Freitag, 22. Juni 2018
So, nun geht es mit großen Schritten dorthin zurück, wo unsere Reise durch das Land aus Feuer und Eis begonnen hat: Þingvellir. Für heute hatten wir dort eine Schnorcheltour gebucht. Und falls sich jemand fragt, warum man im Þingvallavatn schnorcheln will – wollten wir gar nicht. Sondern in der Silfra Spalte. Dort driften die Nordamerikanische und die Eurasische Platte jährlich 7 mm auseinander. Die Photos im Internet sahen spannend aus. Aber auch wenn ich eigentlich gerne im Wasser bin, und wir in Neuseeland sogar im offenen Meer geschnorchelt sind, rutschte mir bereits seit einigen Tagen ein wenig das Herz in die Hose. Das ganze scheint nämlich ziemlich anstrengend zu sein. Auf jeden Fall muss man vorab einen Fragebogen ausfüllen, den man unterschrieben abgeben muss. Wer über 60 ist braucht eine Unterschrift des Hausarztes auf der Tourbeschreibung, der bestätigen muss dass er einen für gesundheitlich fit genug hält. Und ausserdem (und das ist nicht so ganz unwichtig) hat das Wasser dort ganzjährig frostige 2°-3° C. Ok, man bekommt einen sogenannten Trockenanzug. Aber das ist das nächste Thema. Im normalen Neoprenanzug fühl ich mich wohl, das kenne ich vom surfen. Aber diese Trockenanzüge sind schon eine Nummer schwerer und unhandlicher. Dazu Kapuze und dicke Handschuhe – also werden wir relativ unbeweglich sein. Das gute ist aber natürlich, dass man trocken bleibt – bei Wasser kurz vor dem Gefrierpunkt ein glatter Pluspunkt. Eigentlich bewegt man sich auch in den Anzügen nicht so fort wie normalerweise mit Flossen. Die Anzüge speichern jede Menge Luft und man schwimmt quasi einfach nur wie ein Wasserball auf dem Wasser und treibt mit der Strömung. Mal schauen wie es wird… Wir hatten bei Island Advice gebucht, da die nur kleine Gruppen machen mit maximal 6 Personen. Die anderen Anbieter haben alle 10er Gruppen oder sogar größer. Vor einer Woche wurden wir informiert dass die Firma jetzt zu Troll Expedition gehören, sich sonst aber nichts geändert hat. Also heute früh in Brú gestartet und los Richtung Þingvellir, dort wie angegeben auf P5 geparkt. Wo der Sammelpunkt für den Tourbeginn war wussten wir schon - wir hatten ja vor knapp 3 Wochen schon mal eine kurze Wanderung hier gemacht, als wir den Golden Circle abgefahren sind. Dabei haben wir uns schon mal kurz angeschaut wo wir heute hinmussten. Nach dem traumhaften Tag gestern war es hart, heute morgen bei 7°C und Regen wach zu werden. Aber vielleicht wurde es ja noch besser, wir hatten ja noch gut 150 km zu fahren. Aber irgendwie meinte Petrus wohl, wir wären gestern genug verwöhnt worden. Heute wollte er uns scheinbar mal gründlich duschen. Also im strömenden Regen aus dem Auto und rüber zu der Stelle, wo ca. 7 verschiedene Touranbieter die Schnorcheltour starten. Böses erwachen – während alle Anbieter große Busse oder begehbare Anhänger als Umkleidekabinen bereit gestellt hatten, hat Island Advice bzw. Troll Expedition nichts dergleichen. Umziehen sollte im Regen auf dem Parkplatz stattfinden. Damit hatten wir nicht gerechnet. Unten drunter sollten wir am besten Skiunterwäsche tragen, die wir zwar dabei aber noch nicht anhatten. Darüber sollten wir eine Art Thermoanzug bekommen (innen flauschig, aussen wasserdicht. Und darüber dann der schwere Trockenanzug aus Gummi. Also zuerst mal zurück zu unserem Auto, aus unseren normalen und nassen Klamotten raus in die Skiunterwäsche und darüber einfach nur Regenhose und Regenjacke. Das mag für kleine Kinder lustig sein, sich im Auto umzuziehen. Oder auch für gelenkige, schlanke Jugendliche. In unserem Alter und wohlproportioniert 😊 war das wirklich anstrengend und nervig. Dann wieder rüber gelaufen und dort dann – so schnell wie es halt möglich war – die Schuhe aus, Regenhose aus, in den ersten Anzug rein, dicke Socken drüber, in den nächsten Anzug rein. Und das war dann echt schon schwierig. Wobei meine bessere Hälfte mich und auch die Guides sprachlos gemacht hat. Während wir anderen alle am kämpfen waren, in diesen blöden Trockenanzug reinzukommen und den hinteren Teil irgendwie über den Kopf zu bekommen, hat er das Ding schon – ZACK – angehabt. Das gleiche Spiel wieder als es darum ging, nun noch die Hände irgendwie durch die wirklich fruchtbar enge Dichtung am Handgelenk zu fummeln. Fump - und er war sofort mit den Händen durch. Da merkt man doch den geübten Surfer der schon