Donnerstag, 25. Juni 2020
Nach einer quakigen Nacht starten wir erneut mit strahlendem Sonnenschein in den Tag. Was für ein Urlaub! Soviel schönes Wetter am Stück hatten wir noch nie. Es geht uns wirklich gut. Wenn wir ab und zu die Nachrichten einschalten, dominiert Corona immer noch das Weltgeschehen, dazu kommen Krawalle und Ausschreitungen. Beim Camping scheint das Thema ganz weit weg. An das Masken tragen im Waschhaus, an den Rezeptionen der Campingplätze und beim Einkaufen hat man sich gewöhnt, ansonsten „scheint“ alles ganz normal zu sein. Die Campingplätze dürfen mittlerweile wieder zu 100% belegt werden, alles ist wie immer. Ok, jedes zweite Wasch- und Spülbecken ist gesperrt, aber das ist auch wirklich alles. Wir geniessen jeden Moment, die Realität holt uns nächste Woche schon früh genug wieder ein. Wenn sich die Wirtschaft so schnell erholen würde wie der Tourismus an der Küste – das wäre toll, aber vermutlich sehr unrealistisch. Aber nun genug von Politik und Wirtschaft, das hier ist ja ein Reisebericht. Als erstes hole ich in der Früh Brötchen. Dann schnappen wir uns die Räder und es geht los zur DickenBerta, einem ehemaligen Leuchtfeuer an der Elbmündung. Der Radweg startet direkt am Campingplatz, durch ein Gatter geht es den Deich rauf auf eine Kuhweide (keine Mutterkühe!). Und dann beginnt das Tore - Öffnen. Denn alle paar hundert Meter kommt ein Metalltor, durch das man muss und das Kuhweiden von Schafweiden trennt. Da auf dem Radweg in beiden Richtungen recht viel los ist, kommt man sich an den Toren zum Teil wie am Kamener Kreuz vor. Aber auch hier sind alle sehr hilfsbereit, man versucht so gut es geht Abstand zu halten. Wer eh gerade vom Rad abgestiegen ist, um das Tor zu öffnen, lässt meist auch gleich ein paar andere Radler mit durch, so dass man selbst nur bei jedem 4. oder 5. Tor runter vom Rad muss. Nach einigen Kilometern am Deich entlang mit tollem Blick auf die Elbe erreichen wir die Dicke Berta. Aktuell finden aber leider keine Turmbesichtigungen statt. Hundert Meter weiter gibt es noch einen kleinen Aussichtsturm. Der Blick reicht bis nach Cuxhaven im Westen und Otterndorf im Osten. Da uns gestern die Kanalfahrt so viel Spass gemacht hat, entschließen wir uns zur Heimfahrt um das Ganze zu wiederholen, mit einem kleinen Umweg beim Supermarkt vorbei. Denn wir brauchen frische Tomaten und Salat fürs Abendessen. Warum an der Kasse auch Zuckerkuchen im Einkaufswagen war wird für immer rätselhaft bleiben… Zurück am Campingplatz packen wir Badesachen und zwei große Handtücher in den Rucksack, ausserdem etwas zu trinken. Wieder schwingen wir uns auf die Räder, jetzt geht es nochmal zum Bootsverleih. nach der Tretboot-Tour gestern entscheiden wir uns heute für ein Kanu, also gestern Training für die Oberschenkelmuskulatur, heute tun wir was für den Bizeps und den Trizeps. Diesmal buchen wir nur für 60 min, und fahren wie die meisten im Uhrzeigersinn. Herrlich, mit dem Kanu macht es mir noch mehr Spaß. Zum einen paddel ich ja leidenschaftlich gerne, ausserdem ist es absolut geräuschlos wenn man die Paddel rauszieht und man gleitet schön dahin. Nach 40 min sind wir durch die beiden Seen und die Kanäle durch – trotz Photostop beim Tatzelwurm. Bis zur Rückgabe haben wir noch Zeit, also dümpeln wir auf dem Südsee rum und beobachten die Enten, Blesshühnern und Haubentaucher. Jetzt