Der Tag startet langsam, wir kommen nicht so richtig in Wallung. Aber egal, es ist ja Urlaub! Irgendwann haben wir dann aber doch gefrühstückt, abgewaschen und zusammengekramt undmachen uns auf den Weg nach Funäsdalen/Funäsfjällen. Man merkt sofort dass der ganze Ort eigentlich nur auf Wintertourismus ausgelegt ist. Überall kann man Schneemobile mieten, Pisten sind ausgewiesen und auch die Hotels erinnern einfach total an die typischen großen Skihotels. Wir parken unseren Tatzel vor dem großen (und natürlich geschlossenen) Fjällmuseum. Ab da wollen wir eine Wanderung hoch auf den Funäsdalsberget machen. Vom Parkplatz aus geht es erstmal ein Stück durch den Ort. Wir kommen an einer Baustelle vorbei, auf der gerade etliche neue Appartementhäuser entstehen. Ja, irgendwo von muss man am Ende der Welt halt leben. Die Grenze nach Norwegen ist gerade mal 30 km weg, und für die Norweger ist ein Schwedenurlaub finanziell sicherlich günstiger als ein Winterurlaub im eigenen Land (sofern die Grenzen irgendwann wieder geöffnet werden). Wir lassen die Appartementhäuser hinter uns und sind nun am Fuss der Liftanlagen und Skipisten. Da oben, noch ein kleines Stück höher als die Bergstation, ist unser Ziel. Bzw. unser Zwischenziel, schliesslich wollen wir ja auch vom Berg wieder runter. Die ersten 2 -3 km sind steil, richtig steil. Immer wenn ich denke dass es gleich eben wird, zack kommt eine Kuppe und dahinter schraubt sich der Weg noch höher. Verdammt ich glaub ich bin zu alt für diesen Scheiss. Ausserdem ist mir erst nach dem ersten steilen Anstieg eingefallen, dass die Wanderstöcke noch im Womo liegen. Natürlich wollten wir nicht nochmal zurück. Selbst schuld, da muss ich jetzt durch. Aber auch wenn der Weg steil und anstrengend ist, die Aussicht entschädigt das alles. Wir sehen sowohl auf den Funnäsdalssjön als auch den Ljusnedalssjön und den Lossen. Einfach toll, denn das Wetter spielt auch mit und wir haben gute Fernsicht. Irgendwann sind wir oben und erreichen die Bergstation der beiden Sessellifte. Aber wir sind noch nicht ganz oben. Noch einen knappen halben Kilometer weiter erreichen wir dann den höchsten Punkt. Ab hier sind es zwar nochmal gute 8 km, aber dafür geht es nur noch bergab. Zuerst führt der Weg auf dem Bergrücken weiter, oft zusammen mit einer Mountainbike-Strecke. Mal im Ernst, wir können hier kaum laufen, wie will man das radeln? Aber egal? wir laufen weiter, geniessen die tollen Ausblicke und laufen immer weiter vor uns hin. Und irgendwann sind wir scheinbar vom Weg abgekommen. Als Peter wieder seine Outdoor App von Komoot überprüft stellen wir fest, dass wir ein gutes Stück zu weit östlich sind. Verdammt, der richtige Weg ist nicht mal in Sicht, und der Pfad dem wir bisher gefolgt sind hört auf. Also geht es nun querfeldein. Mama, Du hättest heute Spaß gehabt!!! Wir laufen über weiche Moosfelder, klettern über Felsen und springen über kleine Bachläufe. Dann geht es fast senkrecht einen Hügel hoch und wir kämpfen uns gebückt durch einen Wald von Zwergbirken. Und dann sind wir wieder richtig. Der Umweg hat zwar sicherlich Zeit gekostet, und etwas schlammig sind wir auch geworden, aber Gaudi hat es allemal gemacht. Nun geht es weiter, aber ehrlicherweise ist der richtige Weg auch nicht viel besser. Wie bereits