Donnerstag, 28. März 2024
Nach einer ruhigen Nacht starten wir wieder mit einem gemütlichen Brioche Frühstück in den Tag. Peter füllt noch Wasser auf, und dann sind wir auch schnell abfahrbereit. Die erste Fähre soll um 10.15 Uhr fahren, aber da ja der Fährverkehr ab Adrossan eingeschränkt ist, rechnen wir mit viel Andrang in Claonaig, der einzigen Ausweichverbindung auf die Isle of Arran. Hier ist es meist so geregelt, dass die Plätze am Fähranleger aufgemalt und durchnummeriert sind, und alle Fahrzeuge, die auf einem nummerierten Platz stehen, passen auch auf die Fähre. Also wollen wir früh da sein, um auch mit der ersten Fähre mitzukommen. Als wir ankommen, ist die erste Wartereihe bereits voll, aber entsprechend der Nummerierung kommen wir in der Reihe zwei auch noch mit, natürlich belegen wir mit unserer Länge direkt 2 Plätze. Kurz nach dem wir uns angestellt haben, fährt ein dicker Muldenkipper an den Anleger, der belegt direkt gute 3 Plätze. Die letzten 5 Plätze sind binnen 10 Minuten dann auch durch weitere PKW belegt, wer jetzt noch kommt muss die nächste Fähre abwarten – so weit das übliche Prozedere. Aber heute läuft es anders… Kurz vor 10 Uhr sehen wir die Fähre aus Lochranza langsam Richtung Anleger fahren – wobei kämpfen das passendere Wort ist. Das Meer ist aufgewühlt, und die schwere Fähre stampft durch die Wellen und der Kapitän hat sichtlich Mühe, alles unter Kontrolle zu halten. Wir sehen, dass die Mannschaft an Deck allen Fahren Kommandos gibt, wissen aber noch nicht um was es geht, aber dann wird das Problem schnell klar. Durch den hohen Seegang lässt sich die Fähre nur schwer in Position halten, die Bordwand, die gleichzeitig auch die Rampe ist, wird am Kai nicht befestigt, sondern der Kapitän muss die Fähre so steuern dass die Rampe am Kai anliegt. Das klappt aber nicht so einfach, also sollen alle zügig die Fähre verlassen. Die ersten Fahrzeuge kommen noch problemlos runter, aber mit jedem Fahrzeug dauert es länger, da der Fähranleger klein ist und die Autos nicht schnell genug auf die Hauptstrasse abbiegen können. Immer mehr Wasser schiesst über die Fähre und den Anleger, und das letzte Auto wird beim Runterfahren von einer dicken Welle erwischt und fast von der Rampe gespült. Der Kapitän hat immer mehr Mühe, das Schiff in Position zu halten, aber wir müssen ja auch noch drauf. Statt die erste Reihe komplett auf die Fähre zu lassen und dann die zweite, werden aus der ersten Reihe nur eine Handvoll Fahrzeuge drauf gewunken, dann werden wir aus der zweiten Reihe angewiesen, zu fahren. Die Rampe steht mittlerweile komplett unter Wasser, sicherlich 40 cm hoch. Peter versucht die richtige Balance zu finden, dass er nicht stecken bleibt, aber auch die Räder nicht durchdrehen. Ich versuche zu filmen um meine Panik zu vergessen. Peter schafft es auch gut drauf, aber gerade als wir stehen macht die Fähre einen riesigen Satz, und Tatzel schaukelt so sehr, dass die Markise an einem Rohr vorbeiratscht und wir eine dicke Schmarre haben. Aber zum Glück ist der Schaden nur optisch, es ist nichts defekt. Nach uns kommt noch der Muldenkipper drauf, dann bricht die Fähre die Beladung ab. Peter fährt die Luftfederung auf die niedrigste Position, damit wir hoffentlich nicht nochmal mit Tatzel an der Seitenwand anschlagen, und dann erleben wir lange 30 Minuten. Die Wellen sehen gar nicht so hoch aus, aber die Fähre windet sich und kämpft gegen jede Welle, die Gischt ist so hoch, dass sie über Tatzel mit seinen knapp 3 m drüber sprüht und alles unter Wasser setzt. Irgendwann erreichen wir tatsächlich Lochranza, und hier ist der Wellengang zum Glück etwas ruhiger. Peter manövriert unser Womo sicher und heil von Deck und bekommt von dem Trucker hinter uns noch ein Daumen hoch gezeigt, und dann sind wir endlich da. Arran ist eine beschauliche Insel, eine Umrundung sind genau 90 km. Und genau das tun wir jetzt auch, wir umrunden einmal die gesamte Insel und schauen nach möglichen