öfter einen Trockenanzug getragen hat. Irgendwann war auch ich im Anzug verstaut - aber irgendwie war ich nicht so richtig glücklich. In dem Anzug war ich genauso unbeweglich wie ich befürchtet hatte. Auf Grund des schlechten Wetters hatten wir uns auch entschieden, unsere wasserdichten Kameras gar nicht erst mitzunehmen, da es mit den dicken Handschuhen eh kaum möglich war, an den Auslöser zu kommen. Gespannt war ich, wie sich meine neue Taucherbrille schlagen würde. Brillenträger sollten Kontaktlinsen tragen – damit komme ich aber wegen meiner extrem trockenen Augen gar nicht zurecht. Also hatten wir bei unserem Optiker eine Taucherbrille mit optischen Gläsern bestellt. Mit 120 € nicht ganz billig, aber wir sind im Sommer ja öfter am Wasser, da kann ich die bestimmt noch weiter gebrauchen. Da die Brille noch unbenutzt war, hatte ich zuerst Sorge dass sie vielleicht schnell beschlagen könnte. Aber die Sorge war wenigstens unbegründet. Aber zuerst ging es jetzt erstmal zu Fuss auf die andere Strassenseite zum Einstieg in die Silfra Spalte. Vorher noch ein Gemeinschaftsphoto vor einem lustigen Warnschild, das Menschen in Taucheranzügen darstellte, die die Strasse queren. Beim Einstieg ist eine große Gitterplattform, dort konnten wir in die Flossen steigen. Dann die Brillen auf die Nase und ab ins Wasser. Ehrlicherweise hatte ich es mir deutlich unangenehmer vorgestellt, ins eisige Wasser zu tauchen. Im ersten Moment war es im Gesicht kalt, aber das legte sich. Trotzdem – obwohl der Anzug dicht war und ich eigentlich nicht wirklich gefroren habe – fingen meine Zähne furchtbar zu klappern an. Und klappernde Zähne beim Schnorcheln sind wirklich störend. Aber gut, unangenehm aber auszuhalten. Nervig war einfach nur die furchtbare Unbeweglichkeit und dass man trotz Flossen kaum richtig steuern konnte. Klar, man konnte in den Dingern auch nicht unter gehen. Aber den Kopf mal aus dem Wasser raus und sich oberhalb der Wasserlinie orientieren war eher mühsam. Doch ich will nicht nur nölen – zwischen zwei Kontinentalplatten zu schwimmen ist schon gewaltig und ein echtes Erlebnis. Aber mit dem Wissen von heute hätten wir definitiv bei einem der anderen Anbieter gebucht, die waren für das isländische Wetter einfach viel besser ausgerüstet, man konnte sich im warmen und trockenen umziehen, die Tour war deutlich länger und die Guides hatten sich auch im Wasser viel mehr um die einzelnen Teilnehmer gekümmert. Aber nun gut, hinterher ist man immer schlauer. Gesehen haben wir ja im Endeffekt das gleiche wie die alle anderen – eine riesige und ewig lange Spalte im Fels – und glasklares Wasser, so dass man wirklich zig Meter tief schauen konnte. Durch den stark bewölkten Himmel und den Regen waren die Farben natürlich nicht so toll wie bei Sonnenschein, aber beeindruckend ist der Anblick wirklich. Wer kann schon von sich behaupten, dass er unter Wasser quasi im gleichen Moment die Eurasische und die Nordamerikanische Kontinentalplatte berührt hat. Und es hat uns wieder gezeigt, wie phantastisch dieser Planet ist und wie gewaltig die Kräfte sein müssen, um diese gigantischen Platten jedes Jahr um mehrere Millimeter zu bewegen. Am Ende der Tour warteten wieder ein paar Stufen auf uns, die bis ins Wasser reinreichten. Dort raus, auf der Plattform die Flossen aus und im großen Bogen die gesamte Strecke zurück gelaufen, die die Strömung uns durch die Silfra Spalte getrieben hat. Dann wieder aus den Anzügen rausgefummelt, unsere Regenkleidung über die Skiunterwäsche und zum Auto. Mittlerweile war es 15 Uhr und wir waren hungrig und nass. Also zur nächsten Tankstelle, dort umgezogen (die Toiletten dort sind immer riesig). Dann erstmal was gegessen und uns bei heissem Kaffee wieder aufgewärmt. Dann weiter Richtung Keflavik zu Bergas Guesthouse, dort hatten wir bereits unsere erste Nacht verbracht. Der Weg führte mitten durch Reykjavik. Da wir keine Lust hatten, uns mitten in der Rushhour im Stau anzustellen, ist Peter kurzerhand über kleinste Straßen ausgewichen und so haben wir ungeplant schon mal eine kleine Sightseeing Tour durch Reykjavik gemacht. Morgen wollen wir dann nochmal die Altstadt erkunden, bevor wir Samstag früh um 5 Uhr (im Ernst???) am Flughafen sein müssen. Und sorry wenn der heutige Tagesbericht ein wenig kunterbunt durcheinander geht, aber das war echt anstrengend heute und nun freuen wir uns wirklich aufs Bett!



