Wir starten den Tag gemütlich mit leckerem Kaffee aus unserer Nespresso. Bis jetzt war das ein ewiges hinstellen und wegräumen, weil die Kaffeemaschine - obwohl so klein - doch immer im Weg stand. Aber dann hat Peter eine Wandhalterung entdeckt. Ok, eigentlich ist das keine Wandhaltung, aber man kann sie dazu umbauen. Und nun hängt unsere kleine Inissia an der Wand zum Kühlschrank. Dort kann sie die ganze Zeit - auch während der Fahrt - hängen bleiben und ich muss sie nicht jedes Mal wegpacken, nur weil ich abwaschen oder kochen will. So langsam bekommt unser Tatzel immer mehr unseren ganz persönlichen Touch. Nach dem frühstücken sitzen wir noch eine Weile in der Sonne, ich lese noch ein bisschen in meinen Küstenkrimis und irgendwann packt uns doch die Unruhe. Wir wollten ja ein bisschen die Insel erkunden. Wir packen ein paar Sachen in die Rucksäcke - Getränke, ein paar Kekse, Jacken und Sonnencreme - dann machen wir uns auf den Weg. Wir wollen von Sudersand quer rüber nach Langhammarshammaren, in das Naturreservat. Ganz so quer durch wie wir wollen klappt es leider nicht. Trotzdem finden wir eine wirklich tolle und kreative Radstrecke. Die Wege sind abseits der Straßen oft schlecht, also grob geschotterte Feldwege mit teils tiefen Auswaschungen. Mama würde die Krise bekommen und auch ich fluche zwischendurch, weil es teils heftige Schläge ins Kreuz gibt. Aber dafür gibt es keine Autos, und landschaftlich ist es toll. Wir fahren zwischen verstreuten Gehöften durch, oft führt der Weg über private Grundstücke. Aber die einzige Vorgabe heisst: stäng grinden, also Gatter schliessen. Schnell haben wir uns darauf eingespielt - Peter fährt vor, öffnet meist aus dem Sattel raus das Gatter und hält mir das Tor auf. Ich steige ab, schiebe mein Rad durch und schliesse das Gatter wieder sorgfältig hinter uns. Weiter geht es - meist zwischen Kiefernhainen durch und vorbei an riesigen Fliederbüschen. Es duftet nach Sommer und wenn man es nicht besser wüsste, könnte es auch die Bretagne sein. Der Weg ist länger als geplant, aber nach knapp 14 km sind wir am (ersten) Ziel. Es tummeln sich tatsächlich diverse Wohnmobile hier und einige Autos und Radler. trotzdem verläuft sich alles noch gut, von Menschenaufläufen wie auf Sylt sind wir weit weg. Nach der üblichen Photo-Orgie geht es weiter. Eigentlich wollten wir direkt wieder zurück, aber der Tag ist jung und das Wetter toll. Also fahren wir zurück Richtung Sike. Kurz vorher biegen wir nach Helgumannen ab, dort gibt es ein kleines altes Fischerdorf zu besichtigen. Wobei die Bezeichnung Dort für 10 Fischerhütten schon hochgegriffen ist. Aber schön ist es und man kann die alte Räucherei immer noch riechen. Dann fahren wir noch die 4 km lange Digerhuvud Nationalreservat Route ab, dort reiht sich Felsformation an Felsformation. Nicht so spektakulär wie gestern in Folhammars aber trotzdem beeindruckend. Nun fahren wir direkt durch nach Lauterhorn in den Hafen. Dort befindet sich der Gästehamn. Ein Wohnmobilstellplatz mit tollem Ausblick. Man darf dort so lange stehen wie man möchte, Bezahlung in bar oder am Ticketautomat. Es gibt Strom, Wasser, Sanitär und Dusche. Top, vielleicht fahren wir da auch noch für eine Nacht hin, bevor wir uns auf den Rückweg nach Gotland machen. Aber jetzt machen wir uns erstmal auf den Rückweg zum Campingplatz. Noch ungefähr 14 km liegen vor uns, und es ist ganz schön warm. Nach 12 km erreichen wir den einzigen Supermarkt auf Fǻrö. Dort machen wir einen schnellen Stop, füllen unsere Salatvorräte auf und zufälligerweise haben die auch noch Waffelhörnchen mit Salted Karamell Eis in der Truhe an der Kasse, das haben wir uns jetzt auch verdient. Wir setzen uns vor dem Laden aufs Bänkle in die Sonne und geniessen wohlig das leckere Eis. Dann geht es auf die letzten knapp 2 km und wir sind dahoam. Oh, heute Nacht schlafe ich glaube auf dem Bauch. 40 km waren es jetzt heute. Da lächeln vermutlich viele drüber, aber für uns Schreibtischtäter war das nach einem dreiviertel Jahr Pause echt anstrengend. Als erstes mache ich uns Kaffee, dann verräumen wir die Einkäufe. Eigentlich wollen wir ja die Füsse hochlegen, aber das Wetter ist zu schön. Also schnappen wir uns unsere Schlappen und gehen nochmal zum Strand. Einmal wenigstens noch Füsse baden heute. Zurück am Womo wird es langsam Zeit das Abendessen vorzubereiten. Es steht ? bei dem Wetter keine Frage ? Salat und grillen auf dem Plan. Nach dem Essen packen wir den Abwasch einfach in eine große Schüssel. Das muss bis morgen warten. Jetzt heisst es noch schön duschen und dann ist Feierabend. Mittlerweile ist es auch schon echt frisch draussen, daher setz ich mich zum schreiben rein. Während mein Mann mir Gesellschaft leistet, fliegen meine Finger über die Tastatur. Ein toller Tag liegt hinter uns - mal schauen was der morgige bringt.
eowynrohan am 05. Juni 2021