Wanderpark- und Übernachtungsplätzen. Die Straßen sind meist einspurig mit den bekannten Passing Places, aber der beste Fahrer von allen hat das gut drauf und schaukelt uns entspannt durch die Gegend. Wenn er doch mal so entspannt durch die Ingolstädter Rushhour fahren würde – aber da ist er die Ungeduld in Person… Auf unserer Rundfahrt kommen wir auch bei der Lagg Distillery vorbei, dort buchen wir für den morgigen Tag direkt eine Führung. Weiter geht es an der Südspitze vorbei, im Osten kommen wir nach Brodick. Dort hat Peter einen tollen Wanderparkplatz gefunden, auf dem wir aber auch übernachten dürfen. Das ist unser Ziel für Samstag, denn da wollen wir ab Brodick eine gut 13 km lange Wanderung machen. Weiter geht es zum Norden, bis wir wieder Lochranza erreichen, wo wir vorhin gestartet sind. Nun haben wir einen ersten Eindruck der Insel, die Landschaft ist auch hier wieder unbeschreiblich schön. Vor allem die Küste beeindruckt mich mit ihrer Schroffheit, und der Schnee auf den Bergen sieht im Sonnenschein toll aus. Allerdings möchte ich nicht hier sein, wenn die Hauptreisezeit ist, dann machen die einspurigen Strassen sicher weniger Spaß. Was nun, es ist noch zu früh, um sich einen Platz für die Nacht zu suchen. Mittlerweile ist die Sonne rausgekommen, und direkt sieht alles viel freundlicher aus. Also fahren wir weiter bis zum Machrie Moor Wanderparkplatz, und machen noch die kleine Runde zu den Standing Stones, einem Gebiet mit einigen Steinkreisen und Ausgrabungen aus verschiedensten Zeitaltern. Der Weg ist meist schlammig, aber das sind wir mittlerweile gewohnt und haben zum Glück ja das passende Outfit dabei, wobei Peter recht hat, wenn er sagt, dass Gamaschen nicht schlecht wären, da unsere Wanderhosen mittlerweile bis zu den Schienbeinen vollgespritzt sind. Aber nun gut, das ist halt wie es ist, jetzt ist es eh egal. Zurück am Womo ziehen wir uns erst einmal um und verstauen unsere Hosen und Schuhe wieder in Taschen, um im Womo nicht alles dreckig zu machen. Dann fahren wir weiter Richtung Lagg, wo wir ja morgen um 11 Uhr zur Besichtigung wollen. Knapp 11 km vorher ist das kleine Örtchen Blackwaterfoot, dort haben wir beim Durchfahren vorhin Stellplätze am Hafen gesehen, es ist sogar eine Entleerungsstation für Camper WC’s vorhanden. Auf dem Parkplatz ist alles frei, und wir stellen uns mit Blick aufs Meer, und geniessen den Sonnenuntergang. Vielleicht wird der morgige Tag etwas ruhiger, wir werden sehen…



Die Nacht ist wie erwartet laut – allerdings liegt das weniger an dem Verkehr als am Sturm und Regen. Gut, dass wir so geschützt hinter der Tankstelle stehen, zuerst hatten wir überlegt in einer Parkbucht fast neben der Straße zu stehen, da hätten wir deutlich mehr abbekommen. Trotz allem schlafen wir recht gut, und starten am Morgen nach einer Tasse Kaffee direkt rüber nach Holy Island. Die Insel ist – wie der Mont Saint Michel – bei Flut vom Festland abgeschnitten. Aber bei Ebbe kann man in den Ort fahren. Wir checken vorsichthalber nochmal die Gezeitentafeln – heute ist eine sichere Fahrt zwischen 7.30 Uhr und 14 Uhr möglich, dann erst wieder abends nach 19 Uhr – aber solange wollen wir nicht bleiben. Das Wetter ist wie die letzten Tage: Sturm und Regen. Aber wir lassen uns nicht beeindrucken und starten. Zuerst also an den Strand und dann durchs Meer. Die Fahrt ist zwar nur wenige Meilen lang, aber einfach toll. Am Ortseingang wird man direkt zu einem Parkplatz geleitet, die Mindestparkgebühr beträgt 6 £, dafür darf man 3 Stunden parken. Das reicht uns voll und ganz. Der Parkplatz ist sehr aufgeweicht, und Peter muss genau schauen, welche Flächen er befahren kann. Aber nach wenigen Minuten stehen wir und haben unser Ticket brav an der Frontscheibe befestigt. Dann laufen wir los, leider regnet es mittlerweile wieder recht stark. Als erstes zur Abtei der Insel, die ist zwar noch nicht geöffnet, aber ins dort ansässige Museum wollten wir eh nicht, und die Ruinen kann