Wir kommen erst spät ins Bett, weit nach Mitternacht. Geweckt werden wir von den Kühen auf der Weide neben uns, die Punkt 7.30 Uhr ein Blök-Konzert von sich geben. Wir genießen noch etwas die Wärme unter der Bettdecke, bevor wir rauskrabbeln. Diesmal koche ich eine Kanne Kaffee für unterwegs, ich habe dazugelernt. Nach dem Frühstück wollen wir gerade los, als Peter entdeckt, dass sich durch die rabbeligen Strassen der Deckel unseres Wasserkanisters gelöst hat. Gut 5 l Wasser haben sich hinten in der Garage verteilt. Da wir den Boden mit Teppich ausgelegt haben, sind die natürlich auch tropfnass. Peter räumt alle Kistenraus, wir holen die Teppiche raus, reiben alles trocken, trocknen die Kisten und packen (bis auf die nassen Teppiche) auch alles wieder zurück. Die nassen Teppiche legen wir erst einmal in die Dusche. Mit etwas Verspätung machen wir uns nun auf den Weg. Während ich abends getippt habe, hat Peter noch die komplette Routenplanung gemacht, mal schaun ob wir alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Als erstes steht mal wieder ein Aussichtspunk an, und zwar am Mount Charles Pier, wenige Kilometer vor Donegal. Zuerst geht es über den Wild Atlantik Way, die Strasse ist aber langweilig. Dann können wir abbiegen und sind wieder mal auf einem schmalen Strässchen unterwegs. Gut dass wir nicht darauf vertraut haben, dass wir dort über Nacht stehen können, was ursprünglich auch eine Idee war. Denn hier kostet das Stehen über Nacht 10 €, und es gibt keinerlei Service. Also kein Strom, Abfall, Entsorgung oder irgendwas. Nur ein altes Dixie steht hier. Der Ausblick ist nett, aber auch nur nett. Nun geht es weiter nach Donegal, die namensgebenden Stadt der nördlichsten Grafschaft in Irland. Dort fahren wir als erstes das Touristinfo an. Eine sehr nette junge Dame gibt mir eine tolle Karte des gesamten Wild Atlantik Way (kostenfrei!) und gibt mir noch ein paar Infos zu den nächsten geplanten Stops. Bereits nach wenigen Minuten sind wir wieder unterwegs, nun geht es zum Lidl. Nachdem wir die letzten Wochen ja bereits beim Lidl in England, Schottland und Nordirland eingekauft haben – mit nahezu identischen vergleichbaren Preisen zum deutschen Lidl bzw. teils sogar deutlich günstiger– bleibt uns hier die Spucke weg. Es ist alles viel viel teurer als bei uns. Im Schnitt gut 30% bis manchmal sogar 40% teurer, egal ob Obst, Brot, Wurst, Fleisch, Käse… einfach alles ist teurer. Und das erste Mal gibt es hier auch Pfand auf Getränke, das gab es in den anderen Ländern auch nicht. Nun gut, das ist halt so, aber das hatten wir nicht erwartet. Allerdings ist der Diesel dafür wieder preislich günstiger, nämlich ungefähr wie in Deutschland. In England / Schottland / Nordirland war der Sprit immer 10-15 Cent teurer als daheim. Genug gejammert, es ändert eh nichts. Nun machen wir uns auf zum nächsten Punkt, zum Murvagh Beach. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch eine Kilometerlange Baustelle. Und wir stellen wieder fest – die Insulaner lieben diese rot-weissen Baustellenhütchen. Schon in Schottland wurden die an allen passenden und unpassenden Stellen hingestellt. Und wenn es ein tiefes Loch war, wurde einfach mal das ganze Loch mit diesen Hütchen vollgestopft. Und manchmal standen die auch am Seitenstreifen auf 2 km Länge. Aber das Beste ist wirklich diese Baustelle – auf zig Kilometern stehen die Hütchen am rechten und linken Fahrbahnrand sowie in der Fahrbahnmitte. Das müssen nicht nur hunderte sondern tausende sein. Scheint ja ein gutes Geschäftsmodell zu sein. Aber auch diese Baustelle hat einmal ein Ende, und wir erreichen den Murvagh Beach – also zumindest fast. Denn auch hier gibt es eine Höhenbeschränkung, und wir können den großen Besucherparkplatz nicht anfahren, sondern müssen auf einem kleinen Waldparkplatz stehen bleiben, und von dort die 2 km zu Fuss gehen. Es ist recht eng, aber ein sehr nette Fahrer eines kleinen Reisebusses (10 Sitzer) springt sofort in seinen Bus und parkt um, damit wir gut stehen können. Wir bedanken uns herzlich, aber er winkt ab und hält es für selbstverständlich. Eine andere Dame gibt uns noch den Tip, zum Parkplatz nicht der Strasse zu folgen, sondern dem kleinen Trampelpfad durch den Wald mit den ganzen blühenden Bluebells zu folgen. Also laufen wir los, und erreichen nach kurzer Zeit die himmelhohen