Samstag, 5. Juni 2021
Wir starten den Tag gemütlich mit leckerem Kaffee aus unserer Nespresso. Bis jetzt war das ein ewiges hinstellen und wegräumen, weil die Kaffeemaschine - obwohl so klein - doch immer im Weg stand. Aber dann hat Peter eine Wandhalterung entdeckt. Ok, eigentlich ist das keine Wandhaltung, aber man kann sie dazu umbauen. Und nun hängt unsere kleine Inissia an der Wand zum Kühlschrank. Dort kann sie die ganze Zeit - auch während der Fahrt - hängen bleiben und ich muss sie nicht jedes Mal wegpacken, nur weil ich abwaschen oder kochen will. So langsam bekommt unser Tatzel immer mehr unseren ganz persönlichen Touch. Nach dem frühstücken sitzen wir noch eine Weile in der Sonne, ich lese noch ein bisschen in meinen Küstenkrimis und irgendwann packt uns doch die Unruhe. Wir wollten ja ein bisschen die Insel erkunden. Wir packen ein paar Sachen in die Rucksäcke - Getränke, ein paar Kekse, Jacken und Sonnencreme - dann machen wir uns auf den Weg. Wir wollen von Sudersand quer rüber nach Langhammarshammaren, in das Naturreservat. Ganz so quer durch wie wir wollen klappt es leider nicht. Trotzdem finden wir eine wirklich tolle und kreative Radstrecke. Die Wege sind abseits der Straßen oft schlecht, also grob geschotterte Feldwege mit teils tiefen Auswaschungen. Mama würde die Krise bekommen und auch ich fluche zwischendurch, weil es teils heftige Schläge ins Kreuz gibt. Aber dafür gibt es keine Autos, und landschaftlich ist es toll. Wir fahren zwischen verstreuten Gehöften durch, oft führt der Weg über private Grundstücke. Aber die einzige Vorgabe heisst: stäng grinden, also Gatter schliessen. Schnell haben wir uns darauf eingespielt - Peter fährt vor, öffnet meist aus dem Sattel raus das Gatter und hält mir das Tor auf. Ich steige ab, schiebe mein Rad durch und schliesse das Gatter wieder sorgfältig hinter uns. Weiter geht es - meist zwischen Kiefernhainen durch und vorbei an riesigen Fliederbüschen. Es duftet nach Sommer und wenn man es nicht besser wüsste, könnte es auch die Bretagne sein. Der Weg ist länger als geplant, aber nach knapp 14 km sind wir am (ersten) Ziel. Es tummeln sich tatsächlich diverse Wohnmobile hier und einige Autos und Radler. trotzdem verläuft sich alles noch gut, von Menschenaufläufen wie auf Sylt sind wir weit weg. Nach der üblichen Photo-Orgie geht es weiter. Eigentlich wollten wir direkt wieder zurück, aber der Tag ist jung und das Wetter toll. Also fahren wir zurück Richtung Sike. Kurz vorher biegen wir nach Helgumannen ab, dort gibt es ein kleines altes Fischerdorf zu besichtigen. Wobei die Bezeichnung Dort für 10 Fischerhütten schon hochgegriffen ist. Aber schön ist es und man kann die alte Räucherei immer noch riechen. Dann fahren wir noch die 4 km lange Digerhuvud Nationalreservat Route ab, dort reiht sich Felsformation an Felsformation. Nicht so spektakulär wie gestern in Folhammars aber trotzdem beeindruckend. Nun fahren wir direkt durch nach Lauterhorn in den Hafen. Dort befindet sich der Gästehamn. Ein Wohnmobilstellplatz mit tollem Ausblick. Man darf dort so lange stehen wie man möchte, Bezahlung in bar oder am Ticketautomat. Es gibt Strom, Wasser, Sanitär und Dusche. Top, vielleicht fahren wir da auch noch für eine Nacht hin, bevor wir uns auf den Rückweg nach Gotland machen. Aber jetzt machen wir uns erstmal auf den Rückweg zum Campingplatz. Noch ungefähr 14 km liegen vor uns, und es ist ganz schön warm. Nach 12 km erreichen wir den einzigen Supermarkt auf Fǻrö. Dort machen wir einen schnellen Stop, füllen unsere Salatvorräte auf und zufälligerweise haben die auch noch Waffelhörnchen mit Salted Karamell Eis in der Truhe an der Kasse, das haben wir uns jetzt auch verdient. Wir setzen uns vor dem Laden aufs Bänkle in die Sonne und geniessen wohlig das leckere Eis. Dann geht es auf die letzten knapp 2 km und wir sind dahoam. Oh, heute Nacht schlafe ich glaube auf dem Bauch. 