man auch von aussen bewundern. Wir laufen weiter zum Strand und erklimmen dort einen Felsen mit einem Turm, von dort hat man einen herrlichen Blick auf die Ruinen und die Kirche. Es geht nun weiter um die Ruinen rum, bis wir wieder im Örtchen sind. Viel mehr gibt es nicht zu sehen, zur Burg laufen wir nicht, bei dem Regen ist es uns erstens zu weit und auch zu teuer. Bei dem Wetter sehen wir eh nicht viel. Da wir nicht gefrühstückt haben, und die Quiches im Postoffice (kein Scherz, die haben gerade frisch gebacken!) so herrlich lecker aussahen, haben wir uns jeder eine kleine und noch sehr heisse Quiche mitgenommen. Einmal mit Bacon und einmal mit Ziegenkäse. Zurück im Womo haben wir uns vor der Weiterfahrt dann erst einmal gestärkt. Als erstes müssen wir zurück zum Festland, unterwegs gibt es einige Stellen, an denen man halten (bzw. wenden kann falls einen die Flut überrascht) und wir stoppen natürlich für ein paar spektakuläre Photos. Ein Wohnmobil mitten im Wattenmeer, das gibt es nicht so oft zu sehen. Zurück in Lindisfarne starten wir Richtung Westen, vorbei an Edinburgh und Glasgow weiter nach Adrossan. Der Plan ist, von dort mit der Fähre auf die Isle of Arran zu fahren. Leider ist dieser Plan grandios gescheitert, denn aktuell fährt nur die PKW Fähre, die große Fähre muss ins Dock. Was nun? Kurzentschlossen versuchen wir, die Insel vom Norden zu erreichen. Wir machen uns also auf den Weg entlang der Küste zur Fähre McInroys Point nach Hunter’s Quay. Jetzt haben wir Straßen wie wir sie in den ganzen Schottland Dokus gesehen haben. Mindestens 50% der Strecke sind sogenannte Single Lane Tracks, also einspurige Strassen, wenn Gegenverkehr kommt, muss einer in den sogenannten Passing Places anhalten, damit man vorbeikommt. Aber das klappt überraschend unproblematisch, die Schotten kennen es ja nicht anders. Die Landschaft ist atemberaubend, wir versuchen trotz Regen das ein oder andere Photo zu machen. Wir haben Glück und kommen gerade an, als die Fähre in Sicht kommt. Bereits nach wenigen Minuten können wir drauf rollen, und gut 10 min später sind wir bereits unterwegs. Die Fahrt ist kurz, aber mit über 40 £ dafür wirklich teuer. Weiter geht es nun zur nächsten Fähre in Portavadie. Bereits etliche Meilen vorher stehen Warnschilder, dass die Fähre aktuell nur eingeschränkt fährt, auf Grund des Wetters. Nun gut, wir probieren es einfach. Und auch hier haben wir Glück. Wieder sehen wir die Fähre auf den Anleger zukommen, als wir ankommen. Die Fähre ist winzig und hat Platz für 7 PKW. Da aber vor uns nur 4 PKW stehen, reicht der Platz noch für uns. Und obwohl diese Überfahrt mehr als doppelt so lang dauert wie die vorherige, zahlen wir weniger als 30 £. Zuerst wundern wir uns, warum die Überfahrten gerade teilweise entfallen – aber nach wenigen Minutenbekommen wir den Seegang zu spüren. Die Wellen schwappen über die Reling, die winzige Fähre wird übel hin- und hergeschaukelt. Aber egal, wir nähern uns unserem Ziel. Und ausserdem haben wir seit einer guten halbe Stunden Sonnenschein – wie schön! Als wir in Tarbert anlegen, ist es bereits 18 Uhr, daher entscheiden wir uns, heute nicht mehr bis Claonaig zu fahren, sondern einen Platz für die Nacht zu suchen. Wir sind ja mittlerweile in Schottland angekommen, das heisst wir dürfen stehen, wo wir wollen, sofern es nicht ausdrücklich verboten ist (no overnight camping). Aber die Frage stellt sich dann schliesslich gar nicht, da wir in Tarbert an einem traumhaft schönen Campingplatz vorbeikommen, und spontan anhalten und einen Platz dort buchen. Wir befinden uns am nördlichsten Zipfel der Kintyre Halbinsel, und der Blick aus Tatzel auf den Fjord ist umwerfend. Wir machen es uns gemütlich, geniessen eine heisse Dusche und nach einem leckeren Abendessen (und anschließenden Abwasch) heisst es Tagesbericht schreiben und mit der Planung für die kommenden Tage zu beginnen. Dazu gönnen wir uns einen sehr leckeren Kirschgin, so macht Urlaub Spaß.