Freitag, 26. April 2024
Heute geht es nach Belfast. Wir kommen leider nicht so schnell aus dem Bett wie gewollt und starten erst kurz vor 8 Uhr Richtung Innenstadt. Für die knapp 30 km benötigen wir eine ganze Stunde, da es auf der Haupteinfallstrasse nach Belfast einen Verkehrsunfall gegeben hat, Aber gut, solange wir nicht der Grund für den Stau sind, nehmen wir den Zeitverlust gerne in Kauf. Um kurz vor 9 Uhr erreichen wir den kleinen und kostenfreien Parkplatz in der Stranmillis Road. Als wir ankommen, sind nur noch eine Handvoll Parkplätze frei. Es handelt sich zwar um „kurze“ PKW-Parkplätze, aber wir haben wieder Glück und können mit dem gesamten Heck über ein Stück Grünstreifen überhängen. Leider fängt es gerade heftig an zu regnen, daher mache ich erst mal einen Kaffee, und wir sitzen den gut halbstündigen Schauer aus. Dann schnappt sich Peter den Rucksack und ich meine Handtasche, und wir traben los. Das erste Ziel ist der St. Georgs Market. In den großen Markthallen finden jedes Wochenende drei verschiedene Märkte statt. Los geht es am Freitag mit einem Floh- und Antikmarkt sowie allem möglichen an Kunsthandwerk, Kleidung, Deko, Blechschilder nicht zu vergessen sowie Nippes und Dippes. Dazu kommen Stände mit frischem Fisch, Brot und Käse, Obst und Gemüse sowie reichlich frischem Fleisch. Und natürlich fehlen auch die obligatorischen Freßbuden nicht. Angefangen bei Crépes, über Pommes, Burger, Pasta, Vegetarisch, belegten Baguettes und und und. Direkt am Haupteingang spielt eine Live Band. Die spielen wirklich gut, aber es ist verdammt laut. Als wir so durch de Gänge bummeln, entdecken wir plötzlich bekannte Gesichter bzw. erst einmal bekannte Jacken. Bob und Karen, die wir gestern beim Klippenspaziergang mit in der Gruppe hatten und die wir dann nachmittags nochmal am Parkplatz in Whitehead getroffen haben, sind auch hier. Peter hatte ihnen den Tip gegeben, aber dass wir uns hier treffen, ist ein Zufall. Die beiden freuen sich so sehr, dass sie uns tatsächlich um den Hals fallen, drücken und erst einmal zu einem Kaffee einladen. Wir plaudern sicherlich mehr als eine Stunde, aber dann müssen wir langsam los. Denn der Markt schließt bereits um 14 Uhr, und die beiden müssen auch langsam weiter. Wir tauschen noch unsere Kontaktdaten aus, dann gibt es nochmal eine sehr herzliche Verabschiedung und die beiden ziehen von dann. Wir laufen weiter durch die Gänge und Peter handelt mit der Frau vom Schilderstand und präsentiert strahlend seine Beute: unter anderem ein Schild mit einem Capri wie er ihn damals hatte. Leider stimmt die Farbe nicht, aber trotzdem ein tolles Schmuckstück für seine Sammlung. Dann kaufen wir noch frisches Brot (einmal Walnuss und einmal Olive und Kapern) und etwas Käse. Damit ist das Abendessen auch geklärt. Zum Glück haben wir ja einen großen Rucksack mit. Dann geht es auf in die Stadt. Als nächstes wollen wir zum Rathaus – also der City Hall. Und das Rathaus von Belfast kann sich sehen lassen! Es handelt sich um einen neobarocken Bau von ungefähr 1900. So prächtig wie es von aussen ist, so prächtig ist es auch von innen. Die Decken sind stuckverziert, die Treppenhäuser riesig. Das Rathaus kann auch besichtigt werden und es befindet sich eine Ausstellung über die Stadtgeschichte im Erdgeschoss. Diese ist in einem dutzend riesiger Säle untergebracht, man könnte sich dort Stunden aufhalten. Mehrere Stunden bleiben wir zwar nicht, aber mehr als eine ist es dann doch. Aber wir wollen ja noch etwas mehr von Belfast sehen. Zuerst hatten wir ja überlegt eine Tour mit einem Black Taxi Cab zu machen, allerdings haben alle angebotenen Touren den Schwerpunkt auf den Konflikt zwischen Nordirland und Irland bzw. auf die Murals, also die Wandgemälde die sich aber ja auch auf den Konflikt beziehen. Wir entscheiden uns dann doch, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Von der City Hall aus laufen wir weiter durch die Stadt bis zum Albert Memorial Clock Tower, einem knapp 35 m hohen Uhrenturm nahe des Queens Square. Dort bummeln wir dann auch direkt durch den Commercial Court, ein kleines Gässchen das sehr an die Drosselgasse erinnert, denn in der kleinen Gasse reiht sich Pub an Pub. Draussen vor den Bars stehen jede Menge Bänke, und Dank des sonnigen (wenn auch bitterkalten) Wetters sind alle Plätze belegt und in der Straße herrscht ein Stimmengewirr und es dudelt Musik. Aber das auffälligste sind die bunten Regenschirme, die über der Strasse als Blickfang hängen und die originelle Gestaltung der Hauswände mit einem Fahrrad, jeder Menge Schildern, Blumenkästen und allerlei anderem Kram. Langsam wollen wir uns auf den Rückweg zum Womo machen, das sind noch knapp 5 km. Peter sucht über Google doch noch ein paar Murals raus, denn ein bisschen Stadtgeschichte wollen wir dann ja doch photographieren. So laufen wir Stück für Stück wieder aus der Innenstadt raus Richtung Vorstadt. Bevor es dann zurück zum Parkplatz geht machen wir noch einen Abstecher durch den botanischen Garten. Hier ist jetzt richtig viel los, alle Wiesen sind belegt mit meist jungen Menschen, die ein Sonnenbad und einen schönen Nachmittag mit Freunden und Kommilitonen geniessen. Überall wird Ball gespielt, die Verbotsschilder interessieren hier niemanden. Nun ist es noch ein knapper Kilometer und wir sind zurück, und mittlerweile tun - zumindest mir - auch echt die Knochen weh. Das war ganz schön Lauferei die letzten Tage. Ich koche uns einen Espresso und dann machen wir uns auf den Weg nach Armagh. Dort haben wir für morgen Mittag eine Tour über das Sonnensystem im Planetarium gebucht. Wir könnten fast die ganze Strecke über den Motorway fahren, aber gewohntermaßen hat Peter wieder kleine Landstraßen ausgewählt, so dauert es dann doch gut 1,5 Stunden, bis wir die Stadtgrenze von Armagh erreichen. Und es dauert mehr als eine weitere Stunde, bis wir endlich für die Nacht geparkt haben. Wir stehen leider nicht ganz in Waage, aber für eine Nacht ist es vollkommen ok. Morgen früh geht es eh direkt zum Observatorium. Bevor ich mich an die Tastatur setze, gibt es aber erst einmal Abendessen, und Brot und Käse schmecken herrlich. Alles weitere zu unserem Besuch im Planetarium dann im nächsten Bericht.