Nach einer ruhigen Nacht starten wir wieder mit einem gemütlichen Brioche Frühstück in den Tag. Peter füllt noch Wasser auf, und dann sind wir auch schnell abfahrbereit. Die erste Fähre soll um 10.15 Uhr fahren, aber da ja der Fährverkehr ab Adrossan eingeschränkt ist, rechnen wir mit viel Andrang in Claonaig, der einzigen Ausweichverbindung auf die Isle of Arran. Hier ist es meist so geregelt, dass die Plätze am Fähranleger aufgemalt und durchnummeriert sind, und alle Fahrzeuge, die auf einem nummerierten Platz stehen, passen auch auf die Fähre. Also wollen wir früh da sein, um auch mit der ersten Fähre mitzukommen. Als wir ankommen, ist die erste Wartereihe bereits voll, aber entsprechend der Nummerierung kommen wir in der Reihe zwei auch noch mit, natürlich belegen wir mit unserer Länge direkt 2 Plätze. Kurz nach dem wir uns angestellt haben, fährt ein dicker Muldenkipper an den Anleger, der belegt direkt gute 3 Plätze. Die letzten 5 Plätze sind binnen 10 Minuten dann auch durch weitere PKW belegt, wer jetzt noch kommt muss die nächste Fähre abwarten – so weit das übliche Prozedere. Aber heute läuft es anders… Kurz vor 10 Uhr sehen wir die Fähre aus Lochranza langsam Richtung Anleger fahren – wobei kämpfen das passendere Wort ist. Das Meer ist aufgewühlt, und die schwere Fähre stampft durch die Wellen und der Kapitän hat sichtlich Mühe, alles unter Kontrolle zu halten. Wir sehen, dass die Mannschaft an Deck allen Fahren Kommandos gibt, wissen aber noch nicht um was es geht, aber dann wird das Problem schnell klar. Durch den hohen Seegang lässt sich die Fähre nur schwer in Position halten, die Bordwand, die gleichzeitig auch die Rampe ist, wird am Kai nicht befestigt, sondern der Kapitän muss die Fähre so steuern dass die Rampe am Kai anliegt. Das klappt aber nicht so einfach, also sollen alle zügig die Fähre verlassen. Die ersten Fahrzeuge kommen noch problemlos runter, aber mit jedem Fahrzeug dauert es länger, da der Fähranleger klein ist und die Autos nicht schnell genug auf die Hauptstrasse abbiegen können. Immer mehr Wasser schiesst über die Fähre und den Anleger, und das letzte Auto wird beim Runterfahren von einer dicken Welle erwischt und fast von der Rampe gespült. Der Kapitän hat immer mehr Mühe, das Schiff in Position zu halten, aber wir müssen ja auch noch drauf. Statt die erste Reihe komplett auf die Fähre zu lassen und dann die zweite, werden aus der ersten Reihe nur eine Handvoll Fahrzeuge drauf gewunken, dann werden wir aus der zweiten Reihe angewiesen, zu fahren. Die Rampe steht mittlerweile komplett unter Wasser, sicherlich 40 cm hoch. Peter versucht die richtige Balance zu finden, dass er nicht stecken bleibt, aber auch die Räder nicht durchdrehen. Ich versuche zu filmen um meine Panik zu vergessen. Peter schafft es auch gut drauf, aber gerade als wir stehen macht die Fähre einen riesigen Satz, und Tatzel schaukelt so sehr, dass die Markise an einem Rohr vorbeiratscht und wir eine dicke Schmarre haben. Aber zum Glück ist der Schaden nur optisch, es ist nichts defekt. Nach uns kommt noch der Muldenkipper drauf, dann bricht die Fähre die Beladung ab. Peter fährt die Luftfederung auf die niedrigste Position, damit wir hoffentlich nicht nochmal mit Tatzel an der Seitenwand anschlagen, und dann erleben wir lange 30 Minuten. Die Wellen sehen gar nicht so hoch aus, aber die Fähre windet sich und kämpft gegen jede Welle, die Gischt ist so hoch, dass sie über Tatzel mit seinen knapp 3 m drüber sprüht und alles unter Wasser setzt. Irgendwann erreichen wir tatsächlich Lochranza, und hier ist der Wellengang zum Glück etwas ruhiger. Peter manövriert unser Womo sicher und heil von Deck und bekommt von dem Trucker hinter uns noch ein Daumen hoch gezeigt, und dann sind wir endlich da. Arran ist eine beschauliche Insel, eine Umrundung sind genau 90 km. Und genau das tun wir jetzt auch, wir umrunden einmal die gesamte Insel und schauen nach möglichen Wanderpark- und Übernachtungsplätzen. Die Straßen sind meist einspurig mit den bekannten Passing Places, aber der beste Fahrer von allen hat das gut drauf und schaukelt uns entspannt durch die Gegend. Wenn er doch mal so entspannt durch die Ingolstädter Rushhour fahren würde – aber da ist er die Ungeduld in Person… Auf unserer Rundfahrt kommen wir auch bei der Lagg Distillery vorbei, dort buchen wir für den morgigen Tag direkt eine Führung. Weiter geht es an der Südspitze vorbei, im Osten kommen wir nach Brodick. Dort hat Peter einen tollen Wanderparkplatz gefunden, auf dem wir aber auch übernachten dürfen. Das ist unser Ziel für Samstag, denn da wollen wir ab Brodick eine gut 13 km lange Wanderung machen. Weiter geht es zum Norden, bis wir wieder Lochranza erreichen, wo wir vorhin gestartet sind. Nun haben wir einen ersten Eindruck der Insel, die Landschaft ist auch hier wieder unbeschreiblich schön. Vor allem die Küste beeindruckt mich mit ihrer Schroffheit, und der Schnee auf den Bergen sieht im Sonnenschein toll aus. Allerdings möchte ich nicht hier sein, wenn die Hauptreisezeit ist, dann machen die einspurigen Strassen sicher weniger Spaß. Was nun, es ist noch zu früh, um sich einen Platz für die Nacht zu suchen. Mittlerweile ist die Sonne rausgekommen, und direkt sieht alles viel freundlicher aus. Also fahren wir weiter bis zum Machrie Moor Wanderparkplatz, und machen noch die kleine Runde zu den Standing Stones, einem Gebiet mit einigen Steinkreisen und Ausgrabungen aus verschiedensten Zeitaltern. Der Weg ist meist schlammig, aber das sind wir mittlerweile gewohnt und haben zum Glück ja das passende Outfit dabei, wobei Peter recht hat, wenn er sagt, dass Gamaschen nicht schlecht wären, da unsere Wanderhosen mittlerweile bis zu den Schienbeinen vollgespritzt sind. Aber nun gut, das ist halt wie es ist, jetzt ist es eh egal. Zurück am Womo ziehen wir uns erst einmal um und verstauen unsere Hosen und Schuhe wieder in Taschen, um im Womo nicht alles dreckig zu machen. Dann fahren wir weiter Richtung Lagg, wo wir ja morgen um 11 Uhr zur Besichtigung wollen. Knapp 11 km vorher ist das kleine Örtchen Blackwaterfoot, dort haben wir beim Durchfahren vorhin Stellplätze am Hafen gesehen, es ist sogar eine Entleerungsstation für Camper WC’s vorhanden. Auf dem Parkplatz ist alles frei, und wir stellen uns mit Blick aufs Meer, und geniessen den Sonnenuntergang. Vielleicht wird der morgige Tag etwas ruhiger, wir werden sehen…