Sonntag, 5. Mai 2024
Der Tag beginnt mit dem üblichen Ritual aus Wasser auffüllen, Kassette leeren, Müll entsorgen und Tatzel abfahrbereit machen. Wir sind weiter unterwegs an der Westküste Richtung Süden, und versuchen uns immer – wie Mama beim Flohmarkt – rechts zu halten. Das hat den Vorteil, dass ich als Beifahrer quasi zur Küste hin sitze und Photos machen kann. Von Keel Strand aus fahren wir direkt hintereinander vier Aussichtspunkte ab, und zwar Cuan na hAisléime, An Chéibh Bheag, den Spanish Arma Viewpoint und Dhumhach Bheag. Die Route führt direkt an der Küste lang, es ist noch wenig los und die Aussicht ist mehr als eindrucksvoll. Am Parkplatz vom Spanish Armada Viewpoint bekommen wir noch den Tip, vorne zu den Klippen zu gehen, dort schwimmen gerade Delphine. Wir versuchen einige Photos zu machen, aber die (vermutlich) zwei Erwachsene und zwei Jungtiere sind einfach zu weit weg. Der nächste Abschnitt ist nicht ganz so spannend, wir fahren nach Newport und weiter bis Westport, und hier ist schon wieder richtig viel los. Man merkt dass Sonntag ist, ausserdem ist morgen Feiertag und das Wetter ist wirklich traumhaft. Jetzt wollen wir zum nächsten Punkt, dem Croagh Patrick View. Dort gibt es eine schöne alte Klosterruine sowie ein Denkmal, dass an die Hungersnot in Irland erinnert. Damals starben in Irland eine Million Menschen, weitere zwei Millionen Menschen wanderten aus. Aber nun beginnt das größte Problem, wir brauchen einen Parkplatz. Die Parkplätze bzw. anliegenden Strassen sind mal wieder höhenbegrenzt, und wir fahren erst einmal weiter. Allerdings hatten wir einen Busparkplatz gesehen. Peter wendet bei der sich nächsten bietenden Gelegenheit, was leider mehrere Kilometer sind, dann fahren wir zurück und parken neben hinter einem Bus. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit mit einem Wohnmobil, je weiter wir in den Süden kommen, umso schwieriger wird das Parkplatz Problem. Aber nun stehen wir und besichtigen wie geplant das Denkmal und die Ruine. Dann machen wir uns auf zum nächsten Aussichtspunkt, übersehen aber dass es sich wieder um einen Strand handelt, und entsprechend chaotisch ist es dort auch. Wir ziehen schnell weiter, und fahren jetzt etwas im Inland. Peter hat noch einen kleinen Abzweig gewählt, um mal wieder von der Hauptstraße wegzukommen und wir fahren am Aussichtspunkt von Doolough Valley vorbei - Landschaftlich auch wieder sehr schön! Jetzt geht es zu den Asleagh Falls, die bereits von der Strasse aus sichtbar sind. Dort ist auch unheimlich viel los, aber wir bekommen einen Parkplatz und laufen ungefähr die halbe Strecke bis zum Wasserfall und machen Photos. Hier ist auch der Endpunkt des einzigen geomorphologischen echten Fjordes in Irland, des Killary Fjord. Am Killary Harbour halten wir an, denn dort hat man eine tolle Sicht über fast den ganzen Fjord. Dann geht es zum Cleggan Harbour und nun weiter zum Aussichtspunkt von Omey Island. Hier wird es wieder richtig interessant, denn hier kann man bei Ebbe auf die Omey Insel fahren. Aber wir haben Flut, und so sehen die Straßenschilder im Wasser schon spektakulär aus. Da wir der Straße, wie sie Google vorschlägt, nicht folgen können – denn die liegt nun mal gerade im Wasser, müssen wir knapp zwei Kilometer zurück fahren, dann geht es weiter immer rechts an der Küste entlang. Wir fahren jetzt auf der Sky Road, eine wirklich schöne aber schmale und recht viel befahrene Touristenroute. Aber der 12 Kilometer lange Rundweg loht sich wirklich. Wir nähern uns dem Tagesziel, dem Signature Point Derrigimlagh. Eigentlich wollten wir noch wenige Kilometer weiter zu einem Parkplatz an einem Denkmal, aber der Platz gefällt uns und wir schlagen spontan hier unser Lager für die Nacht auf. Wir sind heute recht viel gefahren und hatten tolle Strassen, leider ist das Laufen aber zu kurz gekommen. Mal schauen ob wir morgen etwas mehr Bewegung kriegen.



