Wie gestern bereits geschrieben, wollen wir heute zur Touristenhytta Krossbu. Dabei handelt es sich um einen privat geführten Berggasthof an der Sognefjellstrasse mit einem Campingplatz. Natürlich wäre uns ein Parkplatz lieber, aber in den Nationalparks sind leider die Parkplätze fürs freie Übernachten gesperrt. Wobei wir das nachvollziehen können, denn hier ist deutlich mehr Tourismus als oberhalb des Polarkreises. Dort haben wir immer weg von der Straße ein idyllisches Fleckchen gefunden, wo wir niemanden gestört haben. Aber bei so vielen Touristen wie hier muss das ganze etwas reglementiert werden. Da wir mit nicht mehr als 1- 1,5 Stunden Fahrzeit rechnen, hab ich Peter seinen Thermobecher mit Kaffee fertig gemacht, aber mehr braucht es heute wohl nicht. Zuerst müssen wir zurück auf die FV55, aber von Aukrust sind das nur ein paar Kilometer, die noch dazu an einem tosenden Bergbach vorbei führen. Landschaftlich startet es also schon mal schön ? wie meistens hier. Dann kommen wir auf die FV 55, die übrigens Nordeuropas höchste Passstraße ist. Der Anfang ist eher Typ Landstraße, schmal aber trotzdem gut fahrbar. Wir kommen an einem Parkplatz mit einer riesigen Säule vorbei, es stehen bereits einige Fahrzeuge da, also biegen wir auch mal kurz ab. Mal schauen was es hier gibt. Eine Infotafel klärt auf dass es sich um die Elveseter Sagensäule handelt. Die 34 m hohe Säule stellt die Geschichte Norwegens, beginnend mit Harald, dem ersten König Norwegens im Jahr 872 bis zur ersten Nationalversammlung Riksforsamlingen 1814 in Eidsvoll, dar. Ok, wieder etwas gelernt. Weiter geht es - und so langsam wird die Fahrt spannender. Neben uns windet sich die Bøvra lang, und die Straße schraubt sich langsam immer höher. Und je höher wir kommen desto mehr erkennen wir, dass das mit unseren Wanderungen wohl nichts wird. Denn es liegt Schnee! Nicht auf der Strasse, aber daneben. Und zwar nicht nur ein paar Zentimeter hoch sondern hüfthoch und mehr. Die Schneestangen neben der Fahrbahn sind höher als unser Tatzelwurm, also mindestens 3 m. Und unserer Vorahnung bewahrheitet sich. An der Touristhytta ist nur der Parkplatz für die Berghütte befahrbar. Der Campingplatz ist zwar schneefrei, aber ziemlich geflutet. Wir haben nämlich satte 14 ° und Sonne, es rauscht und plätschert hier ohne Unterlass. Aber wandern ist nicht. Man könnte sich Ski leihen oder eine geführte Tour mit Kletterausrüstung machen, reichlich Schnee liegt hier oben auf 1.310 m, aber das war nicht unser Plan. Peter ist auf einen kleinen Schotterplatz abgebogen, dann sehen wir dort Bauarbeiter stehen die gerade Material in große Säcke verstaut haben und nach oben schauen. Ups, die warten scheinbar auf einen Hubschrauber. Also fahren wir kurz weiter auf den Berghüttenparkplatz, um zu überlegen wie es weiter geht. Und da fliegt auch schon der Hubschrauber über unserem Kopf weg. Nach kurzer Diskussion sind wir uns einig: wir fahren weiter Richtung Utladalen. Das liegt direkt an der Grenze zum Jotunheim Nationalpark. Weiter geht es also auf der FV 55. Und wir schrauben uns immer höher und höher, bis wir den Pass mit seinen stolzen 1.434 m ü. M. erreichen. Zwischendurch gibt es immer wieder Parkplätze an denen Wanderwege abgehen. Oft sind die Parkplätze noch bis Brusthöhe zugeschneit, aber manchmal gibt es welche wo man sich ein bisschen die Beine vertreten kann. Zum Beispiel der Rastplatz Mefjell, dort machen