40 km waren es jetzt heute. Da lächeln vermutlich viele drüber, aber für uns Schreibtischtäter war das nach einem dreiviertel Jahr Pause echt anstrengend. Als erstes mache ich uns Kaffee, dann verräumen wir die Einkäufe. Eigentlich wollen wir ja die Füsse hochlegen, aber das Wetter ist zu schön. Also schnappen wir uns unsere Schlappen und gehen nochmal zum Strand. Einmal wenigstens noch Füsse baden heute. Zurück am Womo wird es langsam Zeit das Abendessen vorzubereiten. Es steht ? bei dem Wetter keine Frage ? Salat und grillen auf dem Plan. Nach dem Essen packen wir den Abwasch einfach in eine große Schüssel. Das muss bis morgen warten. Jetzt heisst es noch schön duschen und dann ist Feierabend. Mittlerweile ist es auch schon echt frisch draussen, daher setz ich mich zum schreiben rein. Während mein Mann mir Gesellschaft leistet, fliegen meine Finger über die Tastatur. Ein toller Tag liegt hinter uns - mal schauen was der morgige bringt.



Donnerstag, 3. Juni 2021
Den Rest des Abends verbringen wir mit Kreuzworträtseln, Cider und Erdnüssen. So lässt es sich aushalten. Kurz vor Mitternacht geht es dann ins Bett. Am Morgen weckt uns - HURRA - wieder die Sonne, ein toller Start in den Kennenlern- und Hochzeitstag! Heute vor 19 Jahren haben wir uns das erste Mal getroffen, und heute vor 12 Jahren haben wir geheiratet. Und auch wenn es total kitschig klingt: es war Liebe auf den ersten Blick. Nicht geplant, eigentlich auch gar nicht gewollt, aber manchmal passiert es eben einfach! Wir frühstücken draussen in der schon ziemlich warmen Sonne und schauen dabei aufs Meer. Dann packen wir zusammen und machen uns langsam auf den Weg weiter Richtung Norden und zur Fähre. Aber mein Mann wäre nicht mein Mann, wenn er den Weg nicht mit dem ein oder anderen kleinen Ausflug garniert hätte. Als erstes geht es zu einer Fischräucherei. Wo auch immer er die im Internet gefunden hat - die Idee ist klasse. Wir sind recht früh und müssen noch eine viertel Stunde überbrücken bis diese öffnet, solange bummeln wir am Anleger lang. Die Auswahl ist gut, beläuft sich allerdings größtenteils auf Lachs und Ostseegarnelen in verschiedensten Varianten. Geräuchert, frisch, gekocht, mariniert und und und. Wir entscheiden uns für zwei unterschiedliche Stücke geräucherten Lachs, einmal pur und einmal mit einer Pfefferkruste. Schnell verstauen wir den Fisch im Kühlschrank und weiter geht es. Wir fahren weiter an der Küste entlang, da sehen wir links ein gigantisches Zementwerk der Heidelberger Zementgruppe. Bevor wir reagieren können sind wir vorbei. Aber es gibt davor einen großen Parkplatz mit Infotafeln und einem tollen Blick, also gewendet und zurück. Das Ganze erinnert ein bisschen an Rheinbraun an der A46. Wir machen ein paar Photos und flüchten dann schnell, als ein Schulbus ankommt. Hier finden also gerade ganz normal Klassenausflüge statt, ohne Masken, ohne Abstand. Auf der einen Seite für uns gerade kaum vorstellbar. Auf der anderen Seite ist Kind sein in Schweden aktuell sicherlich einfacher als in anderen Ländern. Welcher Weg letztendlich der richtige oder der bessere ist, zeigt sich wie so oft am Ende. Wir fahren weiter Richtung Norden, der nächste Halt ist in Smöjen. Dort fahren über schmale Schotterpisten (die ich kaum mit dem Ranger fahren würde!) zu einem stillgelegten Kalkwerk. Wir sind wieder direkt an der Küste, das Wasser ist klar wie ein Bergsee. Vom Kalkwerk sind nur noch ein paar Ruinen übrig und einige kleine Badeseen. Das Gelände wird scheinbar als Cross-Strecke benutzt. Wir