Dienstag, 22. Juni 2021
Später am Abend geht nochmals ein heftiges Gewitter über uns weg. Aber wir sitzen warm und trocken, also alles gut. Am Morgen stehen wieder vereinzelt Pfützen auf dem Platz, doch da der Boden größtenteils aus Kies besteht, trocknet es recht schnell wieder ab. Wir sind noch unschlüssig was wir mit dem letzten Tag hier anfangen sollen, also frühstücken wir erst einmal in Ruhe. Ursprünglich haben wir den Plan, mit den Rädern bis nach Gullspǻng zu fahren. Aber leider führt fast die gesamte Strecke über die 26. Und da donnert ein schwerer LKW nach dem andern lang, einen schönen Radweg gibt es leider nicht. Also verwerfen wir den Plan wieder. Nochmal zu Fuß nach Sjötorp? Und vielleicht eine Runde am Hafen langbummeln. Ein bisschen bewegen wollen wir uns auf jeden Fall. Und bei Regen laufen wir einfach lieber als das wir radeln. Man saut sich einfach nicht so ein und kann eine Regenjacke anziehen. Kapuze und Fahrradhelm geht ja schlecht. Aber auch wenn es stark bewölkt ist soll es angeblich laut Wetterbericht trocken bleiben. Wir vertrauen jetzt einfach mal drauf. Also schnell was zu trinken in die Rucksäcke und meine Standard-Radel-Ausrüstung: kleines Erste-Hilfe-Set, Sprühpflaster für Schürfwunden, Reinigungstücher. Die 6,5 km radeln wir in knapp 20 min, dann stehen wir wieder am Kanal. Diesmal fahren wir eine Runde durch den Ort, nette kleine Häuser, aber nichts Spannendes zu berichten. Dann geht es an der Kanaleinfahrt vorbei zum Yachthafen. Aber wir fliehen direkt wieder, denn hier sind riesige Wolken voller Mücken. Zum Glück haben wir diesmal dran gedacht uns vorher ordentlich mit Anti-Brumm einzusprühen. Mückenstiche haben wir genug bekommen in diesem Urlaub. Am Hafen selbst gibt es auch eine Art Stadtpark, dort ist ein Outdoor-Fitness-Studio aufgebaut worden. Das ist wirklich cool gemacht, die Trainingsgeräte sind aus Holz und Stahl, Hinweisschilder zeigen wie die Übungen durchzuführen sind. Denn auch hier in Schweden waren halt viele Sachen geschlossen, und draussen konnten die Leute sich dann trotzdem austoben. Nach einer weiteren Runde durchs Dorf radeln wir zurück. Wir haben nämlich noch Sauna auf dem Programm stehen. Zurück am Womo trinken wir erst noch einen Kaffee, und während Peter schon mal die Räder wieder hinten aufs Womo packt, gehe ich an der Camping-Rezeption den Schlüssel für das Sauna-Fass holen. Die ist mit einem Holzscheitofen ausgestattet, dazu gehören ein Steg mit direktem Zugang zum See und eine Aussendusche. Den Ofen haben wir ruckzuck angezündet, schliesslich haben wir ja zuhause auch einen Kaminofen. Zu Beginn sind keine 20° drin, aber der Ofen fängt schnell an zu bollern und langsam wird es kuscheliger. Ich bereite schon mal den Wassereimer für den Aufguss vor. Und nach einer guten halbem Stunde schüttet mein Mann die erste Ladung Wasser über die aufgeheizten Steine und es dampft und zischt herrlich. Das Faß besteht aus zwei separaten Räumen die durch eine Glastür verbunden sind. Als es uns dann doch sehr warm wird, setzen wir uns einige Minuten in den vorderen Bereich. Doch Peter braucht mehr Abkühlung und er geht raus an den See. Ups, der ist bitter kalt, dabei hab ich nur meine Füsse eingetaucht. Während Peter sich für die Dusche entscheidet flitze ich wieder rein ins Fass und in die Hitze. Mittlerweile haben wir die 50° Marke erreicht. Man muss sich übrigens keine Sorgen machen, die Saune hat mehrerer große Zwangsbelüftungen, so dass nichts passieren kann. Wir legen nichts mehr auf, lassen das Feuer langsam runter brennen und nach gut 2 Stunden geben wir den Schlüssel zurück. Im Womo startet Peter die Heizung fürs Wasser, damit wir duschen und den Abend einläuten können. Nachdem wir beide duftig frisch sind, schnappe mir den Rechner für den Tagesbericht und dann mal schauen was der Kühlschrank fürs Abendessen so bietet.



