Heute kommen wir irgendwie nicht richtig in die Gänge und sind einfach total unschlüssig, was wir unternehmen sollen. Die Wetteraussichten sind für den gesamten Südwesten eher schlecht. Nur im Cottage zu hocken macht aber auch keinen Sinn. Nachdem wir dann eine Weile in unseren Reiseführer geblättert haben, entscheiden wir uns für einen Ausflug zu den Hraunfossar, eine Wasserfall-Gruppierung zwischen den Orten Reykholt und Húsafell. Wobei Húsafell nicht wirklich ein Ort ist, sondern nur eine Ansammlung von Sommerhäusern. Entstanden ist das ganze aus einer Künstlerkolonie des späten 19. Jahrhunderts ( und nein, ich hab nicht Geschichte Islands studiert, aber ich finde mich auf Wikipedia gut zurecht 😊). Da die Kaldidalur auf Grund von Schnee leider gesperrt ist, können wir die 550 nur bis zur Kreuzung mit der 52 fahren. Zwischendurch teilt sich die Straße auf einige Kilometer und wir entscheiden uns natürlich für den nicht asphaltierten Part. Wunderschön – wobei die Strecke zum Teil eher ein Track als eine Schotterpiste ist. Aber Dank Allrad kein Problem. Und auch auf der weiteren Strecke kommen zu unserem großen Vergnügen noch etliche Schotterpisten. Dann erreichen wir Reykholt. Hm, eigentlich soll der „Ort“ mehr als 350 Einwohner haben. Sieht aber ehrlich gesagt nicht mal nach 50 aus. Wie dem auch sei, weiter geht es zum Hraunfossar. Wir beeilen uns, denn das Wetter wird immer schlechter. Zum Glück sind es nur noch ein paar Kilometer. Wir sind gespannt, denn diese Wasserfälle sind besondere, da diese scheinbar direkt aus den Lavafelsen entspringen. Der Fluss Hvitá ist nicht zu sehen, da er bereits einen Kilometer vorher in den Lavafelsen versickert. Und erst an den Fällen tritt der Fluss in Form von über hundert kleinen und großen Wasserfällen wieder aus dem Gestein aus. Wir haben Glück und das Wetter hält sich noch. Wir laufen als erstes bis zum Barnafoss, ein wirklich schöner Wasserfall, nicht sehr hoch aber mit tollen Strudeln und einem milchigen Blau. Dann laufen wir weiter zum Hraunfossar. Wow, als hätte jemand einen Rasensprenger in den Felsen vergraben. Auf einer Breite von mehreren hundert Metern läuft, plätschert, rinnt und sprudelt das Wasser aus dem Basalt. Wir machen Photos aus allen möglichen Perspektiven, das ist wirklich mal etwas sehr besonderes und ich freu mich dass wir den doch weiten Weg gemacht haben. Dann geht es zurück zum Auto. Wir folgen erst noch der 518 und kommen an der Kreuzung vorbei, wo die gesperrte Kaldidalur Piste dazu kommt. Aber wie gesagt, die ist leider gesperrt. Also fahren wir an Húsafell vorbei und auf der anderen Seite der Fälle zurück. Wir überlegen, ob wir noch einen Abstecher zum Glymur machen sollen. Aber das Wetter wird immer schlechter, es schneit und stürmt. Wir entscheiden uns daher, doch lieber den direkten Weg Richtung Laugarvatn bzw. Austurey zu nehmen,und die Entscheidung erweist sich als richtig. Denn je weiter wir fahren um so schlechter wird das Wetter. Als wir gerade parken um die verschneite Landschaft zu photografieren , hält ein Ehepaar aus den USA und fragt ob wir Hilfe benötigen. Das nenne ich mal Hilfsbereitschaft! Wir tauschen uns kurz über die Strassenverhältnisse aus, dann geht es weiter. Der Wind peitscht und wo eben noch das Herbstlaub zu sehen ist, ist nun alles weiss gepudert. Und so verrückt es klingt, man kann den Flüssen und Seen fast zuschauen, wie sie zufrieren. Wo eben noch – 2 oder 3 Stunden vorher – ein Fluss vor sich hin plätscherte, sieht man jetzt dicke Eisplatten. Unglaublich wie schnell das geht. Am stärksten sieht man es am Sandkluftavatn. Auf dem Hinweg sah man ein bisschen Eis am Uferrand. Nun liegt auf dem gesamten See eine dicke Schneeschicht, das heisst da drunter hat es blitzschnell gefroren. Das ist das tückische am Wetter hier. Innerhalb von einer halben Stunde ist hier alles anders. Bis jetzt läuft aber eigentlich trotz des Wetters alles gut. Doch jetzt kommt ein Bereich mit erst 12% Steigung, dann 14% Gefälle. Mit dem Schnee auf der Strasse und überfrierender Nässe mache ich mir doch erst etwas Sorge. Aber Peter lenkt den Kia vorsichtig durch die Serpentinen rauf und runter. Und nur ein paar Kilometer weiter ist plötzlich der Winter vorbei. Es regnet und die Temperaturen sind kurz über null. Dann ist es wieder trocken. Doch bis wir letztendlich zurück in Austurey sind, wechseln sich Regen und Schnee dann doch noch ein paar mal ab. Gegen 19 Uhr sind wir zurück und uns erwartet unser kuschelig warmes Cottage. Als erstes mache ich uns einen Kaffee - und dann wartet meine Tastatur auf mich.