Samstag, 6. April 2024
Wie gestern geschrieben versuchen wir, heute die erste Fähre um 7.20 Uhr zu erreichen. Denn danach soll der Sturm immer stärker werden. Wir haben gestern Abend bereits alles gepackt, damit es heute früh schnell geht. Der Wecker steht auf 6.30 Uhr, um 6.50 startet Peter bereits den Motor. Wir haben unglaubliche 10°C, so warm war es die letzten Tage morgens, mittags und abends zusammengezählt nicht. Punkt 7.00 Uhr stehen wir an der Fähre, das Tor am Anleger ist geöffnet, wir sehen Mitarbeiter rumlaufen und auf der Fähre brennt auch bereits Licht. Scheinbar haben wir also Glück und kommen zurück aufs Festland. Ausser uns kommt niemand, also gibt es scheinbar eine Privatfahrt. Dann kommt ein Hafenmitarbeiter und informiert uns: Sie legen jetzt am Kai an, lassen die Rampe runter und wir sollen versuchen, drauf zu fahren. Er legt Klötze zum Auffahren bereit, damit wir nicht aufsetzen, aber Dank der Luftfederung kommt Peter unproblematisch aufs Deck – da war die Überfahrt nach Arran schon eine ganz andere Hausnummer. Unser Ticket wird erst gescannt, wenn wir sicher in Kilchoan anlegen können. Denn ist das Ticket erst einmal gescannt, können wir nicht mehr umbuchen oder stornieren. Auf Grund des Wetters muss die Fähre allerdings gegebenenfalls abbrechen und umdrehen. Na das ist ja mal ein toller Start in den Tag. Dann geht die Rampe hoch und wir sehen nichts mehr und können nur noch abwarten. Auf Google Maps verfolgen wir, wie weit wir bereits gekommen sind. Man merkt sofort, als die Atlantikwellen die kleine Fähre treffen, sie stampft und kämpft sich mühsam voran, aber grundsätzlich ist die Überfahrt nicht allzu schlimm. Dann endlich ertönt das Signal, das die Rampe runtergelassen wird – scheinbar haben wir Glück und unser Ziel erreicht. Doch noch immer will der Mitarbeiter unser Ticket nicht scannen. Erst als die Rampe wirklich am Kai aufliegt und der Kapitän die Fähre leidlich ruhig halten kann, entwertet er das Ticket und bittet Peter, vorsichtig aber möglichst zügig die Fähre zu verlassen. Zwei Autos warten zur Überfahrt nach Mull, das dritte Fahrzeug bleibt am Kai. Denn vermutlich ist das die letzte Fähre für 48 Stunden zwischen Festland und Insel. Und das Risiko, nicht aufs Festland zurückzukommen, ist den Passagieren zu hoch. Wir haben auf jeden Fall unser erstes Ziel des Tages erreicht und machen uns nun auf den Weg zum Glenfinnan Viadukt, der Eisenbahnbrücke, auf der die bekannte Hogwarts Express Szene gedreht wurde. Die Route ist gute 80 km lang und größtenteils Single Track, sehr zur Freude meines Mannes. Aber als erstes suchen wir uns am Loch Sunart einen Platz zum Frühstücken, denn ich hab heute früh vor der Abfahrt vom Campingplatz nur eine Thermoskanne Kaffee fertig gemacht, da wir es ja eilig hatten. Wir frühstücken also gemütlich, und weiter geht es. Um die Uhrzeit ist recht wenig los, doch je näher wir diesem Touristen Highlight kommen, um so voller wird die Strasse. Wir parken am Glenfinnan Bahnhof, dort ist ein winziger kostenfreier Parkplatz. Peter bugsiert Tatzel rückwärts den Hang hoch in eine kleine Lücke – perfekt. Von hier aus wollen wir einen 4 km langen Loop laufen. Als erstes statten wir aber dem Kiosk und Museum am Bahnhof einen Besuch ab, in der Hoffnung noch irgendetwas tolles neues an Harry Potter Souvenir zu ergattern. Aber Fehlanzeige, nichts was uns reizen würde. Also geht es los Richtung Viadukt und wir starten unseren Rundgang. Ich weihe direkt meinen vollkommen unauffälligen neuen Regenmantel in leuchtend blau mit pinkem Fell ein. So findet mich Peter wenigstens immer schnell wieder. Dafür, dass das Wetter eher mäßig ist, ein Sturm aufzieht, und der Hogwarts Express (Touristenzug) aktuell keine Lizenz zum Fahren hat, ist erstaunlich viel los. Wahre Menschenmassen bewegen sich in beiden Richtungen auf dem steinigen und teils steilen Trail. Dann endlich erreichen wir den ersehnten Aussichtspunkt, mit einem tollen Blick auf den Viadukt. Normalerweise fährt hier zweimal am Tag die Dampflok „Hogwarts Express“, da müssen sich wohl hunderte Menschen hier drängen um ein Photo mit der der Lok mitten auf dem Viadukt zu schiessen. Aber wann der das nächste Mal fahren wird, ist offen und wird gerade von den Gerichten geklärt. Es gibt sicherheitstechnische Mängel, und die Lizenz wurde eingezogen. Trotzdem zieht auch allein die Eisenbahnbrücke unglaublich viele Touristen an – uns ja schliesslich auch. 300 Photos später laufen wir unsere Runde weiter bis zum Visitorcenter. Der Parkplatz dort ist brechend voll, wie mag das hier in der Hauptsaison nur aussehen? Dann laufen wir unterhalb des Viaduktes zurück zum Wohnmobil und machen uns auf die Weiterfahrt nach Fort William. Dort tanken wir erst einmal, dann füllen wir unsere Lebensmittelvorräte beim Lidl auf. Das Sortiment ist sehr ähnlich dem deutschen, viele Produkte sind sogar gleich, und auch bei den Preisen gibt es kaum einen Unterschied. Getränke gibt es hier allerdings meist in 2 l statt in 1,5 l Flaschen - und die weisse bzw. gelbe Limo schmeckt viel intensiver als bei uns. Wir nutzen die Pause auch direkt zum Brotzeit machen, denn hier beim Lidl stehen wir gerade recht gut. Nun machen wir uns auf und statten Nessie einen Besuch ab. Wir fahren an der Westküste von Loch Ness bis zum Urquhart Castle, das auf ungefähr 2/3 Strecke des gut 36 km langen Sees liegt. Obwohl es sich beim Loch Ness um einen See handelt, peitschen gerade Wellen darüber wie am offenen Meer. Das Sturmtief Kathleen zieht gerade über Schottland und legt große Teile der öffentlichen Verkehrsmittel lahm. Knapp 80% der Fähren stehen still. Aber Urquhart Castle finden wir nicht so lohnend / aufregend wie erwartet und fahren wieder zurück, nun mit Ziel des Kyle of Lochalsh, der Brücke zur Isle of Skye. Der Sturm wird immer intensiver, und Tatzel tanzt quasi auf der Straße. Es ist auch schon recht spät, daher fangen wir an, nach einem geeigneten Parkplatz zu suchen. Zu dicht an der Strasse, zu viele Bäume, zu schmal – aber dann sehen wir einen größeren Platz und es gibt eine etwas tiefer gelegene Lücke, da stehen wir vielleicht ein bisschen windgeschützt. Denn mittlerweile tost und braust es wirklich ordentlich. Wir haben – wenn der Regen es ab und zu zulässt – einen tollen Blick auf den Loch Cluanie. Mal schauen wie die Nacht wird – und was uns morgen auf Skye erwartet.