Freitag, 15. Juni 2018
Und wieder ging die Reise weiter. Heute führte uns unsere Route weiter im Uhrzeigersinn aus dem Nordosten zu den Ostfjorden. Die kommenden zwei Tage wollten wir in Seyðisfjörður faulenzen und hatten uns ein kleines Cottage mit Hot Tub gebucht. Aber wie immer ging es natürlich nicht auf direktem Weg dorthin sondern mit kleineren und größeren Haken quer durchs Land. Gestartet sind wir auf der 1, an Reykjahlíð vorbei. Eigentlich wollten wir dann auf der F 862 Richtung Norden nochmal an den Wasserfällen Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss vorbei. Irgendwie haben wir aber den Abzweig übersehen und sind dann die 862 rauf. War aber nicht weiter schlimm, da wir später gesehen haben, dass die F-Strasse noch gesperrt war. Da das Wetter jetzt wirklich übel war (ich sag nur Starkregen in Island), und wir ja bereits den Tag vorher Photostops dort eingelegt hatten, sind wir nur dran vorbei und haben nicht mehr angehalten. Kurz hinter dem Hafragilsfoss kommen die F 862 und die 862 dann zusammen und laufen als 862 weiter nach Norden. Und ab da wurde die Strecke das erste Mal an diesem Tag spannend! Im Wechsel Schotter und Lehmboden, das ganze dann durchgeweicht und glatt wie eine Schlittschuhbahn. Als Garnitur noch schmale Serpentinen und Sichtweiten bis ca. Ende Motorhaube. Das nennen wir mal Sommerurlaub 😊 Nein, im Ernst. Klingt vielleicht alles furchtbar war es aber gar nicht. Wir hatten unseren Spaß. Da der Radioempfang in Island deutlich schlechter als der Handyempfang ist, sind wir ab und dazu übergegangen, selbst zu singen. Leider weder gut noch textsicher, aber ausser ein paar Schafen und Islandpferden stören wir ja zum Glück niemanden mit unseren Gesangseinlagen. Irgendwann haben wir dann wieder Asphalt unter allen vier Rädern. Auf der 85 geht es weiter nach Þórshöfn. Dort hatten wir geplant, eine späte Mittagspause einzulegen. Tja, aber den Imbiss in der Tankstelle gab es gar nicht, auch die Tankstelle am Ort war – wie so oft, eine einsame Zapfsäule mit einem Automat. Der kleine Tante Emma Laden dort hatte auch nur ein paar lauwarme Pizzaecken, die schon etwas trocken aussahen. Hm, jetzt war guter Rat teuer. Also uns war kalt, wir waren hungrig und die Blase meckerte auch. Der nächste Ort wieder ca. 90 min entfernt. Da haben wir ein Schild zu einem Restaurant entdeckt. Oh, bis 14 Uhr geöffnet, wir hatten 13.54 Uhr. Egal, und selbst wir nur schnell auf die Toilette können wären wir schon mal eine Sorge los. Schnell rein und dann wurden wir echt überrascht: nicht nur dass der Laden war wirklich gemütlich gemacht war (das erste Mal in Island!) – nein es kam noch viel besser! Die Bedienung (und wie wir vermuten auch die Pächterin) hat den Koch gefragt ob er nochmal für uns in die Küche gehen würde. Und dann haben wir wirklich großartige Fish & Chips gegessen. Der Fisch war für uns beide bestimmt 600 g, toll paniert (nicht fettig), dazu leckere knusprige Pommes. Und als Nachtisch haben wir uns ein Stück Kirsch-Vanille Käsekuchen geteilt. Sensationell. Natürlich teurer als unser übliches Tankstellen-Mittagessen, aber wirklich genial und der Fisch war fangfrisch. Da die Pächterin eine Jacke anhatte von der Firma Kathmandu (gibt es nur in Neuseeland) kamen wir ins Gespräch. Scheinbar auch Weltenbummler - sie und ihr Mann sind Kroaten, haben aber einige Zeit in Neuseeland auf der Südinsel gearbeitet bevor sie nach Island gekommen sind. Dort wollen sie erstmal bleiben. Können wir durchaus verstehen! Aber gut, irgendwann mussten wir weiter, auch wenn das Restaurant wirklich heimelig war. Von Þórshöfn bis nach Vopnafjörður ging es in weiten teilen an der Küste lang. Auch dort hatten sich die Schlammpisten in Rutschbahnen verwandelt und man musste bei Gegenverkehr wirklich schauen dass man weit am Rand fuhr. Aber meine Fahrer ist ja Offroad erprobt, also alles gut. Ab Vopnafjörður konnte man dann entweder über die 1, die sogenannte Ringstrasse weiterfahren, oder auf der 917 über den Pass. Ratet mal welche Route wir gewählt haben… Ja, und das war der Teil wo selbst ich ab und zu die Luft angehalten habe – während Peter immer noch recht entspannt ausgeschaut hat. Aber der ein oder andere Tourist ist auf der Strecke definitiv an sein Limit gestossen. Die Temperaturen sind bis auf 2° gesunken, strömender Regen der zum Teil in Schneeregen überging, Nebel, glatte Schotterpisten und enge Serpentinen. Wow, wenn das der Sommer in Island ist möchte ich mal den Winter erleben. Wobei – kurz vor der Passhöhe ist unsere Temperaturanzeige plötzlich rasend schnell bis auf 12° C gestiegen, und dann innerhalb von 1 km wieder auf 3° C runter. Wahrscheinlich sind wir an irgendeiner heissen Quelle vorbei gefahren und haben es im Nebel aber nicht gesehen. Und es war auch keine Fehler in der Anzeige, wir haben nämlich das Fenster runtergemacht und es war wirklich auf einem kleinen Stück deutlich wärmer. Ja, aber auch dieser Pass endete irgendwann mal wieder im Tal. Die Temperaturen kletterten wieder auf 7°. In Egilsstaðir angekommen haben wir uns noch schnell einen Supermarkt gesucht, denn unser Cottage hatte nicht nur einen Hot Tub sondern auch einen Grill. Also die Vorräte aufgefrischt und dann die letzten 30 km in Angriff genommen. Und auch hier mussten wir nochmal über eine Bergkette und wieder das gleiche: Temperaturen bis auf 2° C runter, Schneeregen und Nebel. Als wir dann wieder unterhalb der Wolkendecke waren, wurde es wieder besser. Aber leider halt immer noch sehr kalt und nass. Schade, das Cottage liegt direkt am Fjord und bei Sonne wäre der Blick sicher sensationell. Aber gut, wir werden die zwei Tage trotzdem geniessen. Am Cottage dann endlich angekommen – wow, es ist riesig. Und von innen wirklich nett gemacht und komplett ausgestattet. Als wir grillen wollen stellen wir fest das das Gas alle ist – verdammt. Aber das war kein Problem – wir haben kurz die Vermieter angerufen, die im Ort wohnen. Innerhalb von 10 min hatten wir eine neue Gasflasche und dem Abendessen stand nichts mehr im Weg. So, und während ich gerade getippt habe, hat HP bereits den Abwasch gemacht. Das heisst jetzt ist planschen angesagt. Morgen mehr…