wir mindestens eine halbe Stunde Pause, laufen bis an einen zugefrorenen Flusslauf und an einen kleinen See, der gerade taut und in einem unglaublichen Türkis schimmert. Dann fahren wir wieder ein Stück und halten dann am Parkplatz Oscarshaug, dort kraxeln wir auf einen kleinen Hügel und man sieht genau wo die Straße weiter geht. Wobei, die Straße scheint sich zu teilen. Und das ist genau die Stelle, an der wir dann abbiegen wollen. Denn eigentlich würden wir der FV55 folgen, und in einem riesigen Bogen am Lustrafjorden entlang fahren und dann von Süden her Richtung Øvre Årdal und bis nach Hjellefossen fahren. Aber der nette Herr, der uns den Adapter verkauft hat, hat uns für die Strecke den Typ gegeben, bei Turtagrø abzubiegen und die Mautstrecke Tindevegen zu nehmen. Er checkt extra noch die Größe unseres Womo und meint dann, das würde gehen. Naja, ich bin ja nur Beifahrer. An der Kreuzung ist noch mal ein extra großes Schild das daraufhin hin weisst das Fahrzeuge länger 10 m ?strictly forbidden? sind. Das scheint spannend zu werden, denn selbst die Trollstigen sind ja bis 13 m freigegeben. Weiterhin kommt der Hinweis dass die Strecke Mautpflichtig ist und man nur mit Kreditkarte bezahlen kann. Allerdings steht weder wie teuer die Maut ist noch wo die Maut kassiert wird. Na, wir werden es merken. Also los geht es, und wieder fahren wir durch das Hochgebirge mit aufgetürmten Schneewällen. Das heute ist sicherlich die krasseste Fahrt, die wir bisher mit unserem Wohnmobil gemacht haben. Auf 1.315 m Höhe erreichen wir die Passhöhe und dort steht auch die Schranke mit dem Kartenautomat. Gegen eine Gebühr von 90 NOK öffnet sich die Schranke, und nun beginnt der spannende Teil. Denn raufkommen ist das eine, runter zu kommen ein ganz anderes Thema. Aber wir haben Zeit, und dadurch dass die Straße kostenpflichtig ist, hält sich der Touristenansturm in Grenzen. Wir schlängeln uns gemächlich den Pass runter und die Motorbremse muss fleissig mit arbeiten. Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, halten wir kurz an um die Bremsen etwas abkühlen zu lassen. Und dann kommt der Part der die Längenbeschränkung rechtfertigt. Weit mehr als ein Dutzend engster Serpentinen bilden das Ende (oder den Anfang) des Tindevegen. Mit unseren 7 m klappt das noch ganz gut, aber 10 m sind tatsächlich schon grenzwertig. Und so vergeht die Zeit und für die insgesamt 100 km haben wir nun doch einige Stunden gebraucht. Nun erreichen wir die Klamm mit dem Hjellefossen. Am Ende der Klamm und direkt am Wasserfall gibt es einen großen Parkplatz, dort wollen wir zwei Tage stehen um eine große Wanderung zu machen. Aber auch da steht ein Schild: Parken zwischen Mitternacht und 6 Uhr früh verboten. Also stoppen wir nur kurz, machen einige Photos und schauen wo unsere geplante Wanderung startet. Dann fahren wir 2,5 km zurück und biegen auf den Campingplatz Utladalen ab. Die Rezeption ist wie erwartet nicht besetzt, aber es hängt eine Handynummer aus. Einen kurzen Anruf später suchen wir uns einen Platz und hängen uns an den Strom. Die Pächterin kommt später zum kassieren vorbei. Bis dahin nutzen wir die Zeit und planen den morgigen Tag. Wir werden mit dem Womo auf dem Campingplatz bleiben und morgen mit den Fahrrädern starten. Denn scheinbar kann man auch den Großteil des Wanderweges radeln. Wir probieren es morgen einfach mal, Bericht folgt. Nun wird es erst mal Zeit zum Abendessen