Der gemütliche Abend wird etwas lauter als geplant, denn die Schranke am Parkplatz gegenüber ist defekt, und neben der Signalleuchte schrillt leider auch die Sirene. Peter geht hin, es gibt eine Sprechanlage, aber obwohl es eine Nummer für Notfälle ausserhalb der Geschäftszeiten gibt, geht dort niemand ran. Gegen 22 Uhr kommt der Wachdienst vorbei, der üblicherweise die Schranken bedienen kann, aber sie bekommen den Alarm leider doch nicht abgestellt. Also machen wir uns eine Flasche Sekt auf, vielleicht hilft das später beim Schlafen. Gegen 4 Uhr früh kommt dann ein Servicefahrzeug und plötzlich ist himmlische Ruhe. Wir starten sehr gemütlich in den Tag, denn ausser Museum und botanischen Garten steht nichts auf dem Programm. Wir laufen zum Museum, da das Wetter noch kühl und bedeckt ist. Als erstes gehen wir dort zum Museumsshop, denn wir wollen einige Ansichtskarten kaufen. Der junger Mann an der Kasse fragt uns direkt (in deutsch!) ob wir aus Deutschland sind. Er erzählt, dass er vor 9 Monaten angefangen hat Deutsch zu lernen, und jede Chance nutzt es zu verbessern. Also unterhalten wir uns sicherlich eine Viertelstunde über alles Mögliche, und er hat sichtlich Freude. Spannenderweise spricht er besser als er versteht, wobei ich das ja teilweise auch habe. Ich bin in englischer Grammatik recht gut und kann viele Vokabeln, aber im Gespräch muss Peter oft übersetzen, weil mir das zu schnell geht. Aber dafür, dass der Mann seit nicht einmal einem Jahr deutsch lernt, ist er wirklich gut! Wir schlendern nun durch die verschiedenen Etagen des riesigen Museums und schauen uns alle möglichen Exponate an. Doch irgendwann lockt uns dann doch die Sonne, die mittlerweile durch die Wolken gebrochen ist, und wir laufen die knapp 2 Kilometer zum Botanischen Garten. Hier ist genau so viel los wie gesten im Kelvinsgrove Park, die Rasenflächen sind belegt von Familien und Jugendlichen, die die Sonne geniessen. Uns zieht es jedoch in die riesigen Gewächshäuser, und wir fühlen uns wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Drin ist es dampfig und schwül, aber die Tropenwelt ist unglaublich. Ein Seitenflügel ist nur mit fleischfressenden Pflanzen in den tollsten Farben und Formen, dann gibt es Bereiche mit baumhohen Farnen, Schlingpflanzen, Kakteen, ein Palmenhaus und vieles mehr. Aber irgendwann sind auch wir fusslahm, und suchen uns ein schattiges Plätzchen im Park. Wir genießen noch ein bisschen die letzten Stunden in Glasgow, dann machen wir uns auf den Rückweg. Diesmal laufen wir einen anderen Weg als gestern, und man merkt, dass Glasgow eine Studentenstadt ist. Pubs, Cafés und kleine Imbissbuden reihen sich aneinander, die Straßen sind bevölkert von jungen Menschen aller Länder und Kulturen, denn die Uni in Glasgow ist weltweit anerkannt und beliebt. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir den Parkplatz mit Tatzel. Nun koche ich Espresso, wir essen die letzten Reste Eis auf und dann legt sich Peter unter Tatzel und repariert noch ein loses Kabel, das er gestern entdeckt hat. Morgen fahren wir bis Hull, dort werden wir uns mit Eileen und Laurent zum Abendessen treffen und dürfen die Nacht auf deren Grundstück verbringen. Dienstag geht es dann auf die Fähre. Eine lange Reise nähert sich langsam ihrem Ende.