Montag, 21. Juni 2021
Die Nacht ist ruhig, es regnet nur leicht. Diesmal weckt uns keine Sonne, der Himmel ist grau und hängt voll Wolken. Also frühstücken wir wieder drin. Da für den frühen Abend weitere Gewitter angekündigt sind, entscheiden wir uns schon mal, soweit es geht, im trocknen ab zu bauen. Wir haben zwar noch zwei Tage bis zur Weiterfahrt, aber draussen sitzen können wir ja bei Bedarf auch ohne Vorzeltteppich und Markise. Also heisst es wieder Sturmbänder lösen, alle Heringe und Befestigungen weg, alles sauber machen und ordentlich verräumen. Wir lassen uns Zeit, trinken nebenbei noch den ein oder anderen Kaffee. Mittags stehen nur noch Tisch und Stühle draussen, wir sind fast abfahrbereit. Aber wie gesagt, wir haben ja noch zwei Tage. Nochmal den ganzen Tag am Platz bleiben wollen wir allerdings nicht. Schwimmen wird wohl eher nichts bei den Temperaturen, und radeln bei Regen und Matsch ist auch nicht prickelnd. Wir entscheiden uns, nach Sjötorp zu laufen. Das sind zwar auf direktem Weg 6,5 km einfache Richtung, und vor Ort kommt sicherlich noch der ein oder andere Kilometer hinzu. Aber der Tag ist ja noch lang. Schliesslich ist heute der 21.06., also der längste Tag des Jahres. Wir nehmen einen Rucksack mit, packen eine Flasche zu trinken ein, ein paar Kekse und unsere Regenjacken, Gerade hellt es sich etwas auf und mit 19° ist es im T-Shirt angenehm. Den Weg kennen wir zwar schon vom radeln, trotzdem sieht er zu Fuss ganz anders aus und durch die langsamere Geschwindigkeit sieht man viel mehr. Vor allem die naturbelassenen Blühstreifen rings an den Straßen faszinieren uns. Immer wieder bleiben wir stehen und testen unser botanisches Wissen aus. Und zur Not helfen uns Google und unsere Pflanzen App. Am schönsten sind die riesigen Lupinenfelder, aber auch die Fingerhut-Stauden bieten ein tolles Farbenspiel, dazu Kamille, Wegerich und Hahnenfuß. Nach knapp 1,5 Stunden erreichen wir den Kanal. Man merkt das heute Montag ist und wenig los. Wir gehen nochmal zu dem Café mit den leckeren Krabbenbroten, denn nach der Lauferei haben wir Hunger bekommen. Dann entdecken wir auf der Karte die Tagesgerichte. 10 ? für ein Tellergericht, dazu Wasser und Kaffee, Knäckebrot und Salat. Da wir uns nur schwer entscheiden können, wählen wir zwei unterschiedliche Gerichte und teilen. Einmal nehmen wir die typisch schwedischen Köttbullar in Rahmsauce, dazu hausgemachtes Kartoffelpüree und Preiselbeeren. Und einmal die panierte Scholle mit hausgemachter Remoulade und kleinen Kartöffelchen in Schale. Beides sehr lecker! Gut gestärkt geht es weiter und wir erkunden noch ein bisschen das Gebiet um den Hafen, laufen bis zum Ufer des Vänern und machen Photos der Schleusen. Wir bekommen ja schon Lust, uns selbst ein Boot zu mieten und den Kanal einmal komplett von der Ostküste bis zum Vänern zu durchfahren. Denn in Schweden benötigt man für Boote, die kürzer als 12 m und schmaler als 4 m sind keinen Führerschein. Wenn wir heute Abend zurück sind werde ich direkt mal schauen wie lange man dafür einplanen muss. Man muss ja