Unser letzter Urlaubstag in Schweden, morgen geht es zurück zur Fähre. Heute feiern die Schweden den Midsomar-Abend, morgen ist dann der Midsomar-Nachmittag mit den traditionellen Feiern im Familien- und Freundkreis. Wir haben lange überlegt was wir machen sollen. Und letztendlich haben wir uns entschieden, alles zusammenzupacken, nur Tisch und Stühle stehen zu lassen und zu dem Nationalpark zu fahren. In der Hoffnung dass wir heute Abend wieder auf der gleichen Stelle stehen können. Auf Grund Midsomar besteht natürlich die Gefahr dass der Platz voll wird. Nach dem Frühstück packen wir etwas zu trinken in unsere Rucksäcke, für jeden ein langärmeliges Shirt falls es kälter wird, ein paar Kekse und Bananen. Peter trennt uns vom Strom, runter von den Keilen und los geht es. Ja, und der Anfang ist direkt hakelig. Wie ja bereits beschrieben ist der Weg von der Hauptstraße zum Campingplatz recht eng und schmal. Und uns kommen auf den 1.000 m tatsächlich drei Autos entgegen. Aber die Fahrer der PKW?s sind nett und fahren weit rechts ran bis in die Büsche, so kommen wir gut durch. Zum Store Mosse Nationalpark dauert die Fahrt (mit dem Auto) eine knappe Viertelstunde. Es gibt extra Wohnmobilparkplätze, auf denen man 24 Stunden umsonst stehen darf. Viel los ist nicht, und wir parken unseren Tatzel flugs ein. Dann gibt es eine ordentliche Dosis Anti-Brumm auf die Haut. Ich bin diesmal gnadenlos, es wird alles eingesprüht. Arme, Beine, Nacken, dann eine ordentliche Ladung in die Hände und damit durch Haare und Gesicht. Meine Motivation auf Stechinsekten ist gedeckt. Peter sprüht sich nur Arme und Beine ein, hoffentlich geht das gut. Diesmal denken wir sogar an unsere Wanderstöcke! Dann geht es los. Wir haben uns für den 12 km Loop mit einigen kleinen Extra-Wegen entschieden. Los geht es, vorbei an einer großen Wiese mit etlichen Bänken und Tischen. Einige Familien sitzen bereits bei einem leckeren Picknick zusammen, aber wie gesagt es ist grundsätzlich weniger los als erwartet. Vorbei geht es nun am Naturum, dem Besucherzentrum. Auf Grund Corona hat es allerdings noch geschlossen. Am Naturum vorbei geht es dann durch den Wald Richtung Moor und Sumpf. Und als erstes zischt Peter eine kleine Kreuzotter über die Füsse. Das fängt ja gut an. Da sind mir die vielen Libellen lieber ,die uns begleiten. Nach gut 2,5 km erreichen wir einen Abzweig zu einem kleinen See. Wir biegen ab und laufen einen knappen Kilometer über neu angelegte Stege. Am Ende befindet sich ein Picknickplatz mit mehreren getrennt stehenden Tischen und Bänken und einer Badestelle. Dort rasten wir und naschen direkt mal jeder eine Banane. Dann geht es zurück auf den eigentlichen Rundweg. Wir traben weiter, durch Wälder, über Stege und Planken, durch Gräser und über Moos und Flechten. Es ist wunderschön hier, vollkommen ruhig aber ehrlicherweise auch recht unspektakulär. Aber gut, es muss ja auch nicht immer alles beeindruckend sein. Beschaulich und ruhig kann ja auch sehr schön sein. Was wirklich toll ist sind die vielen Eidechsen die wir in der Sonne auf den Holzplanken liegen sehen. Wir laufen weiter und drehen nun noch eine kleine Extrarunde über einen weiteren Rundweg. Dann erreichen wir wieder den Hauptweg und weiter geht es in einer großen Runde um