Dienstag, 8. Juni 2021
Vorsorglich hatte Peter ja bereits gestern den Wetterbericht geprüft und gesehen, dass es in der Nacht regnen soll. Und wetter.com hatte tatsächlich recht. Gegen 5 Uhr werden wir wach vom Regen der aufs Dach trommelt. Zum Glück bzw. in weiser Voraussicht haben wir daher bereits gestern Abend alles im trocknen abgebaut und verstaut. So bleibt heute früh nicht mehr viel zu tun. Nach dem Frühstück spül ich das Geschirr, überprüfe nochmal alle Schränke und polstere Lücken mit Geschirrtüchern aus. In der Zeit programmiert mein Mann das Navi und bringt unser Womo wieder in den Abfahrt-Modus. Mittlerweile hat es wieder aufgehört zu regnen, und während ich nochmal den letzten Müll wegbringe, fährt Peter das Womo von den Keilen und kappt die Stromversorgung. Dann geht es zum Dumping. Grauwasser ablassen, Frischwasser haben wir schon bereits bei uns am Platz nachgefüllt. Denn dank des Silberionen-Netzes im Tank müssen wir jetzt nicht mehr alle 3 Tage komplett das Frischwasser ablassen und vollständig neu betanken. Mit diesem Netz können wir das Wasser durchgehend bis zu 6 Monaten drin lassen bzw. immer nur nachfüllen. Erst dann muss es einmal komplett gewechselt werden und kann nochmal bis zu 6 Monaten drin bleiben. Wenn man oft autark steht ist das eine gute Investition, denn Wasser ist neben Gas für uns das wichtigste Hab und Gut. Strom liefern unsere Solarpanels, und zur Not kommen wir auch ohne Strom aus. So, wir sind startklar, nun noch schnell die Endabrechnung und wir starten Richtung Fähre über den Fǻrösund. Wir haben Glück, vor uns ist noch nicht so viel los. Die Fähre ist gerade auf der anderen Seite angekommen. Nach knapp 20 min Wartezeit ist es soweit und wir rollen drauf. 10 min Überfahrt und wir sind wieder zurück auf Gotland. Da wir heute nichts mehr vorhaben ausser bis nach Visby zu fahren, hat sich mein Mann eine kreative Routenführung überlegt. Als erstes geht es Richtung Ar und zur Blauen Lagune, einem traumhaft schönen Badesee. Wir stehen nun auf einem riesigen Parkplatz, scheinbar ist hier im Sommer viel los. Im Moment stehen lediglich 2 Womos auf dem Platz, und scheinbar auch nicht nur für eine Nacht. Dazu kommt ein halbes Dutzend PKW. Aber das Areal ist riesig, im Sommer sind hier sicherlich hunderte Einheimische und Touristen. Nach einem kurzen Spaziergang am Ufer entlang geht es weiter, und zwar direkt an der Küstenlinie lang. Hm, ob mein Mann unseren Tatzelwurm mit einem Suzuki Jimny verwechselt hat? Die Strecke lässt es fast vermuten. Landschaftlich ein absoluter Traum, der Blick über die Küste ist atemberaubend. Genauso wie die Strecke an sich. Sicher toll mit einem Geländefahrzeug, aber manchmal kommen die Äste doch sehr dicht ans Womo oder rauschen nur ganz knapp über die Sat-Schüssel und die Dachluken. Aber das muss ich ihm lassen, was er sich einbrockt löffelt er auch wieder aus. Ich hätte ja das Womo stehen gelassen den ADAC gerufen und gesagt, seht zu wie ihr das da raus bekommt. Peter indessen jongliert in Schrittgeschwindigkeit durch tiefe Schlaglöcher, weicht Ästen und Büschen aus und hat sichtlich Spaß. Wie gesagt, landschaftlich ein Hit und absolut einsam, trotzdem bin ich ein klitzekleines bisschen erleichtert als wir am Bläse Kalkbruksmuseum ankommen und damit auch wieder in der Zivilisation. Leider hat das Museum zu, aber auf dem Aussengelände können wir uns umschauen. Leider sind alle Infotafeln auf Schwedisch, da müssen wir zuhause noch ein bisschen recherchieren. Weiter geht es nach Lickershamn, der letzten Station vor Visby. Als erstes geht es zu der Fischräucherei. Wir holen zwei Stück geräucherten Lachs, für mich pur, mein Mann hat die etwas schärfer gewürzte Variante gewählt. Danach starten wir eine kleine Wanderung. zuerst am Hafen entlang, dann durch Kiefernwälder über einen schmalen Klettersteig rüber zum Jungfrun Felsen. Weiter zum Bunker und dann wieder zurück. Wir haben noch viel Zeit, also trinken wir vor dem Womo in der Sonne einen Espresso. Gerade als wir zusammengepackt haben, fragt uns eine Rucksacktouristin in Englisch nach einem offenen Restaurant. Leider müssen wir auf das Schild verweisen, dass das Restaurant nur am Wochenende geöffnet hat. Im Gespräch stellt sich plötzlich raus das sie auch aus Deutschland kommt und bereits seit April zu Fuss in Schweden unterwegs ist. Respekt! Wir stillen ihren ersten Hunger mit Nutella Croissants und belgischen Waffeln, glücklich macht sie sich auf den Weg und läuft weiter. Wir drehen auch noch eine Runde durch die Felder und zu einer Töpferei, die aber erst Mitte Ende Juni öffnet. Zurück am Womo machen wir uns auf die letzte Etappe des Tages und fahren bis Visby. Dort suchen wir uns einen Übernachtungsplatz. Der ursprünglich geplante Parkplatz verbietet leider Übernachtungen. Wir bekommen den Tip zum inneren Hafen zu fahren. Dort gibt es 10 Wohnmobilstellplätze. Der Platz ist wirklich toll, leider haben wir jedoch ein Problem mit der Bezahlung. Denn dazu benötigt man die Parkster App. Und um dort ein Kundenkonto anzulegen braucht man eine schwedische Sozialversicherungsnummer. Wir gehen volles Risiko und bleiben einfach stehen und hoffen dass keiner kontrolliert. Dann gehen wir noch eine Runde ums Hafenbecken, zurück im Womo machen wir eine kurze Brotzeit und packen unsere Sachen für die morgige Fährfahrt. Der Wecker steht auf 5 Uhr, um 5.30 Uhr wollen wir spätestens an der Fähre sein. Und dann geht es ab in den Norden.