Wir haben die Hoffnung das wir an der Westküste vom See vielleicht den ein oder anderen schönen Sonnenuntergang erleben können. Aber auch gestern hat es leider nicht geklappt. Eine knappe Stunde vor Beginn der Dämmerung ziehen dicke Abendwolken über den Himmel. Kurz bevor die Sonne den Horizont erreicht und ins Wasser taucht reisst der Himmel aber wenigstens noch etwas auf und wir können ein spektakuläres Farbenspiel bewundern. Kurz nach Mitternacht geht es dann ab ins Bett. Der Morgen weckt uns mit Wind und es ist kühl, fast schon kalt. Wir frühstücken drin und überlegen was wir machen sollen. Eigentlich hatten wir gedacht, nochmal die gleiche Strecke zu radeln, nur etwas weiter als gestern. Aber das Wetter überzeugt uns nicht. Also entscheiden wir uns für einen entspannten Tag mit Lesen, Rätseln, Spazierengehen und was uns sonst noch so einfällt. Das Wetter ist und bleibt wechselhaft. Es soll zwischen 15 Uhr und 16 Uhr einen riesigen Temperatursprung geben auf bis zu 27°C, das können wir kaum glauben. Aktuell ist es wirklich windig und frisch. Der Platz hat sich größtenteils geleert, so dass links neben uns frei ist und wir mit Tisch und Stühlen auf die andere Seite ziehen um etwas Windschutz zu haben. Wir kommen mit einem Paar aus Bern ins Gespräch, die mit einem Miet-Womo unterwegs sind. Sie wollen sich selbst eines kaufen sind aber noch unschlüssig welches Fabrikat, Grundriss etc. für sie am besten ist. Die beiden sind einen Schluck älter als wir und bereits beide im Ruhestand. Sie reisen auch unendlich gerne und haben 2019 eine Weltreise mit der MSC gemacht. 121 Tage auf einem Kreuzfahrtschiff. Hm, klingt toll, jeden Morgen woanders aufzuwachen und wie bei einem Womo nicht aus dem Koffer zu leben sondern immer sein ?eigenes? Bett zuhaben und sein eigenes Bad. Aber 121 Tage auf einem riesigen schwimmenden Kahn mit tausenden anderen Menschen? Keine Ahnung ob das ein Traum oder ein Albtraum ist. Am Nachmittag passiert dann tatsächlich ein kleines Wunder, die Temperatur steigt rasant an und es wird knackig warm. Für uns die Chance nochmal schwimmen zu gehen, denn die kommenden Tage soll das Thermometer die 20° Marke nicht mehr erreichen. Wir schnappen uns unsere Badesachen, ziehen uns um und stürzen uns ins Wasser. Wieder ist das Wasser sehr kabbelig, es fällt schwer gegen die Strömung zu schwimmen. Zum Glück sind Wind und Wellen aber auflandig, das heisst zurück an Land geht es schnell. Wie die letzten Male sind wir wieder alleine im Wasser, am Strand sind nur eine Familie mit Kindern und zwei Damen die am sonnenbaden sind. Noch während wir im Wasser rumtoben sehen wir wie die Wolken schneller ziehen und der ganze Himmel sich verändert. Also raus aus dem Wasser und zurück zum Womo. Der Himmel sieht unwirklich aus, als würde ein Tornado über dem See entstehen. Es donnert und kracht, Blitze schiessen aus den Wolken und es sieht aus wie eine riesige Lasershow am Himmel. Wir überlegen noch kurz, ob wir die Markise reinholen sollen, aber dafür ist es schon zu spät. Mit einem gewaltigen Brausen rast ein Sturm über uns weg. Die ersten und schlimmsten 10 min hängen wir uns seitlich an die Markise und halten das Tuch fest damit es nicht zu sehr flattert. Dann schwächt der Wind ab und der Regen prasselt auf uns herab. Wobei Regen es nicht richtig beschreibt, sintflutartig stürzt das Wasser runter. Wir flüchten rein, kuscheln uns ins ?Wohnzimmer? und schauen dem Unwetter durchs Fenster zu. Ich nutze die Zeit um schon mal den Tomatensalat fürs Abendessen vorzubereiten. Der ganze Spuk dauert eine knappe ¾ Stunde. Wir gehen raus und schauen ob es irgendwelche Schäden gegeben hat. Aber alles ist gut, und der positive Nebeneffekt ist, dass ein großteil des Staubs und Sands abgewaschen und das der handtellergroße Möwenschiss von der Markise gespült ist. Da gerade eh alles platternass ist, nimmt Peter direkt ein altes Tuch und wischt an den Einstiegen noch mal hinterher, während ich Tisch und Stühle abtrockne. Dann füllt er nochmal einen Kanister Adblue nach, unser Womo ist ein wenig durstig was das angeht. Gerade als er fertig ist gibt es einen weiteren Regenguss, aber der dauert gerade mal 10 min. Ich habe schon mal angefangen zu tippern, aber mittlerweile ist es nach 20 Uhr. Von daher genug von uns für heute. Nun ist Abendessen angesagt und ich werde meine bessere Hälfte mal anflirten, damit er den Grill anmacht.
eowynrohan am 20. Juni 2021