Montag, 8. April 2024
Die Nacht ist stürmisch, starke Windböen holen uns immer wieder aus dem Schlaf. Nach dem Frühstück nutzen wir nochmal die Möglichkeit, alles zu entleeren bzw. aufzufüllen, denn die nächsten Nächte wollen wir wieder autark stehen. Kurz vor 9 Uhr geht es los, als erstes Richtung Skye. Wir sind fassungslos, uns kommen Massen an Wohnwagen- und Wohnmobilen entgegen, so viele haben wir in den letzten zwei Wochen zusammengezählt nicht gesehen. Wir fahren heute (fast) diagonal durch die Highlands, von unserem Standort kurz vor der Isle of Skye soll es bis zu den Cairns of Camster gehen. Aber erst einmal cruisen wir gemütlich am Loch Duich lang. Das Wetter ist noch unsicher, wie es werden soll, aber mal abwarten. Gestartet sind wir bei 6°C, es kann also (hoffentlich) nur besser werden. Wir erreichen Eilean Donan Castle, und wollen eigentlich nur kurz stoppen, um ein Photo zu machen. Aber leichter gesagt als getan, denn hier ist fast so viel los wie am Schloß Neuschwanstein. Hier stehen zig Reisebusse, ungezählte PKW und Wohnmobile, aber es gibt trotzdem noch reichlich Platz, allerdings springen wir wirklich nur kurz raus, um ein Photo zu machen, denn besichtigen wollen wir das Schloß nicht, und die Parkgebühr beginnt bei 3 £. Einige Schnappschüsse später sind wir wieder unterwegs, am Loch Alsh biegen wir ab auf die A890, und dann erwartet uns bald der erste Meilenstein des Tages, der Strathcarron Tunnel. Eine Röhre ist Strasse, die zweite Röhre hat Gleise. Wie üblich ist es an dieser Stelle eine Single Track Road, allerdings ist der Tunnel gar nicht so eng wie es die Bilder im Internet vermuten liessen. Dann geht es weiter – 60 km später erreichen wir die Black Water Falls. Der Wasserfall ist nicht sehr imposant, aber hübsch anzusehen, und ausserdem keim Umweg. 5 Minuten später sind wir unterwegs zu den nächsten Wasserfällen, den Rogie Falls. Es ist auch hier wirklich viel los, das kennen wir bis jetzt gar nicht. Am Wanderparkplatz zahlen wir unsere Gebühr von 2 Pfund, denn hier wollen wir tatsächlich eine Runde laufen. Es gibt mehrere Wanderwege hier, wir entscheiden uns für einen knapp 2 km langen Rundweg. Der Weg ist mal matschig und geht dann wieder auf einem so weichem Waldboden, dass man glaubt man läuft auf Wolken. Das nächste Stück besteht dann wieder nur aus harten Wurzeln und dicken Steinen, also einfach von allem etwas. Wir erreichen die Fälle und gehen ein Stück auf die Hängebrücke, von dort hat man sicherlich den tollsten Blick auf den größten der Fälle. Da wir aber nicht die große Runde laufen wollen, die mehrere Kilometer lang ist, gehen wir auf der Hängebrücke wieder zurück und laufen unseren Trail weiter bis wir wieder zum Parkplatz kommen. Nun geht es ca. 80 km weiter bis zum nächsten größeren Stop, zum Dunrobin Castle & Gardens. Wir fahren ja seit zwei Wochen an diversen Schloß- und Burgruinen vorbei, nun wollen wir tatsächlich mal etwas besichtigen. Aber keine Ruine, sondern ein wirklich hübsches Schloss. Der Parkplatz ist groß, und überschaubar gefüllt. Als wir im Schloß unsere Eintrittskarten kaufen weist uns die nette Dame darauf hin, dass im Park gerade die Vorführung des Falkner begonnen hat. Also flitzen wir erst einmal in den Schloßgarten. Wir haben zum Glück nur ein paar einleitende Worte verpasst, der Falke sitzt noch mit Haube auf dem Arm. Dann beginnt die Flugschau, der Falkner läßt den Falken immer wieder dicht über unsere Köpfe sausen, und Peter gelingt ein tolles Photo, dass sicherlich einen prominenten Platz im Photobuch bekommt. Nach der Vorführung streifen wir nur kurz durch die Parkanlage, denn ausser Osterglocken ist noch nicht viel zu sehen. Dann gehen wir durchs Schloss, es gibt keine geführte Tour, stattdessen gibt es einen Rundweg, alles ist gut beschildert. In jedem Raum ist erklärt, wofür er genutzt wurde, und die Räume sind quasi noch eingerichtet wie sie verlassen worden sind. Das auffälligste sind aber die liebevollen riesigen Blumenarrangements. Jeder Platz im Schloß und auch im Aussengelände ist belegt mit einer Vase, einer Schale oder irgendetwas, in das man Blumen reinstellen oder reinpflanzen kann. Das ganze Schloss duftet wie eine riesige Hyazinthe. Ja, der Eintritt hat gelohnt, wir haben hier eine schöne Zeit. Bevor es jetzt jedoch auf die letzte Etappe geht – zu den Cairns of Camster – stoppen wir noch kurz am Carn Liath, einem Turm aus der Eisenzeit, der noch in Teilen erhalten ist und vermutlich bis ins 5. Jahrhundert bewohnt war. Jetzt haben wir noch gut 60 km, dann haben wir unser Tagesziel erreicht. Auf den Straßen ist kaum noch Verkehr, die Fahrt verlief heute größtenteils über gut ausgebaute Landstrassen (sehr zum Leidwesen meines Mannes) und gehört in Teilen zur NC500, einer 800 km langen Ferienstrasse durch Schottland. Aber die letzten 10 km sind dann nochmal Single Track, damit der Tag noch einen schönen Abschluss findet. Ausser uns ist kein Mensch hier, also können wir gemütlich alleine auf den schönen Holzstegen zwischen den beiden Grabhügeln langlaufen und noch etwas die Natur genießen. Wir lesen uns die Infotafeln durch, so genau ist immer noch nicht klar, wer oder was hinter diesen Cairns steckt, zumindest streiten sich die Gelehrten noch. Wir fahren jetzt noch 2 km weiter bis zum Parkplatz bei einer Windkraftanlage. Dort wollen wir die Nacht verbringen, bevor wir uns morgen auf den Weg Richtung John o‘ Groats und der Nordküste Schottlands machen. Zum Abendessen gibt es heute Schupfnudeln und Bratwurst, und dann hole ich meinen Laptop raus, heute gibt es ja was zu berichten.