Donnerstag, 21. Juni 2018
Was für ein geiler Tag – sorry Mama für die Ausdrucksweise 😊. Aber das war heute wirklich toll. Der Tag fing damit an, dass die Sonne uns bereits um 5 Uhr wachgekitzelt hat. Also hell ist es ja immer, aber prallen Sonnenschein hatten wir bis jetzt nur in der blauen Lagune. Also schnell einen Kaffee getrunken, unsere Rucksäcke gepackt und mit dem Auto zur Fähre nach Landeyjahöfn. Dort sollte die Fähre um 9.45 Uhr gehen. Boarding 30 min früher. Wie immer kamen wir natürlich überpünktlich an, aber so hatten wir genügend Zeit, uns am Fährterminal noch kurz mit einer Straßenkarte der Insel und Infos zu den angebotenen Touren bzw. Hauptsehenswürdigkeiten auszurüsten. Ziel war Heimaey, die Hauptinsel und einzige ständig bewohnte Insel der Westmännerinselgruppe. Die Inselkette besteht aus aktuell 15 Inseln und ca. 30 Schären. Insgesamt hatten wir eine Aufenthaltszeit auf der Insel von gut 8 Stunden, da konnte man schon einiges anstellen. Es wurden verschiedene Rundfahrten mit Kleinbussen angeboten, geführte Wanderungen und Bootstouren. Wir wollten auf jeden Fall auf den Eldfell kraxeln, jenen Vulkan dessen Ausbruch 1973 fast dazu geführt hätte, dass alle aufs Festland umgesiedelt werden sollten. Der Ausbruch kam ohne Vorwarnung, aus einem 1.600 m langen Riss liefen Tonnen heisser Lava und Asche regnete auf den Ort. Viele Häuser wurden zerstört, aber Dank der genialen Idee eines einheimischen Physikers gelang es, die Lavaströme erstarren zu lassen, den Hafen und viele Häuser zu retten und so einen Neuanfang zu ermöglichen. Bevor wir jedoch zum Wandern los sind, haben wir im Hafen geschaut, ob wir eine der Touren buchen sollten. Und dass wir – aber insbesondere ich – ja auf Bootfahren stehen, ist bekannt. Also haben wir für 14 Uhr eine zwei Stunden Rundfahrt mit einem sogenannten Ripboot gebucht. Doch dazu später mehr. Nun ging es erstmal zu dem zweithöchsten Berg der Insel. Dort geparkt, und losgelaufen. Oh, wir sollten vielleicht doch mal mehr Sport machen. Ganz schön steil, aber eine irre Aussicht über die gesamte Insel, die mit 14,5 km2 durchaus übersichtlich ist. Von oben aus sieht man auch genau, wo die „alte“ Insel ist, und welcher Teil der Insel erst seit dem Ausbruch des Eldfell existiert. Damals sind ganze 2,5 km2 neues Land entstanden. Wir wären zu gerne noch ins Lava-Museum gegangen, aber leider reichte die Zeit dazu nicht. Die Wanderung hat schon eine Menge Zeit in Anspruch genommen. Aber bei dem tollen Wetter (und ja, wir hatten uns diesmal sogar vorher eingecremt!) verging die Zeit auch wie im Flug. Rauf sind wir in einem großen Loop gegangen, für den Rückweg zum Auto gab es eine interessante Abkürzung. Erinnerte mich sehr an einige Klettertouren mit meinen Eltern und meiner Schwester als wir noch Kinder waren 😊 Wozu Wege… Gut, langsam wurde es Zeit zum Hafen zurück zu fahren, denn