An unserem quasi letzten Tag auf Fǻrö weckt uns auch heute wieder die Sonne. Zum Frühstück gibt es wieder das (leider) nicht süße Cranberry Ciabatta, dazu reichlich Kaffee. Dann studiert Peter die Landkarte während ich schon mal die Rucksäcke präpariere. Heute wollen wir den südlichen Teil von Fǻrö erkunden. Ich fülle unsere Thermo-Trinkflaschen frisch mit eiskalter Pepsi auf, dazu eine Flasche Wasser. Ein paar salzige Kekse, Mini-Salamis und wir sind gerüstet. Gute 40 km stehen auf dem Programm. Wir sind gespannt wie die Wege sind, auf Fahrten direkt entlang am Strand verzichten wir von vorneherein. Zum Start geht es vom Campingplatz aus auf einer kleinen Nebenstraße Richtung Südwesten. Und wieder können wir uns nicht sattsehen an den hunderten riesigen Fliederbüschen, mit ihren dicken weissen und lila Blüten. Der Duft ist unglaublich und mischt sich mit dem Geruch vom frisch gemähten warmen Gras. Wir könnten ewig so weiter fahren. Rechts und links des Weges sehen wir die für diese Gegend typischen kleinen Schwedenhäuschen. Fast alle mit kleiner Veranda und einer Terrasse, und fast immer mit einem Wintergarten. Dabei gibt es die abenteuerlichsten Kreationen, beliebt sind hier unter anderem auch Gewächshäuser. Das macht auch Sinn, denn die haben ja meist große zu öffnende Dachfenster, so dass die Luft gut zirkuliert und die Hitze nicht steht. Grundsätzlich sind die Häuser eher klein, oft nicht mehr als geschätzt 70 - 80 m². Dafür sind die Grundstücke meist groß und es gibt fast immer Nebengebäude. Nun erreichen wir Stora Hoburga, hier müssen wir leider auf die große Verbindungsstrasse. Geschätzt gute 4 - 5 km, dann erreichen wir Fǻrö (diesmal ist das kleine Dörfchen gemeint) und dort geht es ab auf einen Feldweg. Mal führt es uns nun dicht ans Wasser - das allerdings zum Teil echt brackig riecht. Dann geht der Weg über Felder mit den charakteristischen niedrigen Steinmauern, als nächstes durchqueren wir Kiefernhaine mit dem Geruch nach warmen Harz. Und leider haben wir zwischendurch auch wieder felsige Strecken, bei denen man wirklich aufpassen muss nicht wegzurutschen und zu stürzen. Also für Rennräder ist die Strecke ganz sicher nichts, doch wir geniessen die Fahrt und freuen uns über jede kühlende Brise. Auch heute geht es wieder oft über Privatgrundstücke und wir müssen wieder diverse Gatter auf und zumachen, Dazwischen fahren wir fast Slalom, denn wenn uns nicht gerade ein Mutterschaf mit Lämmern vor die Räder springt dann müssen wir den ganzen Sch?haufen ausweichen. Was uns auch gut gelingt. Naja, also Peter besser als mir. Ich glaube mein Vorderrad müsste dringend mal gekärchert werden. Nun kommen wir an einem großen Grundstück vorbei, im Hintergrund sehen wir ein auffälliges Haus, mit Alarmanlagen und einem hohen Zaun, alles sehr untypisch für die Gegend. Eigentlich kann man hier jedem bis auf den Teller schauen. Dann lesen wir einen Hinweis, dass es sich um das Haus von dem verstorbenen Ingmar Bergman, dem berühmten Regisseur handelt. Nun erreichen wir Ryssnäset und wollen bis ganz in die Spitze fahren, doch daraus wird nichts. Der ganze südliche Teil ist Vogelschutzgebiet und bis 15.07. gesperrt. Also ist bereits an der Engelska kyrkogǻrden unser Ziel. Was es mit diesem Platz genau auf sich hat, wissen wir nicht. Und alle Websiten und Infos finden wir nur in schwedisch. Auf jeden Fall gibt es ein winziges Häuschen das scheinbar als Unterschlupf diente. Eigentlich wollen wir hier eine Pause einlegen, wir haben jetzt über 20 km geradelt, und es gibt hier eine nette Sitzecke. Aber binnen Minuten ist Peter total zerstochen, und auch ich habe ein halbes Dutzend Mückenstiche kassiert. Ok, also auf die Räder und schnell weiter. Wir radeln nun auf einer kleinen Landstrasse bis nach Fǻrö (wieder ist der Ort gemeint). Dort machen wir erneut einen Anlauf für ein kleines Picknick. Aber scheinbar haben uns die Mücken verfolgt. Kaum sitzen wir, rollt die nächste Angriffswelle. Und wieder springen wir auf die Räder und flüchten, und diesmal direkt bis zum Campingplatz. Genau 40 km stehen auf dem Tacho, und das spüren wir auch gerade am Popo und auch in den Oberschenkeln. Schnell mache ich uns einen Espresso bevor wir uns nochmal auf die Räder setzen. Diesmal ist unser Ziel jedoch nah, wir wollen zum ICA und uns unser Nachmittags-Eis holen. Gemütlich setzen wir uns wieder vor dem Laden aufs Bänkle und geniessen jeder ein Waffelhörnchen mit leckerem Salted Caramel Eis. Dann geht es zurück zum Campingplatz und wir ziehen unsere Badesachen an. Eben noch ganz mutig, verschwindet mein Badewunsch in dem Moment als ich die Zehen ins Wasser tunke. Wow, gestern war die Ostsee ja wirklich schon frisch mit nur 12°. Aber heute, vielleicht durch den leichten Seegang, ist die Temperatur ja sicherlich nochmal 1-2° tiefer. Nö, da bin ich durchaus auch mal Mädchen und gehe nur bis zu den Oberschenkeln ins Wasser. Mein Mann ist aber natürlich ein ganzer Kerl und macht tatsächlich einen Köpper. Ich erfriere ja schon fast beim zusehen! Zurück am Womo schnappen wir uns unsere Handtücher und dann geht es erst mal ab unter die heisse Dusche. Und dann steht noch etwas Arbeit an. Während ich innen sauber mache packt mein Mann schon mal die Fahrräder hinten drauf. Dann mache ich Küchendienst und Peter fängt an draussen abzurüsten. Also Sonnenschutz weg, Teppich zusammen legen, Markise rein, und und und. Morgen geht es wieder auf die Piste. Nach einem schnellen Abend essen heisst es noch abwaschen, Grill putzen und flugs ist es fast 22 Uhr. Nun schnappe ich mir meinen Rechner für den Tagesbericht während Peter die Routenplanung für die kommenden Tage übernimmt.
eowynrohan am 08. Juni 2021