Sonntag, 13. Juni 2021
Die Nacht ist stürmisch ? also richtig stürmisch. Der Wind schüttelt unseren Tatzelwurm hin und her und wir werden unzählige Male wach in der Nacht. Am Morgen trommelt der Regen aufs Dach, trotzdem halten wir an unserem Plan fest, zum Abisko Nationalpark zu fahren, der sich in ca. 30 km Entfernung westlich befindet. Dort hat Peter einen kleinen Wanderweg ausgesucht, den wir laufen wollen. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren los. Nach gut 20 min erreichen wir das Touristcenter im Abisko, das hat allerdings wegen Corona noch bis zum 25.06.21 geschlossen. Ausser uns stehen noch etliche andere PKW?s und auch 2 Wohnmobile auf dem Parkplatz. Wir nehmen uns aus der Info Box einen englischsprachigen Plan des Parks mit, dann gehen wir los. Da der Rundweg insgesamt nur ca. 6 km lang ist, nehmen wir weder Rucksack noch sonst etwas mit. Auf Grund des Regens und drohender schwarzer Wolken ziehen wir aber vorsichtshalber unsere Regenkleidung vom Vortag an. Ui, meine Jacke und Hose sehen echt schlimm aus. Abgesehen von 1 Million Hundehaaren habe ich auch ganz schön viele Dreckflecken überall. Die Fahrt mit dem Husky-Kart im Regen über schlammige Wege hat halt doch ihr Spuren hinterlassen. Peters Sachen sind viel sauberer, aber klar, bei den schlammigsten Passagen stand er ja auch als Fahrer hinten auf dem Wagen, während ich quasi fast mit dem Poppes auf dem Boden saß. Aber egal, wir sind ja nicht bei einem Schönheitswettbewerb. Der Weg beginnt zu erst als schmaler steiniger Steig. Es geht etwas bergauf und im Hintergrund hört man einen Fluß rauschen. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Abiskojǻkka. Nun folgt der Weg parallel dem Fluss. Der Weg ist teils ziemlich nass und schlammig mit Pfützen die sicherlich 10 cm tief sind. wir müssen immer wieder neben dem Weg durchs Unterholz. Der Blick auf den Fluss und vor allem dahinter die schneebedeckten Gipfel des Slǻttatjǻkka entschädigen uns aber für unsere nun richtig eingesauten Klamotten. Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken, z. B. kleine Stromschnellen und Wasserfälle die hoch oben von den Gipfeln stürzen, dazu ein Wechsel aus Sonne und Regen. Dann verlassen wir den Fluss und der Weg führt langsam zurück. Nun wechseln sich Steine und Matsch ab, zum Teil müssen wir wieder ein Stück neben dem Wanderweg durchs Gebüsch. Die zu überquerenden Auen stehen teils vollständig unter Wasser, es gibt Löcher die mehr als einen halben Meter tief sind. Darum wurden vom Nationalpark auch aus dicken Planken Stege gebaut, so dass der Weg ganzjährig begehbar ist. Nach ungefähr 2 Stunden sind wir zurück am Womo. Wir pellen uns aus den Regensachen, Peter verräumt alles in der Garage. Die Strasse vor uns führt nun nur noch nach Norwegen, aber da kommen wir aktuell leider nicht rein. Also fahren wir alles wieder zurück, was wir gestern bereits gefahren sind, nur das heute das Wetter schöner ist. Denn nun ist die Sonne rausgekommen und wir fahren bei schönstem Wetter wieder auf der E10 zurück, an Kiruna vorbei Richtung Gällivare. Eigentlich wollten wir dann nach Kvikkjokk, aber die Wetteraussichten für die kommenden Tage sind unschön. Bitterkalt, Sturm und strömender Regen. So gerne wir hier nördlich des Polarkreises und in Lappland auch sind, und so gerne wie wir nochmal die Mitternachtssonne sehen möchten, wir entscheiden uns trotzdem dafür Kurs auf Mittelschweden zu nehmen. Also geht es auf die E45 Richtung Polarkreis, dort gibt es einen Parkplatz mit Versorgungseinheit, also Dumping und Frischwasser. Dort wollen wir die Nacht verbringen und dann weiter Richtung Arjeplog am Hornavan. Aber knapp 15 km vor unserem geplanten Tagesziel fahren wir am Vajkijaure vorbei, dort sehen wir auf einem großen Parkplatz bereits mehrere Womos stehen. Wir überlegen die nächsten 5 km, dann wirft Peter den Anker, wendet und wir fahren zurück. Der Blick auf den See ist toll, und naja, uns treibt ja nichts. Während ich Essen koche, füllt Peter unsere letzten 20 l Wasser aus dem Kanister in den Tank, denn heute Abend steht für uns beide eine Dusche an. Aber mit den nun insgesamt 50 l sind wir mehr als ausreichend versorgt, und morgen können wir ja an der Versorgungsstation am Polarkreis-Parkplatz wieder auffüllen. Mal schauen ob wir morgen Abend dann wirklich in Arjeplog sind?



