Donnerstag, 18. Januar 2024
Es ist soweit, nachdem Peter mehr oder weniger glücklich in sein Dasein als Pensionär gestartet ist, hat vor wenigen Wochen mein lang ersehnter Sabbatical begonnen. Mitte / Ende März startet dann auch unsere erste große Reise auf die andere Seite des Kanals. Unsere Rundreise beginnt (natürlich) dahoam im schönen Bayern-Ländle, weiter über Rotterdam nach Hull. Dann entgegen dem Uhrzeigersinn - an der Küste entlang, aber natürlich mit Abstechern ins Inland - bis Cairnryan. Von dort geht es mit der Fähre rüber nach Belfast, und dann wieder entgegen dem Uhrzeigersinn einmal um / durch (Nord-)Irland bis Dublin. Dann zurück auf die große Insel und weiter geht es in Wales. Die Rückfahrt lassen wir uns offen, mit Fähre oder durch den Eurotummel - wie es sich ergibt. Im ganzen soll die Reise zwischen 6 und 8 Wochen dauern. Zum Glück brauchen wir uns um unser Zuhause keine Sorgen zu machen, das wird während unserer Abwesenheit bestens betreut. Also heisst es nun, Routen zu planen und Packlisten zu schreiben. Denn so eine lange Tour haben wir bis jetzt noch nie gemacht. Fortsetzung folgt...



Samstag, 24. Juni 2023
Nach der Shoppingtour in Rønne ist heute wieder ein ruhigerer Tag geplant. Aber als erstes müssen wir uns (erneut) der Ameisenplage widmen. Leider gibt es tausend Möglichkeiten, wie die Ameisen reinkommen, schliesslich haben wir eine Markise, und deren Stangen stehen nun mal auf dem Rasen. Oder dem was die Sonne vom Rasen übriggelassen hat. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Supermarkt. Das, was ich dort allerdings als Ameisenspray gesehen habe, ist leider ein Fugenmittel um draussen die Terrasse nach einem „Ameisenangriff“zu versiegeln. Ameisenpulver nutzt uns leider nicht viel, also bleiben wir bei Essig und Zitrone. Zitronen finden wir sofort, aber es gibt hier nur Gurkenessenz zum Einkochen, keinen puren Essig. Nun gut, also schnappen wir uns wenigstens schon mal die Zitronen. Nebenan gibt es noch einen Spar, dort finden wir dann auch einfachen Essig. So bewaffnet geht es zurück zum Womo. Wir verteilen kleine Schälchen mit Essig und Zitronensaft, mal schauen ob es hilft. Dann packen wir unsere Badesachen und haben mal wieder den Pool für uns alleine. Nach einer guten Stunde kommen die ersten Familien, und wir machen uns von dannen. Am Womo werfen wir den Grill an. Gerade als wir mit Essen fertig sind, kommt eine Dame von der Reception, die wir allerdings noch nicht gesehen haben. Die Information bei unserer Ankunft, dass wir den Gasgrill nutzen dürfen, war so leider nicht korrekt. Sie bittet uns daher, nicht mehr zu grillen. Nun gut, für die letzten zwei Tage kein Problem. Nach dem Abwasch putzen wir den Grill und Peter verpackt ihn schon mal. Nachmittags laufen wir eine Runde zum Hafen, und wollen schauen, ob für abends für das Sankt Hans Fest irgendetwas geplant ist. Und tatsächlich werden gerade Tische und Stühle aufgebaut, eine Bühne, ein Stand mit Kaffee und Apfelküchlein. Aber es wird langsam frisch. Also laufen wir erst einmal zurück, und machen ein gemütliches Kaffeepäuschen. Gegen 18.30 Uhr ziehen wir uns etwas Wärmeres an und laufen wieder Richtung Hafen. Langsam füllen sich Tische und Stühle, im Hintergrund läuft schon Musik. Aber irgendwie ist alles noch sehr überschaubar. Eigentlich hatten wir uns drauf gefreut, ein bisschen von den Apfelküchlein zu naschen, aber leider kann man nur in dänischen Kronen oder mit Mobile Pay bezahlen. Hm, das haben wir beides nicht. Langsam knurrt aber unser Magen. Aber hier hinten im Hafen ist noch ein kleines Café / Grill. Üblicherweise schliessen die wohl um 17 Uhr, aber durch das Hafenfest haben die scheinbar verlängerte Öffnungszeiten. Zum Abschluss des Urlaubs gönnen wir uns Burger & Pommes. Wir bekommen einen Dongle, der vibriert, wenn das Essen fertig ist, Wartezeit angeblich 30 min. Na mal schaun, wir haben heute ja nichts mehr vor. Nach bereits knapp 20 min ist unser Essen aber bereits fertig. Ok, was für eine riesige