den Kävsjön. So vergehen die Stunden, nur selten begegnet man anderen Wanderern. Zwischendurch gibt es Aussichtspunkte, die ein wenig an Hochsitze erinnern. Von dort hat man immer einen tollen Weitblick über das innerhalb des Wanderwegs liegende Vogelschutzgebiet. Nach 5 Stunden erreichen wir den Parkplatz und unser Womo. Wir packen den Rucksack rein und die Wanderstöcke, und dann gehen wir nochmal Richtung Naturum. Denn links davon geht ein Weg zum Fǻgeltorn, einem hohen Turm mit dem man eine tolle Sicht über den gesamten See samt der umgebenden Landschaft hat. Als wir oben sind sage ich zu Peter: jetzt fehlt nur noch ein Elch um das Ganze zu toppen. In dem Moment zeigt er nach links und Tschacka, ein Elch! Weit weg aber trotzdem klar erkennbar. Wir machen Photos, zum Glück haben unsere Handys einen guten Zoom. Und etwas weiter links ist sogar noch ein zweiter Elch auf der Wiese liegend zu erkennen. Müde und glücklich machen wir uns auf den Weg zum Parkplatz und Richtung Campingplatz. Und quasi als letzten Gruss sieht Peter beim Vorbeifahren plötzlich links am Straßenrand noch ein Elchjunges stehen das am Äsen ist. Schnell setzt er 100 m zurück, ich reiche ihm mein Handy und er macht noch ein paar Photos. Dann erreichen wir den Campingplatz, diesmal ohne Gegenverkehr auf dem schmalen Weg. War aber auch nicht zu erwarten, um die Zeit sind die Schweden sicherlich bereits alle am Feiern. Der Campingplatz hat sich zwar etwas gefüllt, aber nicht sehr. Vier Zelte und zwei Campingbusse sind dazu gekommen, also immer noch alles überschaubar. Obwohl nun direkt neben unserem Platz zwei Zelte aufgebaut sind, parkt Peter unseren ?Kleinen? fast auf den Zentimeter genau wieder neben unserem Zeltteppich ein. Dann heisst es langsam Essen vorbereiten. Zum Abschluss wird natürlich nochmal, wie ja fast an jedem Abend unseres Urlaubs, gegrillt. Dazu gibt es Salat und dann noch eine Flasche Hugo. Rund um uns ertönt Musik, Lagerfeuer werden angezündet (obwohl die aktuell eigentlich verboten sind wegen der hohen Waldbrandgefahr). Aber an Midsomar scheint das niemanden zu interessieren. Wir quatschen noch eine Weile mit der netten Familie aus der Nähe von Göteborg, aber so langsam neigt sich der Abend dem Ende. Duschen und tippern, mehr steht an unserem letzten Abend nicht mehr auf dem Programm. Nach gut 80% meines Tagesberichtes fliehe ich nach innen, diese kleinen Mini-Fliegen machen mich fertig. Obwohl ich bereits frisch geduscht bin juckt einfach alles. Peter macht sich nun auch auf, den Staub vom Wandern und das Anti-Brumm runter zu duschen. So, das war nun der letzte Bericht unseres Jahresurlaubs. Morgen geht es noch bis Trelleborg und zur Fähre, mehr passiert nicht. Und Sonntagabend sind wir dann vermutlich/hoffentlich zurück in Ingolstadt. 28 Tage Schweden- es war wirklich schön, die Wettergötter waren uns gut gesonnen und auch sonst hat alles wunderbar geklappt. Und nächstes Jahr? Wer weiss, aber die Chance dass es uns in den Norden zieht ist groß. Hier fühlen wir uns einfach wohl, egal ob Schweden, Norwegen oder Island. Wir brauchen Küste, Wind und wenig Menschen. Ich weiss nicht ob wir es mit Tatzel jemals an die Riviera schaffen oder an die Adria. Aber mal schauen, ich werde drüber berichten.
eowynrohan am 26. Juni 2021