Sonntag, 13. Juni 2021
Wie angedroht hat gegen 5 Uhr Regen eingesetzt. In meinen Gedanken sehe ich Tatzel schon im Morast einsinken. Aber vermutlich mache ich mir mal wieder zu viele Gedanken. Um 8 Uhr geht der Wecker, unsere übliche Urlaubs-Aufstehzeit. Ich koche Kaffee, decke den Tisch und nach dem Frühstück kramen wir alles zusammen. Dann geht es los. Ich gehe zu Fuss voraus, denn auf dem ersten Stück steil bergauf ragt ein Fels in die Spur. Und ich stelle mich als Markierung drauf, in der Hoffnung dass mich mein Mann nicht über den Haufen fährt. Tut er nicht, und clever wie er ist bleibt er auf dem Gas und wartet erst oben auf der Kuppe auf mich. So hab ich bereits etwas Frühsport. Dann geht es noch mal vier spannende Kilometer über bzw. durch schlammige Wege. Dann erreichen wir wieder die Husky Farm. Erik und Sandra freuen sich, dass wir tatsächlich trotz des teils strömenden Regens gekommen sind. Und wir bekommen als Dankeschön ein extra tolles Erlebnispaket. Als erstes zeigen sie uns die Zwinger mit ihren 36 Alaskan Huskys, jeweils zwei Hunde teilen sich einen Zwinger. Dazu gibt es ein riesiges Freigelände. Dort werden aber nie alle gleichzeitig freigelassen, sondern immer nur 6-8 Huskys. Die Hunde freuen sich, endlich mal wieder fremde Menschen zu sehen. Die Besitzer erzählen uns dass ein wirklich schlimmer Nebeneffekt der Corona Situation ist, dass die Hunde mittlerweile nervös auf Gäste reagieren weil sie es gar nicht mehr gewohnt sind. Im letzten Zwinger den wir uns anschauen ist ein Weibchen mit 3 süßen Welpen, 7 Wochen alt. Zusammen mit Erik und Sandra sitzen wir sicherlich eine viertel Stunde mit den Welpen auf dem Boden und erfahren einiges über die beiden und wie sie aus den Niederlanden nach Nordschweden gekommen sind. Nun geht es ins große Freigeländer in der Mitte. Da die Hunde sich ja regelmäßig auspowern müssen, werden nun 8 Huskys ausgewählt und freigelassen. Einige Minuten ist riesiges Gebell und Getobe zu hören, die Hunde springen, raufen und rennen. Aber schnell kehrt Ruhe ein und die Hunde kommen erst mal zu uns und wollen gekrault werden. Also naja, scheinbar wollen die nicht nur gekrault sondern halbtot geschmust werden. Das hätte ich ja nicht erwartet! Nach einiger Zeit geht es dann für die Bande zurück in ihre Zwinger. Jeder Zwinger hat übrigens zwei Futterplätze, einen großen Schattenplatz sowie eine große Hütte mit zwei getrennten Kammern. Nun holt Sandra den Wagen rein und legt die Zugleine für 10 Hunde aus. In den Zwingern merkt man die Vorfreude und die Aufregung, wer nun mit darf. Erik zeigt uns ihre Übersicht, auf der sie immer sehen welcher Hund wann Auslauf hatte, mit dem Trainingswagen unterwegs war usw., so dass keiner zu kurz kommt und alle mal Auslauf hatten und auch mal eine längere Strecke rennen konnten. 10 Hunde werden ausgewählt, und dann bekommen wir erklärt wie man das Geschirr anlegt. Das geht recht fix und binnen 10 min sind alle Hunde angeleint. Und wir fühlen uns fast wie beim Iditarod, man merkt die freudige Erregung bei der Meute. Schnell setzen Peter und ich uns auf den Schlitten, Sandra öffnet das große Tor, und als Erik die bremsen löst und ?Hike? ruft prescht das Gespann los. Die Hunde haben Spaß und man merkt eine irre Energie. Die Tour geht zuerst Richtung See, so wie wir gestern mit dem Womo gefahren sind. Dann stoppt Erik den Wagen, und wir geben den Hunden Wasser. Wir fangen bei den beiden Leithunden an, so sehen alle immer den Wassernapf und wissen dass sie nicht vergessen wurden und noch drankommen. Pro Hund halten wir den Wassernapf ca. 10 s hin, sonst