So, nachdem wir gestern eine große Tour mit mehr als 500km hatten, wollten wir den heutigen Tag ruhiger angehen lassen. Also die Wecker auf 7 Uhr gestellt und dann erstmal gemütlich in der großen Küche Kaffee gekocht. Dann ab unter die Dusche. Und das ist der Zeitpunkt wo ich ein bisschen was über Hotelzimmer, Motels und Appartements in Island erzählen möchte. Denn wir haben in den letzten 9 Tagen auf der Insel viel gesehen. Und damit meine ich nicht nur Hotels und Gästehäuser sondern auch Cafés, Tankstellen mit „Restaurant“, Fähren und auch ganz simpel die Tourist-Informationen. Eines haben fast alle in Island gemeinsam: Viel Potential es besser zu machen!!! Die Isländer haben weder viel übrig für „ordentlich“ noch für „gemütlich“ oder einfach für „geschäftstüchtig“. Man könnte da so viel mehr draus machen. Unser erstes Gästehaus zum Beispiel: Eigentlich nett, zwar einfach, alte und gebrauchte zusammen gestellte Möbel. Aber es muss doch nicht sein, dass das Bettlaken am Rand zerrissen ist und halb unter der Matratze hervorhängt. Aber das stört keinen. Die Tourist-Informationen bestehen aus einem Mini-Schreibtisch und einer alten zerfledderten Karte auf der man nichts mehr lesen kann. Die Fährfahrt zum Beispiel begann um 9 Uhr und dauerte 3,5 Stunden. Wenn die clever wären würden die nicht nur Kaffee, Schokoriegel und eine Handvoll Croissants verkaufen sondern für ein paar Euro (oder auch Islandkronen) ein tolles Frühstück anbieten. Und dazu einen kleinen Souvenirshop mit Plüschwalen und Kuschelkissen in der Form eines Papageientauchers für die Kiddys und Ansichtskarten und sonstigem Schnickschnack. Jede Menge Leute die bei schlechtem Wetter 3,5 Stunden nichts tun können – da könnte man meiner Ansicht nach echt Geld machen. Die Fähren in Kanada und USA sind da wirklich geschäftstüchtiger. Dann das kleine Cafè in dem wir uns vor einigen Tagen bei einem heissen Kakao aufgewärmt haben: Ein tolles altes Gebäude, ein riesig großer Sitzbereich mit kuscheligen großen Sofas. Zwar schon alt und abgewetzt, aber trotzdem mit Charme. Und dann nackte weisse Wände an denen 3 Poster hingen. Das sah schlimmer aus als ein Bahnhofs Wartesaal. Und nun der Bogen zurück zu unserem aktuellen Appartement – das eigentlich sogar ein kleines Haus mitten im Ort ist. Und genau da fängt mein Problem an. Mitten im Ort – aber keine Gardinen. Erstens wirkt es von innen dadurch auch super ungemütlich. Ausserdem hat man durch die Haustür (mit großem Fenster) direkten Blick auf Dusche und WC. Intimsphäre gleich null. Und wir haben Mittsommer, das heisst es bleibt hell. Im Schlafzimmer gab es nur eine Lamellenjalousie, leider nicht sehr hilfreich. Und so gibt es jede Menge Beispiele wo ich denke: Ein paar Gardinen oder ein nettes Kissen auf der Couch und alles würde direkt netter sein. Aber das ist natürlich meine rein persönliche Meinung dazu. Scheinbar stehen Isländer halt auf Linoleumboden, Plastiktischdecken und die Gemütlichkeit eines Schiffkutters. Gut, zurück zum heutigen Tag. Nach dem Duschen lecker gefrühstückt und dann gepackt und los. Und heute war das Wetter zu beginn dann wirklich so, wie wir uns Island vorgestellt hatten. Kalt (9°), regnerisch, neblig und bäh. Und so blieb es auch die ersten beiden Stunden. Fahrtechnisch war am ersten Teil des Tages eigentlich die 4 Tunnel am spannendsten – zwischen 3,1 km und 6,9 km lang. Und manchmal (nicht unbedingt bei Hotelzimmern) ist Pragmatismus gar nicht so schlecht. Denn da machen Isländer keinen Schnickschnack - einfach ein Loch in den Fels, ein paar Lampen und jede Menge Radarfallen – dazu ein paar Ausweichbuchten weil die Tunnel ja zum Teil nur einspurig zu befahren sind. Funktioniert! Allerdings gibt es auf Island so gut wie keinen LKW-Verkehr. Wenn man pro Tag mal 3 LKW sieht ist es schon viel. Das