Dienstag, 2. April 2024
Die Nacht ist friedlich, aber wir sind trotzdem beide sehr müde. Da uns ja nichts hetzt, drehen wir uns einfach nochmal ein halbes Stündchen um und bleiben unter der warmen Decke. Aber wir wollen ja noch weiter, also heisst es dann doch: Aufstehen, Kaffee kochen, und planen. Peter bucht kurzerhand für 12.15 Uhr die Bootstour nach Staffa, damit ist der heutige Tag verplant. Die Fahrt soll ca. 3 Stunden dauern. Wir starten also wieder auf der schmalen Straße, die nach Fionnphort führt. Google sagt, dass wir für die 38 km ca. 38 Minuten brauchen. Aber aus Erfahrung wissen wir, das wird nicht klappen. Denn selbst eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h zu erreichen, ist hier eine Leistung. Aber wir liegen gut in der Zeit und erreichen eine gute Stunde vor Abfahrt des Bootes das kleine Örtchen. Der kostenlose Parkplatz 500 m vom Hafen entfernt ist schon sehr voll, aber wie immer rangiert Peter unseren Tatzel in eine Lücke, die er noch erspäht hat. Wir ziehen unsere Wandersachen an, nehmen die Rucksäcke und los geht es. Der Hafen ist winzig und besteht eigentlich nur aus einer Bootsrampe. Von hier aus fährt im schnellen Takt eine Fähre auf die gegenüberliegende Insel Iona, dort gibt es die bekannte Iona Abbey, ein scheinbar sehr beliebtes Reiseziel. An der gleichen Rampe - aber seitlich - soll auch unser Boot ankommen. Ausser uns warten nur eine Handvoll Leute auf die Bootstour, mal schauen wie viel schon an Bord sind, denn der erste Zustieg war auf Iona. Wir haben Glück, es ist weniger eng als gedacht. Wir warten noch auf einige fehlende Gäste, aber als nach mehr als 5 Minuten noch immer keiner zu sehen ist, legt der Kapitän ab. Wir sind gerade 10 Minuten unterwegs, als der Kapitän durchsagt, dass er nochmal einen kurzen Schlenker zurück zum Anleger in Iona macht. Die fehlenden Passagiere sind aus Versehen auf die große Fähre gegangen und stehen nun am Anleger in Iona. Kurze Zeit später sind dann wirklich alle an Bord uns los geht es nach Staffa. Die Fahrt dauert eine knappe Stunde, und es ist wirklich kalt, denn wir sitzen oben an Deck und haben einen tolle Aussicht auf den Atlantik auf die Inseln der inneren Hebriden. Natürlich machen wir wie immer ungezählte Photos. Das wird diesmal sicherlich mehr als nur ein Photobuch geben! Dann kommt Staffa in Sicht, und als erstes fahren wir von aussen an Fingal’s Cave vorbei. Wir machen einige schöne Photos und entscheiden uns spontan, gleich nicht zur Höhle runterzuklettern, sondern stattdessen die Stunde Aufenthalt lieber zu nutzen, um die Insel zu erkunden. Und wie vermutet nehmen fast alle den schmalen Klettersteig aussen an der Klippe, und hangeln sich im Gänsemarsch zur Höhle vor. Wir flitzen dagegen die steilen Stufen hoch aufs Plateau. Was für ein Anblick – diese tollen Klippen, riesigen Basaltsäulen und vielen Inseln um uns rum. Wir klettern rauf und runter, laufen über die Insel und genießen sogar einen hauch Sonnenschein. Die Stunde ist blitzschnell rum und wir müssen zurück zum Boot. Da ich mittlerweile doch etwas durchgefroren bin, verkrümel ich mich in den