Montag, 25. März 2024
Der Check-In verläuft vollkommen unproblematisch, die einzelnen Schalter sind allerdings schlecht synchronisiert. Das heisst wir kommen gut durch den Check-In, stehen aber 1 Minute später am Zoll, der nicht besetzt ist. Es dauert knapp eine Viertelstunde, dann sehen wir zwei Mitarbeiter in gelben Warnwesten gemütlich vom Terminal Richtung Schalter laufen. Dann heisst es erneut kurz unsere Pässe zeigen, und wir kommen zur nächsten geschlossenen Schranke. Auch hier warten wir wieder einige Zeit, bis ein Mitarbeiter kommt, unsere Boardingpässe prüft, die Schranke öffnet und wir erneut gut 200 m voran kommen. Dann wieder eine Schranke sowie ein großes Tor. Nach wenigen Minuten kommt ein Lieferwagen, öffnet und signalisiert uns, dass wir folgen sollen. Und dann geht es tatsächlich auch direkt auf die Fähre. Wir sind auf Deck 3 zwischen den LKW’s, unsere Kabine ist auf Deck 10. Also heisst es Treppensteigen, denn nach der vielen Sitzerei haben wir keine Lust auf Aufzug. Oben angekommen müssen wir noch einmal das Schiff in voller Länge durchqueren, dann erreichen wir unsere Kabine. Sehr klein, aber frisch renoviert und wirklich nett gemacht. Es ist eine Innenkabine, aber das stört uns nicht. Dafür haben wir ein Doppelbett statt Stockbetten – dekoriert mit 4 großen dicken Kopfkissen und dazu eine große gemeinsame Bettdecke. Nicht zu vergleichen mit den spartanisch ausgestatten Kabinen bei TT-Line, bei denen die Kabinen immer runtergekommen sind, das Bettzeug geflickt oder löchrig ist, und die Dusche eher so naja. Ach ja, zusätzlich haben wir einen Wasserkocher und löslichen Kaffee sowie Tee, so können wir uns zum Frühstück quasi selbst versorgen. Nun heisst es erst einmal das Schiff erkunden, die Pride of Rotterdam ist quasi ein kleines Kreuzfahrtschiff. Es gibt 2 Kinos, jede Menge Bars – zum Teil mit Live Musik - mehrere Restaurants sowie einen Pub über 2 Ebenen. Dazu natürlich Shops für Duty Free sowie reichlich Aussenbereiche auf jedem Deck. Allerdings lädt das Wetter nicht wirklich zum Verweilen draussen ein, der Sturm bläst einen fast weg, dazu etwas Regen. Später dann steht der Mond (fast) voll am pechschwarzen Himmel, wirklich spektakulär. Trotzdem setzen wir uns lieber auf Deck 12 in die Bar, lauschen ein wenig dem Paar am Klavier, geniessen einen Gin Tonic und freuen uns auf unsere Reise. Gegen 23 Uhr sind wir zurück in unserer Kabine, und während Peter noch unter die Dusche geht, kuschel ich mich schon mal unter die Bettdecke. Im Bett spürt man den Seegang deutlich mehr, als wenn man durch das Schiff läuft oder in der Bar sitzt, das verspricht eine spannende Nacht zu werden. Zum Glück sind wir unempfindlich, wir werden zwar durch das Stampfen und Rollen des Schiffes immer wieder wach, unseren Magen lässt es zum Glück kalt und unbeeindruckt. Die geplante Ankunft nach deutscher Zeit in Hull ist 8.10 Uhr, nach britischer Zeit also 7.10 Uhr. Wir haben uns den Wecker gestellt, obwohl es auch hier 60 min vor der geplanten Ankunft - wie bei der TT-Line – den obligatorischen Weckruf für alle per Lautsprecheransage gibt. Schnell springen wir aus dem Bett, und während Peter den ersten Kaffee trinkt, tauche ich durch die Dusche. Dann packen wir unsere Siebensachen, und gehen langsam Richtung Duty Free. Denn wir haben am Vorabend zwei Flaschen Gin reserviert, da die Preise hier tatsächlich deutlich niedriger sind als bei uns. Und 8 Wochen sind ja eine lange Zeit, da können wir bestimmt abends ab und zu mal ein Gläschen trinken. Weiter geht es Richtung Treppenabgang. Um 7 Uhr wird das Tor geöffnet, dass die Fahrzeugdecks versperrt, und um 7.10 Uhr sitzen wir startklar im Tatzel. Allerdings sind wir fast die letzten, die das Schiff verlassen. Nun heisst es erneut den Zoll zu passieren, aber nach ein paar Fragen zur geplanten Reise und Aufenthaltsdauer sind wir nach wenigen Minuten aus dem Fährhafen raus. Peter hat sich sofort ins Linksfahren eingelebt und fährt, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Ich sitze noch etwas zaghaft daneben und bin froh, dass ich nicht fahren muss. Als erstes fahren wir zum „The Deep“ Aquarium, allerdings nicht, weil wir das besichtigen wollen, sondern weil dort ein riesiger Parkplatz ist, und wir binnen Minuten bei der Scale Lane Swing Bridge sowie River Hull Tidal Barrier sind. Die Brücke ist einzigartig, da sie die weltweit einzige Drehbrücke ist, bei der Passagere auf