Der Tag startet bedeckt aber halbwegs warm. Wir quatschen noch ein wenig mit Eileen und Laurent, bevor wir uns verabschieden und auf den Weg zum Loop Head machen. Allerdings fahren wir nicht den direkten Weg, sondern neben noch den Aussichtspunkt „Bridges of Ross“ mit. Dort müssen wir ein bisschen laufen, aber bei dem Wetter macht das ja auch Spaß. Zuerst haben wir wieder mal tolle Klippen zu bestaunen – das ist das Irland, wie ich es mir immer vorgestellt habe. So langsam versöhne ich mich mit Irland, wobei Schottland trotz allem noch in Führung liegt. Am Ende des geschotterten Pfades erreichen wir nun die einzige noch bestehende Steinbrücke, die beiden anderen sind bereits im 19. Jahrhundert kollabiert. Die Brücke ist riesig, und wenn man drauf steht, hat man das Gefühl, einfach auf einer großen Wiese zu stehen. Erst auf dem Photo – von vorne aufgenommen – sieht man die Dimensionen der Brücke. Wir gehen zurück zu Tatzel und setzen unsere Fahrt fort – weiter auf kleinsten Strassen direkt entlang der Küste. Dann erreichen wir den Loop Head mit seinem Leuchtturm. Hier gibt es auch wieder ein erhaltenes Eire Zeichen, und zwar „EIRE 45“. Der Leuchtturm kostet mal wieder Eintritt, aber die steinerne Kennzeichnung liegt ausserhalb und darf kostenlos besichtigt werden. Dazu müssen wir den Klippenweg laufen, der zu Beginn jedoch sehr sumpfig ist. Aber wir haben keine Lust umzukehren, und die Wanderstiefel rauszukramen, also laufen wir weiter. Der Weg ist deutlich länger als gedacht, aber schön und die Sonne wärmt uns mehr als erwartet. Wir versuchen Photos von dem toll restaurierten Signalzeichen zu machen, aber das ist ohne Drohne natürlich schwierig, da es riesig ist – es sollte ja auch aus großer Höhe klar erkennbar sein. Nach knapp 40 Minuten sind wir zurück am Womo, und machen uns auf die Weiterfahrt. Als wir die Straße kreuzen, über die wir gekommen sind, sehen wir wie Eileen und Laurent auch gerade zum Loop Head fahren, allerdings kommen sie gerade nicht weiter, weil sich ein Tourist mit seinem Auto nicht an Ihrem Wohnmobil vorbei traut. Die beiden haben uns auch erkannt und winken freudig zu uns rüber. Wir nehmen nun den nächsten empfohlenen Aussichtsunkt ins Visier, die Carrigaholt Bay. Die Bucht ist wirklich schön, und der sehr kurze Umweg hat auch diesmal gelohnt. Jetzt erreichen wir Kilrush, hier gibt es direkt zwei Discovery Points. Den „Kilrush Marina“ und den „Cappagh Pier“ und wir haben schon die Befürchtung, dass wir hier wieder mal nicht erwünscht sind. Aber nein, hier werden wir jetzt erst einmal total überrascht. Beim ersten Punkt gibt es neben einem tollen Blick über den Hafen auch einen großen – nicht höhenbegrenzten – Parkplatz. Weiterhin gibt es hier auch einen Wohnmobilstellplatz, der für 25 € den Service eines Campingplatzes biete, also Strom, Duschen, Sanitär und Entsorgung. Das brauchen wir zwar gerade nicht, ist aber trotzdem eine schöne Sache. Und der Blick über den Hafen ist auch wirklich schön und ein Photo wert. Dann fahren wir weiter zum nur 1,5 Kilometer entfernten zweiten Aussichtspunkt, dabei können wir einen Blick in die Stadt werfen, die sehr nett aussieht. Beim zweiten WAW Marker ist dann wieder mal eine Höhenbegrenzung (wir bleiben frech kurz auf der Strasse stehen) und die Aussicht ist nicht ganz so schön wie wenige Minuten vorher. Wir entscheiden uns spontan, in die Stadt zu fahren und nach einem Parkplatz zu suchen. Und wir müssen gar nicht suchen, es gibt reichlich Parkplätze – und vor allem lange Parkplätze für Wohnmobile! Und gegenüber zwischen den Wohnhäusern und Pubs gibt es auch noch einen Supermarkt. Als erstes gehen wir also einkaufen und füllen den Kühlschrank wieder etwas auf. Dann verstauen wir alles und machen uns auf die Suche nach etwas Leckerem zu essen. Bereits nach wenigen Metern sehen wir das „Bowman Lane“, das eigentlich recht unscheinbar aussieht. Dort kommt gerade ein (vermutlich) Einheimischer raus der Essen abgeholt hat. Das ist ein gutes Zeichen. Aussen hängt auch eine Speisekarte, das Angebot gefällt uns, die Preise sind vollkommen ok. Bereits beim Reingehen sind wir überrascht, wie groß das Restaurant ist. Der Speiseraum ist voll, es findet eine Geburtstagsfeier stat. Aber im gemütlichen Wintergarten ist noch Platz. Wir schauen mehr oder weniger unauffällig, was die anderen Gäste so auf dem Teller haben. Und die Fish & Chips sehen einfach richtig toll aus, also ist die Sache klar. Nach kurzer Zeit kommt die Bedienung uns teilt uns mit, dass es leider etwas länger dauern könnte, denn der Fisch sei alle und sie bekommen gerade erst eine frische Lieferung, die sie noch zubereiten müssen - ob das für uns ok