würden sie zuviel trinken, was ihnen nicht gut bekommt. Spannenderweise muss man gar nicht groß mitzählen, die Huskys sind derart gut trainiert dass (fast) alle selbst nach 8-9 s stoppen. Dann geht es weiter und Peter darf die Rolle des ?Mushers?, also des Fahrers übernehmen. Er bringt uns sicher wieder zurück und wäre vermutlich gerne auch noch weiter gefahren. Und ja, natürlich habe ich Beweisphotos gemacht. Nun falls er nach seiner Pensionierung in 2 Jahren vielleicht noch eine Karriere als Hundeschlittenführer anstrebt. Nach unserer Rückkehr heisst es die Hunde wieder auszuspannen, dann können sie sich noch etwas im Freigelände erholen und dann flitzen alle auch schon von selbst zurück zu ihren Zwingern und warten drauf, das wir sie wieder reinlassen. Vermutlich ist ihnen klar, dass nun die Fütterung kommt. Und tatsächlich kommt Sandra mit ihrem Bollerwagen, auf dem eine große Weithalstonne mit einer Mischung aus Trockenfutter, Fleisch und Wasser steht. Jeder Husky bekommt eine Schöpfkelle voll in seinen Napf und bald ist nur noch zufriedenes Schmatzen zu hören. Nun heisst es langsam Abschied nehmen. Wir wünschen den beiden noch alles Gute und viel Erfolg mit ihrem Unternehmen, dass den wirklich lustigen Namen Yellow Snow Husky Tours trägt. Wir dürfen noch kurz unseren Wasserkanister auffüllen, und dann machen wir uns auf den Weg nach Kiruna. Es regnet immer noch, und er wird stärker und stärker. Ein Schnellboot wäre langsam echt eine Option. Auf den schlechten Strassen steht das Wasser in den Spurrillen zentimeterhoch und Peter versucht so gut es geht daneben zu fahren. Je weiter wir nach Norden kommen, umso mehr nimmt der Verkehr ab. Aus den Augenwinkeln sehen wir auf einem Parkplatz bei der Vorbeifahrt das Schild Polarcirkelen Napapiiri. Auch wenn es nicht das erste Mal ist das wir jenseits des Polarkreises sind, ein Photo muss sein. Also wendet Peter schnell das Womo, und es geht zurück zum Parkplatz. Dort machen wir ein Erinnerungsphoto und weiter geht es im Land der (aktuell) nicht untergehenden Sonne. Kurz danach erreichen wir die Grenze zu Lappland. Auch da reagieren wir zu langsam um das Schild zu photographieren. Und nochmal wenden in drei Zügen auf der Landstraße, denn auch das muss ins Photobuch. Nun passiert nichts spannendes mehr. Am frühen Abend erreichen wir Kiruna. Wir hatten gehofft etwas von dem riesigen Erzbergwerk sehen zu können, wenigstens einen Teil der Grube oder so, aber Fehlanzeige. Dass Besichtigungen aktuell nicht möglich sind, wussten wir schon. Aber das ganze Gebiet ist Firmengelände der LKAB und abgeriegelt, und das einzige was man sehen kann sind riesige Abraumhalden. Ansonsten bleiben uns von Kiruna nur fürchterliche Straßen in Erinnerung, mit Schlaglöchern so groß dass man einen Audi A1 drin verstecken kann. Wir lassen Kiruna hinter uns und fahren nach Nordwesten bis zum Torneträsk. Dort suchen wir uns einen Stellplatz für die Nacht. Der erste Platz ist so in der Wildnis, dass wir nach einem guten Kilometer wenden müssen. Das bringt selbst meinen Mann zum schwitzen, was nicht oft passiert. Doch alles geht gut und nach wenigen Kilometern finden wir doch noch einen wunderschönen Platz direkt am Meer. Wir richten uns gemütlich ein, zum Abendessen gibt es die rechtliche Currywurst und Spiegelei mit Brot. Und während ich am Tippern bin bricht der Himmel auf und die Sonne ergiesst sich über den See. Vielleicht haben wir ja tatsächlich Glück und sehen die Mitternachtssonne. Und wenn nicht heute dann vielleicht die nächsten Tage. Denn hier geht die Sonne die nächste Zeit nicht mehr unter.



