Und eh wir uns versehen sind die ersten 5 Tage rum. Nach einem kurzen Frühstück heisst es Koffer packen und uns aus den Hekla Cabins verabschieden. Es war wirklich schön dort und wir wünschten, wir würden so ein kleines Cottages in Island unser eigen nennen. Aber man kann nicht alles haben. Noch den Kühlschrank leeren und unseren Proviant verstauen, ein letzter Blick ob auch alles ordentlich ist, und dann schweren Herzens den Schlüssel zurück in den Schlüsseltresor packen und los. Als erstes fahren wir nach Hella und tanken vorsichtshalber den Wagen voll. Auch wenn wir bis dato noch nicht viel gefahren sind, bei dem Wetter macht es immer Sinn genug Sprit im Tank zu haben. Dann noch schnell ein bisschen Bot und Getränke gekauft, und in der Vinbudin noch einen leckeren Wein ergattert. Auf direktem Weg sind es zu unserer nächsten Unterkunft nur ca.1,5 Stunden Fahrzeit. Da wir aber ja nicht bereits mittags da sein wollen, haben wir uns eine andere Route ausgesucht. Also geht es von Hella aus über die 271 und 272 wieder auf die 26 Richtung Norden. Und wie bereits die letzten Tage liegt auch jetzt wieder der größte Teil des Vulkans Hekla hinter dicken Wolken. Immer weiter Richtung Norden geht die 26 irgendwann zur F26 über, dort biegen wir dann in einer 180° Kurve ab auf die 32. Während wir so vor uns hinfahren und die wundervolle Landschaft geniessen, blättre ich nebenbei ein bisschen im Reiseführer und stelle fest, dass wir nicht weit weg von Stöng sind, dort wurde ein altes Wikingerhaus ausgegraben und in Teilen rekonstruiert. Der Tag ist noch jung, also flugs gewendet und ein kurzes Stück zurück. Dann geht es links auf die 327. Straße nur für Allrad-Fahrzeuge – kein Problem. Allrad Antrieb hat der Karren und den besten Fahrer der Welt habe ich zufällig auch dabei 😊 Also kann es los gehen. Leider dauert der Spaß nur knapp 7 km, dann sind wir auch schon in Stöng angekommen. Aber bevor wir uns aufmachen das alte Gemäuer anzuschauen, fahren wir noch kurz weiter zu der Gjáin Schlucht. Wobei das eigentlich doppelt gemoppelt ist, denn Gjáin bedeutet nicht mehr oder weniger als Schlucht. Dort sind zahlreiche kleine Wasserfälle des Flusses Rauðá. Da es auch heute wieder sehr stark stürmt, können wir uns nicht zu einer größeren Wanderung aufraffen und gehen nur ein wenig am oberen Rand der Schlucht spazieren. Runter zu steigen und wieder hoch zu kraxeln- da fehlt uns gerade beiden die Motivation. Dann wieder zurück und nun besuchen wir Stöng. Da wir bereits in einer Doku über Island einiges darüber gehört und gesehen haben, ist uns der Anblick quasi vertraut. Wir machen einige Photos, der Eintrag ins Gästebuch bleibt uns jedoch verwehrt weil der Kugelschreiber dort seinen Geist aufgegeben hat. Und nur für ein „wir waren auch hier“ will keiner von uns beiden zurück laufen und einen Stift aus dem Auto holen. Dann zurück. Langsam knurrt unser Magen. Dank Google Maps zeigt unser Handy uns in gut einer halben Stunde Entfernung einen Imbiss an. Liegt auch genau auf unserer Strecke, prima. Doch als wir dann ankommen, steht dort ein Reisebus. Und leider sind die nicht bereits am weiterfahren, sondern noch dabei, für 50 Leute die Bestellung aufzugeben. Ok, das wird wohl nichts. Also zurück zum Auto und weiter. Der nächste Ort ist Flúðir. Dort soll es laut Google leckeres Essen im Farmers Bistro geben. Klingt nicht schlecht, hat tolle Bewertungen. Also Blinker raus und ab auf den Parkplatz. Ein paar Autos stehen schon da, aber überschaubar. Dann rein und erstmal irritiert auf die wirklich überschaubare Speisekarte geschaut. Aber wir haben Hunger, wirklich Hunger. Schweren Herzens (weil wirklich teuer und sehr überschaubar) entscheiden wir uns für das Buffett. Es gibt nur selbst angebaute bzw. selbst gemachte Sachen: Champignonsuppe, Champignon-Paprika Tapanade, verschiedene Sorten Brot, drei Sorten Butter, Chili-Tomaten-„Marmelade“, Champignonsalat. Das war’s. Und es war sooooo lecker. Danach gab es dann noch Kaffee und Tee. An der Wand hing ein großer Fernseher, auf dem immer wieder kurze Videos über den Hof bzw. die Gärtnerei liefen. Und auch das kam uns bekannt vor – wieder die gleiche Island Doku. Auch wenn wir anfangs nicht begeistert waren, die Qualität von dem Essen war wirklich spitze und gut gelaunt und satt geht es weiter. Wir liegen immer noch mehr als gut in der Zeit, also geht es nochmal zum Gullfoss, einem der schönsten Wasserfälle auf der Insel. Ok vielleicht nicht wirklich schönstem aber sicherlich spektakulärstem Wasserfall. Und was wir gefürchtet, aber nicht wirklich geglaubt haben: Es ist jetzt im Oktober noch mehr los als es im Juni war. Also schnell nochmal ans Ufer gelaufen und geschaut, wie die Wassermassen in die enge Schlucht herabstürzen. Ganz anders als die meisten Fälle, gibt es hier zwei Stufen die fast rechtwinklig zueinander stehen. Die zweite Stufe ist über 200 m breit, ein wahrhaft imposanter Anblick. Aber die Kälte und die gefühlten 10.000 Asiaten und Inder lassen uns schnell wieder die Flucht ergreifen. Weiter geht es zum Haukadalur mit seinen Geysiren. Auch dort waren wir bereits im Juni, aber der Anblick des alle paar Minuten ausbrechenden Strokkur ist wunderschön, darum muss auch dort noch mal eine Pause eingelegt werden. Dann noch eine Runde an den anderen Geysiren vorbei, die aber alle sehr unregelmäßig ausbrechen und oft auch nur einen kleinen Blubb von sich geben. Und der große Geysir – der Namensgeber aller Geysire weltweit – bricht leider so gut wie gar nicht mehr aus. Beim letzten große Ausbruch im Jahr 2000 erreichte der Geysir für zwei Tage eine Höhe von 122 m - ausgelöst durch ein Erdbeben. Seit dem bricht er sehr unregelmäßig aus und erreicht üblicherweise nur noch 10 m Höhe. Auch hier ist deutlich mehr los als im Juni, und so bleibt es bei einer Runde und wir machen uns langsam auf den Weg zu unserem zuhause für die kommenden 5 Tage, die Austurey Cottages. Unser Host hat uns als Willkommens Geschenk eine Flasche Sekt im Kühlschrank kalt gestellt, die werden wir heute abend geniessen. Jetzt heisst es jedoch erst einmal Koffer auspacken und an die Tastatur…
eowynrohan am 05. Oktober 2018