Samstag, 11. Juni 2022
Kurz vor 6 Uhr legt die erste Fähre an und weckt uns. Also eigentlich nicht die Fähre, denn die ist ja wirklich superleise. Aber die runterfahrenden Autos machen spektakel. Da wir jedoch gestern noch geduscht und Route geplant haben, sind wir erst deutlich nach 1 Uhr ins Bett gegangen. Daher drehen wir uns nochmal rum, ignorieren den Lärm und schlafen noch mal gute zwei Stunden weiter. Gegen 8 Uhr pulen wir uns aus dem Bett, ein schnelles Frühstück und weiter geht es. Das erste Ziel des Tages ist die sogenannte Atlantikstrasse. Wie immer vermeiden wir die großen Überlandstrassen, daher starten wir auf der 710 und es geht die ganze Zeit am Trondheimfjord entlang. Das Wetter ist gut, wir haben kurzzeitig satte 17°, aber wirklich nur kurz, dann fällt das Thermometer auf die beständigen 11° - 12° zurück. Die Landschaft ist unglaublich, und wir cruisen gemütlich durch die Gegend. Ab Orkanger müssen wir dann mal auf die E39, da gibt es keine Alternativen. Später biegen wir auf die 680 ab, dann führt die Route am Rovatnet entlang. Ab Gammellǻven fahren wir am Trondheimleia lang, einer Meerenge im Bereich Møre og Romsdal und Trøndelag. Ungezählte Kurven, Tunnel und Brücken später erreichen wir Tømmervǻg. Dort geht es auf die Fähre nach Seivika. Wieder eine Elektrofähre ? das heisst wir gleiten wieder quasi lautlos durchs Wasser. Ausser uns sind noch zwei weitere Wohnmobile auf der Fähre, eines davon so ein riesiger Marelo ? oder wie wir sagen: 3 Zimmer Küche Diele Bad Balkon. Die Dame des Hauses diskutiert gerade recht lautstark mit ihrem Gatten, dass sie jetzt unbedingt mal ein Hotel braucht, denn Ihre Fingernägel wären ja schon ganz ramponiert und würden dringend Pflege bedürfen. Ok, meine Fingernägel würden jetzt auch keinen Blumentopf gewinnen, aber wir touren gerade durch Norwegen, wir campen! Zum Glück liebt mich mein Mann in pur - so wie ich bin. Und auch mal mit nem Fleck auf der Hose, solange ich dafür jeden Blödsinn mitmache und auf jeden Berg mit kraxel so weit ich komme. Aber genug gelästert - das gibt schlechtes Karma. Runter von der Fähre und weiter geht es nach Kristiansund. Dort halten wir als erstes bei der Esso um zu dumpen. Das Duschen gestern hat doch gut 15 l Wasser verbraucht die wir als Grauwasser ablassen und als Frischwasser nachtanken. Dann erreichen wir die Atlantikstrasse. Dieses knapp 10 km lange Stück Strasse führt über 8 Brücken und diverse kleine Inseln und gehört zu den absoluten Touristenhighlights. Es gibt alle paar hundert Meter Parkplätze, so kann man jederzeit einen Photostop einlegen. Wir halten einfach mal überall. Und treffen lustigerweise - und mittlerweile zum drittenmal auf unserer Tour - einen Norweger der auch gerade mit seiner VW Caravelle durch die Gegend tourt. Die Aussicht ist zu beiden Seiten toll, allerdings kann ich natürlich nur rechts aus dem Fenster photographieren. Also wendet Peter kurzerhand in Vevang, und fährt den ganzen Spaß zurück, so sieht man die Strasse aus einem ganz anderen Blickwinkel. Da wir aber weiter in den Osten wollen, müssen wir nun tatsächlich die Straße ein drittes Mal fahren, damit wir am Kvernesfjorden entlang zum Tingfjorden kommen, und dann weiter Richtung der Nationalparks. Es ist mittlerweile spät geworden, und wir fangen an uns einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Während wir an der Driva entlangfahren, und die Stromschnellen bewundern, sehen wir einen kleinen Abzweig zum Wasser runter. Na vielleicht finden wir ja da was. Peter wendet und zirkelt den schmalen Weg runter. Dann sehen wir eine kleine Schotterfläche. Ob das der Parkplatz ist? Naja, vielleicht kommt ja noch etwas besseres zum parken. Wir fahren weiter, die Straße ist nur unwesentlich breiter als Tatzel. Am Anfang kommen noch zwei kleine Ausweichbuchten. Und dann, als natürlich weit und breit keine Ausweichmöglichkeit da ist, dann kommt ein Audi entgegen. Tja, irgendjemand muss jetzt rückwärtsfahren Und wir sind es in diesem Fall nicht. Der Audi Fahrer schaut zwar leicht genervt, aber dann legt er den Rückwärtsgang ein, zirkelt geschätzt einen Kilometer rückwärts bis wir eine Stelle erreichen an der wir gerade so aneinader vorbei passen. Wir fahren noch ungefähr 2 km weiter, dann geben wir auf, wenden und fahren zurück. Plötzlich fällt Peter ein, dass wir ja bei Nortrip registriert sind. Das ist so etwas wie Landvergnügen in Norwegen. Man zahlt einmalig eine Jahresgebühr, dafür darf man bei allen teilnehmenden Landwirtschaftlichen Betrieben eine Nacht umsonst stehen. Und wir haben Glück, genau auf unserer Route in 55 km Entfernung ist ein Bauernhof der 4 Stellplätze anbietet. Wir melden uns telephonisch kurz an, und eine Stunde später stehen wir auf einem geschotterten Platz hinter dem Bauernhaus. Auf Wunsch können wir sogar Strom und Wasser bekommen, ausserdem steht ein Dixie-Klo zur Verfügung. Aber wir sind es ja gewohnt autark zu stehen, uns reicht der Schotterplatz. Eigentlich wollen wir noch grillen, aber kurz nach unserer Ankunft öffnen sich die Schleusen und es schüttet und hagelt. Also kommen die Nackensteaks in die Pfanne. Dazu gönnen wir uns einen Flasche Sekt, heute ist mein 52. Geburtstags. Tja, wie die Zeit vergeht. Morgen geht es dann zur Touristinfo im Dovrefjell Nationalpark, die nächsten Tage wollen wir wandern. Hoffentlich beruhigt sich das Wetter wieder.