Freitag, 11. Juni 2021
Der heutige Tag wird eher nicht erlebnisreich. Wir wollen weiter in den Norden, wenn es geht bis Niemisel/Krokträsk. Dort befindet sich eine Husky-Farm. Natürlich gibt es jetzt im Sommer keine richtigen Schlittenfahrten, aber man kann entweder eine Wanderung mit einem Husky machen oder sich auf einem Cart von einem Husky ziehen lassen. Doch bis dahin liegen noch mehr als 500 km vor uns. Die Strecke ist recht simpel erklärt, in Höga Kusten wieder auf die E4 und immer weiter in den Norden. Peter schaukelt uns durch die Gegend während ich immer wieder versuche den einen oder andern Schnappschuss aus dem Seitenfenster raus zumachen. Man darf nun allerdings die E4 nicht mit einer deutschen Autobahn vergleichen. Es gibt zwar immer wieder mal Abschnitte wo es für beide Fahrrichtungen zweispurig ist. Da darf man auch fast immer 100 km/h fahren. Aber meist hat nur eine der beiden Richtungen 2 Fahrspuren und die andere nur eine. Manchmal gibt es auch keine Trennung mehr und es ist einfach eine Landstrasse. Links Abbiegen geht übrigens ganz einfach: es gibt einen Wendehammer, so dass man quasi nach rechts in eine Parkbucht ausschert, und dann aus der Bucht raus geradeaus über die Autobahn drüber saust. Schon ist man links abgebogen. Und es gibt Radarfallen, unendlich viele. Allerdings werden alle vorher durch ein Schild angezeigt. Also Tempolimit, Warnschild Radarüberwachung und nach 100-200m dann der Blitzer. Zum Teil geht die Geschwindigkeit bis auf 50 runter, dann wieder auf 100 oder 110 hoch. Viel mehr Abwechslung bringt die Fahrt nicht, abgesehen von einem Abschleppwagen, der die Autobahn blockiert bzw. alle wie ein Pace-Car abbremst auf null. Zwischendurch sieht man den Fahrer am Funk, dann rollt er wieder ein paar Meter und wir alle hinterher. Nach gut 15 min kompletten Stillstand nimmt er dann Fahrt auf bis vor ihm ein weiterer Abschlepper auftaucht. Der hat einen verunfallten PKW drauf und hintendran einen vollkommen krass überladen kleinen Anhänger mit ewig langen Holzpaneelen. Die stehen nicht nur hinten sondern auch vorne über. Vermutlich hat sich die Verzurrung gelöst und bei einer Bremsung haben sich die ganzen Bretter von hinten ins Auto geschoben und das Fahrzeug von der Bahn abgebracht. Wie auch immer, die Abschlepper verlassen die Bahn und wir haben wieder freie Fahrt. Gegen 18 Uhr erreichen wir die Husky Farm. Die Besitzer (ein junges Pärchen aus den Niederlanden) haben gar nicht mit Kundschaft gerechnet, da es morgen regnen soll. Wir verabreden uns unverbindlich für den nächsten Tag. Als Tip für den Abend empfehlen sie uns einen Stellplatz direkt an dem kleinen See Stor-Stenträsket. Die Beschreibung ist recht kreativ, aber mit nur einmal verfahren finden wir den lauschigen Platz mitten in einem Kiefernwald bzw. dort direkt an einem See. Es gibt ein Plumpsklo, eine Feuerstelle mit Brennholz, Tisch und Bänke sowie einen Abfalleimer. Also ist für alles gesorgt. Da es ab morgens früh regnen soll, rangiert Peter unseren Tatzel direkt in Fahrtrichtung mit den Vorderrädern auf festen Grund. Das sollte reichen um morgen früh wegzukommen. Während mein Mann den Grill aufbaut, bereite ich Salat vor. Dann setzen wir uns gemütlich an den See zum Abendessen. Die Sonne wird gerade von ein paar Wolken verhüllt, allerdings wird es sicherlich nicht richtig dunkel. Sonnenuntergang ist um 0:09 Uhr, Sonnenaufgang bereits knapp eine dreiviertel Stunde später um 0:55 Uhr.