Samstag, 25. Juni 2022
Heute geht es weiter Richtung Süden. Von Lillehammer sind es noch 800 km bis zur Fähre. Unser Ziel ist es, Trelleborg bis Samstag am späten Mittag oder frühen Nachmittag zu erreichen. Mal schauen wie weit wir heute kommen. Wir entschliessen uns mal wieder, die großen Strassen zu meiden und soweit es geht auf Nebenstrassen auszuweichen. Unser Tagesziel ist Halden, dort wollen wir die FestungFredriksten besichtigen. Heute ist es warm, um nicht zu sagen heiss. Ja, wir wissen dass es in Deutschland die letzten Wochen heisser war, aber wir kämpfen mit den hier aktuell herrschenden 28° schon ganz ordentlich. Die Fahrt ist recht unspektakulär, die Landschaft schön aber nicht mehr so beeindruckend wie im Norden. Ein Stück müssen wir über die E6, und das ist mal wieder ein teurer Spaß. Alle paar Kilometer kommt ein Mautschild, hier 2 ?, da 2,4 ?, in Summe werden es heute Abend sicherlich 20 ? sein. Nun verlassen wir die Autobahnund es geht wieder auf kleineren Strassen weiter. So langsam ist die Luft raus, und während ich mich schon auf daheim freue, ist mein Mann doch eher wehmütig und würde gerne noch 4 bis 17 Wochen dran hängen. Aber nun heisst es erst mal wieder Taler verdienen. Und ausserdem ist der nächste Urlaub ja in Sichtweite, denn Mitte August geht es für eine Woche an die Ostsee und Ende September nochmal für 10 Tage nach Skandinavien. Wir erreichen Halden gegen 15 Uhr. An der Festung ist nicht allzuviel los, allerdings haben die gestern wohl auch den Sankt Hans Tag gefeiert, denn innerhalb der Festung sind gigantische Bühnen und Bestuhlungen für hunderte Gäste aufgebaut bzw. werden gerade abgebaut. Der Museumsshop hat zum Glück gerade noch geöffnet, so dass wir noch ein Buch über die Festung kaufen können. Neben vielen Bildern ist auch die Geschichte der Festung ausführlich beschrieben, da hab ich zuhause was zum nachlesen. Die Festung ist riesig, auf Grund der Hitze geben wir jedoch nach 2 Stunden auf. Zum einen ist es uns einfach zu warm um dauern Treppauf- und ab zu laufen, ausserdem sind quasi alle Gebäude und Räume verschlossen. Scheinbar sind alle im Wochenende, denn normalerweise kann man viel mehr besichtigen. Gegen 17 Uhr laufen wir zurück zum Parkplatz. Wir wollen noch ein bis zwei Stunden weiterfahren, und wollen uns Richtung Meer orientieren. Denn heute ist ja unsere letzte Nacht für diesen Urlaub im Womo, morgen schlafen wir auf der Fähre. Von daher wäre ein letzter Abend am Meer schon nett. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn die meisten Parkplätze sind mittlerweile für Wohnmobile gesperrt. Und die Campingplätze sind überfüllt, da heute Mittsommer-Abend ist und die Schweden gerne auf Campingplätzen feiern. Dann finden wir einen Platz über eine Camper-App, aber die wollen für einen Platz ohne alles (kein Strom, kein Mülleimer, kein WC) umgerechnet 25 ?. Nö, 10 oder auch 15 wären ok, aber nicht 25! Nach einigem hin- und her finden wir dann doch noch einen Parkplatz im Hafen von Grebbestad. Hier ist ein riesiges Polizeiaufgebot, scheinbar geht hier nachher die wilde Party los. Aber das ist prima, die können wir direkt fragen ob wir die Parkplatzschilder richtig übersetzt haben. Und tatsächlich, wir können hier ganz offiziell bis morgen früh um 10 Uhr kostenfrei stehen. Die Sonne lacht noch immer, also laufen wir nochmal los und bummeln durch den Hafen. Das Abendessen ersetzen wir durch ein dickes Eis. Im Hafen ist Party, aber weniger in den Lokalen (die meisten sind geschlossen) sondern mehr privat auf den Booten. Und dazu jede Menge fette alte Amischlitten, die die Strassen und die Parkplätze auf und ab cruisen. Am Ende des Hafens ist ein kleiner Strand. Dort ziehen wir unsere Schuhe aus und kühlen unsere Füsse eine Runde im Wasser ab. Dann setzen wir uns auf eine Bank, und während unsere Füsse trocknen telefonieren wir einen Runde mit Muttern. Dann geht es zurück zum Parkplatz. Als erstes lüften wir Tatzel gründlich durch, dann machen wir uns einen Cider auf und geniessen den letzten Abend in Schweden. Morgen um die Zeit sind wir vermutlich schon auf der Fähre.