auch diesmal gab es wieder die netten Strampelanzüge. Und sogar Mützen und Handschuhe. Hm, pure Sonne und trotzdem Mützen und Handschuhe? Na, die werden schon wissen warum. Oh ja… Was für eine Tour. Und Eltern, falls Ihr Euch fragt was ich mit meinem Geburtstagsgeld gemacht hab: Ripboot gefahren 😊 Das war sooooooooooooooo geil. Jeder saß wie auf einem Hocker, die Beine rechts und links daneben und fest auf den Boden. Vor uns waren Haltegriffe - und das Rodeo konnte beginnen. Solange die Musik lief (gute Laune Musik, schnell und laut) mussten wir uns mit mindestens einer Hand festhalten. Wenn die Musik ausging, fuhr das Boot langsamer, Inka (unsere „Reiseführerin“) kam nach vorne in den Bug und hat allerhand erklärt, Spässe gemacht und dafür gesorgt dass wir alle eine tolle Zeit hatten. Sobald Inka wieder zum Heck ging auf ihren Sitz, wussten wir, dass es Zeit wurde die Handy-Kameras wieder wegzupacken, eine feste Sitzposition einzunehmen und schon ging die Musik los und der Motor heulte auf. Ich bin wirklich niemand, der viel und vor allem auch nicht laut Musik hört. Aber das heute hat einfach zusammengepasst. Ich hab ein kurzes Video gedreht, denn das kann man einfach nicht beschreiben. Wir haben heute auf jeden Fall eine der coolsten Boots-Touren unseres Lebens gehabt. Was für eine Spass. Und die haben wirklich jede kleine Insel umrundet die diese Inselgruppe hat. Jede lustige Felsformation (Elephant, Gorilla, Adler…), wunderschöne Felsgrotten, Höhlen, Vogelinseln, Seehunde und und und. Und zwei Guides, denen man den Spass an ihrem Job angemerkt hat, und die sich genau wie wir wie Bolle über das sagenhafte Wetter gefreut haben. Ach ja, man merkt glaube, das wir heute wirklich Spaß hatten. Nach zwei Stunden hatte aber auch dieser Spass leider ein Ende. Zurück an Land haben wir uns erstmal was zum Essen gesucht. Wir hatten nämlich, ausser dem Kaffee am Morgen, noch nichts weiter gehabt, und nun war es bereits nach 16 Uhr. Direkt gegenüber war ein kleines Restaurant. Dort haben wir einen leckeren Burger vernichtet (mit Spiegelei, mal ganz was anderes) und den gröbsten Hunger gestillt. Danach haben wir versucht, wenigstens noch ein Buch über die Insel und den Vulkanausbruch von 1973 zu bekommen. Aber leider Fehlanzeige. Zuhause mal schauen ob Amazon was dazu hat. Ich fand Vulkane schon als Kind total spannend, und den besten Schulaufsatz meines Lebens habe ich auch über dieses Thema geschrieben. Ok, ist schon ein bisschen her – aber ich finde das Thema immer noch unheimlich spannend. Gut, viel mehr gibt es auch nicht mehr zu erzählen. Noch einen letzten Loop über die Insel bis in die südlichste Spitze. Dann zurück auf die Fähre, eine sonnige Überfahrt und wieder ab in unser Tiny House. Und morgen früh geht es nach Silfra, dem letzten großen Event unserer Reise. Schnorcheln zwischen den Kontinentalplatten bei 2°C.