sei. Wir lächeln und sagen ihr, dass wir keine Eile haben. Als Dankeschön bekommen wir jeder einen großen Becher dampfend heissen Kaffee auf Kosten des Hauses. Dafür warten wir doch gerne! Und das Warten lohnt, das Essen ist einfach köstlich. Wie fast immer gibt es als Beilage Erbsen, diesmal als stückiges Püree. Gut gestärkt geht es zurück zum Auto und weiter nach Kilimer zur Fähre. Gerade als wir ankommen, sehen wir, dass die Fähre kurz vorm Anlegen ist. Ein Onlineticket ist 10% günstiger, als wenn wir auf der Fähre zahlen, also buchen wir in Windeseile unser Onlineticket, und schon können wir auch auf die Fähre rollen. Die Überfahrt über den Shannon dauert knapp 20 Minuten und erspart uns dem riesigen Umweg über Limerick. Und Limerick wollten wir von Anfang an aussparen, touristisch überlaufen, laut und dreckig. Wir geniessen die Fahrt über den Shannon, dessen Mündungstrichter fast 100 Kilometer lang ist und dessen Breite an einen riesigen See erinnert. Nun erreichen wir Tarbert und fahren wieder eng an der Küste entlang. Das erste Ziel ist die Ruine von Carrigafoyle Castle. Gerade als wir ankommen, huscht ein Mietwagen auf den Parkplatz und wir haben keine Chance mit Tatzel und wollen schon weiter. Aber plötzlich setzt der Wagen zurück, der Fahrer winkt uns rein auf den Parkplatz und setzte sich dann noch hinter uns. So kommen wir zwar erst raus, wenn er fährt, aber die werden ja auch nicht ewig hier bleiben. Natürlich kommen wir sofort ins Gespräch, die beiden kommen aus Australien und sind ebenfalls unterwegs Richtung Süden. Wir stromern quasi gemeinsam durch die imposante Ruine, und während die beiden bereits wieder fahren, kletter ich noch Peter hinterher auf die höchste Ebene des Turmes. Die Sonne lacht noch immer und wir überlegen uns, heute abend einen Campingplatz anzufahren und direkt für zwei Tage zu bleiben, um mal wieder etwas Pause zu machen. Mit Hilfe von Google finden wir einen schönen Platz in Tralee, aber erst einmal wollen wir noch ein bisschen fahren und den sonnigen Tag genießen. Der nächste View Point auf unserer Tourenkarte ist Beale Strand. Mal schauen wie es hier mit parken ausschaut oder ob wir direkt weiterfahren müssen, mit Stränden haben wir ja eher schlechte Erfahrung gemacht bzgl. Parken. Es kommt dann tatsächlich noch heftiger als sonst, denn wir fahren die knapp zwei Kilometer bis Beale Strand, wohlwissend das es eine Sackgasse ist, wie oft bei Stränden. Aber es gibt keine Parkmöglichkeit für uns (mal wieder eine Höhenbegrenzung) und KEINE Wendemöglichkeit. Na, nun stehen wir aber erst mal da, also schauen wir uns de Strand auch an und machen das übliche Photo: orange leuchtende Schuhe an einem rostigen Pfahl. Dann mache ich mich zu Fuß auf den Weg hoch zur Hauptstraße, um eventuellen Gegenverkehr auf der einspurigen Strasse zu stoppen, und Peter setzt rückwärts langsam die Strasse hoch, denn wenden geht hier unten schon mal nicht. Auf halber Strecke entdecke ich dann doch eine Möglichkeit zum Wenden, und weise Peter kurz ein, den es stehen einige große Steine außerhalb seines Sichtfeldes. Zurück an der Hauptstrasse schauen wir nochmal, aber es gibt keine Hinweis, dass man nicht wenden kann und auch nicht auf die Höhenbegrenzung. Mal schauen wie oft uns das noch passiert – denn es geht direkt weiter zum nächsten Strand, dem Ballybunion Beach. Doch hier sind sind wir wieder mehr als angenehm überrascht, Parken ist kein Problem und es gibt direkt zwei tolle Strände. Es ist viel los, scheinbar ist der halbe Ort am Strand, aber das Wetter ist auch toll und die 18° fühlen sich wie 25° an. Und während ich nochmal kurz zum Supermarkt laufe, weil ich doch etwas vergessen habe, ruft Peter den Campingplatz an und fragt nach einem Stellplatz für zwei Tage. Wir schauen dem Strandgetümmel noch ein bisschen zu, und dann machen wir uns langsam auf den Weg. Zuerst wollen wir noch zum Kerry Head fahren, aber es ist bereits 18 Uhr durch und wir entschliessen uns dann nach einigen Kilometern, nun doch direkt zum Campingplatz in Tralee zu fahren. Um den Platz zu erreichen, müssen wir einmal durch den Ort samt verkehrsberuhigtem Bereich fahren. Kleine Läden und Pubs wechseln sich ab, alles ist bunt, hübsch und einladend. Und das Beste ist – zu Fuss können wir das alles in nur einem Kilometer erreichen, denn der Campingplatz ist von der „Innenstadt“ nur durch einen Park getrennt. Der Check-In ist schnell erledig, und wir bekommen direkt noch Tips zum Essen gehen und für Live-Musik. Aber für heute machen wir es uns in der Sonne gemütlich und setzen uns mit einem Cider vors Womo. Vielleicht bummeln wir morgen mal durch Städtchen…
eowynrohan am 09. Mai 2024