Heute müssen wir pünktlich aufstehen, denn heute haben wir einiges auf dem Programm stehen. Als erstes natürlich frühstücken, der Tag könnte länger werden. Und natürlich unsere Rucksäcke packen, auch ganz wichtig. Dann Helme, Fahrräder und die Tickets und ab geht es zum Bahnhof. Heute fahren wir mit der Flǻmbahn bis nach Myrdal. Eigentlich wollten wir das ja gestern machen, aber da ein Kreuzfahrtschiff angemeldet war, haben wir uns für einen Ruhetag entschieden. Das hat auch mal gut getan. Wir haben unsere Fahrräder dabei, darum fahren wir extra etwas früher. Und wir haben Glück und die Räder werden auch schon direkt in Empfang genommen. Die paar Minuten, bis das Boarding beginnt, überbrücken wir mit einem Smalltalk mit einem niederländischen Paar, das gerade eine größere Rundreise macht. Dann heisst es auch schon willkommen in der Flǻmbahn. Wir finden eine gemütliche 4er Gruppe, die wir zumindest anfangs für uns alleine haben. Somit hat jeder von uns einen Fensterplatz, und wir legen unsere Handys bereit für die nun kommende Photo-Orgie. Die Fahrt muss spektakulär sein, und auch wenn das Wetter eher mau ist, so lassen wir uns davon nicht beirren. Der Plan ist, mit der Bahn bis Myrdal zu fahren, dort ist Endstation Von Myrdal aus gibt es nun mehrere Optionen. Zum einen steigt man um in die weltbekannte Bergenbahn, und fährt bis zu einer der beiden Endstationen Oslo oder Bergen. Die Fahrt steht auch noch sehr weit oben auf unserer ToDo Liste, aber nicht diesen Urlaub. Oder man macht nur einen Kurztrip mit der Bergenbahnund dann geht es mit einem Reisebus zurück nach Flǻm. Die meisten steigen allerdings in Myrdal kurz aus und nehmen die nächste oder übernächste Flǻmbahn zurück ins Tal wo wir gestartet sind. Dann kann man auch bis Flǻm zurück laufen oder ? und das ist unser Plan ? man kann die 20 km bis Flǻm radeln. Aber nur zu radeln wäre ja zu einfach. Nach knapp 2 km kann man an einer Zipline abbiegen und sich knapp 1,4 km durch die Luft fliegen lassen bis zu einer kleinen Farm. Die Fahrräder werden kostenfrei auch über die Zipline geschickt, und ab dort hat man noch gut 15 km bis zurück zum Bahnhof. Das ist unser Plan für heute. Aber noch sind wir nicht oben, wir sind ja gerade erst eingestiegen. Da heute kein Schiff im Hafen ankert, ist das Personenaufkommen tatsächlich halbwegs überschaubar. Mit einem lauten Pfeifen geht es los, und die Bahn macht sich auf, in ca. 55 min einen Höhenunterschied von 867 m zu bewältigen. Wir sitzen so, dass wir rechts rausschauen können, aber im Grunde ist das egal, denn der Zug wechselt immer mal wieder die Hangseite, so dass man von jedem Platz aus eine tolle Aussicht hat. Zwischendurch steigen noch Gäste zu, zum Beispiel ein Ehepaar aus Lippe das auch zurück wandern will. Die sind mit ihrem Womo bis zur Haltestelle Håreina gefahren, und haben ihren Kastenwagen dort geparkt. Grund ist allerdings nicht der kostenfreie Parkplatz, sondern weil die ersten (bzw. letzten 3 km) der Wanderstrecke nicht so wirklich spektakulär sind. Und so ?sparen? sie sich den Teil durch den Ort und über die Hauptverkehrsstrasse, ausserdem ist die Strecke damit gute 3 km kürzer. So weit so gut, wir geniessen die Fahrt und machen jede Menge Photos, leider führt aber auch ein nicht zu unterschätzender Teil der Strecke durch Tunnel. Wenn direkt hinter einem Tunnel ein lohnenswertes Photoziel ist, wird man immer bereits im Tunnel über Lautsprecherdurchsagen in diversen Sprachen informiert, damit man sich bereit machen kann. Also die Organisation ist wirklich prima. Dann erreichen wir den Kjosfossen, einen tosenden Wasserfall. Dort gibt es einen 5 minütigen Halt und wir steigen noch im Tunnel aus. Aber auch bis hierhin reicht die Gischt und man muss vorsichtig sein um nicht auszurutschen. Zwischen den Bahngleisen und dem Wasserfall ist eine große Plattform, dort drängen wir uns alle. Eigentlich wollen wir sofort zurück zum Waggon, dann ertönt plötzlich laute Musik. Und auf der Ruine neben dem Wasserfall erscheint eine rot gekleidete Gestalt und tanzt in der Gischt zu keltischen