Dünen am Strand. Wow, ist das schön hier. Wir klettern die Dünen runter an den Strand, laufen die letzten knappen Kilometer am Strand lang bis zum Parkplatz und dem großen rostigen WAW Marker. Nach dem obligatorischen Photo laufen wir wieder am Strand zurück, und diesmal bis fast direkt zum Womo. Was für ein schöner Spaziergang, und es ist mittlerweile wirklich warm bei 18°C. Wir fahren weiter bis Rossnowlagh Beach, auch dort gibt es am Strand wieder einen Pfahl, aber hier stoppen wir wieder nur kurz bis wir uns auf den Weg zum nächsten Punkt machen. Wir erreichen Tullan Beach, der Strand ist wieder breit und wunderschön, uns interessieren aber mehr die Fairy Bridges – die Feenbrücken. Dabei handelt es sich um Felsformationen, unter denen der Atlantik rauscht. Die vielen kleinen wilden Blümchen zwischen den Felsen lassen das ganze wirklich märchenhaft wirken. Nun haben wir wieder ein bisschen mehr Fahrerei zum nächsten Wegpunkt, wir wollen zum Mullaghmore Head. Dabei handelt es sich aber nicht nur um einen der vielen Viewpoints sondern um einen sogenannten Signature Point. Das sind einige ausgewählte besonders schöne Orte. Und ja, in der Tat ist die Aussicht atemberaubend, und der tosende Atlantik im Sonnenschein – das hat schon was. Wir nutzen den Stop direkt, um Brotzeit zu machen. Frisches Brot haben wir vorhin gekauft, dazu gibt es leckeren Käse und noch etwas Kochschinken. Viel mehr braucht es nicht für eine leckere Mahlzeit. Nun geht es zum Streedagh Beach und dann zum Rosses Point Beach. Aber je weiter südlich wir kommen, umso weniger beliebt scheinen Wohnmobilfahrer zu sein. Viele Parkplätze sind höhenbegrenzt, die Parkmöglichkeiten für Wohnmobile sind unheimlich eingeschränkt. Das kann ja noch heiter werden. Richtig schlimm wird es dann bei Sligo, am Strandhill Beach. Es gibt genau zwei Parkplätze für Wohnmobile unserer Grösse, und eigentlich sind es Busparkplätze und diese sind etliche hundert Meter von der Strandpromenade weg. An der Promenade selbst gibt es nur PKW-Parkplätze. Wir fahren also nochmal zurück zum Busparkplatz stellen Tatzel ab und laufen bis zum Wasser. Es ist der erste wirklich richtig warme Tag, und wir wollen uns ein Eis gönnen. Bei Preisen von 3.80 € für eine Kugel vergeht uns jedoch der Appetit, und wir laufen zurück zum Womo und fahren weiter. Eigentlich wollen wir jetzt zum Queens Maeve’s Cairn und dort eine längere Wanderung machen. Aber dazu ist es mittlerweile zu spät. Spontan entschliessen wir uns, die Wanderung auf morgen zu verschieben. Wir fahren nun nach Aughris Head, einem weiteren WAW Punkt. Dort gibt es einen Pub, der gleichzeitig einen Wohnmobilstellplatz hat. Die Preise liegen mit 20 € bei nicht einmal der Hälfte, die ein Campingplatz kostet. Und es gibt Duschen, WC, Frischwasser, Strom und Entsorgung. Das heisst zwar, dass wir morgen ein gutes Stück Weg noch einmal zurückfahren müssen, aber der Platz ist wirklich gut. Und der Pub liegt direkt am Strand, was meinen Mann dazu bringt sich nun endlich seinen Wunsch zu erfüllen und in den Atlantik abzutauchen. Also naja, abtauchen nicht ganz. Denn es ist Ebbe und wir haben die gleichen Bedingungen wie an der Ostseequelle, es ist seicht! Nach 50 m ins Wasser laufen sind auch nur maximal die Waden nass. Peter lässt sich daher kurzerhand in die nächsten Wellen fallen, um komplett nass zu werden, mir reicht es, kalte Schienbeine zu bekommen, denn viel mehr als 6°C Wassertemperatur wird es nicht haben. Zurück am Womo schnappen wir uns unsere vorher bereit gestellten Badetaschen und ab geht es unter die heisse Dusche. Dann statten wir dem Pub einen Besuch ab und lassen uns mit gutem Essen verwöhnen. Ich entscheide mich für Fish & Chips, und Peter gönnt sich ein Steak. Alles ist heiss, frisch zubereitet und sehr lecker. Zurück am Womo mache ich uns noch einen Espresso, und dann wird es Zeit zum Schreiben. Wie es weitergeht – wissen wir noch nicht genau. Auf jeden Fall wollen wir mit der Hetzerei von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt nicht mehr weitermachen. Vielleicht noch die sogenannten Signature Points, die waren bis jetzt immer sehr sehenswert, aber wir fahren sicherlich nicht mehr jeden Strand an. Wenn es klappt, ist morgen erst einmal wandern angesagt, der Queens Maeve’s Cairn und vielleicht auch die Keshcorran Caves. Ich werde berichten.