bemerken wir auch erst, wie viele Fische sich im See und dem Kanal tummeln. Gestern ist uns da gar nicht aufgefallen, allerdings war die Sicht aus dem Tretboot auch nicht so gut wie aus dem Kanu. Dann steuert uns Peter an den Steg, wir packen unsere Räder und es geht an den Badestrand des Nordsees. Ohhh, das Wasser ist schon sehr düster und aufgewühlt. Der Boden ist aus feinem Sand und vielen vielen Schlingpflanzen. Aber egal. uns ist warm, also rein und abkühlen. Kälter als gedacht aber herrlich. Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu, also raus aus dem Wasser. Zurück am Womo ist Espresso und Zuckerkuchen Zeit – ich liebe Urlaub!!! Dann suchen wir schon mal die Sachen zum Duschen raus - einmal den Sand runterspülen, dann wird es fast schon Zeit zum Salatputzen und Essen vorbereiten. Die Zeit fliegt dahin, morgen geht es schon weiter nach Cuxhaven. Während ich die Reste vom Abendessen verräumen will, ruft Peter mich zum Sonnenuntergang-Gucken am Deich. Wir haben noch 9 Minuten – also los. Oben auf dem Deich haben sich schon eine Handvoll weitere Zuschauer eingefunden. Die Sonne fängt gerade an, am Horizont ins Wasser zu tauchen, der Himmel verfärbt sich in allen Pastelltönen. Da könnte ich stundenlang zuschauen und bekomme nie genug davon. Dann ist das Schauspiel vorbei, langsam und gemütlich gehen wir vom Deich. Plötzlich sehen wir dass einige Leute recht zügig zum Tor vom Campingplatz gehen. Stimmt, die schliessen ja um 22 Uhr ab, es ist schon 5 nach… Aber wir haben Glück und huschen gerade noch so mit rein. Und wieder neigt sich ein herrlicher Urlaubstag dem Ende zu – ich bin dankbar wie gut es uns geh



Ja, manchmal geht ein Tag anders zu Ende als man glaubt. Nachdem ich fertig geschrieben habe, bleiben wir doch noch ein bisschen draussen sitzen und lauschen dem Quaken der Frösche, die im Schilf fast direkt vor unserem Stellplatz sitzen. Naja, wir haben ja auch keine andere Chance. Denn das Quaken hört man über den gesamten Platz. Ist aber sehr idyllisch, so direkt an dem kleinen Kanal, der Himmel hat noch eine leichte rosafärbung, dazu einen kalten Cider. Dann setzen wir uns rein, und weil mir so die Augen jucken reibe ich. Hui, und dann merke ich das was nicht passt. Das rechte Auge tut echt weh. Im Spiegel erschrecke ich. Das Auge ist blutunterlaufen, das linke auch, aber nur etwas. Dazu fällt mir auf das beim rechten Auge die Tränenflüssigkeit gelblich und geleeartig ist. Zuerst denke ich, ich hab so fest gerieben dass ich etwas kaputt gemacht hab. Aber Peter beruhigt mich, und tippt eher auf eine Bindehautentzündung. Wie auch immer, ich mache vorsichtshalber mal Augentropfen gegen trockene und gereizte Augen rein, dann geht es ab ins Bett. Die Nacht ist aber nicht gut. Das Auge tut weh und ich muss an mich halten nicht zu reiben. Es fühlt sich an als wäre Sand drin. Am anderen Morgen habe ich zuerst das Gefühl dass es über Nacht besser geworden ist. Aber nach einer Stunde ist klar, ich brauch einen Augenarzt. Zum Glück findet Peter über Google Maps in nur 4 km Entfernung einen Augenarzt. Als ich anrufe bekomme ich sofort einen Termin. Also holt Peter in Windeseile die Räder hinten runter und wir treten in die Pedale. Nach wenigen Minuten sind wir da. Um es kurz zu machen, es ist eine Kombi aus Bindehautentzündung und allergischer Reaktion. Also nicht