heisst die Unfallgefahr in den Tunnel ist von Grund aus deutlich geringer als bei uns in Deutschland und daher gibt es keine zweite Tunnelröhre, keine Ventilatoren unter den Decken, geschweige denn eine Notfallbeleuchtung wie es in Deutschland in jedem Tunnel vorgeschrieben ist. Ja, nach der Tunnelfahrerei, die bei Schietwetter auch Vorteile hat, ging es weiter mehr Richtung Landesinnere. Der nächste große Ort war Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Und dort haben wir das erste Mal ein Einkaufszentrum in Island gesehen. Schnell angehalten – und schnell wieder weiter. Ein Juwelier, eine Apotheke, ein paar Imbissrestaurants, ein Supermarkt und fünf Läden mit Kleidung. Und nichts los. Gut, dann lieber wieder Natur geniessen. Bevor wir wieder aus der Stadt raus waren mussten wir aber noch ein paar Photos schiessen – denn alle Ampeln (ok, so viele sind es auch nicht) in Akureyri haben das Rotlicht der Ampeln in Herzform. Da macht das stehen bleiben doch direkt mehr Spaß – was für eine nette Idee. Gut, aber dann weiter Richtung Hotel bzw. zuerst Richtung Godafoss, einem weiteren Wasserfall der in jedem Reiseführer erwähnt wird. Ja, schon von weitem sehen wir einen großen und gut belegten Parkplatz, da mussten wir richtig sein. Aber trotz der vielen Autos verliefen sich die Leute recht gut und wir haben es geschafft Photos zu machen, ohne eine Busladung Touristen drauf zu bekommen. Das Wetter war zwar mittlerweile etwas besser, aber die Wolkendecke hing trotzdem noch recht niedrig über uns. Vom Godafoss aus waren es dann nur noch 4 km und wir haben unser Hotel auf dem Bauernhof erreicht. Das ganze wirkt sehr familiär, wir sind direkt in ein Familientreffen reingeplatzt bei unserer Ankunft und wurden direkt mit an den Tisch gebeten zu Rhabarberkuchen und Schokotorte und dampfend heissen Kaffee. Wow, der erste Kaffee hier der wirklich mal geschmeckt hat. Die Schlüssel bekommen und schnell einen Blick in unser Zuhause für die nächsten drei Tage geworfen. Hm, also modern stimmt, komplett neu (in einem renovierten Schafstall) stimmt auch. Aber irgendwie wirkt auch das hier wieder sehr kühl. Und leider wirkt es nicht nur so, sondern wie wir später feststellen – ist es auch echt kühl hier drin. Trotz der Fussbodenheizung fröstelt uns. Aber gut, erstmal stellen wir schnell unsere Sachen rein und dann fahren wir nochmal los. Um im Zimmer rum zu sitzen ist es definitiv zu früh. Also noch ein bisschen die Gegend erkunden. Vom Hotel aus ging es nach Süden runter immer an einem Fluss entlang. Die Strasse war größtenteils nur geschottert, die Landschaft wie überall hier ein Traum. Ab und zu blitzten Sonnenstrahlen aus den Wolken und haben das Flusswasser funkeln lassen. Dann wurde die Strasse immer schmaler und irgendwann standen wir vor einem Gatter. Aber wir hatten uns informiert – wenn die Gatter nicht abgeschlossen sind, darf man durch. Man muss nur immer wieder hinter sich zumachen damit die Tiere nicht ausbüxen können. Also sind wir weiter. Dann wie längst erwartet die große Warntafel: F-Road, ab hier nur noch für Jeeps. Hm, aber sooo schlecht sah die Strasse jaa noch nicht aus. Also ein bisschen was geht ja immer noch. Ausserdem sollte in 4 km noch ein Wasserfall sein. Und wir hatten ja erst gefühlt 327 gesehen 😊. Also weiter. Und – war ja klar – oben hinter der nächsten Kurve stand ein Skoda Oktavia. Klar, fällt natürlich genauso wie unser Kia Sportage in die Kategorie FETTER JEEP. Aber wo kein Kläger… trotzdem haben wir dann dort auch gestoppt, einen kleinen Ausflug zu dem wirklich tollen Wasserfall gemacht, und dann wieder zurück in die Zivilisation. Um 18.45 Uhr waren wir dann wieder im Hotel und haben uns wie jeden Abend eine leckere Brotzeit gebastelt. Und morgen geht es dann nach Husavik.
eowynrohan am 12. Juni 2018