Wir frühstücken, dann die übliche Abreiseroutine mit Kassette leeren, Müll entsorgen, Wasser auffüllen und diesmal auch mal wieder Grauwasser ablassen. Bevor wir uns auf den Weg nach Dingle machen, fahren wir einen Schlenker zum Fenit Harbour, die sonne strahlt vom Himmel und das Wasser ist leuchtend blau. Scheint ein schöner Tag zu werden. Nun geht es los auf die Halbinsel Dingle, allerdings müssen wir die ursprünglich geplante Route etwas modifizieren. Mit Tatzel können wir den Connor Pass nicht fahren, die Strecke ist auf Fahrzeuge mit max. 2 T Gewicht und einer maximalen Fahrzeugbreite von 1,8 m begrenzt. Daher fahren wir den südlichen Teil des Wild Atlantik Way bis zum Ort Dingle. Hier ist richtig was los, und der kleine Ort sieht wirklich total nett aus. Wir versuchen mal wieder verzweifelt einen Parkplatz zu bekommen, aber für Wohnmobile ist wieder nichts vorgesehen. Manche Wohnmobile parken zwischen den Autos, aber dazu sind wir einfach einen guten Meter zu lang. Also weichen wir – wie etliche andere auch - auf einen der reichlichen Busparkplätze aus. Wir bummeln gemütlich durch das kleine Städtchen, stöbern durch Läden und Peter ergattert ein tolles Blechschild für seine Sammlung. Zurück am Womo dann die Ernüchterung: Wir haben ein Ticket in Höhe von 40 € bekommen, und natürlich nicht nur wir, sondern die anderen Womos auch. Im Grunde natürlich berechtigt, wir sind nun einmal kein Bus. Aber dass man als Wohnmobilfahrer hier so ausgegrenzt wird, ist wirklich unschön und ich denke nicht, dass wir noch mal mit dem Wohnmobil nach Irland fahren. Nun gut, sich ärgern bringt jetzt auch nichts. Jetzt können wir auch stehenbleiben, das „Knöllchen“ lassen wir vorsichtshalber erst einmal am Scheibenwischer hängen und bummeln noch Richtung Hafen. Und plötzlich steht da jemand und winkt wie verrückt von seinem Wohnmobil aus – Laurent, und Momente später kommt auch Eileen mit den Hunden. Was für eine schöne Überraschung. Wir plaudern ein bisschen, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Nun wollen wir noch weiter über die Insel juckeln und ein paar der Aussichtspunkte auf Dingle abklappern. Als erstes startet es mit einem der wenigen Signature Punkte am Blasket Center, einem Völkerkunde Museum mit dem Schwerpunkt der irisch sprechenden Gemeinschaft auf den Blaskets Island. Der Eintritt ist zwar mit 10 € für uns zusammen gar nicht so teuer, aber wir entscheiden uns trotzdem dafür, das Wetter zu genießen und weiterzufahren. Wir fahren noch zwei weitere offizielle Aussichtspunkte des Wild Atlantik Way ab, aber natürlich gibt es hier wieder höhenbegrenzte Parkplätze. Aber auch so finden wir genügend Haltemöglichkeiten, um tolle Bilder von der Küste und der Landschaft zu machen. Dann erreichen wir Slea Head, und dort gibt es zwei Verkaufsstände von Einheimischen auf dem kleinen Parkplatz. Die warnen uns dann, dass man mit einem Wohnmobil die Tour über Dingle tunlichst im Uhrzeigersinn fahren soll, denn so fahren auch die Reisebusse, und dass wir den kommenden Abschnitt mit unserem Womo nicht in der eigentlich geplanten Richtung fahren können sondern zurück müssen wie wir gekommen sind. Denn es kommen weitere Reisebusse und die Strecke wird sehr eng. Wir sind perplex, denn wir bereiten uns eigentlich immer gut vor und wissen auch, dass wir zum Beispiel den Ring of Kerry unbedingt entgegen dem Uhrzeigersinn fahren müssen, das ist für Busse und große Wohnmobile sogar vorgeschrieben. Wir nehmen den Hinweis jedoch gerne an, denn wir haben uns auch schon gefragt, wie das funktionieren soll, wenn uns ein Bus entgegenkommt. Wir bekommen noch den Tip über einen