Montag, 21. Juni 2021
Die Nacht ist ruhig, es regnet nur leicht. Diesmal weckt uns keine Sonne, der Himmel ist grau und hängt voll Wolken. Also frühstücken wir wieder drin. Da für den frühen Abend weitere Gewitter angekündigt sind, entscheiden wir uns schon mal, soweit es geht, im trocknen ab zu bauen. Wir haben zwar noch zwei Tage bis zur Weiterfahrt, aber draussen sitzen können wir ja bei Bedarf auch ohne Vorzeltteppich und Markise. Also heisst es wieder Sturmbänder lösen, alle Heringe und Befestigungen weg, alles sauber machen und ordentlich verräumen. Wir lassen uns Zeit, trinken nebenbei noch den ein oder anderen Kaffee. Mittags stehen nur noch Tisch und Stühle draussen, wir sind fast abfahrbereit. Aber wie gesagt, wir haben ja noch zwei Tage. Nochmal den ganzen Tag am Platz bleiben wollen wir allerdings nicht. Schwimmen wird wohl eher nichts bei den Temperaturen, und radeln bei Regen und Matsch ist auch nicht prickelnd. Wir entscheiden uns, nach Sjötorp zu laufen. Das sind zwar auf direktem Weg 6,5 km einfache Richtung, und vor Ort kommt sicherlich noch der ein oder andere Kilometer hinzu. Aber der Tag ist ja noch lang. Schliesslich ist heute der 21.06., also der längste Tag des Jahres. Wir nehmen einen Rucksack mit, packen eine Flasche zu trinken ein, ein paar Kekse und unsere Regenjacken, Gerade hellt es sich etwas auf und mit 19° ist es im T-Shirt angenehm. Den Weg kennen wir zwar schon vom radeln, trotzdem sieht er zu Fuss ganz anders aus und durch die langsamere Geschwindigkeit sieht man viel mehr. Vor allem die naturbelassenen Blühstreifen rings an den Straßen faszinieren uns. Immer wieder bleiben wir stehen und testen unser botanisches Wissen aus. Und zur Not helfen uns Google und unsere Pflanzen App. Am schönsten sind die riesigen Lupinenfelder, aber auch die Fingerhut-Stauden bieten ein tolles Farbenspiel, dazu Kamille, Wegerich und Hahnenfuß. Nach knapp 1,5 Stunden erreichen wir den Kanal. Man merkt das heute Montag ist und wenig los. Wir gehen nochmal zu dem Café mit den leckeren Krabbenbroten, denn nach der Lauferei haben wir Hunger bekommen. Dann entdecken wir auf der Karte die Tagesgerichte. 10 ? für ein Tellergericht, dazu Wasser und Kaffee, Knäckebrot und Salat. Da wir uns nur schwer entscheiden können, wählen wir zwei unterschiedliche Gerichte und teilen. Einmal nehmen wir die typisch schwedischen Köttbullar in Rahmsauce, dazu hausgemachtes Kartoffelpüree und Preiselbeeren. Und einmal die panierte Scholle mit hausgemachter Remoulade und kleinen Kartöffelchen in Schale. Beides sehr lecker! Gut gestärkt geht es weiter und wir erkunden noch ein bisschen das Gebiet um den Hafen, laufen bis zum Ufer des Vänern und machen Photos der Schleusen. Wir bekommen ja schon Lust, uns selbst ein Boot zu mieten und den Kanal einmal komplett von der Ostküste bis zum Vänern zu durchfahren. Denn in Schweden benötigt man für Boote, die kürzer als 12 m und schmaler als 4 m sind keinen Führerschein. Wenn wir heute Abend zurück sind werde ich direkt mal schauen wie lange man dafür einplanen muss. Man muss ja logischerweise hin- und zurück fahren um das Boot wieder abzugeben. Der Himmel wirkt immer bedrohlicher, also machen wir uns langsam wieder auf den Rückweg. Beim Laufen haben wir Zeit und überlegen ob wir Ende Juli zum Match in die Slowakei fahren oder nicht. Wir sind hin- und hergerissen. Das gute ist, dass jeder Teilnehmer bei der Ankunft getestet wird. Ausserdem haben wir bis dahin unsere zweite Impfung und das Match findet draussen im Steinbruch statt. Aber bei der Anreise müssen wir immer die Vorgaben im Blick haben bzgl. der Durchreise durch Tschechien oder Österreich. Und irgendwie fehlt einfach ein bisschen die ?Leichtigkeit?, die solch ein Match ja haben soll. Ich schätze aber schon dass wir fahren werden, es ist das einzige Turnier bei dem man Parcoure mit Distanzen von mehr als 350 m hat. Das gibt es in Deutschland nicht. Und Peter leidet schon sehr unter der erzwungenen Trainingsfreien Zeit. Mal schauen, in den nächsten 4 Wochen kann noch viel passieren. Wir haben mittlerweile die Landstrasse und die Schotterpiste hinter uns und befinden uns auf den letzten 2 km Richtung Campingplatz. Das Wetter hat uns verschont und wir kommen trockenen Fußes am Womo an. Wir setzen uns vor die Tür und trinken erstmal einen Espresso. Und mit dem letzten Schluck beginnen die ersten Tropfen zu fallen. Wir schnappen schnell den Rucksack und unsere Schuhe, Peter stellt noch Tische und Stühle dicht ran und wir huschen rein. Dann bricht draussen das Unwetter los. Da haben wir wirklich Glück gehabt! Nun machen wir es uns drin gemütlich. Ich schnappe mir mein eBook und lese noch ein bisschen in meinem Krimi, mittlerweile der 5. in diesem Urlaub!!! Währenddessen surft Peter ein bisschen im Internet und spielt eine Runde Picross.