etwas windgeschützteren Bereich auf dem Boot, Peter zieht es wieder aufs Oberdeck. Wobei das alles so großartig klingt, aber das „Oberdeck“ hat ganze 6 Sitzplätze, das Aussendeck vielleicht 20 und der „Innenbereich“ hat nochmal Platz für 14 Leute, wenn man es kuschelig mag. Also eigentlich eine angenehmer Größe, viel besser als die diese Riesenboote für 200 Leute. Zurück an Fionnphort machen wir uns auf den Weg zum Eas Fors Wasserfall. Die Strecke führt über die sogenannte Scenic Route hier auf Mull, und ich frage mich zu beginn, was hier noch mehr Scenic sein soll als diese eh schon schmalen Strassen und dieser Ausblick schon sind. Aber tatsächlich, die Straße ist noch schmaler, und die Landschaft noch spektakulärer. Und solange die Leute vorausschauend fahren, ist auch alles prima. Aber dann kommt zum ersten Mal ein vollkommen überforderter Tourist, der scheinbar nur auf Highways fahren kann. In einer Kurve – für uns auch noch steil bergab – steht er plötzlich vor uns. Hinter uns ist weit und breit keine Ausweichbucht, also muss er vermutlich gerade an einer vorbeigekommen sein. Aber er macht keine Anstalten zurückzufahren. Irgendwann versteht er, dass wir hier schlecht zurück fahren können. Und mit viel Theater und dreimal vor und zurück setzt er rückwärts um die Kurve – und tada, da ist auch die Auweichbucht. Ich hab noch nie gesehen dass jemand so Probleme hat, 20 m rückwärts zu fahren. Aber das ist zum Glück die Ausnahme. Eigentlich klappt das mit den Single Track Strassen super. Weiter geht es und auch hier haben wir Glück, der Parkplatz am Eas Fors ist fast leer und wir können in Ruhe den kleinen aber feinen Wasserfall besichtigen. Nun wollen wir als letztes Tagesziel zu dem Wanderparkplatz, wo wir morgen früh eine 12 km Tour starten wollen. Aber leider ist dort Übernachten nicht erlaubt. Wir überlegen einen kurzen Moment, aber wir sind dafür solche Regeln zu akzeptieren, schliesslich gibt es genug Möglichkeiten, wo es erlaubt ist. Wir fahren weiter, und gut 3,5 km später erreichen wir einen Parkplatz oberhalb der Bucht bei Calgary, hier stehen zwar schon einige Fahrzeuge, aber es gibt noch genug Platz. Und nach knapp 5 Minuten steht der Caddy von gestern wieder neben uns. Es gibt auch eine Spendendose, die wir bereitwillig füttern, denn solche Plätze müssen ja auch instandgehalten werden. Peter stellt fest, dass hier am Parkplatz ebenfalls eine sehr schöne und 12 km lange Wanderung startet. Also bleiben wir hier morgen einfach stehen und laufen ab hier, dann müssen wir morgen nicht umparken, aussdem sieht die Route hier an der Küste wirklich interessant aus. Der Abend endet mit einer leckeren Brotzeit, dazu mach ich uns Saussage Rolls heiss. Da wir kein Handynetz haben rufen wir Mutter über Wlan Call an. Wir halten uns kurz, weil wir nicht sicher wissen, ob das kostenfrei ist. Das klärt sich aber dann und nach Deutschland ist es tatsächlich umsonst, allerdings nur nach Deutschland. Nun setz ich mich an die Tastatur, während Peter nochmal die Buchführung pflegt. Und bei einem Glas Cider lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.