bei der Wanderung vor einigen Tagen steht ein Großteil des Wanderweges unter Wasser. Immer wieder müssen wir uns seitlich durch die Büsche schlagen. Dann heisst es wieder zwischen Felsen kraxeln und über Stege balancieren, denn einige Gebiete sind Moorähnlich und der Weg besteht aus dicken Planken. Zwischendurch machen wir eine kurze Pause und essen jeder eine Banane. Und brav wie wir sind nehmen wir die Bananenschalen natürlich mit zurück und entsorgen die im Abfalleimer. Denn was viele nicht wissen, Bananenschalen verrotten extrem langsam, das kann 5 Jahre dauern! Ehrlicherweise weiss ich das auch erst seit ein paar Jahren. Gegen 15.30 Uhr und nach ungefähr 16 km sind wir wieder zurück am Womo, und just in diesem Moment fängt es an zu regen. Was für Glückskinder wir doch heute waren. Im Womo trinkt Peter schnell einen Kaffee, dann geht es auf die Piste. Erste Etappe ist ein Rentier-Aussichtspunkt, bis dahin sind es gut eine Stunde Fahrt. Wir können uns zuerst nichts richtig drunter vorstellen, aber dann sehen wir dass hier lauter Gatter sind. Scheinbar ist das die Stelle wo die Samen im Herbst ihre Tiere sammeln. Aktuell sind auf jeden Fall keine Tiere zu sehen. Also fahren wir weiter. Das nächste Zwischenziel ist in 250 km, aber so weit wollen wir heute nicht mehr fahren. Also halten wir schon mal die Augen auf nach einem schönen Platz für die Nacht. Und tatsächlich, gerade als wir drüber gesprochen haben kommen wir an einem großen Parkplatz an einem See vorbei. Im Vorbeifahren sehen wir auch ein Wohnmobil dort stehe. Zack, Anker werfen, wenden in drei Zügen und zurück. Der wirklich riesige Parkplatz entpuppt sich als Wildcampingplatz. Also Geldeinwerfen in ein Kuvert und fertig. Dazu gibt es kleine Schutzhütten mit großen Feuerstellen davor und gespaltenem Brennholz. Die Gebühr kostet 60 schwedische Kronen. Leider haben wir nur 100 Kronenscheine, und frage bei dem schwedischen Camper nach ob er uns wechseln kann. Es stellt sich dann aber heraus dass wir auch in Euro zahlen können, das hatten wir tatsächlich überlesen. Also packen wir die 6,40 ? in den Umschlag und werfen den ein. Dann startet Peter direkt schon mal ein Lagerfeuer. Zum Abendessen grillt Peter uns ein Flanksteak vom Schwein, das ist so riesig das unser kleiner Webergrill voll ist. Dazu gibt es den restlichen Salat von gestern. Nach dem Abendessen setzen wir uns wieder vor das Lagerfeuer und geniessen den Abend. Langsam wird es kühler, wir ziehen uns zum Womo zurück. Während ich tippe sucht Peter nach einem Campingplatz für die kommenden Tage. Denn morgen soll es an den Vänern gehen. Wir sind jedoch noch unschlüssig ob Ost- oder Westküste. Dort wollen wir bis zum 23.06. bleiben. Eigentlich sogar bis zu unserer Rückreise am 26.06. Aber auf Grund des Midsomar Festes am 24./25.06. sind an diesen beiden Tagen alle Campingplätze ausgebucht. Also fast alle. Mein Mann hat gestern Nacht tatsächlich noch einen winzigen Naturcampingplatz ausfindig gemacht, der uns über Midsomar noch unterbringt. Vermutlich ist der für Familien nicht so interessant da die Waschhäuser sehr einfach sind, und es keinerlei Kinderbespaßung gibt. Aber für uns genau das richtige. Ich bin gespannt für welche Seite des Sees wir uns entscheiden werden? Info folgt.
eowynrohan am 16. Juni 2021