der Brücke sein dürfen, wärend sie öffnet. Und das Fluttor beeindruckt durch seine schiere Größe. Als nächstes geht es weiter zum Lidl, einmal Vorräte auffüllen. Da wir auf der Fähre während der Überfahrt das Gas abdrehen mussten, haben wir vorsichthalber kein Fleisch oder TK Produkte eingepackt, das holen wir jetzt nach. Viele Produkte sind vollkommen identisch mit denen in Deutschland, aber es gibt natürlich auch britische Besonderheiten. Zum Beispiel Reispudding in Dosen, Walker Crisps (Chips in den wildesten Geschmacksrichtungen), Sausage Rolls etc. Wir machen einmal den Kühlschrank voll, und weiter geht es. Der Verkehr in Hull ist enorm, und besonders krass finde ich die endlich vielen Kreisverkehr, zum Teil sogar mit Ampelanlagen. Oft sind auch mehrere Kreisverkehre miteinander kombiniert, ein ganz schöner Wirrwarr, wenn man es das erste Mal sieht. Aber Peter schlängelt sich scheinbar mühelos durch, und routet uns noch zu einem Shopping Center, denn wir suchen einen Geldautomat. Beim zweiten Versuch haben wir Erfolg, und mit 300 Pfund in kleinen Scheinen geht es nun weiter Richtung North York Moors National Park, denn wir wollen ja wandern. Und die Strassen sind so, wie wir es in den Dokus gesehen haben – schmal, oft tatsächlich nur einspurig – unübersichtlich und Gefälle und Steigungen mit 14 und mehr Prozent sind keine Ausnahme sondern die Regel. Wir erreichen den Park, und machen unsere erste kleine Runde. Das Wetter ist very british mit Wind und Regen, aber das haben wir erwartet und wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Womo und weiter geht es Richtung Northumberland. Tatzel hat ganz schön was zu leisten, und der beste Ehemann von allen macht als Fahrer einen wirklich guten Job. Er muss oft ausweichen und auch mal zurücksetzen, als plötzlich ein Vierzigtonner in einer engen Kurve entgegenkommt. Nur einmal sind wir uns uneinig, als eine Strassensperre für HGV angekündigt ist. HGV heist Heavy Goods Vehicle, und wir wissen nicht , ob wir dazugehören oder nicht. Allerdings sind wir gerade, wie heute schon öfter, in einem Funkloch, und können das nicht weiter recherchieren. Also fährt Peter eine andere Route, die aber dann im nirgendwo endet. Also heisst es, rückwärts ca. 800 m einen steilen Berg wieder hoch fahren, und die Kupplung ächzt. Aber es geht alles gut, und schliesslich setzt sich mein Mann durch und fährt die für HGV gesperrte Strasse, was auch unproblematisch geht. Zum Schluss stellt sich raus, dass mit HGV LKW’s und wir als Wohnmobil trotz unserer 4T eigentlich nicht gemeint sind. Aber das haben wir erst später erfahren. Am späten Nachmittag machen wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. In England ist Wildcamping untersagt, also brauchen wir einen offiziellen Stellplatz. Viele sind jedoch noch geschlossen, nur für Mitglieder oder nur für Zelter oder oder oder. Gar nicht so einfach, hier etwas zu finden. Dann finden wir auf Google Maps einen Platz, der nett aussieht, in 20 min Entfernung ist und noch 40 min geöffnet sein soll. Also los zum Sharpley Camping. Wir kommen immer näher, aber es ist nichts beschildert - sehr seltsam. Noch einmal abbiegen, und immer noch kein Hinweisschild. Dann kommen wir an – ein Bauernhof und ein winziges vergilbtes Schild. Scheinbar sind wir richtig, allerdings ist die Tordurchfahrt nur unwesentlich breiter als Tatzel. Peter schlängelt sich durch, und wir stehen neben einer riesigen Wiese mit kleinen Campinghäusern, super schön gemacht – allerdings wirkt alles verlassen. Dann kommt auch schon der Besitzer der Farm angelaufen. Er hat noch gar nicht geöffnet, da die Wiese auf Grund der vielen Regenfälle komplett durchnässt ist und als Stellplatz noch nicht nutzbar ist. Aber wo wir schon mal da sind – und falls uns der Schotterplatz reicht auf dem wir stehen, dürfen wir gerne eine Nacht bleiben. 10 Pfund tauschen den Besitzer, dafür gibt es sogar noch Strom und auch eine Toilette ist vorhanden. Um am nächsten Morgen können wir noch unseren Wassertank auffüllen – was wollen wir mehr. Nach wenigen Minuten haben wir uns fertig eingerichtet, der Heizlüfter brummt, und wir rufen Mutter an, um ihr ein Update über den Tag zu geben. Dann koche ich, wir essen und nach dem Abwasch kümmert sich Peter um die Routenplanung und ich starte meinen PC für den Tagesbericht. Der erste Tag war schon ganz schön aufregend, aber die Betonung liegt dabei auf dem Wort SCHÖN.