Portion! Heiss, lecker, knusprig, aber Peter muss mir bei meinem Burger helfen. Zusätzlich hat mich mein Mann mit einem Gin Tonic überrascht. Hab ich noch nie getrunken, ist etwas herb, aber wirklich mal was anderes statt immer nur so süßes Zeug wie Lillet oder Hugo. Satt und zufrieden mischen wir uns wieder unters Volk. Gerade ist ein Bus mit einem Schulkorps aus Oslo gekommen. Tja, ich nenn es mal skandinavischen Mix, denn die Truppe ist aus Norwegen, wir sind in Dänemark und das erste Stück, das gespielt wird, ist von Abba. Die spielen wirklich gut, alle haben Spaß und der Wind pustet die dusteren Wolken schnell über die Insel weg. Mittlerweile ist auf dem eigentlichen Festplatz alles belegt, aber auf dem Damm stehen zwei rote Bänke. Eine ist von einem sichtlich angeschickerten Pärchen belegt, aber die zweite kapern wir uns. Dabei kommen wir direkt mit den beiden ins Gespräch, und damit ist der weitere Verlauf des Abends festgelegt. Um 21 Uhr kommt die obligatorische Rede vom Bürgermeister, und um kurz nach 21 Uhr dann der Moment, auf den hier alle warten: das Sankt Hans Lied wird gesungen. Das Lied über den Midsommer, das Jahr in seinem Lauf und den längsten Tag des Jahres. Allerdings war das wohl nicht die gewohnte Liedversion, sondern sehr hoch gesungen und kirchlich interpretiert. Kaum einer singt mit, wie es sonst üblich ist, viele schütteln den Kopf. Wir können das aber natürlich nicht beurteilen, bei unserem letzten Sankt Hans Fest klang es aber tatsächlich deutlich anders. Mittlerweile ist es fast halb Zehn, und wir wollen uns auf den Heimweg machen. Die Verabschiedung mit den beiden von der zweiten roten Bank dauert etwas, die wollen uns am liebsten noch dabehalten. Aber irgendwann schaffen wir es doch noch und laufen den knappen Kilometer zurück. Schön war es – nicht zu vergleichen mit letzten Jahr Maihaugen in Lillehammer, aber trotzdem sehr schön!



Donnerstag, 22. Juni 2023
Bereits beim Aufstehen merken wir, dass es heute heiß wird. Also für unsere Verhältnisse – nicht für deutsche. Nach dem frühstück packen wir unsere Rucksäcke, machen die Trinkflaschen fertig und schwingen uns auf die Räder. Der Weg führt fast vollständig durch einen Wald, der sich von hier bis Rønne zieht, wir müssen nur ein kleines Stück auf einem Radweg neben der Landstraße fahren, und größtenteils flach soll es auch sein. Dann kann es ja losgehen. Die Fahrt ist wirklich entspannt, der Weg schön zu fahren und nach einer knappen dreiviertel Stunde sind wir schon in der City. Die Fußgängerzone ist Fahrradfrei, also schieben darf man natürlich. Also erst einmal Helme ab, denn der Kopf glüht, und dann gemütlich durch die kleinen Gässchen. Es gibt einige Boutiquen, und dann findet Peter natürlich mal wieder genau die EINE. Wie in Skandinavien üblich tragen hier die Frauen bevorzugt Kleid oder Rock, und ich suche schon die ganze Zeit noch nach einem weiteren „Hängerchen-Kleid“. Und dieser Laden hat hunderte Kleider in allen Farben und Formen – aber leider nicht Größen. Alle Kleider haben die Einheitsgröße M-XL. Na prima, ich will direkt weiter, aber mein Mann nötigt mich zum Anprobieren. Und tatsächlich – auch wenn ich einiges recht schnell wieder abhaken kann, werden es letztendlich drei wirklich nette Kleidchen. Der Preis ist auch ok, in dem Laden macht wahrscheinlich die Masse den Erfolg für den Besitzer. Angeblich alles Made in Italy – wie auch immer. Ich bin begeistert – und Peter auch, denn er mag es, wenn ich Kleid trage. Gut, dass wir mit leeren Rucksäcken gestartet sind, meiner ist jetzt schon mal voll. Aber eigentlich sind wir ja nicht zum shoppen hier, sondern zum Schauen. Weiter geht es zum Markplatz, dort sind gerade etliche Pferdewagen vorgefahren, vollbesetzt mit (größtenteils) betrunkenen Jugendlichen, die gerade eine Polonaise durch den Brunnen starten. Wir haben das Gejohle schon gehört als wir noch im Laden waren, jetzt sehen wir auch den Grund. Die Teenies feiern Ihren Schulabschluss, und halb Rønne winkt und johlt und feiert mit. Die Pferde nehmen