Dienstag, 26. März 2024
Um Gas zu sparen, haben wir die Heizung aus und dafür den Heizlüfter auf kleiner Stufe mittels Thermostat laufen. Das klappt ganz gut, und wir verbringen unsere erste Nacht auf englischem Boden angenehm warm. Morgens starten wir mit dem üblichen Brioche Frühstück mit lecker selbst gemachten Marmeladen und Gelees. Dann starten wir Richtung Northumberland National Park. Peter hat eine tolle Wanderung auf dem Hadrianswall bei Outdooractivity gefunden, die wollen wir laufen. Startpunkt ist The Sill, das Touristinfo im Nationalpark. Es gibt dort einen großen Wohnmobilparkplatz, und für 10 £ wäre sogar möglich, dort die Nacht zu verbringen. Aber das haben wir eigentlich nicht vor. Wir informieren uns noch kurz in der Touristinfo, ob die geplante Route aktuell gehbar ist, da es die letzten Monate zu massiven Überschwemmungen in ganz England kam und auch Strassen teils weggeschwemmt oder zumindest beschädigt wurden. Aber es ist alles gut, der Weg ist frei, allerdings sehr schlammig. Wie sehr werden wir noch feststellen. Also ab zum Womo, und die Rucksäcke gepackt. Ausserdem ziehen wir uns sehr warm an, denn 3-4° C, dazu Wind und Regen, das ist echt kalt. Neben Mützen, Jacken und Regenjacken ziehen wir auch unsere dicken Handschuhe an, die haben eine integrierte Regenhülle. So gerüstet starten wir die 13-14 km lange Tour. Als erstes über die stark befahrene Strasse auf die andere Seite, dann immer bergauf. Vor uns geht ein Paar in langen Regenmänteln, und während wir noch ein gutes Stück vom Zugang zum Hadrianswall entfernt sind, können wir sehen wie beide durchs Tor gehen und er furchtbar im Schlamm ausrutscht und stürzt. Zum Glück ist ihm nichts passiert, aber er ist von oben bis unten voll Schlamm. Und er wird heute nicht der einzige bleiben, den wir verschlammt sehen. Nach dem rutschigen Teil über einen Acker geht es nun auf über schmale steile Steinstufen den Hügel hoch auf den Wall. Mein seit Tagen ramponierter Knöchel findet das nicht schön, aber wir sind nun mal zum Wandern hier. Also rauf, und immer schön vorsichtig. Und während wir raufkraxeln sieht Peter unten den Nächsten im Schlamm ausrutschen. Hoffentlich haben wir mehr Glück. Oben angekommen haben wir einen tollen Blick entlang des Walls, und nun führt die Wanderung einfach immer am Wall bzw. an Steinmauern entlang. Allerdings bleibt der Weg nicht oben, sondern es geht im Wechsel steil runter, durch eine Senke und wieder rauf. Den bekannten Sycamore Gap Tree – einer der meist photographierten Bäume Englands - können wir leider nicht mehr bewundern, er ist vergangenes Jahr aus unbekannter Ursache während eines Sturms gefällt worden, dazu gab es auch zwei Verhaftungen. Mehr ist bis jetzt nicht bekannt, nur der Baumstumpf ist noch da. Es gibt wirklich Idioten auf dieser Welt. Aber gut – wir machen etliche Photostops und nach gut 5 km über Fels, Wiese und Schotter geht es dann Richtung Military Road. Wir überqueren diese, und laufen weiter bis unterhalb einer beeindruckenden Villa. Dort rasten wir kurz, das heisst wir knabbern im Stehen ein paar Mini Salamis, essen jeder einen Schokoriegel, dazu ein Schluck aus den Trinkflaschen und weiter geht es. Nun kommen wir zu der Ausgrabungsstätte von Vindolanda. Wir haben nun bereits einige Stunden Marsch hinter uns mit diversen Regengüssen, und freuen uns auf eine kurze Pause im Museum bzw. im Museumcafé zum Aufwärmen sowie evtl. einer Nutzung der sanitären Einrichtung. Aber weit gefehlt, um das Café zu betreten muss man ein Ticket für das Museum lösen zu 12.50 £ / Person. Also grundsätzlich sind Ausgrabungen interessant, und bei 5 £ Eintritt wäre ja auch alles ok gewesen, aber zusammen 25 £ für ein Museum, das war uns tatsächlich zu viel. Also weiter Richtung The Sill. Nach weiteren 2 Stunden haben wir unseren Rundweg beendet. Und trotz Kälte, Regen, Schlamm und schwierigem Gelände war es wirklich toll. Die Landschaft ist atemberaubend, genau darum sind wir hier. Zurück bei Tatzel ziehen wir uns um und gehen auf die Weiterfahrt Richtung Lindisfarne. Die Route wird mit knapp 2 Stunden angezeigt, und die brauchen wir auch. Die Strecke ist schön, die Straßen sind schmal, aber breit genug, um bei reduzierter Geschwindigkeit aneinander vorbeizukommen. Zwischendurch tauchen immer wieder Burgruinen am Wegesrand auf, dann fahren wir an alten Herrenhäusern und riesengroßen verlassenen Gärten vorbei. Man fühlt sich oft 100 Jahre zurückversetzt in der Zeit. Es beginnt zu dämmern und wir nähern uns unserem Ziel – einem Campingplatz direkt vor Holy Island in Lindisfarne gelegen. Tja, wir kommen zwar auf den Platz, aber leider erreichen wir die Besitzer nicht. Rezeption und Restaurant sind geschlossen, ans Telefon geht auch niemand. Also fahren wir wieder runter und ein Stück des Weges zurück bis zu einer Tankstelle. Auf Nachfrage dürfen wir uns gerne hinter dem Gebäude für die Nacht hinstellen. Es ist vielleicht etwas laut, aber wir haben wenig Ansprüche und sind zufrieden. Als erstes gibt es ein kurzes telefonisches Update an Mutter zum heutigen Tag, dann koche ich schnell Abendessen. Nach dem Abwasch starte ich den Rechner und versuche mich kurz zu fassen, denn der Tag war anstrengend. Nachtrag zu gestern: wir haben noch nie so viele Fasane und Rebhühner gesehen wie in den letzten 2 Tagen… einfach unglaublich viele und unglaublich schön…



Montag, 25. März 2024
Der Check-In verläuft vollkommen unproblematisch, die einzelnen Schalter sind allerdings schlecht synchronisiert. Das heisst wir kommen gut durch den Check-In, stehen aber 1 Minute später am Zoll, der nicht besetzt ist. Es dauert knapp eine Viertelstunde, dann sehen wir zwei Mitarbeiter in gelben Warnwesten gemütlich vom Terminal Richtung Schalter laufen. Dann heisst es erneut kurz unsere Pässe zeigen, und wir kommen zur nächsten geschlossenen Schranke. Auch hier warten wir wieder einige Zeit, bis ein Mitarbeiter kommt, unsere Boardingpässe prüft, die Schranke öffnet und wir erneut gut 200 m voran kommen. Dann wieder eine Schranke sowie ein großes Tor. Nach wenigen Minuten kommt ein Lieferwagen, öffnet und signalisiert uns, dass wir folgen sollen. Und dann geht es tatsächlich auch direkt auf die Fähre. Wir sind auf Deck 3 zwischen den LKW’s, unsere Kabine ist auf Deck 10. Also heisst es Treppensteigen, denn nach der vielen Sitzerei haben wir keine Lust auf Aufzug. Oben angekommen müssen wir noch einmal das Schiff in voller Länge durchqueren, dann erreichen wir unsere Kabine. Sehr klein, aber frisch renoviert und wirklich nett gemacht. Es ist eine Innenkabine, aber das stört uns nicht. Dafür haben wir ein Doppelbett statt Stockbetten – dekoriert mit 4 großen dicken Kopfkissen und dazu eine große gemeinsame Bettdecke. Nicht zu vergleichen mit den spartanisch ausgestatten Kabinen bei TT-Line, bei denen die Kabinen immer runtergekommen sind, das Bettzeug geflickt oder löchrig ist, und die Dusche eher so naja. Ach ja, zusätzlich haben wir einen Wasserkocher und löslichen Kaffee sowie Tee, so können wir uns zum Frühstück quasi selbst versorgen. Nun heisst es erst einmal das Schiff erkunden, die