Klängen. Was für ein Spektakel. In Summe gehen wir davon aus, dass mindestens drei Tänzerinnen beteiligt sind, denn die Dame in rot verschwindet rechts und taucht im gleichen Moment links neben dem Gebäude auf, dann verschwindet sie wieder und taucht in derselben Sekunde oberhalb auf. Das ganze dauert nur wenige Minuten, wir sind alle platternass aber die Show ist wirklich sehenswert. Zurück im Zug müssen wir erst mal unsere Brillen und Handys trocken legen. Kurz darauf ist es geschafft und wir erreichen Myrdal. Dort oben ist wildes Gedränge, denn es sind noch viele Fahrgäste vom Zug vorher vor Ort. Dann läuft auch noch die Bergenbahn ein. Also nichts wie weg. Wir holen unserer Fahrräder ab, setzen die Helme auf und ab geht es. Gleichzeitig mit uns startet auch ein junges Pärchen aus den USA. Die machen mehr Pause, haben dafür eBikes, von daher überholen wir uns gegenseitig. Dann biegen wir ab zur Zipline, und klar, nur Minuten später kommen die beiden auch. An der Zipline sind gerade 6 Personen die schon startfertig sind. Dann ist noch einen 4 köpfige Familie vor uns, wir haben also Zeit, denn der Mitarbeiter an der Zipline ist alleine. So kommen wir mit den beiden Amis ins quatschen und wir versprechen ihnen Photos zu machen, wenn sie ins Tal rutschen. Denn wir sind ja vor ihnen, das sollte klappen. Als erstes werden unserer Räder runter geschickt, unsere Rucksäcke hängt der Mitarbeiter direkt mit dran. Dann sind wir dran. Die Zipline besteht aus zwei parallelen Seilen, so dass man quasi nebeneinander ins Tal schiesst. Peter hat die GoPro auf seinem Fahrradhelm und filmt die Fahrt komplett. Auf drei geht es los und in rasanter Fahrt geht es runter. Erst auf den letzten 300 m verliert man deutlich an Geschwindigkeit. Unten warten zwei weitere Mitarbeiter die einen schnell und professional in Empfang nehmen. Unsere Fahrräder und Rucksäcke stehen schon bereit für uns. Aber erst müssen wir unser Versprechen einlösen und Photos der beiden machen. Wir dürfen direkt im Auslaufbereich stehen bleiben und machen einige tolle Aufnahmen. Das Ziel der Zipline ist ein kleiner Bauernhof, der auch selbstgemachten Käse verkauft. Ausserdem gibt es einen Kiosk mit Kaffee, Kakao und Pfannkuchen mit Braunkäse, einer typischen norwegischen Spezialität. Das gönnen wir uns, und die beiden aus Texas machen mit. So sitzen wir gemütlich noch eine Viertelstunde zusammen, tauschen die eMailadresse aus für den Photoversand und dann machen wir uns auf den Weg. 15 km liegen vor uns, und die Fahrt vergeht viel viel zu schnell. Die Landschaft ist traumhaft, und wir überholen immer wieder Wanderer. Und so kommt mein Mann auf die Idee, morgen nochmal hier hoch zu fahren und dann die 20 km ins Tal zu laufen. Denn auch mit dem Fahrrad braust man trotz diverser Stops immer noch zu schnell an allem vorbei. Gesagt, getan. Kaum sind wir zurück, packen wir nur die Rucksäcke aus, und dann geht es in die Stadt zur Touristinfo. Die Bahn ist bis jetzt kaum gebucht, und wir bekommen wie gewünscht wieder für 10.15 Uhr Tickets. Allerdings wird der Rückweg wohl länger dauern als heute. Das heisst nun ist einiges zu tun. Als erstes zurück, dann Ansichtskarten an Peters Kinder schicken. Abendessen (ganz wichtig) und Tagesbericht tippern (auch ganz wichtig). Und nun heisst es abwaschen und danach ist hoffentlich noch Zeit zum duschen. Vermutlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, aber das kann ich ja morgen noch nachholen. Bis denne?
eowynrohan am 19. Juni 2022
Heute gibt es keinen Tagesbericht, den es gibt eigentlich nichts zu berichten. Das Wetter ist nass, kalt und bäh. Wir wechseln vom Parkplatz zum Campingplatz 600 m weiter. Ansonsten besteht der Tag aus Kaffeetrinken, lesen, rätseln und nass werden beim Versuch, einen kurzen Spaziergang zu machen. Dann sind wir durch den Souvenirshop der Mall of Norway gestromert und haben den Kreuzfahrern beim Kitsch kaufen zugeschaut. Und ansonsten war eher nichts Besonderes. Also wie man auf einem Kreuzfahrtschiff vermutlich sagen würde: heute ist ein Seetag :-)
eowynrohan am 19. Juni 2022