Nach der ganzen Wanderei am Vortag sind wir ziemlich müde und entscheiden uns spontan, nach dem Aufstehen erst einmal eine Runde über den Downpatrick Head zu laufen, bevor wir frühstücken. Die Runde wird größer als gedacht, denn die Klippe ist wirklich riesig und jeder Schritt bietet einem völlig neue Perspektiven. Vor dem Head ist eine Felssäule im Wasser, natürlich auch wieder ein tolles Photomotiv. Ausser uns sind bereits einige Frühaufsteher unterwegs. Zum einen wieder eine Gruppe Tamilen oder ähnliches. Die treten immer im Rudel auf, suchen sich dann eine schöne Perspektive und machen an dieser Stelle gefühlt 5.000 Aufnahmen. Alles andere sehenswerte wird dann aber ignoriert und weiter geht es zum nächsten Sightseeing Punkt. Dann haben sich an verschiedenen Stellen der steilen Klippen Gruppen von Anglern platziert. Das irritiert uns jetzt, denn an einer solchen Steilküste zu angeln – da bekommt man ja Muskelkater, wenn man nur einen Hering rausziehen muss. Aber es scheint zu lohnen, denn in Summe sind sicherlich ein gutes Dutzend Angler hier oben. Allerdings gefühlt alles Einwanderer, zumindest sprechen die weder englisch noch gälisch. Wir laufen die gesamte Klippe ab, und suchen noch nach einer weiteren der EIRE-Kennzeichnungen. Hier der Fels soll mit EIRE 64 gekennzeichnet sein, aber wir finden die Steinschrift nicht. Peter befragt Google Maps und siehe da, wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und stehen mitten auf dem I. Langsam machen wir uns zurück auf den Weg zu Tatzel und frühstücken erst einmal, obwohl es schon recht spät ist. Dann machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Ziel des Tages, den Céide Fields in ca. 20 Minuten Entfernung. Dabei handelt es sich um eines der größten neolithischen Feldsysteme der Welt. Wir parken am zugehörigen Besucherzentrum, zahlen für uns zusammen 9 € Eintritt und erkunden als erstes das Aussengelände, denn der Himmel hat sich stark verfinstert, vielleicht kommt ja doch noch Regen, entgegen der Wettervorhersage. Als erstes gehen wir auf das Dach des Besucherzentrums, um einen kleinen Überblick über die Ausgrabungsstätte zu erhalten. Aber fast noch beeindruckender ist der Blick über die Küste bis zum Downpatrick Head, wo wir heute Nacht standen. Dann gehen wir die Treppen runter und auf der gegenüberliegenden Seite zu dem für Besucher freigegebenen Feld. Dort ist bereits ein Großteil der Ausgrabungen beendet, aber richtig fertig wird man hier vermutlich nie. Die Wege durch das Feld sind gut gemacht, und wir laufen mal wieder über Planken. Dann geht es ins Besucherzentrum zurück, dort gibt es eine große Ausstellung mit Hintergrundinformationen, Animationen und Filmen. Auch hier verbringen wir sicherlich nochmal 1,5 Stunden und so ist es schon recht spät, als wir uns auf den Weg machen. Nun wollen wir nach Belmullet zum Aldi, wir brauchen dringend Brot. Je näher wir dem Ort kommen, umso größer ist das Verkehrschaos. Und dann sehen wir die Hinweise auf den sogenannten Mayotag. Viele Straßen sind gesperrt, Besuchermassen überschwemmen den Ort, und Peter versucht nur zu wenden und wieder aus dem Trubel rauszukommen. Naja, irgendwo wird sich noch was finden. Und es findet sich tatsächlich kurze Zeit später ein kleine Supermarkt. Dort bekommen wir sogar mal wieder das sogenannte Tigerbrot, dass wir in Schottland oft gekauft haben, das ist ein sehr fluffiges Brot, ähnlich einem Ciabatta. Wenn es trocken wird, schmeckt es auch