Die Nacht ist ruhig, und nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Lillehammer. Aber wie fast immer nehmen wir natürlich nicht den direkten Weg. Mein Mann hat wieder kleine Strassen ausgesucht, und wir fahren idyllisch durch kleine Birkenwäldchen, über Hochebenen, vorbei an funkelnden Seen und können uns nicht satt sehen an der Natur und der Weite. Vorbei geht es am Strondafjorden, in Ferset tanken wir Tatzel und füllen unsere Wasservorräte auf. Dann noch die Kassette leeren und weiter geht es. Nun fahren wir auf der FV2442, wieder einer Schotterpiste. Aber die Strasse ist breit und fährt sich prima. An der Lenningen Fellstuj machen wir eine kurze Pause, dann geht es weiter über Forset bis Lillehammer. In Lillehammer fahren wir zu einem öffentlichen Parkplatz an einer Badestelle, dort beginnt auch ein Wanderweg. Angeblich idyllisch durch den Wald und an diversen Wasserfällen und Stromschnellen entlang. Aber das mitten in der Stadt? Wir sind skeptisch. Das Wetter ist fantastisch, wobei es uns tatsächlich mit 23° schon zu warm ist. Gut dass wir die erste Hitzewelle in Deutschland verpasst haben. Wir packen unsere Jacken in den Rucksack, dazu zwei Bananen und zwei Flaschen zu trinken, los geht es. Der Weg beginnt an einer Brücke und führt dann entlang des sogenannten Mesna Kultursti. Der Weg führt tatsächlich durch einen Wald, über Wurzeln, und Steine, immer entlang an einem Bach mit unzähligen kleinen Wasserfällen und Stromschnellen, dazwischen gibt es jede Menge Bademöglichkeiten. Und das ganze quasi in der Stadt, unglaublich. Zwischendurch verzweigt sich der Weg und wir sind etwas orientierungslos, aber ein Spaziergänger weist uns den richtigen Weg, und weiter geht es ? immer bergauf. Denn das Ziel ist Lysgårdsbakken, die Sprungschanzen von Lillehammer. Gebaut wurden die beiden Schanzen für die Olympischen Spiele 1994, es handelt sich um eine Normal- und eine Großschanze. Aber noch sind wir nicht da. Wieder suchen wir, wo es weiter geht, denn die Markierung von dieser Route hat durchaus optimierungspotential. Ein Mann spricht uns und fragt was wir suchen. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich raus, dass er vor 20 Jahren als junger Mann nach Norwegen ausgewandert ist. Er freut sich sichtlich, mal wieder etwas in seiner Muttersprache zu hören, und erzählt von seinem Hobby als Naturphotograph. Dann fragen wir ihn nach dem Freilichtmuseum, dort findet heute Abend das Mittsommerfest statt, das in Norwegen allerdings Sankt Hans Fest heisst. Er rät uns, dort hinzugehen, ist sich allerdings nicht sicher ob es an der Abendkasse überhaupt noch Tickets gibt. Mal schauen, wenn es nicht zu spät wird, versuchen wir es einfach mal. Die Veranstaltung läuft von 18 Uhr bis ca. 23 Uhr. Aber erst einmal müssen wir weiter. Noch einer weiteren halben Stunde über Stock und Stein erreichen wir einen Sessellift, der aktuell nicht in Betrieb ist - und wir haben einen fantastischen Blick über Lillehammer. Nun kann es nicht mehr weit sein. Wir gehen weiter und kurz danach sehen wir dann einen Reisebus stehen, und da sind auch die beiden Schanzen. Der Bus voll Schweizer hat zum Glück keinen so langen Aufenthalt, von daher schauen wir erst mal ein wenig die Umgebung an. Na prima, es hätte auch einen Sessellift hier rauf gegeben. Aber das kann ja jeder, wir haben uns den Weg von der Stadt hoch in der Hitze hart erarbeitet! Als der Bus seine Fahrgäste wieder eingesammelt hat, haben wir die tolle Aussicht für uns. Und die 936 Stufen, die uns wieder Richtung Stadt führen. Aber zuerst gibt es natürlich wieder eine Photo-Session. Die Schanzen sind aber auch wirklich sehenswert! Die Großschanze ist abgesperrt, aber an der Normalschanze ist die Tür auf und wir können wirklich an der Stelle stehen wo die Springer sonst sind. Da muss man schon Mut haben, um da runter zu springen. Wir machen uns an den Abstieg, und die Stufen haben eine total schreckliche Höhe. Ganz flach, so dass man nur Trippelschritte machen kann. Dabei muss man aber vorsichtig sein, denn die Treppe ist echt steil, da sollte man nicht ins Stolpern kommen, und schmal ist sie auch. Vor allem muss man auf Gegenverkehr bzw. überholende Jogger achten, das scheint hier eine beliebte Trainingsstrecke zu sein. Von unten ist der Blick