Mittwoch, 23. Juni 2021
Der letzte Morgen in Askevik ist angebrochen. Das Wetter ist durchwachsen, aber heute ziehen wir eh weiter. Nach dem Frühstück heisst es abwaschen, dann wird wieder alles fest verräumt. Um das Besteck mache ich immer Schnippgummis, damit es nicht so klappert beim Fahren, Lücken fülle ich mit Geschirrtüchern und Topflappen aus und so weiter. So langsam bin ich ja geübt. Auch bei den Rollos an den Fenstern wissen wir mittlerweile genau, welches auf welcher Position am wenigsten rabbelt. Bei der Küche muss zum Beispiel die Verdunkelung ganz runter und das Mosquitonetz eingerastet sein. Bei der Luke über den Vordersitzen müssen wir auf 1/3 stellen. Dann noch die Waschbeutel im Bad runter stellen und die Badezimmertür schliessen und wir können starten. Zuerst allerdings nur bis zu Dumpingstation, einmal Grauwasser raus und Frischwasser rein. Die Toilette hat Peter auch schon geleert und frisch gemacht. Nun geht es los zu unserem letzten Wegpunkt vom Urlaub. Auf Grund Midsomar sind doch etliche Campingplätze ausgebucht. Wie bereits vor ein paar Tagen geschrieben hat Peter für uns einen kleinen einfachen Campingplatz an einem See gefunden. Bjorsbo Forest & Lake Hideaways. Aber wie üblich fahren wir nicht auf dem direkten Weg dorthin, dazu ist es hier viel zu schön. Als erstes geht es ein kleines Stück zurück am Vänern hoch bis Gullspǻng. Dort fahren wir zu der Lachstreppe mit ihren sieben Stufen. Da gerade keine Laichzeit ist, können wir leider keine springenden Lachse sehen, interessant ist es trotzdem. Weiter geht es querrüber zum Vättern, dem zweitgrößten See Schwedens. Das Wetter wird besser und der Blick auf den See ist herrlich. Hat ein bisschen was vom Gardasee. Schön wieder unterwegs zu sein, mehrere Tage auf dem gleichen Campingplatz stehen ist einfach nicht das richtige für uns. Ausser im Sommer an der Ostsee. Aber da sind wir auch die ganze Zeit mit den SUP?s auf dem Wasser. Auf jeden Fall fühlt es sich gerade gut an, wieder unterwegs zu sein. Die Zeit vergeht wie im Flug, und eigentlich ist nicht viel zu berichten ausser dass wir an tausenden wundervoll blühenden Lupinen vorbeigefahren sind, die Straßen waren auf zig Kilometern gesäumt mit Lupinen in allen möglichen rosa und lila Tönen und zwischendurch auch immer wieder mal weisse. Dann erreichen wir Kulltorp bzw. den Abzweig zum Campingplatz. ?Versteck? heisst unser Campingplatz, und genauso liegt er auch. Der eigentliche Platz ist von der Hauptstrasse einen knappen Kilometer entfernt. Nach 300 m kommt das erste kleine Schild in Englisch, das man noch richtig ist. Weitere 300 oder 400 m das nächste Schild mit dem Hinweis dass man unbesorgt sein soll, man wäre immer noch richtig. 100 m vor der Rezeption dann der Hinweis: Fast geschafft! Und dann ist man wirklich an einem verwunschenen Ort. Die Rezeption ist nicht besetzt, stattdessen hängt dort ein Schild mit einer Handynummer. Es ist aber alles auf, also da steht die Kasse vom Campingplatz, diverse Lebensmittel zum Verkauf, selbst gestrickte Socken kann man erwerben und und und. Aber alles auf Vertrauensbasis. Bezahlung mittels Swish, wie überall hier oder auch in bar einfach auf den Tisch legen. Das wäre in Deutschland (unserer Ansicht nach) unvorstellbar. Wir rufen die Nummer an und eine sehr freundliche Dame informiert uns, dass sie vermutlich in einer Dreiviertelstunde da ist. Wir sollen uns hinstellen wo wir möchten. Es gibt keine festen Stellplätze. Auf dem Platz gibt es ein paar Stromanschlüsse verteilt. Wer keinen Strom braucht kann auch quasi bis direkt an den See ranfahren. Wir suchen uns einen tollen Platz oberhalb vom See mit einem tollen Ausblick. Wir haben genug Platz um die Markise auszufahren. Und vor der Markise haben wir eine Art Holzterrasse. Wow, es ist wirklich schön hier. Wir laufen los und erkunden erstmal alles. Die Sanitäranlagen sind sehr einfach aber sauber. Duschen ist umsonst, es gibt eine große Küche für alle die mit dem Zelt kommen oder eine der beiden einfachen Hütten mieten. Auch eine Latrine zum leeren der Kassettentoilette ist da. Allerdings kein Gulli um das Grauwasser abzulassen. Sie fragt uns was wir zum abwaschen und duschen verwenden. Als wir ihr sagen dass wir beim Camping nur 100% biologisch abbaubare Produkte nehmen, bittet sie uns unser Wasser direkt auf der Wiese abzulassen. Aktuell gibt es eine stark erhöhte Waldbrandgefahr und jeder Tropfen Feuchtigkeit würde nutzen. Das ist ja echt toll, und genau das ist auch der Grund warum wir extra auf Naturprodukte umgestiegen sind. Denn wenn man tatsächlich mehrere Wochen wild steht muss man ja irgendwann sein Abwasser loswerden. Selbst für unser WC haben wir mittlerweile eine ökologische und biologisch 100% abbaubare Alternative gefunden, die noch dazu auch viel besser riecht als die Chemie die wir am Anfang benutzt haben. Nach dem alle unsere Fragen somit geklärt sind, richten wir uns langsam häuslich ein. Mittendrin entscheiden wir, mal schnell in den See zu springen bevor es zu kalt wird. Herrlich! Auch wenn die Wasserfarbe anfangs etwas gewöhnungsbedürftig ist. Hier rund rum ist sehr viel Moor, vermutlich daher ist das Wasser im See ziemlich bräunlich. Dafür gibt es nicht wie beim Vänern einen steinigen Strand sondern ganz weichen Sand der auch den gesamten Grund des Sees bedeckt. Wir planschen eine Weile ganz allein im See, dann gehen wir hoch und duschen uns ab. Während ich das Essen vorbereite baut Peter zu Ende auf. Wir grillen und dann ist es schon Zeit den Laptop hervorzukramen. Mit den Abendwolken kommen auch immer mehr Mücken und Bremsen hervor. Ich hoffe das mich die Mückenspirale noch eine Weile rettet, sonst muss ich samt Rechner doch noch nach drinnen fliehen.