Plötzlich haben wir doch Funknetz bzw. Internet, und so können wir die Fähre zur Isle of Mull doch noch buchen, allerdings sind Ticktes für Wohnmobile erst ab nachmittags verfügbar . Am Morgen werden wir noch vor dem Wecker von lauten Arbeitsgeräuschen geweckt, neben dem Parkplatz wird ein Haus renoviert. Dass Ostermontag ist, stört hier niemanden. Überhaupt ist uns nicht klar, was nun genau Feiertag ist und was nicht. Es sind Schulferien, aber viele Läden haben auch Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag geöffnet. Größtenteils zwar Lebensmittelläden, aber auch Werkstätten etc. Banken haben aber geschlossen. Wie auch immer, wir haben nun unsere Fährtickets und machen uns gemütlich auf den Weg nach Oban. Dort haben wir dann viel Zeit, denn die Fähre geht erst um 17.25 Uhr. Als erstes fahren wir den Lidl an und füllen ein bisschen unserer Vorräte auf, bevor es auf die Insel geht. Die Preise sind sehr ähnlich wie in Deutschland, und auch hier gilt: mit der Lidl App spart man eine Menge Geld. Allerding funktioniert hier natürlich unsere deutsche App nicht. Wir verstauen die Sachen, und machen uns auf den Weg in die Stadt. Denn wir haben beim Lidl 180 min kostenloses Parken, von denen uns noch knapp 2 Stunden bleiben - da kann man einiges sehen. Wir laufen zum Hafen und stromern über den Pier. Dann kommen wir an einem Geschäft mit Souvenirs aber auch Kleidung vorbei. Und während Peter sich für eine Basecap im Schottenlook entscheidet, kaufe ich mir eine weiche warme Tweed Mütze im Stil der 70er. Pünktlich zum Ablauf der 180 Minuten sind wir zurück und fahren vom Parkplatz. Aber was nun? Es gibt noch einen kostenpflichtig oberhalb der Altstadt, aber der ist nur für PKW oder Busse, nicht für Wohnmobile. Nach einer Runde durch die Stadt fahren wir zum Tesco, der sehr an einen großen Real-Markt erinnert. Wie wir bei der Rundfahrt durch Oban gesehen haben, gibt es ausser dem Hafen nicht viel zu entdecken. Also stromern wir nochmal eine Runde durch den Tesco, um etwas Zeit zu verbringen. Und auch hier gilt: Mit der Tesco App kann man viel sparen, man muss immer genau schauen, was ein Produkt wirklich kostet, einige Schnäppchen sind wieder nur mit Kundenkarte erhältlich. Aber das ist bei uns ja genauso. Nun nutzen wir die letzten 1,5 Stunden und planen weiter, was wir in Mull unternehmen können. Ausserdem schauen wir schon mal, ob wir Infos zu möglichen Übernachtungsplätzen finden. Dann haben wir einen Plan: Als erstes fahren wir Richtung Fionnphort und versuchen, am Three Lochs Viewpoint eventuell einen Platz für die Nacht zu finden. Der Platz ist sehr klein, max. 2 Wohnmobile, wenn man sich eng aneinander kuschelt. Aber erst einmal müssen wir noch auf die Insel. Wir sind ca. 16.20 Uhr am Anleger, und es ist schon einiges los. Schnell stehen wir in der Wartereihe, dürfen aber noch bis 17 Uhr im Fährhafen rumlaufen. Also schnappen wir uns unsere Jacken und schauen noch ein bisschen dem Treiben zu. Dann geht es zurück zum Womo, das Boarding geht superschnell, und da die Überfahrt eine Stunde dauert, steigen wir aus und setzen uns an Deck. Der Blick ist toll, die Landschaft hier ist auch am 9. Tag noch unglaublich. Aber irgendwann wird es doch zapfig und wir setzen uns in den Aufenthaltsraum an Deck. Wir haben Glück und kommen fast als erste von der Fähre runter, und machen uns auf den Weg Richtung Westen. Der Weg ist natürlich Single Track, der Verkehr ist überschaubar. Bzgl. des Parkplatzes haben wir wenig Hoffnung – aber viel Glück! Zuerst fahren wir daran vorbei, weil wir in dem Moment zwei Fahrradfahrer überholen, als die schmale Einfahrt kommt. Aber Peter wendet bei der nächsten (für ihn passenden!) Gelegenheit, also auf der nächsten Briefmarke. Zurück geht es und nach 3 Minuten stehen wir mit einem traumhaften Blick auf die 3 Lochs. Nach knapp 15 Minuten kommt noch ein VW Caddy und stellt sich neben uns. Und während Peter sich in Smalltalk übt, kümmer ich mich um das Abendessen. Ich bin müde und hab keine Lust zum Tippern, wir nutzen die Zeit und planen weiter. In Fionnphort gibt es die Möglichkeit, mit dem Boot eine Tour zur Insel Staffa und der Fingal’s Cave machen. Vielleicht machen wir das morgen, mal schauen.