Die Nacht ist wie erwartet laut – allerdings liegt das weniger an dem Verkehr als am Sturm und Regen. Gut, dass wir so geschützt hinter der Tankstelle stehen, zuerst hatten wir überlegt in einer Parkbucht fast neben der Straße zu stehen, da hätten wir deutlich mehr abbekommen. Trotz allem schlafen wir recht gut, und starten am Morgen nach einer Tasse Kaffee direkt rüber nach Holy Island. Die Insel ist – wie der Mont Saint Michel – bei Flut vom Festland abgeschnitten. Aber bei Ebbe kann man in den Ort fahren. Wir checken vorsichthalber nochmal die Gezeitentafeln – heute ist eine sichere Fahrt zwischen 7.30 Uhr und 14 Uhr möglich, dann erst wieder abends nach 19 Uhr – aber solange wollen wir nicht bleiben. Das Wetter ist wie die letzten Tage: Sturm und Regen. Aber wir lassen uns nicht beeindrucken und starten. Zuerst also an den Strand und dann durchs Meer. Die Fahrt ist zwar nur wenige Meilen lang, aber einfach toll. Am Ortseingang wird man direkt zu einem Parkplatz geleitet, die Mindestparkgebühr beträgt 6 £, dafür darf man 3 Stunden parken. Das reicht uns voll und ganz. Der Parkplatz ist sehr aufgeweicht, und Peter muss genau schauen, welche Flächen er befahren kann. Aber nach wenigen Minuten stehen wir und haben unser Ticket brav an der Frontscheibe befestigt. Dann laufen wir los, leider regnet es mittlerweile wieder recht stark. Als erstes zur Abtei der Insel, die ist zwar noch nicht geöffnet, aber ins dort ansässige Museum wollten wir eh nicht, und die Ruinen kann man auch von aussen bewundern. Wir laufen weiter zum Strand und erklimmen dort einen Felsen mit einem Turm, von dort hat man einen herrlichen Blick auf die Ruinen und die Kirche. Es geht nun weiter um die Ruinen rum, bis wir wieder im Örtchen sind. Viel mehr gibt es nicht zu sehen, zur Burg laufen wir nicht, bei dem Regen ist es uns erstens zu weit und auch zu teuer. Bei dem Wetter sehen wir eh nicht viel. Da wir nicht gefrühstückt haben, und die Quiches im Postoffice (kein Scherz, die haben gerade frisch gebacken!) so herrlich lecker aussahen, haben wir uns jeder eine kleine und noch sehr heisse Quiche mitgenommen. Einmal mit Bacon und einmal mit Ziegenkäse. Zurück im Womo haben wir uns vor der Weiterfahrt dann erst einmal gestärkt. Als erstes müssen wir zurück zum Festland, unterwegs gibt es einige Stellen, an denen man halten (bzw. wenden kann falls einen die Flut überrascht) und wir stoppen natürlich für ein paar spektakuläre Photos. Ein Wohnmobil mitten im Wattenmeer, das gibt es nicht so oft zu sehen. Zurück in Lindisfarne starten wir Richtung Westen, vorbei an Edinburgh und Glasgow weiter nach Adrossan. Der Plan ist, von dort mit der Fähre auf die Isle of Arran zu fahren. Leider ist dieser Plan grandios gescheitert, denn aktuell fährt nur die PKW Fähre, die große Fähre muss ins Dock. Was nun? Kurzentschlossen versuchen wir, die Insel vom Norden zu erreichen. Wir machen uns also auf den Weg entlang der Küste zur Fähre McInroys Point nach Hunter’s Quay. Jetzt haben wir Straßen wie wir sie in den ganzen Schottland Dokus gesehen haben. Mindestens 50% der Strecke sind sogenannte Single Lane Tracks, also einspurige Strassen, wenn Gegenverkehr kommt, muss einer in den sogenannten Passing Places anhalten, damit man vorbeikommt. Aber das klappt überraschend unproblematisch, die Schotten kennen es ja nicht anders. Die Landschaft ist atemberaubend, wir versuchen trotz Regen das ein oder andere Photo zu machen. Wir haben Glück und kommen gerade an, als die Fähre in Sicht kommt. Bereits nach wenigen Minuten können wir drauf rollen, und gut 10 min später sind wir bereits unterwegs. Die Fahrt ist kurz, aber mit über 40 £ dafür wirklich teuer. Weiter geht es nun zur nächsten Fähre in Portavadie. Bereits etliche Meilen vorher stehen Warnschilder, dass die Fähre aktuell nur eingeschränkt fährt, auf Grund des Wetters. Nun gut, wir probieren es einfach. Und auch hier haben wir Glück. Wieder sehen wir die Fähre auf den Anleger zukommen, als wir ankommen. Die Fähre ist winzig und hat Platz für 7 PKW. Da aber vor uns nur 4 PKW stehen, reicht der Platz noch für uns. Und obwohl diese Überfahrt mehr als doppelt so lang dauert wie die vorherige, zahlen wir weniger als 30 £. Zuerst wundern wir uns, warum die Überfahrten gerade teilweise entfallen – aber nach wenigen Minutenbekommen wir den Seegang zu spüren. Die Wellen schwappen über die Reling, die winzige Fähre wird übel hin- und hergeschaukelt. Aber egal, wir nähern uns unserem Ziel. Und ausserdem haben wir seit einer guten halbe Stunden Sonnenschein – wie schön! Als wir in Tarbert anlegen, ist es bereits 18 Uhr, daher entscheiden wir uns, heute nicht mehr bis Claonaig zu fahren, sondern einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir sind ja mittlerweile in Schottland angekommen, das heisst wir dürfen stehen, wo wir wollen, sofern es nicht ausdrücklich verboten ist (no overnight camping). Aber die Frage stellt sich dann schliesslich gar nicht, da wir in Tarbert an einem traumhaft schönen Campingplatz vorbeikommen, und spontan anhalten und einen Platz dort buchen. Wir befinden uns am nördlichsten Zipfel der Kintyre Halbinsel, und der Blick aus Tatzel auf den Fjord ist umwerfend. Wir machen es uns gemütlich, geniessen eine heisse Dusche und nach einem leckeren Abendessen (und anschließenden Abwasch) heisst es Tagesbericht schreiben und mit der Planung für die kommenden Tage zu beginnen. Dazu gönnen wir uns einen sehr leckeren Kirschgin, so macht Urlaub Spaß.