Um Gas zu sparen, haben wir die Heizung aus und dafür den Heizlüfter auf kleiner Stufe mittels Thermostat laufen. Das klappt ganz gut, und wir verbringen unsere erste Nacht auf englischem Boden angenehm warm. Morgens starten wir mit dem üblichen Brioche Frühstück mit lecker selbst gemachten Marmeladen und Gelees. Dann starten wir Richtung Northumberland National Park. Peter hat eine tolle Wanderung auf dem Hadrianswall bei Outdooractivity gefunden, die wollen wir laufen. Startpunkt ist The Sill, das Touristinfo im Nationalpark. Es gibt dort einen großen Wohnmobilparkplatz, und für 10 £ wäre sogar möglich, dort die Nacht zu verbringen. Aber das haben wir eigentlich nicht vor. Wir informieren uns noch kurz in der Touristinfo, ob die geplante Route aktuell gehbar ist, da es die letzten Monate zu massiven Überschwemmungen in ganz England kam und auch Strassen teils weggeschwemmt oder zumindest beschädigt wurden. Aber es ist alles gut, der Weg ist frei, allerdings sehr schlammig. Wie sehr werden wir noch feststellen. Also ab zum Womo, und die Rucksäcke gepackt. Ausserdem ziehen wir uns sehr warm an, denn 3-4° C, dazu Wind und Regen, das ist echt kalt. Neben Mützen, Jacken und Regenjacken ziehen wir auch unsere dicken Handschuhe an, die haben eine integrierte Regenhülle. So gerüstet starten wir die 13-14 km lange Tour. Als erstes über die stark befahrene Strasse auf die andere Seite, dann immer bergauf. Vor uns geht ein Paar in langen Regenmänteln, und während wir noch ein gutes Stück vom Zugang zum Hadrianswall entfernt sind, können wir sehen wie beide durchs Tor gehen und er furchtbar im Schlamm ausrutscht und stürzt. Zum Glück ist ihm nichts passiert, aber er ist von oben bis unten voll Schlamm. Und er wird heute nicht der einzige bleiben, den wir verschlammt sehen. Nach dem rutschigen Teil über einen Acker geht es nun auf über schmale steile Steinstufen den Hügel hoch auf den Wall. Mein seit Tagen ramponierter Knöchel findet das nicht schön, aber wir sind nun mal zum Wandern hier. Also rauf, und immer schön vorsichtig. Und während wir raufkraxeln sieht Peter unten den Nächsten im Schlamm ausrutschen. Hoffentlich haben wir mehr Glück. Oben angekommen haben wir einen tollen Blick entlang des Walls, und nun führt die Wanderung einfach immer am Wall bzw. an Steinmauern entlang. Allerdings bleibt der Weg nicht oben, sondern es geht im Wechsel steil runter, durch eine Senke und wieder rauf. Den bekannten Sycamore Gap Tree – einer der meist photographierten Bäume Englands - können wir leider nicht mehr bewundern, er ist vergangenes Jahr aus unbekannter Ursache während eines Sturms gefällt worden, dazu gab es auch zwei Verhaftungen. Mehr ist bis jetzt nicht bekannt, nur der Baumstumpf ist noch da. Es gibt wirklich Idioten auf dieser Welt. Aber gut – wir machen etliche Photostops und nach gut 5 km über Fels, Wiese und Schotter geht es dann Richtung Military Road. Wir überqueren diese, und laufen weiter bis unterhalb einer beeindruckenden Villa. Dort rasten wir kurz, das heisst wir knabbern im Stehen ein paar Mini Salamis, essen jeder einen Schokoriegel, dazu ein Schluck aus den Trinkflaschen und weiter geht es. Nun kommen wir zu der Ausgrabungsstätte von Vindolanda. Wir haben nun bereits einige Stunden Marsch hinter uns mit diversen Regengüssen, und freuen uns auf eine kurze Pause im Museum bzw. im Museumcafé zum Aufwärmen sowie evtl. einer Nutzung der sanitären Einrichtung. Aber weit gefehlt, um das Café zu betreten muss man ein Ticket für das Museum lösen zu 12.50 £ / Person. Also grundsätzlich sind Ausgrabungen interessant, und bei 5 £ Eintritt wäre ja auch alles ok gewesen, aber zusammen 25 £ für ein Museum, das war uns tatsächlich zu viel. Also weiter Richtung The Sill. Nach weiteren 2 Stunden haben wir unseren Rundweg beendet. Und trotz Kälte, Regen, Schlamm und schwierigem Gelände war es wirklich toll. Die Landschaft ist atemberaubend, genau darum sind wir hier. Zurück bei Tatzel ziehen wir uns um und gehen auf die Weiterfahrt Richtung Lindisfarne. Die Route wird mit knapp 2 Stunden angezeigt, und die brauchen wir auch. Die Strecke ist schön, die Straßen sind schmal, aber breit genug, um bei reduzierter Geschwindigkeit aneinander vorbeizukommen. Zwischendurch tauchen immer wieder Burgruinen am Wegesrand auf, dann fahren wir an alten Herrenhäusern und riesengroßen verlassenen Gärten vorbei. Man fühlt sich oft 100 Jahre zurückversetzt in der Zeit. Es beginnt zu dämmern und wir nähern uns unserem Ziel – einem Campingplatz direkt vor Holy Island in Lindisfarne gelegen. Tja, wir kommen zwar auf den Platz, aber leider erreichen wir die Besitzer nicht. Rezeption und Restaurant sind geschlossen, ans Telefon geht auch niemand. Also fahren wir wieder runter und ein Stück des Weges zurück bis zu einer Tankstelle. Auf Nachfrage dürfen wir uns gerne hinter dem Gebäude für die Nacht hinstellen. Es ist vielleicht etwas laut, aber wir haben wenig Ansprüche und sind zufrieden. Als erstes gibt es ein kurzes telefonisches Update an Mutter zum heutigen Tag, dann koche ich schnell Abendessen. Nach dem Abwasch starte ich den Rechner und versuche mich kurz zu fassen, denn der Tag war anstrengend. Nachtrag zu gestern: wir haben noch nie so viele Fasane und Rebhühner gesehen wie in den letzten 2 Tagen… einfach unglaublich viele und unglaublich schön…
eowynrohan am 26. März 2024