klettern ein bisschen rum, dann gehen wir ans Meer und laufen eine Runde durchs Wasser. So klar wie es ist so kalt ist es auch. Bitter kalt um genau zu sein, aber die Sonne trocknet und wärmt uns schnell wieder auf. Der Platz hier ist idyllisch und abgeschieden, und das Gelände ist wirklich riesig. Vielleicht machen wir es wie die beiden anderen Paare mit ihren Wohnmobilen hier, und machen auf dem Rückweg eine Nacht Station. Aber jetzt müssen wir weiter, denn wir haben für die kommenden fünf Tage einen Campingplatz gebucht. Aber bevor es zur Fähre geht, hat Peter noch einen weiteren Wegpunkt geplant, und zwar auf der Insel genau auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Dort ist auch ein stillgelegtes Kalk- und Sandsteinwerk, das scheinbar als Museum umgebaut wurde. Allerdings ist es noch geschlossen, wie aktuell vieles in Schweden. Der Weg bis auf die Landzunge ist noch spektakuläre als der vorherige. Peter muss immer wieder tiefe Löcher umfahren und herab hängenden Ästen ausweichen. Aber alles geht gut und wir werden wieder mit einem tollen Blick auf die Ostsee belohnt. Nun geht es aber wirklich zur Fähre. Und wir haben Glück, denn die hat gerade angelegt und die Fahrzeuge rollen noch runter. Wir stellen uns in der Schlange an und haben tatsächlich Glück das wir direkt mitkommen, und da die Fährverbindung nach Fǻrö als Straße gilt, ist die Fähre kostenfrei. Nun sind es noch 17 km und wir erreichen den Campingplatz. Wir haben vorab gebucht und uns den Platz aussuchen können, und wir sind total begeistert, denn der Stellplatz ist riesig. Nun heisst es aufbauen, mal schauen ob wir noch so schnell sind wie letztes Jahr. Und ja, wir haben nichts verlernt. Jeder Handgriff sitzt: Teppich, Markise, Sturmbänder - und wir sind fertig für den Nachmittags-Espresso. Als nächstes folgt ein Spaziergang ans Meer. Unendlicher Sandstrand, und das Wasser ist auch deutlich wärmer als vorhin. Dann erkunden wir noch den restlichen Platz, bevor wir es uns vor unserem Womo gemütlich machen. Bevor ich in die Tasten greife bereite ich noch den Salat fürs Abendessen vor. Nun noch Korrektur lesen, hochladen und dann kann der Grill gestartet werden. Mal schauen was uns morgen erwartet.



Mittwoch, 2. Juni 2021
Nach dem ich meinen Reisebericht der vergangenen zwei Tage hochgeladen habe, machen wir es uns draussen gemütlich. Wir bedienen uns an dem bereitgestellten Brennholzstapel ? zum anzünden sammel ich zwei Handvoll trockener Kiefernzapfen vom Boden auf. Schon bald prasselt ein gemütliches Feuer, als positiven Nebeneffekt vertreibt der Rauch die Mücken. Bald wird es Zeit zum Abendessen, also putze ich schon mal den Salat, schnippel Tomaten und Paprika und rühre ein Dressing aus Skyr und Quark an, während Peter den Grill aufbaut. Die Grillroste der Feuerstelle sind sicherlich prima für ein paar Bratwürste, doch unseren Grillkäse wollen wir lieber unserem Gasgrill anvertrauen. Nach dem Essen heisst es abwaschen, dann verkrümeln wir uns rein. Denn mit sinkender Sonne wird es doch recht frisch draussen. Durch das Fenster behalten wir aber die Sonne immer im Auge, und kurz vorm Sonnenuntergang gehen wir nochmal an den Strand und setzen uns auf die Steine. Unglaublich, die Sonne scheint den Himmel in Brand zu stecken, was für ein Schauspiel. Dann kuscheln wir uns wieder in unser Womo, und kurz nach 22 Uhr treibt es uns schon ins Bett, frische Luft macht halt doch müde. Am anderen Morgen weckt uns wieder die Sonne ? da können wir uns durchaus dran gewöhnen. Wir machen uns in aller Ruhe fertig, frühstücken gemütlich, packen zusammen und verlassen schweren Herzens diesen wundervollen Platz. Als erstes geht es nun weiter Richtung Süden, immer an der Küste