Pride of Rotterdam ist quasi ein kleines Kreuzfahrtschiff. Es gibt 2 Kinos, jede Menge Bars – zum Teil mit Live Musik - mehrere Restaurants sowie einen Pub über 2 Ebenen. Dazu natürlich Shops für Duty Free sowie reichlich Aussenbereiche auf jedem Deck. Allerdings lädt das Wetter nicht wirklich zum Verweilen draussen ein, der Sturm bläst einen fast weg, dazu etwas Regen. Später dann steht der Mond (fast) voll am pechschwarzen Himmel, wirklich spektakulär. Trotzdem setzen wir uns lieber auf Deck 12 in die Bar, lauschen ein wenig dem Paar am Klavier, geniessen einen Gin Tonic und freuen uns auf unsere Reise. Gegen 23 Uhr sind wir zurück in unserer Kabine, und während Peter noch unter die Dusche geht, kuschel ich mich schon mal unter die Bettdecke. Im Bett spürt man den Seegang deutlich mehr, als wenn man durch das Schiff läuft oder in der Bar sitzt, das verspricht eine spannende Nacht zu werden. Zum Glück sind wir unempfindlich, wir werden zwar durch das Stampfen und Rollen des Schiffes immer wieder wach, unseren Magen lässt es zum Glück kalt und unbeeindruckt. Die geplante Ankunft nach deutscher Zeit in Hull ist 8.10 Uhr, nach britischer Zeit also 7.10 Uhr. Wir haben uns den Wecker gestellt, obwohl es auch hier 60 min vor der geplanten Ankunft - wie bei der TT-Line – den obligatorischen Weckruf für alle per Lautsprecheransage gibt. Schnell springen wir aus dem Bett, und während Peter den ersten Kaffee trinkt, tauche ich durch die Dusche. Dann packen wir unsere Siebensachen, und gehen langsam Richtung Duty Free. Denn wir haben am Vorabend zwei Flaschen Gin reserviert, da die Preise hier tatsächlich deutlich niedriger sind als bei uns. Und 8 Wochen sind ja eine lange Zeit, da können wir bestimmt abends ab und zu mal ein Gläschen trinken. Weiter geht es Richtung Treppenabgang. Um 7 Uhr wird das Tor geöffnet, dass die Fahrzeugdecks versperrt, und um 7.10 Uhr sitzen wir startklar im Tatzel. Allerdings sind wir fast die letzten, die das Schiff verlassen. Nun heisst es erneut den Zoll zu passieren, aber nach ein paar Fragen zur geplanten Reise und Aufenthaltsdauer sind wir nach wenigen Minuten aus dem Fährhafen raus. Peter hat sich sofort ins Linksfahren eingelebt und fährt, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Ich sitze noch etwas zaghaft daneben und bin froh, dass ich nicht fahren muss. Als erstes fahren wir zum „The Deep“ Aquarium, allerdings nicht, weil wir das besichtigen wollen, sondern weil dort ein riesiger Parkplatz ist, und wir binnen Minuten bei der Scale Lane Swing Bridge sowie River Hull Tidal Barrier sind. Die Brücke ist einzigartig, da sie die weltweit einzige Drehbrücke ist, bei der Passagere auf der Brücke sein dürfen, wärend sie öffnet. Und das Fluttor beeindruckt durch seine schiere Größe. Als nächstes geht es weiter zum Lidl, einmal Vorräte auffüllen. Da wir auf der Fähre während der Überfahrt das Gas abdrehen mussten, haben wir vorsichthalber kein Fleisch oder TK Produkte eingepackt, das holen wir jetzt nach. Viele Produkte sind vollkommen identisch mit denen in Deutschland, aber es gibt natürlich auch britische Besonderheiten. Zum Beispiel Reispudding in Dosen, Walker Crisps (Chips in den wildesten Geschmacksrichtungen), Sausage Rolls etc. Wir machen einmal den Kühlschrank voll, und weiter geht es. Der Verkehr in Hull ist enorm, und besonders krass finde ich die endlich vielen Kreisverkehr, zum Teil sogar mit Ampelanlagen. Oft sind auch mehrere Kreisverkehre miteinander kombiniert, ein ganz schöner Wirrwarr, wenn man es das erste Mal sieht. Aber