Mittwoch, 20. Juni 2018
Gestern Abend hatten wir uns schon gewundert, das so gut wie kein Auto am Hotel stand. Kurze Zeit später klärte sich unsere Frage – ein Bus voll mit chinesischen Touristen kam in den Hof gefahren. Na prima, Chinesen sind nicht unbedingt dafür bekannt, sich ruhig und unauffällig zu verhalten. Schon gar nicht in großen Gruppen. Aber scheinbar hatte die Bande bereits einen anstrengenden Tag hinter sich. Es wurde mal kurz laut als alle reinrumpelten und ihre Zimmer bezogen. Dann tappsten sie in Reih und Glied hoch zum Restaurant. Und nicht mal eine Stunde später waren alle wieder im Zimmer und es war mucksmäuschenstill. Tja, somit stellte sich für uns die Frage: um 7.30 Uhr pünktlich beim Frühstück sein und hoffen dass wir vor der großen Gruppe durch sind? Oder das ganze aussitzen bzw. ausschlafen? Also den Wecker erstmal auf kurz vor 7 Uhr gestellt. Dann gelauscht – ok in den Nachbarzimmer waren schon alle am Duschen. Und kurze Zeit später tappsten alle wieder brav in einer Reihe hoch zum Restaurant. Also nochmal rumgedreht und einfach noch eine halbe Stunde im Bett weiter gedöst. Dann hörten wir schon, wie die Koffer wieder zum Bus gerollt wurden. Also ab unter die Dusche und hoch zum Frühstücken. Bis auf den selbstgemachten Trinkjoghurt war eigentlich alles wieder komplett aufgefüllt, also das hatten die Mädels im Restaurant wirklich im Griff. Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir dann los auf die Ringstrasse. Und viel Alternativen würde der heutige Tag nicht bieten. Je weiter wir Richtung Jökulsárlón kamen, umso voller wurde die Strasse wieder. Das wussten wir ja schon von den beiden vorhergehenden Tagen. Und es wurde immer mehr, je mehr wir wieder Richtung Reykjavik fuhren. Also landschaftlich war es wirklich toll heute. Das Wetter hat auch mitgespielt, viel Sonne und bis zu 16°C zeigte das Thermometer heute. Aber hier im Süden ist es wirklich sehr touristisch und uns hat es in den West- und Ostfjorden definitiv besser gefallen. Nichtsdestotrotz haben wir bei gefühlt 50 Wasserfällen Photostops eingelegt. Waren aber auch immer wieder froh wenn wir wieder weg konnten, es war wirklich wie im Sommer am Ballermann. Einmal haben wir einen Schlenker gemacht über die 204. Keine Offroad Strecke wie sonst, dafür ging die Strecke aber durch eine gewaltige Vulkan- und Steppenlandschaft. Dann eine späte Mittagspause (ok, es war bereits 15 Uhr) in Vík í Mýrdal, dem südlichsten Ort auf dem Festland Islands. Dort haben wir uns natürlich die Reynisdrangar angeschaut, die drei Felsnadeln die (angeblich) versteinerte Trolle sind 😊 Dann mal kurz ins Outlet von Icelandwear, dem größten Anbieter von Islandpullovern und Outdoorbekleidung. Auch wenn ich schon die ganze Zeit damit liebäugle, mir einen dieser dicken Pullover zu kaufen – irgendwie sind die kratzig und die Schafwolle hier in Island ist einfach nicht mit der kuscheligen Merinowolle aus Neuseeland zu vergleichen. Wobei, ein Teil hab ich ja sogar aus Islandwolle, im Solheimar Appartement hat ja die Besitzerin selbstgestrickte Wollmützen verkauft und ich hab eine von meinem Schatz als Geburtstagsgeschenk bekommen. Die hab ich auch so ziemlich jeden Tag an und liebe die heiss und innig. Ganz speziell fand ich bei Ielandwear übrigens auch die riesige Auswahl an echten Fellen und Pelzen in dem Geschäft. Kaninchen in allen Formen und Farben, das sieht man in Deutschland gar nicht mehr. Aber trotzdem, bei den Wollsachen wurden wir nicht recht fündig, aber HP hat bei den Outdoorjacken echt zwei Schnäppchen gemacht und so sind wir dann doch noch erfolgreich von dannen und wieder weiter auf die Ringstrasse. Ja, und dann ist eigentlich auch nicht mehr passiert. Nochmal 50 Wasserfälle – ungefähr wenigstens – und ungezählte Busse mit Touristen. Und irgendwann gegen 19 Uhr sind wir dann in Brú’s Guesthouse angekommen. Kleine niedliche Holzwürfel mitten auf einer Wiese. Klein, aber mit allem ausgestattet was man braucht. Und nun müssen wir noch ein bisschen für morgen planen, denn dann werden wir den gesamten Tag auf den Westmänner Inseln verbringen. In diesem Sinne – gut’s Nächtle