logischerweise hin- und zurück fahren um das Boot wieder abzugeben. Der Himmel wirkt immer bedrohlicher, also machen wir uns langsam wieder auf den Rückweg. Beim Laufen haben wir Zeit und überlegen ob wir Ende Juli zum Match in die Slowakei fahren oder nicht. Wir sind hin- und hergerissen. Das gute ist, dass jeder Teilnehmer bei der Ankunft getestet wird. Ausserdem haben wir bis dahin unsere zweite Impfung und das Match findet draussen im Steinbruch statt. Aber bei der Anreise müssen wir immer die Vorgaben im Blick haben bzgl. der Durchreise durch Tschechien oder Österreich. Und irgendwie fehlt einfach ein bisschen die ?Leichtigkeit?, die solch ein Match ja haben soll. Ich schätze aber schon dass wir fahren werden, es ist das einzige Turnier bei dem man Parcoure mit Distanzen von mehr als 350 m hat. Das gibt es in Deutschland nicht. Und Peter leidet schon sehr unter der erzwungenen Trainingsfreien Zeit. Mal schauen, in den nächsten 4 Wochen kann noch viel passieren. Wir haben mittlerweile die Landstrasse und die Schotterpiste hinter uns und befinden uns auf den letzten 2 km Richtung Campingplatz. Das Wetter hat uns verschont und wir kommen trockenen Fußes am Womo an. Wir setzen uns vor die Tür und trinken erstmal einen Espresso. Und mit dem letzten Schluck beginnen die ersten Tropfen zu fallen. Wir schnappen schnell den Rucksack und unsere Schuhe, Peter stellt noch Tische und Stühle dicht ran und wir huschen rein. Dann bricht draussen das Unwetter los. Da haben wir wirklich Glück gehabt! Nun machen wir es uns drin gemütlich. Ich schnappe mir mein eBook und lese noch ein bisschen in meinem Krimi, mittlerweile der 5. in diesem Urlaub!!! Währenddessen surft Peter ein bisschen im Internet und spielt eine Runde Picross.



Sonntag, 20. Juni 2021
Wir haben die Hoffnung das wir an der Westküste vom See vielleicht den ein oder anderen schönen Sonnenuntergang erleben können. Aber auch gestern hat es leider nicht geklappt. Eine knappe Stunde vor Beginn der Dämmerung ziehen dicke Abendwolken über den Himmel. Kurz bevor die Sonne den Horizont erreicht und ins Wasser taucht reisst der Himmel aber wenigstens noch etwas auf und wir können ein spektakuläres Farbenspiel bewundern. Kurz nach Mitternacht geht es dann ab ins Bett. Der Morgen weckt uns mit Wind und es ist kühl, fast schon kalt. Wir frühstücken drin und überlegen was wir machen sollen. Eigentlich hatten wir gedacht, nochmal die gleiche Strecke zu radeln, nur etwas weiter als gestern. Aber das Wetter überzeugt uns nicht. Also entscheiden wir uns für einen entspannten Tag mit Lesen, Rätseln, Spazierengehen und was uns sonst noch so einfällt. Das Wetter ist und bleibt wechselhaft. Es soll zwischen 15 Uhr und 16 Uhr einen riesigen Temperatursprung geben auf bis zu 27°C, das können wir kaum glauben. Aktuell ist es wirklich windig und frisch. Der Platz hat sich größtenteils geleert, so dass links neben uns frei ist und wir mit Tisch und Stühlen auf die andere Seite ziehen um etwas Windschutz zu haben. Wir kommen mit einem Paar aus Bern ins Gespräch, die mit einem Miet-Womo unterwegs sind. Sie wollen sich selbst eines kaufen sind aber noch unschlüssig welches Fabrikat, Grundriss etc. für sie am besten ist. Die beiden sind einen Schluck älter als wir und bereits beide im Ruhestand. Sie reisen auch unendlich gerne und haben 2019 eine Weltreise mit der MSC gemacht. 