Unser letzter Tag auf Fehmarn ist angebrochen. Die Sonne weckt uns, der Wind hat nachgelassen und es fühlt sich merklich wärmer an. Ich laufe zum Camping-Markt und hole uns Brötchen zum Frühstück. Dazu Zwetschgenmarmelade und Traubengelee von eigenen Früchten. Sehr lecker! Aber die Kalorien müssen wieder runter, also ist heute Radeln angesagt. Als erstes packen wir einen Rucksack, den wir haben aus unserem gestrigen Ausflug gelernt. Für jeden eine Sigg-Flasche mit Trinken, dazu eine Thüringer Mettwurst und ein Stück Käse als Picknick für zwischendurch. Als letztes für jeden eine Jacke und vorsichtshalber natürlich auch Fahrradflickzeug für alle Fälle und los geht es. Wir starten Richtung Katharinenhof. Dort geht es einmal quer über den Campingplatz. Dann weiter Richtung Süden. Wir versuchen so gut es geht in Küstennähe zu radeln. Es ist recht viel los, aber alle nehmen Rücksicht aufeinander. Was auffällt: Unheimlich viele haben einen Anhänger dran. Aber nicht etwas um ihre Kids in der Gegend rumzuschaukeln. Nein, die haben alle ihre Hunde drin. Und nicht nur so Mini Yorkshire, sondern so richtig große. Also ich hab in Biologie damals gelernt das Hunde laufen können. Aber vielleicht hat sich da ja was geändert. Wie auch immer…. oder wie Mutter sagt: Jeder Jeck ist anders. Nachdem die Strecke ein Stück weg vom Wasser war, biegen wir links ab und folgen den Schildern bis zur Steilküste. Ein toller Blick. Dann folgen wir einer Gruppe anderer Radlern nach rechts und kommen direkt oben auf der Klippe auf eine Art Feldweg – oder wie Mutter es nennt: Grusenweg . Ganz schön eng. Der Weg ist eigentlich eher ein sehr schmaler Trampelpfad, direkt neben einem Kornfeld. Also ab das jetzt wirklich der Radlweg ist – ich weiss nicht recht. Scheinbar ist es aber sowohl ein Fussgänger- als auch ein Radweg. Denn es ist dort mehr Verkehr als auf dem Kamener Kreuz. Unglaublich. Aber alle sind sehr rücksichtsvoll, Radler steigen ab wenn es zu eng wird um aneinander vorbei zu kommen, Fussgänger machen auch mal einen Schritt ins Feld, keiner mault oder motzt. Was ein bisschen Sonne doch für gute Laune machen kann. Während Peter das Gegurke über diesen Pfad geniesst, hoffe ich dass wir bald wieder auf einem richtigen Radweg sind. Ich bin eh immer so kipplig beim Fahrradfahrern und jeder Schlenker ins Feld oder den Sand lässt mich zusammenzucken. Dann kommen wir am Leuchtturm von Staberhuk an. Der wird gerade renoviert, und von aussen bekommt er einen neuen Anstrich. Schnell ein Photo gemacht und endlich sind wir wieder auf einem richtigen Weg. Leider entfernt der sich jedoch wieder von der Küste. Aber was anderes gibt es hier gerade nicht. Geschätzt einen guten Kilometer weiter erreichen wir Meeschendorf – nicht zu verwechseln mit Meschendorf Nahe Rostock. In Meeschendorf biegen wir ab zu den Campingplätzen am Südstrand. Dort ist richtig viel los. Und hier kostet der Strand dann tatsächlich auch mal „Eintritt“. Aber da wir mit den Rädern unterwegs sind, wollen wir hier eh nicht schwimmen. Also suchen wir uns oben auf der Strandpromenade einen großen Fels und machen dort ein kleines Picknick. Hungrig sind wir aber gar nicht so sehr, die Hitze macht eher Durst. Nach einer viertel Stunde geht s weiter. Noch ein kleines Stück am Südstrand entlang, zwischendurch haben wir einen tollen Blick auf die Fehmarnsundbrücke. Dann weiter durch Neue Tiefe bis Burg auf Fehmarn. Von da aus nehmen wir Kurs auf Puttgarden. Wir fahren bis in den Fährhafen, dort liegt eine riesige Fähre. Aber dann merken wir dass es sich dabei nicht tatsächlich um ein Schiff sondern ein Gebäude handelt – und zwar einen dänischen Duty Free von Scandline. Scheinbar gibt es dort fast nur Alkoholische Getränke. Auf jeden Fall hat jeder der rauskommt den Einkaufswagen voll mit Bier und Schnaps. Wer‘s braucht… Wir kapern uns eine Bank mit Blick auf die Hafenausfahrt. Da die Fähre nach Rødby alle 40 min geht, herrscht reger Bootsverkehr. Und in uns reift eine Idee. Wir fahren ja so gerne Fähre, und morgen geht es weiter an die Flensburger Förde. Aber naja, man kann da ja auch von Norden hin. Also planen wir eine neue Route: Morgen früh auf die Fähre, rüber nach Rødby Havn. Dann quer durch Dänemark über Flensburg nach Westerholz. Mama hat ja gesagt dass ich das Geburtstagsgeld für etwas Verrücktes nehmen soll. Also wird es (teilweise) für ein Fährticket ausgegeben. Ich freu mich wie ein Flummi!. Da wir noch eine Runde ins kühle Nass wollen, schwingen wir uns wieder in den Sattel. So langsam merke ich übrigens meine Kehrseite. Aber egal, wir müssen ja noch zurück. Wir fahren bis Marienleuchte, und ab da den Weg den wir den Tags zuvor gelaufen sind. Vorbei an den Schafen, über den Deich und an der Steilküste lang. Daheim gibt es erstmals einen Kaffee. Mehr als 40 km stehen auf dem Tacho. Für uns „Muskelkraftradler“ bei Wind und Sonne gar nicht so schlecht. Mindestens 80% der Radler die wir die letzten 10 Tage gesehen haben, radeln nämlich mit elektrischer Unterstützung. Anschliessend ziehen wir uns um und flitzen an den Strand um uns abzukühlen. Ui, abkühlen wollten wir uns, nicht schockfrosten. Der Sturm und das Unwetter die zwei Tage zuvor haben die See ziemlich abkühlen lassen. Ich bin schon dabei nach drei Schritten wieder zurück zum Strand zu gehen. Da nimmt Peter Anlauf uns stürzt sich in die Wellen. Verdammt – das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich brauche noch knapp 3 Minuten, dann hab ich mich überwunden und bin auch drin. Ganz schön zapfig. Aber egal, wir sind geschwommen. Zurück zum Womo hat uns die Sonne schon fast getrocknet. Ich mache Tomatensalat nach Mutters Rezept während Peter das Frischwasser wechselt. nNach einer kurzen Grillpause packen wir die beiden Seitenteile schon mal ein. Noch schnell abwaschen und Duschen, dann ab an den Rechner. Aber nicht um zu tippern, das muss noch ein bisschen warten. Als erstes heisst es Fährticket buchen, dann starte ich mit dem Reisebericht und Peter kümmert sich um die Route für morgen.
eowynrohan am 16. Juni 2020