Heute stand eine Tour auf dem Jökulsárlón auf dem Programm. Der Jökulsárlón ist sicherlich der bekannteste – auf jeden Fall aber der größte Gletschersee Islands. Er ist knapp 250 m tief, und damit auch gleichzeitig der tiefste See Islands. Was den See so faszinierend macht, sind die vielen auf ihm schwimmenden abgebrochenen Gletscherstücke des Breiðamerkurjökull (einem Teil des Vatnajökull). Die Gletscherzunge kalbt dort, das heisst die zum Teil riesigen Stücke brechen vom Gletscher ab und treiben – je nach Größe – bis zu einem Jahr auf dem See. Im Laufe der Zeit verkleinern sie sich (schmelzen, zerbrechen etc.) und werden über den Gletscherfluss Jökulsá á Breiðamerkursandi ins offene Meer rausgetrieben. Der Anblick der treibenden Eisberge muss gigantisch sein, wir freuen uns schon den ganzen Urlaub auf die Tour! Da wir aber erst für 13 Uhr gebucht hatten, konnten wir den Tag recht entspannt starten. Erstmal gemütlich gefrühstückt, das Frühstück war ähnlich wie gut wie am Tag zuvor. Dann ein paar warme Sachen eingepackt und langsam los entlang der Küste Richtung Gletscher. Da wir noch viel Zeit hatten – wir mussten erst 30 min vorher da sein – haben wir die Zeit genutzt und haben wie üblich einen kleinen Abstecher auf eine Schotterpiste gemacht. Dort konnten wir direkt einen ersten Eindruck vom Gletschersee ergattern. Jetzt waren wir erstmal enttäuscht, denn aus dieser Perspektive wirkte der See winzig und die paar schwimmenden Eisbrocken sahen jetzt auch nicht so sensationell aus. Mal schaun – also zurück auf die Ringstrasse. Der Verkehr nahm langsam zu – also mussten wir richtig sein. Oh, und von weitem konnte man jetzt schon die große Brücke sehen, unter der die abgebrochenen Gletscherstücke ins offene Meer raus trieben. Wie schön – so sah das ganze dann doch etwas eindrucksvoller aus. Und genau deswegen war wahrscheinlich auch die Hölle los! Menschenmassen bewegten sich auf dem Strand, der große Parkplatz voll mit Autos und Bussen. Aber nun gut, gleiches Recht für alle, andere wollen sich das halt auch anschauen. Aber warum denn gerade jetzt 😊 Dann erstmal zum Ticketschalter und unsere Buchungsbestätigung gegen ein Ticket eingetauscht. Da wir noch Zeit hatten, sind wir schon mal eine Runde zu Fuss am See lang gelaufen. Gigantisch! Vor allem wenn man bedenkt, das man von den Eisbergen ja nur 10% sehen kann und sich die restlichen 90% unter Wasser befinden. Wir hatten extra einen Anbieter gewählt, der immer gelobt wurde, weil er die Gruppen auf den Booten nicht so groß gemacht hat. Pünktlich 30 min vorher standen wir am Container, um die bekannten wind- und wasserdichten Anzüge zu erhalten. Wir hatten uns entschieden, nicht mit dem Amphibienboot zu fahren, was die meisten tun, sondern hatten uns für eine Fahrt mit dem Zodiac entschieden. Also einem Schlauchboot mit großem Motor. Ja, und es liess sich auch ganz gut an. Ausser uns waren nur noch 4 andere da, super. Tja, und dann kamen immer mehr. Zum Schluss waren wir 24! Personen. Na prima, das wird aber mal kuschelig. Mit unserem Kapitän sind wir dann losgezogen Richtung Anlegestelle. Unterwegs mussten wir alle auf einer Strecke von ca. 100 m die Kapuzen unserer Overalls überziehen, denn wir mussten am Brutplatz der großen Raubmöwen vorbei, und die sind echt angriffslustig! Gut, dann im Konvoi weiter zum Anleger – und hurra, es gab drei Boote! Also hatte Tripadvisor nicht gelogen, mit je 8 Leuten pro Boot hatten wir wirklich ausreichend Platz. Wir hatten Glück und haben direkt vorne in der Spitze die Plätze ergattert. Wobei es später noch Augenblicke gab, wo ich lieber am Heck gesessen hätte. Denn wir mussten ja auf dem Wulst des Schlauchbootes sitzen und hatten nur eine Leine, an der wir uns festhalten konnten. Und die Boote waren echt