121 Tage auf einem Kreuzfahrtschiff. Hm, klingt toll, jeden Morgen woanders aufzuwachen und wie bei einem Womo nicht aus dem Koffer zu leben sondern immer sein ?eigenes? Bett zuhaben und sein eigenes Bad. Aber 121 Tage auf einem riesigen schwimmenden Kahn mit tausenden anderen Menschen? Keine Ahnung ob das ein Traum oder ein Albtraum ist. Am Nachmittag passiert dann tatsächlich ein kleines Wunder, die Temperatur steigt rasant an und es wird knackig warm. Für uns die Chance nochmal schwimmen zu gehen, denn die kommenden Tage soll das Thermometer die 20° Marke nicht mehr erreichen. Wir schnappen uns unsere Badesachen, ziehen uns um und stürzen uns ins Wasser. Wieder ist das Wasser sehr kabbelig, es fällt schwer gegen die Strömung zu schwimmen. Zum Glück sind Wind und Wellen aber auflandig, das heisst zurück an Land geht es schnell. Wie die letzten Male sind wir wieder alleine im Wasser, am Strand sind nur eine Familie mit Kindern und zwei Damen die am sonnenbaden sind. Noch während wir im Wasser rumtoben sehen wir wie die Wolken schneller ziehen und der ganze Himmel sich verändert. Also raus aus dem Wasser und zurück zum Womo. Der Himmel sieht unwirklich aus, als würde ein Tornado über dem See entstehen. Es donnert und kracht, Blitze schiessen aus den Wolken und es sieht aus wie eine riesige Lasershow am Himmel. Wir überlegen noch kurz, ob wir die Markise reinholen sollen, aber dafür ist es schon zu spät. Mit einem gewaltigen Brausen rast ein Sturm über uns weg. Die ersten und schlimmsten 10 min hängen wir uns seitlich an die Markise und halten das Tuch fest damit es nicht zu sehr flattert. Dann schwächt der Wind ab und der Regen prasselt auf uns herab. Wobei Regen es nicht richtig beschreibt, sintflutartig stürzt das Wasser runter. Wir flüchten rein, kuscheln uns ins ?Wohnzimmer? und schauen dem Unwetter durchs Fenster zu. Ich nutze die Zeit um schon mal den Tomatensalat fürs Abendessen vorzubereiten. Der ganze Spuk dauert eine knappe ¾ Stunde. Wir gehen raus und schauen ob es irgendwelche Schäden gegeben hat. Aber alles ist gut, und der positive Nebeneffekt ist, dass ein großteil des Staubs und Sands abgewaschen und das der handtellergroße Möwenschiss von der Markise gespült ist. Da gerade eh alles platternass ist, nimmt Peter direkt ein altes Tuch und wischt an den Einstiegen noch mal hinterher, während ich Tisch und Stühle abtrockne. Dann füllt er nochmal einen Kanister Adblue nach, unser Womo ist ein wenig durstig was das angeht. Gerade als er fertig ist gibt es einen weiteren Regenguss, aber der dauert gerade mal 10 min. Ich habe schon mal angefangen zu tippern, aber mittlerweile ist es nach 20 Uhr. Von daher genug von uns für heute. Nun ist Abendessen angesagt und ich werde meine bessere Hälfte mal anflirten, damit er den Grill anmacht.