Ja, manchmal geht ein Tag anders zu Ende als man glaubt. Nachdem ich fertig geschrieben habe, bleiben wir doch noch ein bisschen draussen sitzen und lauschen dem Quaken der Frösche, die im Schilf fast direkt vor unserem Stellplatz sitzen. Naja, wir haben ja auch keine andere Chance. Denn das Quaken hört man über den gesamten Platz. Ist aber sehr idyllisch, so direkt an dem kleinen Kanal, der Himmel hat noch eine leichte rosafärbung, dazu einen kalten Cider. Dann setzen wir uns rein, und weil mir so die Augen jucken reibe ich. Hui, und dann merke ich das was nicht passt. Das rechte Auge tut echt weh. Im Spiegel erschrecke ich. Das Auge ist blutunterlaufen, das linke auch, aber nur etwas. Dazu fällt mir auf das beim rechten Auge die Tränenflüssigkeit gelblich und geleeartig ist. Zuerst denke ich, ich hab so fest gerieben dass ich etwas kaputt gemacht hab. Aber Peter beruhigt mich, und tippt eher auf eine Bindehautentzündung. Wie auch immer, ich mache vorsichtshalber mal Augentropfen gegen trockene und gereizte Augen rein, dann geht es ab ins Bett. Die Nacht ist aber nicht gut. Das Auge tut weh und ich muss an mich halten nicht zu reiben. Es fühlt sich an als wäre Sand drin. Am anderen Morgen habe ich zuerst das Gefühl dass es über Nacht besser geworden ist. Aber nach einer Stunde ist klar, ich brauch einen Augenarzt. Zum Glück findet Peter über Google Maps in nur 4 km Entfernung einen Augenarzt. Als ich anrufe bekomme ich sofort einen Termin. Also holt Peter in Windeseile die Räder hinten runter und wir treten in die Pedale. Nach wenigen Minuten sind wir da. Um es kurz zu machen, es ist eine Kombi aus Bindehautentzündung und allergischer Reaktion. Also nicht schlimm, nur unangenehm. Ich bekomme antibiotische Tropfen, in zwei Tage sollte es besser sein. Also wieder auf die Räder und zurück. Da sich gegenüber der Apotheke ein Bäcker befindet stoppen wir kurz und ergattern ein Stück Zuckerkuchen. Dafür liebe ich den Norden! Am Campingplatz machen wir ein spätes Frühstück. Dann schnappen wir uns die Räder und fahren eine Runde bis zum Boots-Verleih. Wir überlegen – Kanu wäre toll oder Kajak, aber unterhalten kann man sich am besten im Tretboot. Leider bekommen wir nur ein Zweier-Boot, das ist echt eng wenn man lange Beine hat. Peter kann kaum vernünftig treten. Beim Vierer-Boot sind die Pedale anders angeordnet, aber nun gut, muss ich halt mehr arbeiten… auf geht es. Wir haben 90 min Zeit, eine Richtung ist nicht vorgegeben, die meisten fahren im Uhrzeigersinn, also fahren wir aus Prinzip entgegen. Die Tour beginnt im Südsee, dann geht es über einen schmalen Kanal zum Nordsee, dort liegt auch der Campingplatz. Der See hat einen Badebereich mit Sandstrand, dazu gibt es eine Anlage zum Wasserski fahren mit den verschiedensten Brettern. Wieder geht es in den Kanal. Bei unserem Stellplatz halten wir an und versuchen ein Selfie mit Tatzelwurm zu machen. Im dritten Anlauf sind wir erfolgreich. Weiter geht es, der Campingplatz hat mittlerweile aufgehört. Dieser Part hier gehört zum Ferienpark Achtern Diek, der aus ungezählten Ferienhäusern besteht. Wobei Ferienhäuser zum Teil echt untertrieben ist. Ganz ehrlich, das würden wir auch als Altersruhesitz nehmen, zum Teil sind es wirklich tolle Holzhäuser im skandinavischen Stil. Überall hat der Kanal Seitenarme, die Strecke ist länger als gedacht und mir war nicht klar das Tretboot fahren so anstrengend ist. Das hängt aber auch mit den vielen Wasserpflanzen zusammen, die das Boot ganz schön ausbremsen. Zwar ist auch ein „Reinigungsboot“ unterwegs und mäht unterirdisch die Pflanzen ab, trotzdem muss Peter zwischendurch ständig das Ruder von dem Geschlinge befreien. Rechts und links werden wir von Enten und Blesshühnern begleitet, langsam nähern wir uns dem Südsee wo wir gestartet sind. Da wir schneller sind als geplant und die gut 3 km in einer Stunde geschafft haben, lassen wir uns noch ein bißchen auf dem See treiben und geniessen die Sonne. Dann geben wir das Tretboot zurück und schwingen uns wieder auf die Räder. Zurück am Campingplatz ist es mittlerweile Zeit für ein Stück von dem herrlichen Zuckerkuchen mit einem leckeren Espresso. Dann kümmer ich mich um den Abwasch während Peter die Fahrräder putzt und ölt. Das Salzwasser der Nordsee hat schon die ersten Spuren hinterlassen. Als nächstes schnappen wir uns zwei Hocker und ein Fernglas und es geht ab auf den Deich, Pötte gucken. Aber irgendwie ist aktuell echt wenig los auf den großen Wasserstrassen. Mit dem Fernglas können wir erkennen, dass von Cuxhaven ein großer Kahn im Anmarsch ist, dank der Marine Radar App lesen wir, dass ein Schiff der Hapag Lloyd kommt, die Hongkong Express. Mit Ihren Maßen von 48 m Breite und weit über 300 m Länge einfach gigantisch. Aber das war es auch erst mal. Ja, Corona hat scheinbar auf alles eine Auswirkung, auch auf den Welthandel. Aber dann haben wir langsam genug Sonne für den Tag getankt. Zurück am Womo ist noch grillen angesagt, dann geht es zum Duschen. Und wie fast immer endet der Abend an der Tastatur. Morgen mehr…