verdammt schnell. Aber nun ging es erstmal los. Zügig schossen wir vom Anleger weg und erstmal Richtung Seemitte. Dort schwammen riesige Eisberge, in weiss, grau, schwarz und leuchtendem blau. Die unterschiedlichen Farben kommen zum einen durch die Verunreinigung mit Vulkanasche, die Blaufärbung durch die verschiedenen Kristallen und deren Reflexionen. Denn je nach Alter hat das Eis durch die grossen Drücken, die auf ihm lasten, andere Strukturen. Es sieht zum Teil wirklich surreal aus. Dann weiter zu einer kleinen schwimmenden Eisplatte, auf der sich ein vollgefutterter Seehund räkelte. Der See ist sehr fischreich, daher lockt er immer wieder Seehunde aus dem offenen Meer an. Und nun ging es mit wirklich hohem Tempo bis (fast) an den Rand der Gletscherzunge. Das war dann der Teil, wo ich auch gerne einen der hinteren Plätze genommen hätte! Von der Ferne aus sehen die Abrisskanten der Gletscher immer recht harmlos aus, wenn man dann recht dicht dran ist, sieht man erst einmal, wie gewaltig die Eismassen sind, die dort abbrechen. Darum muss auch immer ein großer Sicherheitsabstand gehalten werden, denn die Stücke brechen ohne Vorwarnung ab und würden unser kleines Zodiac einfach platt machen. Scheinbar gab es am Abend vorher erst wieder einen größeren Abbruch, denn es sollen einige große neue Stücke auf dem See schwimmen, die bei der gestrigen Abendtour noch nicht da waren. Wie auch immer, irrsinnig beeindruckend die Kolosse. Und das sind nur „Bröckchen“ im Vergleich zu dem Eisberg, der die Titanic versenkt hat. Viel zu schnell war die Stunde rum, wobei man auch hier erwähnen muss, das bisher bei allen Touren die wir in Island gemacht haben, die Zeit wirklich großzügig genutzt wurde und jede Tour mindestens 10 % länger gedauert hat, als angekündigt war. Zurück an Land sind wir an den Gletscherfluss und haben zugeschaut, wie die Eisbrocken langsam ins offene Meer trieben. Da die Gletscher ja aus Süßwasser bestehen, sollte man meinen dass der See nur Süßwasser führt. Aber Seehunde in Süßwasser? Ja, das Geheimnis liegt drin, dass sich je nach Gezeiten die Strömung umdrehen kann. Dann treibt Meerwasser über den Gletscherfluss in den See zurück. Das verhindert zum einen das Zufrieren des Sees im Winter und sorgt zum anderen für die Vermischung von Süß- und Salzwasser. Hätte ich mich doch mal zu Schulzeiten so für Geographie und Biologie interessiert wie jetzt – ich hätte mein Abitur wahrschein deutlich bestanden 😊. So, mittlerweile waren es gut 15 Uhr, also noch viel zu früh um zurück zum Hotel zu fahren. Direkt wenige Kilometer weiter gab es noch einen Gletschersee, der ebenfalls Touren anbietet. Laut unserem Reiseführer ein Geheimtipp – nicht so überlaufen, günstiger und ähnlich spektakulär. Also einfach mal hin. Oh, wie gut dass wir nicht hier gebucht haben. Ja, ein See – aber nur ein fünftel so groß und nur wenige Abbruchstücke. Auch wenn die Tour günstiger war, war es unserer Ansicht nach keine wirkliche Alternative zum Jökulsárlón. Gut, also wieder ins Auto und weiter. Als nächstes Ziel hatten wir uns Skaftafell auserkoren, dort wollten wir dann noch bis zum Svartifoss Wasserfall wandern. Also wieder auf die Ringstrasse und weiter. Eine knappe Stunden später – immer entlang der Küste - kamen wir an. Hm, kostenpflichtiger Parkplatz? Wanderzeit hin und zurück 3 Stunden? Äh, nein dann doch nicht. Aber da war ja auch eine schöner Feldweg, nehmen wir doch mal den! Der Feldweg führte uns noch knapp 2,5 km weiter in Richtung einer weiteren Gletscherzunge. Leider war man trotzdem noch recht weit weg, aber für ein paar Photos hat es gereicht. Gut, aber da wir morgen ja auch wieder über 300 km auf dem Programm hatten, machten wir uns langsam wieder zurück Richtung Hólabrekka und unserem Hotel. Nach ein paar Kilometern retour haben wir dann eines dieser kleinen und niedlichen rot-weissen Strassenschilder entdeckt, die immer viel Spaß (weil Schotterpisten oder krasser) bedeuten: Ein