie man den Weg sicherer machen kann. Auf jeden Fall ein weiteres tragisches Opfer der Klippen und es hinterlässt einen traurigen Beigeschmack an diesem sonst wirklich schönen Tag. Wir haben auf jeden Fall eine tolle Wanderung, halten immer viel Abstand zur Klippe, bleiben hinter den Steinplatten, sofern vorhanden, und geniessen das Donnern der Wellen an die Felsen. Wir laufen gemütlich, bis wir den Turm erreichen, und auf dem letzten Kilometer kommen uns plötzlich viele Leute entgegen. Allerdings sind die nicht bereits auf dem Rückweg, sondern die werden mit Bussen bis etwas unterhalb des Hag’s Head gefahren, laufen nun von hier bis zum Besucherzentrum und werden dort wieder abgeholt. Tja, so geht es auch, aber wir laufen die Strecke hin und zurück. Das hat den Vorteil, dass man die Landschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln sieht. Der Turm ist leider baufällig und daher eingezäunt und gesperrt, aber auch das hält manche nicht davon ab, über den Zaun zu klettern und in der Ruine rumzutoben. Es ist unglaublich wie dumm manche Menschen sind. Wir machen uns nun wieder auf den Rückweg, und bis auf den letzten Kilometer ist es wirklich toll. Aber dann kommen uns Menschenmassen entgegen, scheinbar sind gerade einige Schulklassen angekommen. Der Weg ist schmal und es schieben sich weit über 100 Menschen an uns vorbei, das ist so unglaublich furchtbar. Wir sind froh, als wir zurück am Besucherzentrum sind. Nun überblicken wir auch den Parkplatz, der bis auf den letzten Platz belegt ist und in Zweierreihen stehen schon weiterer Fahrzeuge an und warten auf Einlass, zusätzlich parken auch bereits ein knappes Dutzend Reisebusse. Bloss weg hier ist unser erster Gedanke. Aber trotzdem bummeln wir noch eine kleine Runde durch die Shops am Besucherzentrum und erstehen noch einmal Ansichtskarten für unsere Sammlung sowie ein kleines Souvenir für unsere Vitrine daheim. Zurück am Womo koche ich uns einen Espresso und wir essen jeder eine Banane, bevor wir starten. Tagesziel ist der WAW Marker am Loop Head, mal schauen ob wir so weit kommen. Als erstes geht es natürlich wieder direkt an der Küste entlang und wir versuchen einige der Aussichtspunkte des Wild Atlantik Way anzufahren, aber sicher nicht mehr alle. Die beiden ersten sind Clahan und Lehinch Beach, und dort haben wir einen tollen Blick über die Bucht von Liscannor. Am Spanish Point sind wir mal wieder mit unserem Womo nicht willkommen, also fahren wir weiter, aber es ist zum Glück kein Umweg, sondern der Strand liegt quasi direkt an der Strasse. Anhalten können wir leider nicht, aber ich mache ein Photo aus dem Fenster. Dann geht es zur Dougmore Bay, dort steht der rostige Pfahl direkt neben dem Trump Golf Resort – und ja es ist das Golfresort von Dold Trump. Wir werden beim Photographieren von einem Mitarbeiter des sehr luxuriös aussehenden Hotels angesprochen. Zuerst haben wir Sorge, dass er uns vertreiben will, da wir aus Platznot quasi direkt am Eingang zum Hotelparklatz stehen Aber er mag einfach nur ein Schwätzchen halten. Nun fahren wir weiter zum George‘s Head und auch hier gibt es mal wieder eine Höhenbegrenzung. Also fahren wir durch zu den Klippen von Kilkee, die sich hier über etliche Kilometer entlang der Küste erstrecken. Dort parken wir, laufen ein wenig über ein Plateau und schauen begeistern den Wellen zu, die sich wild an den Felsen brechen. Weiter geht es jetzt gut zwei Kilometer bis zum Wild Atlantik View Point von Kilkee, und dort finden wir einen großen Parkplatz. Um uns rum sind bizarre Klippen, der Atlantik rauscht und donnert und ist einfach unbeschreiblich schön – und wir beschliessen spontan, hier über Nacht zu stehen. Wir laufen eine Runde über das große Gelände, aber halten immer ordentlich Abstand zu den glatten Felsen, denn es gibt hier mehr als eine Steinplatte, die an einen tödlichen Unfall gedenkt. Zurück am Womo versucht Peter, Tatzel in Waage zu bringen, aber vergeblich, denn es sind einfach alle Parkbuchten sehr steil. Hier steht nun noch ein großes Womo aus England, der ist bereits auf Keile gefahren, und auch Peter packt nun zum ersten Mal seit sieben Woche unsere Keile aus. Selbst damit schaffen wir es nicht so ganz in Waage zu kommen, aber für eine Nacht reicht es. Wir plaudern eine Runde mit dem Ehepaar aus England, er ist jedoch gebürtiger Belgier, sie ist Schottin, und sie sind mit drei Labradoren unterwegs. Aus dem Plausch wird ein langer, gemütlicher und feuchtfröhlicher Abend. Der Sonnenuntergang fällt leider aus, da Wolken aufziehen, aber das tut der Geselligkeit keinen Abbruch. Es ist bereits spät, als wir zurück in Tatzel sind und unsere Laptops auspacken. Morgen müssen wir als erstes noch gut 20 Kilometer zum Loop Head zurücklegen, unserem eigentlichen Ziel für heute, dann geht nach Kilimer und zur Fähre nach Tarbert, und langsam nähern wir uns dem Ring of Kerry. Bericht folgt.