kleineren Pass zurück bis Dingle zu fahren, der aber im Gegensatz zum Connorpass für uns frei ist, und der Tip ist prima, denn die Route ist landschaftlich toll und es einfach kein Verkehr hier. Wir fahren nun erneut durch Dingle, und jetzt ist unser nächstes Ziel der Inch Beach, ein riesiger Strand, auf dem man tagsüber auch parken kann, sogar mit dem Wohnmobil. Das wollen wir uns natürlich anschauen, und wir biegen ab auf den riesigen Strand. Es ist richtig viel los, und kurz überlegen wir, auf dem anliegenden Campingplatz zu fahren, und uns den Rest des Tages am Strand zu vergnügen und schwimmen zu gehen. Aber dann stellen wir fest, dass niemand schwimmt, sondern alle nur die Sonne genießen und picknicken oder surfen. Schwimmen ist bei dem Wellengang vermutlich gar nicht möglich. Beim runterfahren vom Strand hat unser Vorderradantrieb leichte Probleme, aber mit Geduld schaukelt Peter uns dann doch noch vom Strand und wir machen uns auf den Weg zum Ring of Kerry, einer bekannten Panoramastrasse. Wie oben bereits geschrieben, dürfen wir hier nur entgegen des Uhrzeigersinns fahren, aber das hatten wir eh vor, denn so sitze ich zum Wasser hin und kann schöne Photos machen. Die Strecke ist nett, aber warum die so bekannt und beliebt ist, erschliesst sich uns nicht. Aber insgesamt beträgt die Runde 178 Kilometer, vielleicht kommen die spannenden Stellen ja noch. Wir nähern uns Valentia Island, und einige Kilometer vor der Brücke zu der kleinen Insel kommen wir an einer Softeiswerbung vorbei und können nicht widerstehen, wir machen eine kurze Pause und schlecken jeder ein dickes Eis. Nun nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Als erst es geht es zum Denkmal am Telegraph Field, von hier wurde 1866 das erste Telegramm zwischen Queen Victoria und Präsident Buchanan gesendet. Dann geht es zum Aussichtpunkt von Bay Head, dort stehen bereits einige Wohnmobile, um über Nacht zu bleiben, unter anderem zwei Womos aus München. Das Parken kostet hier 10 €, dann können wir auch wie geplant bis ganz nach oben zum Geokaun fahren, dem höchsten Punkt der Insel. Da kostet das Parken auch 10 € aber die Aussicht ist vermutlich spektakulärer. Gesagt getan, und kurze Zeit später erreichen wir die Schranke mit dem Parkautomat. Man kann zwischen Fußgänger, Auto, Wohnmobil und Reisebus auswählen, theoretisch – aber praktisch funktioniert die Auswahltaste für Wohnmobil nicht. Aber es gibt eine Rufnummer, dort fragen wir nach und bekommen die Info dass wir Auto auswählen sollen, und so kostet uns die Übernachtung dann nur noch 8 €. Nun geht es steil rauf, richtig steil. Aber Peter schaukelt uns langsam und sicher – meist im 1. Gang – den Weg rauf. Und die Fahrerei lohnt, der Ausblick ist gigantisch von hier oben, ich dreh als erstes ein kleines Video. Wir nutzen die Sonne und laufen noch ein bisschen hier oben rum, lesen uns die vielen vielen Schautafeln durch, genießen die spektakulären Ausblicke und freuen uns schon auf den Sonnenuntergang. Zwischendurch wärmen wir uns kurz in Tatzel auf, durch den Wind ist es hier oben deutlich frischer als eben noch untern an der Küste. Aber kurz nach 21 Uhr flitzen wir nochmal raus und schauen uns den Sonnenuntergang an. Und nun sind auch noch einige Autos dazugekommen, die die gleiche Idee haben. Mit knapp einem Dutzend anderer stehen wir ganz oben im Wind, schauen der untergehenden Sonne zu und sehen, wie der Wind die Wolken über die Bergkuppen treibt. Während die anderen in ihre Autos steigen und wieder fahren, machen wir es uns im Womo gemütlich. Morgen wollen ein bisschen zu Fuss die Insel erkunden.
eowynrohan am 11. Mai 2024