schlimm, nur unangenehm. Ich bekomme antibiotische Tropfen, in zwei Tage sollte es besser sein. Also wieder auf die Räder und zurück. Da sich gegenüber der Apotheke ein Bäcker befindet stoppen wir kurz und ergattern ein Stück Zuckerkuchen. Dafür liebe ich den Norden! Am Campingplatz machen wir ein spätes Frühstück. Dann schnappen wir uns die Räder und fahren eine Runde bis zum Boots-Verleih. Wir überlegen – Kanu wäre toll oder Kajak, aber unterhalten kann man sich am besten im Tretboot. Leider bekommen wir nur ein Zweier-Boot, das ist echt eng wenn man lange Beine hat. Peter kann kaum vernünftig treten. Beim Vierer-Boot sind die Pedale anders angeordnet, aber nun gut, muss ich halt mehr arbeiten… auf geht es. Wir haben 90 min Zeit, eine Richtung ist nicht vorgegeben, die meisten fahren im Uhrzeigersinn, also fahren wir aus Prinzip entgegen. Die Tour beginnt im Südsee, dann geht es über einen schmalen Kanal zum Nordsee, dort liegt auch der Campingplatz. Der See hat einen Badebereich mit Sandstrand, dazu gibt es eine Anlage zum Wasserski fahren mit den verschiedensten Brettern. Wieder geht es in den Kanal. Bei unserem Stellplatz halten wir an und versuchen ein Selfie mit Tatzelwurm zu machen. Im dritten Anlauf sind wir erfolgreich. Weiter geht es, der Campingplatz hat mittlerweile aufgehört. Dieser Part hier gehört zum Ferienpark Achtern Diek, der aus ungezählten Ferienhäusern besteht. Wobei Ferienhäuser zum Teil echt untertrieben ist. Ganz ehrlich, das würden wir auch als Altersruhesitz nehmen, zum Teil sind es wirklich tolle Holzhäuser im skandinavischen Stil. Überall hat der Kanal Seitenarme, die Strecke ist länger als gedacht und mir war nicht klar das Tretboot fahren so anstrengend ist. Das hängt aber auch mit den vielen Wasserpflanzen zusammen, die das Boot ganz schön ausbremsen. Zwar ist auch ein „Reinigungsboot“ unterwegs und mäht unterirdisch die Pflanzen ab, trotzdem muss Peter zwischendurch ständig das Ruder von dem Geschlinge befreien. Rechts und links werden wir von Enten und Blesshühnern begleitet, langsam nähern wir uns dem Südsee wo wir gestartet sind. Da wir schneller sind als geplant und die gut 3 km in einer Stunde geschafft haben, lassen wir uns noch ein bißchen auf dem See treiben und geniessen die Sonne. Dann geben wir das Tretboot zurück und schwingen uns wieder auf die Räder. Zurück am Campingplatz ist es mittlerweile Zeit für ein Stück von dem herrlichen Zuckerkuchen mit einem leckeren Espresso. Dann kümmer ich mich um den Abwasch während Peter die Fahrräder putzt und ölt. Das Salzwasser der Nordsee hat schon die ersten Spuren hinterlassen. Als nächstes schnappen wir uns zwei Hocker und ein Fernglas und es geht ab auf den Deich, Pötte gucken. Aber irgendwie ist aktuell echt wenig los auf den großen Wasserstrassen. Mit dem Fernglas können wir erkennen, dass von Cuxhaven ein großer Kahn im Anmarsch ist, dank der Marine Radar App lesen wir, dass ein Schiff der Hapag Lloyd kommt, die Hongkong Express. Mit Ihren Maßen von 48 m Breite und weit über 300 m Länge einfach gigantisch. Aber das war es auch erst mal. Ja, Corona hat scheinbar auf alles eine Auswirkung, auch auf den Welthandel. Aber dann haben wir langsam genug Sonne für den Tag getankt. Zurück am Womo ist noch grillen angesagt, dann geht es zum Duschen. Und wie fast immer endet der Abend an der Tastatur. Morgen mehr…