lang Richtung Storgrunn. Dort ist ein Vogelschutz- und Robben-Naturreservat. Der Weg ist idyllisch und führt zwischen Weinfeldern (in Schweden!) und einen gigantischen Windkraftpark durch. Da aktuell Brutzeit ist, können wir die Halbinsel leider nicht betreten, sondern nur aus der Ferne ein paar Photos machen. Gelohnt hat der Umweg aber trotzdem! Dann geht es weiter nach Hoburgsgubben, ganz im Süden von Gotland. Dort sind viele tolle Felsformationen an der Küste zu sehen, und dort sind tatsächlich auch etliche Touristen unterwegs. trotzdem kommt man sich nie zu nahe und wir klettern sicherlich eine Stunde lang über die Felsen und wandern durch die Gegend. Aufmerksam geworden sind wir auf den Platz durch ein Photo eines Felsen mit roter ?Nase? bei Google Maps, vermutlich haben die Besitzer des großen Restaurants am Parkplatz den Felsen selbst angemalt und das Photo online gestellt, um Touristen anzuziehen. Das ist ihnen ja auch gelungen. Allerdings brauchen wir nicht einzukehren, wir haben unser à la Carté Restaurant dabei! Von dort aus geht es nun weiter nach Holmhällar an der Ostküste. Dort sehen wir zum ersten Mal eines der berühmten Raukfelder. Hier sind wir wieder fast alleine, nur ein schwedisches Pärchen liegt zum Sonnenbaden in einer kleinen Felsbucht. Die Raukfelsen sind wirklich beeindruckend, wieder heisst es klettern und photographieren. Und dann tauchen wir das erste Mal die Füße in die ? noch bitterkalte ? Ostsee. Also zum schwimmen ist es uns definitiv noch zu kalt. Weiter geht es nun wieder Richtung Norden bis nach Folhammar Rauk, zum nächsten Raukgebiet. Das ist jedoch deutlich weniger spektakulär. Trotzdem klettern wir ein bisschen auf den Felsen rum, machen den ein oder anderen Schnappschuß fürs Photobuch. Als nächstes fahren wir nach Sandvikens bzw. zum Hafen von Sysne. Dort soll es einen Fischhändler geben, und hinter dem Fischhändler kann man bei Google eine große Wiese mit Wohnmobilen sehen. Wir hoffen dass wir dort die kommende Nacht verbringen können. Aber leider gefehlt, die Fischbude hat in der Vorsaison nur am Wochenende geöffnet, und ohne Einverständnis der Besitzer wollen wir uns nicht einfach hinter die Bude stellen. Aber wozu gibt es Google. Peter surft ein paar Minuten, schwupps hat er das Navi programmiert und bringt uns binnen 20 Minuten zu einem abgelegenen Parkplatz am Ende eines Wendehammers. Und wir sind nicht die einzigen hier. Ein zum Wohnmobil umgebauter LKW aus den Niederlanden steht hier, und wie es ausschaut campt die Familie bereits einige Tage hier. Der Parkplatz liegt direkt an der Ostsee, traumhaft. Wir stellen unseren Tatzel geschützt direkt vor den Bäumen ab, mit Blick auf die kleine Insel Östergarnsholm. Ach geht es uns gut! Nun erkunden wir ein bisschen die Gegend, klettern auf den Felsen am Strand rum und geniessen die Sonne. Da wir uns jetzt auf der Ostseite der Insel befinden, werden wir heute Abend keinen spektakulären Sonnenuntergang wie gestern Abend erleben. Und den Sonnenaufgang werden wir voraussichtlich verschlafen. Also nutzen wir die Zeit und tanken noch etwas Wärme. Zurück am Womo holt Peter den Grill raus, ich decke den Tisch und kümmer mich um die Beilagen. Nach dem Essen gehen wir nochmal eine Runde spazieren, dann geht es zurück. Während ich anfange zu tippern, näht Peter seinen kaputten Radlerhandschuh. Langsam wird der Strom am Rechner knapp, aber genau dafür hat mein Mann ja vor dem Urlaub den Spannungswandler eingebaut. Also zack ein Verlängerungskabel rausgeholt, und schon kann ich weitertippern. Aber nachdem die Sonne weg ist wird es zapfig und ich will langsam zum Ende kommen. Ein weiterer wundervoller sonniger Tag geht zu Ende, und morgen geht es dann nach Fǻrö.