auch respekteinflößend. Wir klettern noch die schmale Leiter zur olympischen Flamme rauf, dann reicht es. Zurück geht es zum Womo. Wir essen jeder eine Banane, trinken etwas und füllen unsere Flaschen nochmal auf. Dann geht es weiter zum Freilichtmuseum. Das öffnet um 18 Uhr mit den üblichen Attraktionen eines Freilichtmuseums, und mit noch etwas mehr Spektakel in Form von Musik und Tanz. Und um 21 Uhr wird das Bonfire - also das Freudenfeuer ? angezündet Das treibt als kleine Insel auf einem See inmitten der Museumsanlage. Wir haben Glück, es ist zwar unglaublich viel los, aber wir bekommen noch Eintrittskarten. Drin angekommen orientieren wir uns ein bisschen, und entscheiden uns erst mal was zu essen. Aber leider ist eigentlich alles belegt. An einem Tisch mit drei älteren Damen (wie wir später erfahren zwischen 73 und 80 Jahren) ist noch Platz, und wir werden freundlich eingeladen uns dazu zu setzen. Eine der Damen hat Deutsch studiert und freut sich, mal wieder deutsch zu sprechen. Damit aber alle etwas verstehen, einigen wir uns auf ein Gemisch von deutsch und englisch. Da es sicherlich spät wird, nutzen wir den Abend und gönnen uns eine norwegische Spezialität namens Rømmegrøt. das ist ein Sauerrahmbrei den es in süß mit Zucker und Zimt oder auch in deftig mit Wurst, Schinken und Flatbrød gibt. Heute abend entscheiden wir uns für die deftige Variante. Das ist sooo lecker, das werde ich unbedingt nachkochen. Die Damen verabschieden sich nach einer Weile und gehen auf Entdeckungstour im Museum, die freien Plätze werden direkt von einem Ehepaar aus Norwegen belegt. Und auch hier erfahren wir direkt, wie toll Deutschland ist und dass sie mit ihrem 640 PS starken Mercedes AMG jedes Jahr mindestens zweimal nach Deutschland fahren um über die Autobahn zu fegen. Und die Werksführung bei Audi hat er schon drei Mal gemacht, und natürlich sind das tolle Autos ? aber eben kein AMG Mercedes. Irgendwann müssen wir das Gespräch freundlich abbrechen, sonst sehen wir hier gar nichts. mehr. Wir wünschen einen schönen Abend, packen unseren Rucksack und marschieren los. Das Museum ist nett, aber leider sind nicht so viele Vorführungen wie ich erwartet habe, Ein Schmied klopft auf einer schmalen Eisenstange rum, aber so kalt wie der das Material lässt, wird das nichts. In der Töpferei stehen ein dutzend wirklich hässlicher Vasen in Pferdeform zum Verkauf, die kleinste fängt mit 85 ? an. Auf ?nem Flohmarkt bekommt man da nicht mal 50 Cent für. Die Poststelle ist aber wirklich nett gemacht, da halten wir uns recht lange auf. Dazu gibt es ein kleines Fahrzeugmuseum mit den alten Postfahrzeugen und einer Harley von 1932, das ist echt ein Schmuckstück. Dann besichtigen wir das Geburtshaus von Königin Sonja von Norwegen, das ist auch recht interessant. Die Dame die ein bisschen was zu dem Haus erzählt, spricht ebenfalls akzentfrei deutsch. Scheinbar gibt es viele Auswanderer hier. Und so stromern wir durch die Anlage, und um uns rum ist Musik und ein irres Gewimmel. Die meisten haben Picknickkörbe mit, heute Abend stehen Sekt und Wassermelone hoch im Kurs. Es ist zwar noch Zeit, aber wir suchen uns schon mal einen Platz am See. Wir haben eine Picknickdecke dabei und machen es uns gemütlich. Um 21 Uhr ertönt Musik, ein Mann mit einer Gitarre singt ein wunderschönes Lied, scheinbar eine traditionelle norwegische Weise. Dabei fährt ein Ruderboot einmal rund um den See und dann zur Mitte zum Scheiterhaufen, und mit dem Ende des Lieds wird das Feuer entzündet. Nach wenigen Minuten beginnen die ersten zusammenzupacken und Richtung Ausgang zu gehen. Wir lassen den ersten Schwung durch, dann packen wir auch zusammen und machen uns auf den Rückweg zum Womo. Für die Nacht haben wir einen Parkplatz in der Nähe der Schanzen ausgesucht, das sind nur 5 min Fahrzeit. Der Parkplatz ist fast leer, ein Wohnwagen und ein paar PKW stehen hier. Die Parkgebühr beträgt 50 NOK,. allerdings pro Tag, nicht pro 24 Stunden wie wir dachten. Für die letzte Stunde vom Tag 50 NOK zu zahlen und dann nochmal für die Zeit von Mitternacht bis morgen früh sehen wir nicht ein. Wir sind eh noch wach, also werden wir um 00.01 Uhr das Ticket lösen. Ich nutze die Zeit zum tippen und Peter plant den morgigen und quasi letzten Tag - Bericht folgt.