Peter schlängelt sich scheinbar mühelos durch, und routet uns noch zu einem Shopping Center, denn wir suchen einen Geldautomat. Beim zweiten Versuch haben wir Erfolg, und mit 300 Pfund in kleinen Scheinen geht es nun weiter Richtung North York Moors National Park, denn wir wollen ja wandern. Und die Strassen sind so, wie wir es in den Dokus gesehen haben – schmal, oft tatsächlich nur einspurig – unübersichtlich und Gefälle und Steigungen mit 14 und mehr Prozent sind keine Ausnahme sondern die Regel. Wir erreichen den Park, und machen unsere erste kleine Runde. Das Wetter ist very british mit Wind und Regen, aber das haben wir erwartet und wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Womo und weiter geht es Richtung Northumberland. Tatzel hat ganz schön was zu leisten, und der beste Ehemann von allen macht als Fahrer einen wirklich guten Job. Er muss oft ausweichen und auch mal zurücksetzen, als plötzlich ein Vierzigtonner in einer engen Kurve entgegenkommt. Nur einmal sind wir uns uneinig, als eine Strassensperre für HGV angekündigt ist. HGV heist Heavy Goods Vehicle, und wir wissen nicht , ob wir dazugehören oder nicht. Allerdings sind wir gerade, wie heute schon öfter, in einem Funkloch, und können das nicht weiter recherchieren. Also fährt Peter eine andere Route, die aber dann im nirgendwo endet. Also heisst es, rückwärts ca. 800 m einen steilen Berg wieder hoch fahren, und die Kupplung ächzt. Aber es geht alles gut, und schliesslich setzt sich mein Mann durch und fährt die für HGV gesperrte Strasse, was auch unproblematisch geht. Zum Schluss stellt sich raus, dass mit HGV LKW’s und wir als Wohnmobil trotz unserer 4T eigentlich nicht gemeint sind. Aber das haben wir erst später erfahren. Am späten Nachmittag machen wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht. In England ist Wildcamping untersagt, also brauchen wir einen offiziellen Stellplatz. Viele sind jedoch noch geschlossen, nur für Mitglieder oder nur für Zelter oder oder oder. Gar nicht so einfach, hier etwas zu finden. Dann finden wir auf Google Maps einen Platz, der nett aussieht, in 20 min Entfernung ist und noch 40 min geöffnet sein soll. Also los zum Sharpley Camping. Wir kommen immer näher, aber es ist nichts beschildert - sehr seltsam. Noch einmal abbiegen, und immer noch kein Hinweisschild. Dann kommen wir an – ein Bauernhof und ein winziges vergilbtes Schild. Scheinbar sind wir richtig, allerdings ist die Tordurchfahrt nur unwesentlich breiter als Tatzel. Peter schlängelt sich durch, und wir stehen neben einer riesigen Wiese mit kleinen Campinghäusern, super schön gemacht – allerdings wirkt alles verlassen. Dann kommt auch schon der Besitzer der Farm angelaufen. Er hat noch gar nicht geöffnet, da die Wiese auf Grund der vielen Regenfälle komplett durchnässt ist und als Stellplatz noch nicht nutzbar ist. Aber wo wir schon mal da sind – und falls uns der Schotterplatz reicht auf dem wir stehen, dürfen wir gerne eine Nacht bleiben. 10 Pfund tauschen den Besitzer, dafür gibt es sogar noch Strom und auch eine Toilette ist vorhanden. Um am nächsten Morgen können wir noch unseren Wassertank auffüllen – was wollen wir mehr. Nach wenigen Minuten haben wir uns fertig eingerichtet, der Heizlüfter brummt, und wir rufen Mutter an, um ihr ein Update über den Tag zu geben. Dann koche ich, wir essen und nach dem Abwasch kümmert sich Peter um die Routenplanung und ich starte meinen PC für den Tagesbericht. Der erste Tag war schon ganz schön aufregend, aber die Betonung liegt dabei auf dem Wort SCHÖN.