den ganzen Aufruhr mit stoischer Gelassenheit, und nach einiger Zeit rollen die Wagen weiter und es wird wieder ruhiger. Wir schliessen unsere Räder an und laufen jetzt erst einmal zu Fuss Richtung Hafen. Wir wollen schauen, wo am Sonntag früh die Fähre abgeht. Schilder zur Fähre Sassnitz können wir auf den ersten Blick nicht entdecken, aber Peter hat eine Vermutung, wo es sein könnte, also laufen wir mal hin. Der Weg führt uns durch den Hafen und hinter dem Hafenbecken rum, und tatsächlich da kommt auch ein Schild. Auf dem Weg zurück in die Stadt machen wir noch einen Schlenker durch das größte Einkaufszentrum von Rønne, den hätten wir uns auch sparen können. Unten ist ein großer Supermarkt, oben ein Café, ein Drogeriemarkt, H&M und Vero Moda. Also direkt wieder raus und zurück zu den Fahrrädern. Bevor es zurück geht, springen wir noch schnell in den Netto und kaufen Brot – und irgendwie fallen auch noch ein paar dänische Erdbeeren in den Einkaufskorb. Viel mehr gibt es in Rønne nicht zu sehen, ausser vielleicht dem Keramikmuseum. Aber das kostet pro Kopf 90 Kronen Eintritt (also ca. 11 €), das ist es uns nicht wert. Lieber zurück und vielleicht noch schwimmen gehen. Auch die Rückfahrt geht flott und nach ca. 45 min sind wir zurück am Womo. Raus aus den verschwitzen Klamotten, ab ins Badezeug und ins kühle Nass. Die Zeit, in der wir das Bad für uns alleine haben, ist langsam vorbei. Aber noch ist alles überschaubar. Wir planschen und schwimmen eine gute Stunde, und dann füllt sich der Bereich langsam mit Familien und Schwimmtieren. Zeit für uns, zu gehen. Langsam wird es Abend, und ich bereite das Essen vor, wie so oft grillen wir. Nach dem Essen schnappt sich Peter den Abwasch und ich gehe schon mal an die Tastatur, schliesslich muss ja der gestrige Bericht noch nachgeholt werden. Und während in Teilen Deutschlands gerade die Welt untergeht mit Starkregen, Gewitter und Hagel, haben wir nochmal einen schönen Frühsommerabend.



Nach der Tour gestern nach Hammershus ist heute wieder ein ruhiger Tag angesagt. Wir beginnen wieder mit Schwimmen. Das macht echt Spaß, jeden Tag durchs Becken zu pflügen. Wobei ok, pflügen macht Peter, der krault am liebsten. Das ist nicht so meins, ich bin immer gemütlich brustschwimmend unterwegs. Nicht schnell, aber das Becken ist auch nur (geschätzt) 12 m lang, eventuell auch 14 m. Aber uns reicht es, zumal wir es meist für uns allein haben. Nach dem Planschen geht es zurück zum Womo. Wir rätseln eine Runde, dann packt uns doch die Unruhe. Also tappsen wir los Richtung Süden – diesmal aber nicht direkt am Strand lang, sondern durch den Wald. Die Vögel tirilieren und alles riecht so schön nach Sommer, herrlich. Nach einiger Zeit kommen wir an einen schmalen Pfad, der zum Strand geht, aber rauf - nicht runter. Als wir raufkraxeln, erkennen wir wo wir sind. Das sind die Kultippen, die Abraumhalden vom Braukohle- und Tonabbau. Das Ganze sieht aus wie eine gigantische Mondlandschaft, und am Ende stehen auch noch ein paar der Original Loren, mit denen der Abraum hierhin geschafft wurde. Wir gehen noch ein Stück weiter, dann biegen wir nach Osten ab und laufen zum Rubinsøen, dort wo ab Mitte des zweiten Weltkriegs Braunkohle abgebaut wurde. Auslöser war die Mangelversorgung mit Brennstoffen aus dem Ausland auf Grund des Krieges, so mussten die eigenen Kohleflöze ausgebeutet werden, auch wenn diese nicht besonders ergiebig waren. Langsam wird uns warm, also laufen wir zurück zum Campingplatz. Und wieder geht es ins Schwimmbad. Danach setzen wir uns wieder gemütlich vors Womo, und schauen den anderen Campinggästen zu. Es ist unglaublich, aber irgendwie kommen heute nur Hundebesitzer auf den Platz – und nicht nur mit einem oder zwei Hunden – nein die meisten haben drei oder vier Hunde, und der Wohnwagen schräg gegenüber ist mit fünf Hunden on Tour. Tja, kann man machen, muss man aber nicht. Der Tag endet mit einer letzten Runde schwimmen, abends grillen wir Burger. Für morgen planen wir eine Radtour nach Rønne.