Wegweiser zum Svínafellsjökull. Ganz klar, das mussten wir noch mitnehmen. Also Blinker links und rein. Wow, was für ein schlechter Weg. Schlaglöcher so tief dass man einen kompletten Kleinwagen drin verstecken kann. Hoffentlich lohnt sich das, das war wirklich einer der schlechtesten Wege dieses Urlaubs. Vor uns kämpfte sich noch ein Auto durch, also war klar, das vermutlich am Ziel noch weitere Autos stehen werden, aber egal. Dann am Parkplatz ankommen war die Zahl der Autos recht überschaubar. Und wir befanden uns direkt am Fuss des Gletschersees vom Svínafellsjökull. Beeindruckend. Oh, wie schön – man konnte sogar an der Seite des Sees langklettern Richtung Gletscher. Ok, nicht ganz einfach, aber relativ ungefährlich. Man hätte im schlimmsten Fall einige Schrammen oder maximal eine Prellung kassiert wenn man stürzen würde, aber keinerlei Gefahr sich wirklich böse zu verletzen. Also los und Bergziegen gespielt. Je höher wir kamen umso schöner war natürlich der Ausblick, also wieder Selfiezeit 😊. Dann langsam wieder zurück geklettert Richtung Auto. Dabei sind wir an einer Gedenktafel für 2 Jungs aus Deutschland vorbeigekommen. Die beiden waren im August 2007 zum Wandern hier, ihr Zelt wurde später oben auf dem Berg in der Nähe des Gletschers gefunden, von den beiden fehlt seit dem jede Spur. Die Bergwacht, diverse Einsatzkräft sowie unzählige Freiwillige haben tagelang den Gletscher abgesucht, leider vergeblich. Die Gedenktafel wurde von den Familien der beiden angebracht. Vermutlich sind sie in eine Gletscherspalte abgestürzt – und uns wird wieder einmal bewußt, wie schnell alles vorbei sein kann. Gut, gerade als wir fahren wollen kommt ein ganzer Bus mit Chinesen an – irre das der wirklich bis hierhin gefahren ist. Wir sind dann zurück auf die Ringstrasse. Aber nur kurz. Denn plötzlich sahen wir ein Auto aus einem kleinen Weg biegen, den wir fast übersehen hätten. Ah, da kann man den Gletscher von der anderen Seite aus sehen. Prima, so viel Zeit haben wir noch. Diesmal war der Weg auch deutlich kürzer, allerdings ähnlich buckelig. Am Parkplatz sind gerade ein paar Leute in ihre Autos gestiegen, die irgendwelche wilden Aufnahmen gemacht haben. Wofür auch immer, aber die eine Schnecke hatte ein langes rotes Spitzenkleid an. Ob das die richtige Kulisse dafür ist? Egal, auch da noch ein bisschen herum geklettert, noch zwei Photos aus einer anderen Perspektive und zum Auto zurück. Aber gerade als wir den Weg fast bis zur Hauptstraße zurück sind, kommt es noch besser. Zwei Wohnmobile aus Deutschland sind auf den Weg eingebogen. Ohhh, die Fahrerin des ersten Fahrzeugs schaut nach 200 m schon gestresst aus – na dann viel Spass. Manchmal sind Leute echt unvernünftig. Wir sind dann weiter auf der Ringstrasse und näherten uns wieder dem Jökulsárlón, wo heute früh alles begann. Diesmal haben wir auf einen der Parkplätze am Strand gehalten. Denn der Gletscherfluss treibt die Eisbrocken zwar raus aufs offene Meer, die Brandung spült jedoch einen Teil des Eises zurück an den pechschwarzen feinen Strand . Das sieht unglaublich aus, der Strand wird hier auch Diamond Beach genannt. Auf den Photos seiht man warum. Dann noch kurz rüber und ein Photo von dem großen bläulich schimmernden Brocken gemacht, der seit ein paar Tagen direkt unter der Brücke festsitzt. Und dabei stellen wir fest, dass jetzt das Meer in den See strömt und die Gezeiten und die Strömung gewechselt haben. Dabei werden die sich noch im Gletscherfluss befindlichen Eisstücke zurück in den See getrieben. Toll das wir das zufällig gerade sehen konnten! Dann weiter Richtung „Heimat“. Und noch ein letzter Stop, um erneut einen Blick auf den Strand zu werfen, der tatsächlich aussah, als wäre er mit dicken Glassteinen übersäht. Das war aber wirklich der letzte Stop für diesen Tag und es ging dann ohne weitere Unterbrechung zum Hotel. Dort schnell noch ein paar Brote geschmiert und ab an die Tastatur. Und nun habe ich fertig!