Sonntag, 24. März 2024
Es ist soweit, unser Urlaub beginnt. Wobei - da der beste Ehemann von allen ja nun seine wohlverdiente Pension genießt und ich ein Jahr Sabbatical habe, ist es nicht wirklich Urlaub, sondern einen von (hoffentlich) mehreren aufregenden Reisen in diesem Jahr. Am Vorabend waren wir noch bei unseren lieben Nachbarn eingeladen, Sanny hat seinen 25. Geburtstag gefeiert, und haben uns bereits von ihnen verabschiedet. Nun ist also unser Abreisetag gekommen. Ich bin unendlich aufgeregt, obwohl wir schon so viele Reisen gemacht haben. Aber bei einer so langen Reise ist wirklich viel zu planen und zu bedenken. Wir stehen zur gewohnten Zeit auf, dann beginne ich damit, den Kühlschrank umzuräumen. Alles, was in den nächsten Wochen abläuft oder verderben kann, kommt mit. Das ist das praktische, wenn man seinen Hausstand mit in den Urlaub nimmt. Dann fülle ich unsere Sigg Trinkflaschen, und anschliessend gehen Peter und ich nochmal durch alle Räume und schauen, ob alles aus / in Ordnung ist. Um die Post kümmert sich während unserer Abwesenheit eine Freundin von uns, den Garten übernimmt dankenswerterweise wie üblich unser Nachbar. Die Fähre geht zwar erst morgen Abend von Rotterdam aus, aber da in 11 Bundesländern gleichzeitig die Schulferien beginnen, wollen wir lieber einen Tag Puffer einbauen, bevor wir auf Grund einer Panne oder Vollsperrung unsere Fähre verpassen. Als erstes geht es wie gewohnt auf die A9 Richtung Norden, später wechseln wir hinter Nürnberg auf die A3. Wir haben Glück, in unserer Richtung läuft der Verkehr problemlos. Wir haben vorgezogenes Aprilwetter, entweder blendet uns die Sonne so, dass wir kaum etwas sehen, oder der Himmel ist binnen Minuten schwarz wie die Nacht und es schüttet sturzbachähnlich vom Himmel, dazu tobt die ganze Zeit Sturm. In Weiskirchen-Süd legen wir einen ersten kurzen Stop ein, und essen die üppig belegten Eibrote, die ich uns für die Fahrt vorbereitet habe. Weiter geht es bei gleichbleibend wechselhaftem Wetter bis Mönchengladbach-Wickrath – also quasi Peters alter Heimat. Hier machen wir einen Tankstop. 1,669 € ist ein fairer Preis. Nicht mehr lang und wir erreichen Venlo und damit die Grenze zu den Niederlanden. Kurz vor Nijmegen - in Cuijk - habe ich auf Google eine Fritture ausfindig gemacht, leider habe ich mir aber den Weg dorthin nicht detailliert angeschaut. Also gibt es für Peter bereits einen Vorgeschmack auf schottische Straßen. Eine schmale einspurige Landstrasse führt uns durch Felder, und in Cuijk selber schickt uns Google durch winzig schmale Gässchen und wir enden irgendwann in einer Sackgasse. Ich will abbrechen und zurück zur Autobahn, aber mein Mann hat Hunger und riecht vermutlich schon die holländischen Pommes. Also wendet er unseren „Cityflitzer“ in einer kleinen Hofeinfahrt, und versucht ohne Navi den Parkplatz zu erreichen, den wir zwar sehen aber wegen der Fußgängerzone nicht erreichen konnten. Und tatsächlich, nach ein paar Mal - für mich willkürlich - rechts und links abbiegen, stehen wir auf einem Parkplatz nur 500 m von der Imbissbude entfernt. Zum Glück lässt der Wolkenbruch etwas nach, und wir kommen halbwegs trocken bei „De Schalkse Vlaming Fritture“ an. Der Laden ist winzig klein, aber es riecht himmlisch, und man kann sogar dort sitzen. Peter bestellt sich seine geliebten friet special, also Pommes mit rohen Zwiebeln, Curryketchup und Mayo, ich nehme normale Pommes. Und während Peter sich für Frikandel special entscheidet, freue ich mich über eine Rindfleischkrokette – Erinnerung an meine Zeit in Belgien. Bevor es satt und glücklich zurück zum Womo geht, mache ich noch ein Foto von der imposanten St. Martinus Kirche, die hier am Platz steht. Dann startet der Endspurt, noch gut 150 km bis zum Europoort. Gegen 22 Uhr erreichen wir unser Ziel, den Fähranleger von P&O Ferries. Direkt daneben ist ein Parkplatz für PKW-Dauerparker, aber mittlerweile schüttet es wieder wie aus Eimern, ausserdem ist der Parkplatz fast leer, also wird es hoffentlich niemanden stören. Wir telefonieren noch eine Runde mit Mutter, dann krabbeln wir ins Bett. Die Nacht ist unruhig, es stürmt und regnet, das Womo wackelt und knirscht die ganze Nacht. Wir haben Sorge, dass eventuell die Fähre ausfällt, aber als wir heute früh aus dem Fenster schauen, steht die Fähre bereits in Sichtweite quasi vor dem Womo. Und eine Überprüfung auf der Website bestätigt: Alles in Ordnung, die Abfahrt findet wie geplant um 20.30 Uhr statt. Nach dem Frühstück parken wir um und stellen uns schon mal am Check-In an. Nun haben wir stundenlang Zeit, denn der Check-In startet um 16 Uhr. Also hol ich meinen Rechner raus und tippe den ersten Tagesbericht.