himmlisch, wenn es in der Pfanne leicht angebraten wird. Die Dame dort an der Kasse entlarvt uns natürlich auch umgehend als Touristen, und gibt uns direkt Tips für die weitere Route. Wir sollen unbedingt Achill Island erkunden, aber tatsächlich ist das eh unser Plan. Dort gibt es neben diversen Aussichtspunkten auch wieder einen Signature Point - den Keem Beach. Aber unsere Erfahrung mit diesen Touristenzielen ist eher schlecht, meist ist man als Wohnmobilfahrer nicht sehr willkommen. Nun machen wir noch kurz Stop am Dorans Point. Wieder einer der offiziellen Aussichtspunkte und ganz nett. Direkt nachdem wir auf Achill Island ankommen, sehen wir vor einem Geschäft eine Familie mit riesigen Softeis in der Hand sitzen. Peter huscht schnell in eine Parklücke, und die Familie verweist uns lachend auf den kleinen Laden der das Eis verlauft. Fünf Minuten später stehen wir dann zu sechst zusammen und schlecken an unseren riesigen Softeis rum. Dann geht es zu einem Aussichtspunkt an dem ausser uns niemand ist. Er nennt sich „Trá Dhumha Goirt“, bietet einen netten Blick auf einen winzigen Fährhafen und viel Ruhe, aber sonst ist hier einfach NICHTS: Nun geht es aber auf direktem Weg zum Keem Beach. Nur komisch, dass die Straße immer steiler wird und bergauf führt, statt zum Strand. Dann erreichen wir die Kuppe und nun geht ebenso steil bergab. Untern sehen wir schon den großen glitzernden Strand, und plötzlich taucht direkt vor uns ein überfüllter Parkplatz auf (fast nur Wohnmobile) und ein Schild, dass ab hier nur noch PKW weiterfahren dürfen - als ob wir es geahnt hätten. Peter bleibt im Womo sitzen, ich springe kurz raus und mache ein paar Bilder. Dann fahren wir den ganzen Weg zurück, wir hätten auf unsere Intuition hören sollen. Nun geht es nach Keel Strand, dort suchen wir ein Quartier für die Nacht. Aber das ist mal wieder nicht so einfach. Die Parkplätze sind teilweise für Wohnmobile ganz verboten, nicht nur für Übernachtung, sondern es gibt ein grundsätzliches Parkverbot. Peter hat in der App noch einen kostenfreien Stellplatz entdeckt, allerdings gibt es hier auch einen riesigen Campingplatz. Wir fragen nach einer Übernachtung, werden aber informiert, dass es leider nur Plätze ohne Strom gibt. Das wollen wir nicht, wenn wir schon zahlen wollen wir den ganzen Service. Gerade wollen wir wieder los als der (vermutliche) Besitzer kommt und uns Bescheid gibt, dass er uns provisorisch Strom legt. Wir bekommen einen netten Stellplatz zugewiesen, obwohl der Campingplatz schon sehr voll ist - und wir bekommen tatsächlich auch direkt Strom. Die Kosten halten sich mit 30 € absolut im Rahmen, Duschen kostet extra, 1 € pro Person, aber auch das ist ok. Wir richten uns häuslich ein und gehen erst einmal Duschen, die könnten definitiv etwas sauberer sein und das Wasser war leider nur lauwarm. Sehr schade, aber das können wir nun auch nicht mehr ändern. Wir nutzen den Abend, Peter räumt die Garage komplett leer und legt wieder den Teppich rein. Und ich koche uns Nudeln mit Hackfleischsauce und dazu gibt es eine große Schüssel Salat - mal ein richtiges Festessen. Den weiteren Abend genießen wir mit Cider, Obst und Chips - dazu schauen wir Harry Potter im Fernsehen. So einen gemütlichen Abend hatten wir schon länger nicht mehr. Aber es nutzt nichts, ein bisschen fleissig müssen wir noch sein. Peter macht sich an die Routenplanung und ich setze mich an die Tastatur. Und was wir morgen machen – wird sich ergeben….