Dienstag, 14. Mai 2024
Der Tag beginnt mit einem Mordsradau, als wir später aufstehen, sehen wir auch was passiert ist. Ein riesengroßer Bagger – der uns gestern auf einem Tieflader übrigens unterwegs entgegenkam – wurde morgens um 6 Uhr direkt neben Tatzel abgeladen. Der Tieflader hatte eine ungefähr Ladungshöhe von 4,5 m und hat einfach mal alles an Bäumen und Sträuchern rasiert und eine mit Zweigen und Ästen übersäte Strasse hinterlassen. Ansonsten habe ich weiterhin Fieber, mir ist schlecht und alles tut weh. Trotzdem halten wir an unserem Plan fest, einen Abstecher ins Silent Valley und dort einen schönen Spaziergang zu machen. Aber noch sind wir in Irland und das nutzen wir noch aus und machen den Tank noch einmal voll, ab jetzt wird es nur noch teurer. Die Fahrt ist schön, wenn auch unspektakulär. Hier oben sind wenig Touristen, und die Strassen sind meist breit und gut ausgebaut. Allerdings gibt es hier irgendwie alle 500 m einen Kreisverkehr, das ist schon sehr speziell. Wir erreichen das Silent Valley, das zu den Mourne Mountains gehört, und der Eintritt in den Park kostet 5 £, denn wir sind ja mittlerweile wieder in Nordirland, und damit haben wir wieder britische Entfernungsangaben und auch das Pfund zurück. Das Silent Valley beherbergt das Wasserreservoir für die gesamte Region sowie Teile Belfasts. Es gibt viele Wanderwege, und alles ist toll angelegt, den Schriftsteller CS Lewis haben die Mourne Mountains angeblich auch für seine Trilogie Narnia inspiriert. Und im Gegensatz zu Irland gibt es hier auch wieder überall Mülltonnen! Wir laufen durch den Park, dann ein Stück am Stausee vorbei, zurück zur Staumauer, entlang zum anderen Ufer und dann wieder zurück durch den Wald zum Womo. Nun geht es weiter nach Castle Ward, dort wollen wir auf den Campingplatz. Gerne hätten wir vorab online gebucht, aber leider geht das nur für den Folgetag. Wir fahren trotzdem hin, vielleicht haben wir ja Glück und die haben eine Rezeption. Und wir haben tatsächlich Glück! Die Einfahrt ist spannend und die Torbreite beträgt nur 2,95 m, das heisst wir passen saugend durch. Aber wir wussten Bescheid, denn das steht auch extra in der Anfahrtsbeschreibung. Der Platz ist vollkommen idyllisch in einer kleinen Waldlichtung und nur durch ein paar Bäume vom Ufer des Lough Strangford getrennt, der zwischen Strangford und Portaferry liegt. Es ist noch recht früh, aber ich bin froh, als wir stehen und krabbel erst einmal für eine gute halbe Stunde ins Bett. Dann bin ich ausgeruht genug und wir machen einen wunderschönen langen Spaziergang durch den Wald, immer entlang der Küste des Lough Strangford, der hier auch in den Atlantik mündet. Wir laufen bis zum Castle Ward Farm Yard, dort wurden die Szenen für Schloß Winterfell aus der Reihe Games of Thrones gedreht. Wir entscheiden uns spontan, zwei Tage zu bleiben, und noch einmal einen faulen Tag einzuschieben. Wobei wir den schon wieder für eine lange Wanderung verplanen, denn hier am Campingplatz starten etliche Wanderwege. Wir werden sehen, für heute steht nur noch Duschen und Abendessen auf dem Plan, bevor ich ein paar Zeilen tipper und früh ins Bett gehen werde.



Ab sechs Uhr morgens rollen die ersten Fahrzeuge auf den Golfplatz und wir wachen auf. Aber zum Aufstehen ist es noch zu früh, also bleiben wir noch liegen und hören dem Regen zu, der aufs Dach rauscht. Als wir die Jalousien aufmachen, sehen wir – dass wir quasi nichts sehen. Es ist komplett eingetrübt und sieht eher nach einem nebligen Oktobertag aus. Ich kämpfe bereits wieder mit einer Halsentzündung und Fieber, das macht die Laune auch nicht besser. Wir verstauen alles reisefest und machen wir uns auf den Weg Richtung Kilmeaden, dort wollen wir mit der Schmalspurbahn eine Fahrt durch das Waterford Suir Valley machen. Das Wetter ist wie gesagt nicht schön, aber wir fahren einfach mal hin. Zuerst müssen wir uns durch Cork kämpfen, was für ein Verkehrschaos. Wir brauchen gefühlt ewig, bis wir über die ganzen Kreuzungen drüber gestaut sind. Wir fahren große Teile über die N25, eine breit ausgebaute Straße. Auf dem Parkplatz von der Schmalspurbahn angekommen, werden wir direkt angesprochen – ein Mann Ende 30 erzählt dass er auch mal in Ingolstadt gewohnt hat, und später als Tierarzt mit seiner Familie nach Irland ausgewandert ist. Er scheint noch nicht so überzeugt zu sein, ob das eine gute Entscheidung war, und meinte abschliessend nur, für den Moment wäre es schon ok. Begeisterung sieht aber anders aus. Wir kaufen nun die Tickets für die Bahn, wohlwissend dass wir bei dem Wetter nicht allzuviel sehen werden, aber es ist eine nette Abwechslung. Der Mini-Zug hat vorne und hinten jeweils einen geschlossenen Waggon, die Waggons dazwischen sind von einer Seite mit einer Plane zu und auf der anderen Seite ganz offen, bei Regen nicht ideal. Daher setzen wir uns in den vordersten Waggon, und die einzigen weiteren Passagiere, ebenfalls ein deutsches Paar, setzt sich in den letzten Waggon. Dann rappelt das Bimmelbähnchen los, der Weg führt 12 km entlang des River Suir, der die Grafschaften Waterford und Kilkenny voneinander trennt. Als erstes fahren wir an den Ruinen des Kilmeaden Castle vorbei, danach gibt es einen kurzen Stop am Elfenwäldchen, dort haben Anwohner kleine bunte Feenhäuser aufgehängt und quasi einen kleinen Märchenwald für Kinder gemacht. Nach 20 Minuten erreichen wir die Endstation, und der Zug fährt die gleiche Strecke zurück. Nicht wirklich spektakulär, auf der anderen Seite finden wir immer, dass man solche Sachen unterstützen muss, sonst verschwinden irgendwann alle historischen Zeitzeugen, das wäre schade. Mir geht es immer schlechter, und wir machen uns auf den Weg Richtung Dublin. Zum Glück sprechen wir während der Fahrt noch mal über unsere Dublin Pläne und stellen fest, dass jeder glaubt, dass der andere unbedingt nach Dublin möchte, aber eigentlich hat keiner von uns beiden Lust darauf. Also werfen wir spontan alle Pläne über den Haufen, und machen uns auf den Weg Richtung Nordirland. Die Fahrerei ist unspektakulär, und wir fahren heute so viele Kilometer an einem Tag, wie selten in den letzten Wochen. Ganz bis Nordirland schaffen wir es nicht, in Annagassen fahren wir an den kleinen Hafen, der steht in der App von Park4Night als Übernachtungsplatz, und es sind tatsächlich bereits drei andere Wohnmobile da. Ich gehe sofort ins Bett und hoffe drauf, dass der morgige Tag besser wird.